Dolores - Taylor Hackford (1995)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Dolores - Taylor Hackford (1995)

Beitrag von jogiwan »

Dolores

Bild

Originaltitel: Dolores Claiborne

Herstellungsland: USA / 1995

Regie: Taylor Hackford

Darsteller: Kathy Bates, Jennifer Jason Leigh, Judy Parfitt, Christopher Plummer

Story:

Die erfolgreiche New Yorker Journalistin Selena ist gerade einer großen Story auf der Spur, als sie in ihrem Büro per Fax den Artikel einer Bezirkszeitung erhält, in dem berichtet wird, dass ihre Mutter Dolores unter Mordverdacht steht. Diese soll versucht haben, die zänkische Arbeitgeberin und Millionärin Vera zu ermorden und obwohl Selena seit Jahrzehnten nahezu keinen Kontakt zu ihrer Mutter gehabt hat, reist sie nach Maine um ihrer Mutter, von deren Schuld sie überzeugt ist, in diesen schweren Stunden beizustehen. In ihrer ehemaligen Heimatstadt wird die psychisch labile und dem Trinken zugeneigte Selena aber auch wieder mit unliebsamen Erinnerungen aus ihrer Jugend konfrontiert und während sich die beiden unterschiedlichen Frauen versuchen miteinander auszukommen und langsam annähern, versucht Selena die Beweggründe ihrer Mutter zu verstehen und muss sich so auch den Geistern der eigenen Vergangenheit stellen…
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jogiwan
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Re: Dolores - Taylor Hackford (1995)

Beitrag von jogiwan »

Solides Drama über ein sehr gespanntes Mutter-Tochter-Verhältnis, welches auch die Lebensgeschichte einer einfachen Frau zeichnet, die trotz allerlei Widrigkeiten immer ihren Weg zu gehen wusste und auf einer Vorlage von Stephen King basiert. Statt Horror oder fantastische Elemente stehen in „Dolores“ aber ein Mordversuch und tragische Figuren am Anfang des Films, der danach auf recht hübsche Weise mehrere Zeitebenen miteinander verknüpft und dem Zuschauer häppchenweise schicksalhafte Ereignisse aus dem Leben der beiden Frauen präsentiert. Erwartungsgemäß bietet sich dem Zuschauer mit zunehmender Laufzeit auch ein anderes Bild der ganzen Vorgänge und dennoch schafft Regisseur Taylor Hackford auf knapp zwei Stunden einen hübschen Spannungsbogen und stets das Interesse des Zuschauers an seinen Figuren zu wahren. „Dolores“ funzt meines Erachtens jedenfalls ganz gut, selbst wenn man die Geschichte schon kennt, was auch den beiden Hauptdarstellerinnen Kathy Bates und Jennifer Jason Leigh zu verdanken ist, die ihren Figuren entsprechendes Leben einhauchen, auch wenn mir persönlich bei der Figur der äußerlich tougen und innerlich labilen Journalistin doch etwas zu dick aufgetragen wurde. Aber das sind subjektive Empfindungen an einem interessanten und guten Film, der schon wie „Die Verurteilten“ eine andere Seite von Stephen King präsentiert und statt irgendwelcher Effekte und plakativer Mätzchen auch seine tragischen Figuren bzw. zwei großartige Schauspielerinnen ins Zentrum seines Geschehens stellt.
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buxtebrawler
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Re: Dolores - Taylor Hackford (1995)

Beitrag von buxtebrawler »

„Dolores“ ist eine der Stephen-King-Verfilmungen, denen eine Geschichte ganz ohne übersinnliche Elemente zugrunde liegt. Es handelt sich somit um keinen Horror- oder Science-Fiction-Film, sondern um ein spannendes, sensibles Drama, bei dem Taylor Hackford („Im Auftrag des Teufels“) die Regie führte und dessen Hauptrollen mit Kathy Bates als Dolores und Jennifer Jason Leigh als deren Tochter Selena hochkarätig besetzt wurden. Die Literaturvorlage ist mir allerdings unbekannt, etwaige Vergleiche erübrigen sich somit.

In der Geschichte steckt eine ganze Menge interessanter Themen: Gesetz und Gerechtigkeit, Mutterliebe/Mutter-Kind-Beziehungen, Kindesmissbrauch, Frauenfeindlichkeit, Gewalt, Sterbehilfe, Klassengesellschaft (arm/reich) etc. Und es ist tatsächlich gelungen, all dies in eine fesselnde Handlung zu betten, die dem Zuschauer nach und nach vor allem durch Rückblenden den Charakter der Dolores Claiborne näher bringt und Verständnis für ihr Leben, für ihre widerspenstige Attitüde und für das, was ihr vorgeworfen wird, weckt. Das liegt auch zu einem Großteil im grandiosen Schauspiel Kathy Bates’ („Misery“) begründet, die ihre Rolle eindrucksvoll, emotional und klischeelos verkörpert. Ihre Filmtochter Selena wird ebenfalls sehr glaubwürdig von Jennifer Jason Leigh gespielt, der man die traumatisierte junge Frau, die nie so 100%ig im Leben Fuß gefasst hat, durchaus abnimmt. Dabei wirkt sie trotzdem sympathisch, aufgeweckt, frech und intelligent; fast schon ein Plädoyer für „Problemkinder“ oder wie auch immer man es nennen mag. Sehr angenehm wirkt sich im Falle der beiden Hauptdarstellerinnen auch der weitestgehende Verzicht auf Plakativität und Klischees aus, was man zugegebenermaßen von den übrigen Rollen nicht immer behaupten kann – aber irgendwie muss die Geschichte ja auch in Gang kommen. So entsteht der Eindruck zweier kämpferischer Frauen unterschiedlicher Generationen, die sich eines kalten, bedrohlichen Umfelds erwehren müssen.

Dieser Eindruck wird verstärkt von der tristen, matten Farbgebung des Films, die sich in den Rückblenden in deren kunterbuntes Gegenteil verkehrt. Höhepunkt dieser Stilmittel ist mit Sicherheit die Tötungsszene im artifiziell wirkenden Ambiente einer sich anbahnenden Sonnenfinsternis – vielleicht der ausdrucksstärkste Moment des Films.

Nicht unbedingt gebraucht hätte es – zumindest in diesen Ausmaßen – den Elfman-Soundtrack mit all seinen sentimentalen Streichern und Klaviergeklimpere. Etwas Mut zur Abwechslung hätte den begleitmusikalischen Teil bestimmt aufgewertet. Auch fühlte ich mich vom Ende etwas überrumpelt, als Selena ihre Mutter in einer Mordsgeschwindigkeit und mit ungeahnten Fähigkeiten verteidigt. Die Wandlung Selenas Charakters erschien mir dann doch etwas plötzlich und ihr Auftreten, das jedem Staranwalt zur Ehre gereichen würde, will nicht so recht zu ihr passen, soll aber vermutlich schlicht den Neuanfang verdeutlichen, ihre persönliche Katharsis (oder so).

Diese Kritikpunkte jedoch ändern nichts daran, dass „Dolores“ ein in jeder Hinsicht sehenswerter Spielfilm ist, der sich eindrucksvoll gegen Vorverurteilungen und eine allzu „blinde“ Justiz, die von Umständen, die Menschen zu (vermeintlichen?) Tätern machen, nichts wissen will, wendet und darüber hinaus noch manch weiteren evtl. nachdenklich stimmenden Aspekt zu bieten hat.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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CamperVan.Helsing
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Re: Dolores - Taylor Hackford (1995)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Ich hab den ja damals im Kino gesehen, kann mich aber an fast nichts mehr erinnern.
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Blap
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Re: Dolores - Taylor Hackford (1995)

Beitrag von Blap »

Seltsamerweise ist mir der Streifen stets durch die Lappen gegangen, dann irgendwann in Vergessenheit geraten und von der langen Liste verschwunden. Glücklicherweise hat die Blapfrau™ diesen feinen Fim in ihrer Sammlung und nötigte mich zur Sichtung.

Ganz großes Kino, anschauen und genießen! Vor allem Jennifer Jason Leigh hat mich -einmal mehr- sehr beeindruckt, ich verneige mich vor dieser Leistung!

:thup:
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jogiwan
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Re: Dolores - Taylor Hackford (1995)

Beitrag von jogiwan »

jogiwan hat geschrieben: Do 22. Dez 2016, 07:36 Solides Drama über ein sehr gespanntes Mutter-Tochter-Verhältnis, welches auch die Lebensgeschichte einer einfachen Frau zeichnet, die trotz allerlei Widrigkeiten immer ihren Weg zu gehen wusste und auf einer Vorlage von Stephen King basiert. Statt Horror oder fantastische Elemente stehen in „Dolores“ aber ein Mordversuch und tragische Figuren am Anfang des Films, der danach auf recht hübsche Weise mehrere Zeitebenen miteinander verknüpft und dem Zuschauer häppchenweise schicksalhafte Ereignisse aus dem Leben der beiden Frauen präsentiert. Erwartungsgemäß bietet sich dem Zuschauer mit zunehmender Laufzeit auch ein anderes Bild der ganzen Vorgänge und dennoch schafft Regisseur Taylor Hackford auf knapp zwei Stunden einen hübschen Spannungsbogen und stets das Interesse des Zuschauers an seinen Figuren zu wahren. „Dolores“ funzt meines Erachtens jedenfalls ganz gut, selbst wenn man die Geschichte schon kennt, was auch den beiden Hauptdarstellerinnen Kathy Bates und Jennifer Jason Leigh zu verdanken ist, die ihren Figuren entsprechendes Leben einhauchen, auch wenn mir persönlich bei der Figur der äußerlich tougen und innerlich labilen Journalistin doch etwas zu dick aufgetragen wurde. Aber das sind subjektive Empfindungen an einem interessanten und guten Film, der schon wie „Die Verurteilten“ eine andere Seite von Stephen King präsentiert und statt irgendwelcher Effekte und plakativer Mätzchen auch seine tragischen Figuren bzw. zwei großartige Schauspielerinnen ins Zentrum seines Geschehens stellt.
Ja, eigentlich ganz toller Film über Themen wie Schuld, Verdrängung und Verantwortung, der eindrucksvoll beweist, dass Stephen King nicht nur Männergeschichten schreibt, sondern sich durchaus auch in holde Weiblichkeit versetzen kann. Irgendwie auch eine sehr wohltuende Abwechslung im King-Kosmos, die den Autor nach dem eher etwas dröge ausgefallenen Männermärchen "The Green Mile" auch eine eher andere Facette von Stephen King zeigt. Auch hier wird mitunter auf die Tränendrüse gedrückt, nur gänzlich ohne Pathos, starken Glauben und auch ohne Wunder, die die Schicksalsschläge des Lebens begleiten - für die sorgen die Mädels dann schon selber. Und recht haben sie!
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Blap
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Re: Dolores - Taylor Hackford (1995)

Beitrag von Blap »

Vor einigen Wochen erneut geschaut. Das ist schon ganz großes Kino. :thup: :thup: :thup:
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