Der Maler Leonardo Ferri (Franco Nero) steckt in einer Schaffenskrise. Seine dominante Frau Flavia (Vanessa Redgrave) kauft ihm auf sein Bitten hin ein großes Landhaus, in dem einst eine wunderschöne Frau starb. Leonardo Ferri stürzt sich sogleich in die Arbeit, doch bald schon glaubt er, dass unheimliche Mächte im
Haus am Werk sind. Dazu entwickelt er eine krankhafte Obsession für das tote Mädchen und wird von Mordvisionen geplagt. Wirklichkeit und Wahn verschmelzen immer mehr…
Statt Gian Maria Volonté spielt in „Das
verfluchte Haus“ Franco Nero – zusammen mit seiner damaligen Ehefrau Vanessa Redgrave – die Hauptrolle. Während die anderen beiden Filme in der Edition eher politisch und nüchtern sind, erinnert „Das
verfluchte Haus“ besonders zu Anfang mit seiner Pop-Art-Ästhetik an Petris bekanntesten Film „Das 10. Opfer“. Ist der Film ein surrealer Trip in das Gehirn eines Wahnsinnigen? Ein Thriller? Oder doch ein Horrorfilm? Denkt man daran, dass Petri auch vor allem ein politischer Regisseur war, mit einer starken linken Überzeugung, so ist aber auch eine andere Denkart möglich. Der Geist der Vergangenheit (DAS große Motiv beim Spukhausfilm), der für Leonardo Ferri zu einer Obsession wird, Wanda, gehörte einerseits zur alten Aristokratie Italiens, und war andererseits auch dem Faschismus nicht abgeneigt. Bilder, die Ferri findet, zeigen sie eindeutig beim faschistischen Gruß, auch hat sie eine Affäre mit einem deutschen Soldaten. Steht Wanda damit nicht für die Verführung der einfachen Leute (jeder im Dorf scheint von ihr fasziniert gewesen zu sein und sexuellen Kontakt gehabt zu haben) durch den Faschismus und den Geist, der heute noch aus der Vergangenheit hinaus in die Gegenwart greift und von dort aus eine ungesunde Faszination entwickelt, der auch die künstlerische Elite – hier repräsentiert durch den Maler Ferri – erliegt?
Und ist die tüchtige Geschäftsfrau Flavia nicht ein Musterbeispiel für den verderbenden Kapitalismus, der den Künstler korrumpiert und letztendlich auf eine geist- und willenslose, Kunst produzierende Maschine (ähnlich Lulù Massa in „Die Arbeiterklasse kommt ins Paradies“) reduziert? Ist also Ferri, wie Petri selber, ein stark linker Künstler (immerhin ist er fasziniert von der Farbe Rot und lässt die Bäume vor seinem
Haus in dieser Farbe anstreichen), der zwischen den alten Kräften des Faschismus und den neuen des Kapitalismus aufgerieben und schließlich in den Wahnsinn getrieben wird? Der nur glaubt, träumt, sich auflehnen zu können und doch nur verlieren kann? Sieht sich Petri in Ferri verkörpert, in einem sinnlosen Kampf gegen Kräfte, die ihn in eine Filmmaschine verwandeln wollen? Diese Lesart ist ebenso möglich, wie das Erleben des Filmes als Geistergeschichte oder eben die Ausgeburt eines fiebrigen Hirns auf dem Weg in den Irrsinn. Begleitet wird dies von einem kongenialen, sehr avantgardistischen Soundtrack, auf dem Ennio Morricone Ton- und Geräuschkollagen aneinanderreiht, dass einem fast schon die Ohren bluten. Ein faszinierender Film, der sich einem erst bei mehrmaligem Sehen erschließt und immer wieder neue Deutungsmöglichkeiten zulässt.
Screenshots:
http://www.filmforum-bremen.de/2012/12/ ... i-edition/