Doch, doch, Bux - aber Historiker blenden ungern den Kontext aus, dass verfälscht die Geschichte und reduziert auf den Schauwert. Genau dies geschieht aber zum Beispiel bei Guido Knopp-Dokus. Du bekommst nur die Greueltaten serviert, die einen Schauwert haben und auf 45min. Laufzeit spannend ausgerollt werden können. Und selbst da wird meist nur die halbe Wahrheit zum besten gegeben.buxtebrawler hat geschrieben: Dieses Knopp-Zeug hab ich mir nie angesehen, höre aber oft Negatives drüber. Worin genau liegen die Kritikpunkte?
War das etwa nicht so?purgatorio hat geschrieben:ach ja: der Kaiser war böse. (...) Zu Hitler und seinen Freunden muss ich ja hoffentlich nichts sagen? - beliebtes Thema, alles furchtbar buh-buh und ein paar Hinrichtungsszenen und Auschwitz-Außenaufnahmen gehen auch immer gut
Historische Dokumentationen sind ja mittlerweile ein viel diskutiertes Thema auch in der Forschung und nur mal ein Beispiel: ein historischer Stoff der glaubhaft zur Debatte gestellt werden soll darf keine musikalische Untermalung aufweisen! Warum? Musik-Bild-Kombinationen lenken, geben indoktrinierend Meinungen und Ansichten vor - Was machst du als Rezipient? Du nimmst das so hin, dass servierte, hübsch aufbereite (am besten noch mit weinenden Augenzeugen) und wunderbar musikalisch untermalte (erinnert sich jemand an den Hubschrauberangriff aus "Apokalypse Now"?) nimmst du als Basis um dir deine Meinung zu bilden, um dich selbst als mündigen, gebildeten und diskussionsfähigen Bürger zu fühlen - nur ist diese Basis bereits die reflektierte, ausgewerte und geformte Meinung eines Anderen (meist Guido)
klar, Gegenargument darf gern sein: die anderen Historiker sind neidisch auf Guido weil der so einen Haufen Kohle mit dem Plunder scheffelt - aber ernsthafte Argumente gegen diese oberflächliche Aufarbeitung der Geschichte gibt es genügend. Das Zielpublikum wird seit Jahren beinahe täglich mit diesem Zeug bombardiert (wie gesagt, auf Hitler ist immer Verlass!) und sind irgendwann der Meinung, dass das so war - wäre es nicht so, würd's nicht ständig im Fernsehen kommen. Ein weiteres Beispiel - besser eine Frage: wieviele Zweite-Weltkriegsdokus fallen dir ein, in denen die Wehrmacht mal ein Kriegsverbrechen begeht? Ich tippe auf keine (maximal eine aus den letzten 3 Jahren). Allein das schreit ja schon nach Geschichtsverfälschung. Nicht dass das Bildmaterial nicht da wäre, es passt aber nicht in die hübsche Geschichte am Dienstagabend - also ist halt heute wieder die SS böse! Passt ja, haben wir immer so gemacht. Vom Gehalt her bewegen wir uns also auf dem selben Niveau wie Herr Boll mit seinem "Auschwitz"-Schmöker, in dem er zu Beginn türkische Hauptschüler nach Hitler fragt um zu beweisen, dass die Jugend diese Zeit vergessen hat, und danach steigt er mit inszenierten Standbildern vom KZ ein, wo die Fahrzeuge folgende Kennzeichen haben: SS-666! Alles klar?