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Originaltitel: Gebissen wird nur nachts - Happening der Vampire
Herstellungsland: Deutschland / 1970
Regie: Freddie Francis
Darsteller: Pia Degermark, Thomas Hunter, Yvor Murillo, Ingrid van Bergen, Joachim Kemmer, Oskar Wegrostek, Lyvia Bauer, Daria Damar, Michael Janisch, Toni Wagner, Raoul Retzer, Kay Williams u. A.
Betty Williams, ein Hollywoodstar bereist das ferne Transylvanien um ihr Erbe als Baroness anzutreten, wodurch sie auch die glückliche Besitzerin einer grossen Burg mit Folterkammer mitsamt vertrotteltem Diener Josef wird. Doch eines Tages öffnet sie verbotenerweise das Grab ihrer Urgroßmutter Clarimonde, die als Hexenvampiristin Geschichte gemacht haben soll. Obwohl sie seit Jahrhunderten tot ist, hat keinerlei Verwesung bei ihr eingesetzt und dummerweise geht sie seit der Öffnung wieder als Blutsaugerin im Schloss umher.
Der britische Genrefilmer Freddie Francis („Geschichten aus der Gruft“), der sich einen Namen mit Arbeiten für die vornehmlich für ihre Horrorfilme populären Produktionsschmieden „Hammer“, „Amicus“ und „Tyburn“ machte, drehte mit „Gebissen wird nur nachts“ alias „Happening der Vampire“ in deutscher Produktion eine leichtfüßige Horror-/Erotik-Komödie, die 1970 erschien.
Hollywood-Sternchen Betty Williams (Pia Degermark, „Krieg im Spiegel“) wird nach dem Dahinscheiden ihres ihr unbekannten Onkels nicht nur unverhofft Erbin eines transsilvanischen Schlosses, sondern als letzte lebende Verwandte zudem zur Baroness, der Nachfolgerin ihrer Urgroßmutter Clarimonde (Pia Degermark). Dieser sagte man vampiristische Umtriebe nach, weshalb sich der mitgeerbte Diener Josef (Yvor Murillo, „Marie“) verbittet, dass Clarimondes Sarg in den düsteren Gewölben geöffnet wird. Betty schlägt die Warnungen in den Wind und muss zu ihrer Überraschung feststellen, dass Clarimondes Leiche verdammt gut erhalten ist und ihr zum Verwechseln ähnlich sieht. Es kommt, wie es kommen muss: Clarimonde erwacht zu neuem Tatendrang und beißt sich nächtens durch die Landbevölkerung. Betty verliebt sich derweil in den jungen Lehrer Jens Larsen (Thomas Hunter, „Die Killer der Apocalypse“), an dem auch Clarimonde ein gewisses Interesse hegt – es liegt eben in der Familie. Clarimonde schmeißt schließlich eine rauschende orgiastische Party, zu der sogar Graf Dracula (Ferdy Mayne, „Tanz der Vampire“) persönlich erscheint, während Betty noch immer nichts vom Vampirfluch ahnt. Gibt es eine Rettung für sie?
„Vernascht euch, bevor’s jemand and’rer tut!“
Unschwer von Roman Polanskis „Tanz der Vampire“ inspiriert (sogar Ferdy Mayne ist mit von der Partie), entpuppt sich „ Gebissen wird nur nachts“ als hübsch im Gothic-Schick ausgestattete, bunte, vergnügte und unbeschwerte Komödie, die neben der bekannten Vampir-Thematik auf Verwechslungskomik, reichlich schlüpfrige Sprüche, etwas Wortwitz und ein wenig Slapstick sowie auf einen hohen Erotikfaktor setzt. Die Dänin Pia Degermark ist in ihrer Doppelrolle nicht nur zeigefreudig, sondern in ihrer naiven Art auch verdammt niedlich anzuschauen und der Vampir-Gothic-Look steht ihr ebenfalls ausgezeichnet. Der Weg zur finalen Party ist gespickt mit den Fetischbereich streifenden Visionen Bettys von nackten Mädels in der schlosseigenen Folterkammer, spielerischer Kritik am verklemmten doppelmoralistischen Klerus, der durch notgeile Mönche und ständige freud’sche Versprecher auffällt, und einem jazzigen Bläser-Score, der prima zum beschwingten Treiben passt. Auf der großangelegten Party, die sich immer mehr in Richtung Orgie entwickelt, gibt’s dann auch reichlich nackte Haut anderer Darstellerinnen zu sehen; die damals noch relativ neue Freizügigkeit im Filmwesen wird voll ausgekostet. Eine Art Running Gag ist der ständige Wechsel der Haarfarben sowohl Bettys als auch Clarimondes, der in Bezug auf die Ähnlichkeit beider Charaktere zusätzliche Verwirrung stiftet und von mir als spaßiger Seitenhieb auf Frauen und ihren Frisurtick aufgefasst wurde.
Natürlich ist „Gebissen wird nur nachts“ reichlich albern und arm an Spannung, verfügt jedoch über einen nicht zu unterschätzenden Wohlfühlfaktor nicht nur aufgrund manch gelungener Gags und der attraktiven, sympathischen Hauptdarstellerin, sondern gerade auch wegen der wunderbar unbekümmerten und damit entwaffnenden Verquickung von Vampirhorror und Sex-Klamotte, die Regisseur Francis aus dem Effeff beherrscht. Schade, dass Degermark danach keine Filme mehr drehte.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Vorsicht, die deutsche Laser-Paradise-DVD ist leider unvollständig. Die OFDb besagt: "Die Fassung ist gegenüber dem Video von 'Silwa' leider um 25 Sekunden gekürzt (in drei kurzen Schnitten werden uns Pia Degermarks nackte Brüste vorenthalten)."
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
buxtebrawler hat geschrieben: ↑Mo 27. Jan 2014, 14:28
Vorsicht, die deutsche Laser-Paradise-DVD ist leider unvollständig. Die OFDb besagt: "Die Fassung ist gegenüber dem Video von 'Silwa' leider um 25 Sekunden gekürzt (in drei kurzen Schnitten werden uns Pia Degermarks nackte Brüste vorenthalten)."
Man kauft ja auch nicht im Laser-Paradies!
Dank des Buxens Hilfestellung habe ich den Film nun auch sehen können, der für Adrian Hovens Aquila Film auf der österreichischen Burg Kreuzenstein entstand. Ging mir anfangs der Humor doch ziemlich auf den Senkel, so schafft es der Film dann doch, den Zuschauer für sich einzunehmen. Die Doppelrolle für Pia Degermark als Hollywood-Aktrice Betty und als deren vampiristische Urgroßmutter Clarimonde passt, zeigt sich letztere doch auf dem traditionellen Porträtgemälde, welches an prominenter Stelle im Schloss hängt, ganz untraditionell nackt. Shocking Transylvania! Nachdem Clarimonde erweckt wurde und Betty sich in den Lehrer Jens Larsen verguckt hat, weiß der schon bald nicht mehr, ob er nun mit Betty oder ihrer Uroma rummacht, der wir im übrigen die Erfindung des Goth-Outfits verdanken. Auf Schloß Ochsenstein findet dann eine große Vampirparty statt, zu der Graf Christopher Dracula (Ferdy Mayne!) im Helikopter mit Fledermaus-Symbol eingeflogen wird, und die sich etwas anders als bei Polanski entwickelt. Die sexuelle Revolution anno 1970 kommt nämlich bei Vampirens prächtig an, und die Feier nimmt eher den Verlauf einer Orgie an.
Ich hätte schon ein Problem damit, zu behaupten, dass es sich um einen guten Film handele, interessant freilich ist er allemal. Ein Kind seiner Zeit, ein guilty pleasure, dass wohl schon zwei Jahre später so nicht mehr entstanden wäre.
Tatsächlich eine der witzigsten Erotikkomödien aus den 70ern - schade, dass es bisher nur eine zensierte deutsche DVD gibt, da die deutsche Synchro das Ganze nochmal zusätzlich veredelt.
Hier wäre eine neue Veröffentlichung wirklich eine schöne Sache…