Paganini - Klaus Kinski (1989)
Moderator: jogiwan
Paganini - Klaus Kinski (1989)
Originaltitel: Paganini
Herstellungsland: Italien, Frankreich
Erscheinungsjahr: 1989
Regie: Klaus Kinski
Darsteller: Klaus Kinski, Beba Balteano, Bernard Blier, Deborah Caprioglio, Dalila Di Lazzaro, Eva Grimaldi,
Nikolai Kinski, Marcel Marceau, Donatella Rettore, André Thorent...
Inhalt:
1834: Der Geigenvirtuose Nicolò Paganini gibt in Parma ein spektakuläres Konzert.
Es ist kein gewöhnliches Violinkonzert; der Teufelsgeiger selbst gibt es zum Besten. Sein Spiel versetzt die Zuschauer in Verzückung, seine Musik wird zum Rausch, zur Droge. Paganini selbst durchlebt während des ekstatischen Spiels verschiedene Episoden seines Lebens.
Ein Ausnahmekünstler auf dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn...
Quelle: OFDb
Fazit:
Ich hab mich ja lange nicht an Kinski's letztes Werk rangewagt, nun aber doch....
Zugegeben, etwas eigenwillig ist Paganini schon, denn er hat keine richtige Erzählstrucktur, statt einem roten Faden zu folgen, wechseln sich Gegenwart und Rückblenden ab und es werden Ereignisse schon im Voraus angeschnitten.
Man sollte sich vor Sichtung wenigstens mal auf Wikipedia grob in das Leben von Paganini einlesen, sonst versteht man mal garnix!
Ich hab mir nicht die Kinofassung angesehen, sondern die 108 Minuten lange Fassung so wie Kinski sie geplant hatte...
Also in den ersten 45 Minuten kriegt man eigentlich nur wildes Rumgevögel zu sehen, gut das hatte auch was!
Danach beginnt nun die eigentliche Handlung, die das Leben von Paganini gewesen sein soll, wenn man nun in groben Zügen bescheid weiß, dann kann man der Handlung schon einigermaßen folgen, ansonsten kriegt man halt nette Bilder geboten...
Eins muss man Kinski lassen, er hat einen untrüglichen Blick für gute Kameraeinstellungen, die eingefangenen Bilder sind wirklich atemberaubend schön und verleihen dem Film einen irrealen und traumhaften Charakter.
Kinski spielt sich hier die Seele aus dem Leib, ganz wie man es von ihm gewohnt ist und doch wirkt er nicht wie der Kinski den man sonst kennt.
Der Rest der Darsteller ist ebenfalls gut gewählt, hervorzuheben wäre da noch die Leistung von Kinskis Sohn Nikolai, der für sein Alter wirklich großartiges geleistet hat, wie ich finde.
Negativ aufgestoßen ist mir, das hier ner Ziege ganz fies die Kehle durchgeschnitten wird, das wär wirklich nicht nötig gewesen, Kinski Du A....!!
Als Meisterwerk würde ich diesen Film nicht bezeichen wollen, ich muss ihn mir auch so schnell nicht nochmal geben, aber ich muss gestehen er hat schon einen nicht zu verachtenden Eindruck auf mich gemacht, der kann was!!
Die Specials, das Making Off und die Outtakes, fand ich fast noch ne Ecke besser als den Film.
7/10
- Die Kroete
- Beiträge: 1254
- Registriert: So 2. Okt 2011, 11:08
Re: Paganini - Klaus Kinski
Bedauerlicherweise ist der Film bisher nicht mit einer deutschen Synchro versehen worden
Ein Frevel schon deshalb, weil der Meister eigenhändig, ein Drehbuch dazu verfasst hatte
Ein Frevel schon deshalb, weil der Meister eigenhändig, ein Drehbuch dazu verfasst hatte
Re: Paganini - Klaus Kinski
Kaum eine Person wird in der Welt der Genre-Fans so verklärt wahrgenommen wie Klaus Kinski und während er auf der einen Seite sicherlich ein begnadeter Schauspieler war, so war er auf der andererseits auch eine sehr tragische und ambivalente Figur, deren Lack in den letzten Jahren weitere Schrammen abbekommen hat. Nichts repräsentiert dieses eigentlich besser als seine Regiearbeit aus dem Jahr 1989, die in einer Mischung aus Größenwahn und Realitätsverzerrung entstanden ist und mit der er als Regisseur leider auch gnadenlos gescheitert ist. Kinski inszeniert Paganini bzw. sich selbst als liebenden Vater, großen Popstar und hemmungslosen Egozentriker dem die Frauen reihenweise zu Füßen liegen und in der er sich auch allen anderen Figuren als überlegen positioniert, ohne zu merken, dass auch hier innere und äußere Wahrnehmung schon lange nicht mehr zusammenpassten. Es hat auch einen Grund, warum sich Kinski in späteren Jahren nur noch mit ganz jungen Geliebten umgab, die wohl noch als einzige seine Launen auf Dauer akzeptierten. Leider entpuppt sich auch die "Versione Originale" von „Paganini“ als nahezu unschaubares und wirr wirkendes Sammelsurium aus unterschiedlichsten Momentaufnahmen, die scheinbar willkürlich und ohne weitere Erklärungen durchgehend mit anstrengenden Violinen-Solis aneinandergereiht werden und unendlich eitel, jenseitig und selbstverliebt wirken. Auffällig sind dabei das immer wiederkehrende Bild von Pferdekutschen und galoppierenden Pferden, die scheinbar die eigene Getriebenheit symbolisieren und der Versuch sein Publikum aus Angst vor Gleichgültigkeit auf unterschiedlichste Weise zu provozieren. Gebracht hat es letzten Endes wenig und der selbstherrliche und als familiäres Biopic gestaltete "Paganini" wirkt auf mich auch eher wie ein Abgesang als Huldigung und abseits von bereits resigniert erscheinender Selbstbeweihräucherung eher wie ein wenig gehaltvolles Vermächtnis eines Künstlers, der bis zum bitteren Ende seinen Kopf und Willen durchsetzen wollte.
it´s fun to stay at the YMCA!!!
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Re: Paganini - Klaus Kinski (1989)
Gibt es sonst irgendwelche Stimmen zu dem Teil. Im Netz sind ja eher nur verhalten-positive Kommentare von Leuten zu finden, die sich indirekt dann doch als Kinski-Bewunderer zu erkennen geben. Auch untotschi schreibt von schönen Bildern, die ich bei dem Werk allerdings nicht erkennen konnte. Ich stehe Herrn Kinski eher neutral gegenüber und empfand "Paganini" als einen auf sehr niedrigen Niveau gemachten Kostümfilm ohne roten Faden, der kontrovers sein möchte, aber stattdessen langatmig ausgefallen ist und mit ständigen Wiederholungen (Pferdekutsche und laufende Frauen in Zeitlupe) langweilt. Wäre die deutsche Kinofassung gar die bessere Wahl gewesen?
it´s fun to stay at the YMCA!!!
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Re: Paganini - Klaus Kinski (1989)
Hab den Film leider nicht mehr so gut in Erinnerung, aber ich meine, dass er mir sehr konfus vorkam. Nosferatu in Venedig macht da deutlich mehr Spaß, aber wahrscheinlich wollte Kinski den Zuschauern auch keinen Spaß bereiten.
- Salvatore Baccaro
- Beiträge: 3070
- Registriert: Fr 24. Sep 2010, 20:10
Re: Paganini - Klaus Kinski (1989)
Sehr schöne Analyse des Jogis und Zustimmung für die Einschätzung Adalmars.
Bei mir liegt die Sichtung zwar auch schon einige Jahre zurück, aber in meinem Gedächtnis ist PAGANINI ebenfalls als ein Werk gespeichert, das wohl primär der Selbstbeweihräucherung/Selbstüberhöhung des Regisseurs-Autors-Hauptdarstellers dienen sollte, und stattdessen (unbeabsichtigt) dessen Selbstdemontage vollzieht.
Ich erinnere mich an ein diffuses Netz aus langatmigen Kutschfahrten, ebenso langatmigen Sexzenen und Kinski wie er in immerhin hübsch photographierten Bildern durch italienische Altstädte wandelt. Nicht mal, dass ich damals, da ein guter Freund von mir Musikwissenschaftler/Geschichtswissenschaftler ist, recht fundiert in Paganinis Leben und Oeuvre eingeführt wurde, konnte mir das Spektakel inhaltlich ansatzweise erschließen.
Die bessere Wahl, neben FITZCARRALDO, bleibt: Luigi Cozzis PAGANINI HORROR mit Kinskis damaliger Gespielin Debora Caprioglio...
Bei mir liegt die Sichtung zwar auch schon einige Jahre zurück, aber in meinem Gedächtnis ist PAGANINI ebenfalls als ein Werk gespeichert, das wohl primär der Selbstbeweihräucherung/Selbstüberhöhung des Regisseurs-Autors-Hauptdarstellers dienen sollte, und stattdessen (unbeabsichtigt) dessen Selbstdemontage vollzieht.
Ich erinnere mich an ein diffuses Netz aus langatmigen Kutschfahrten, ebenso langatmigen Sexzenen und Kinski wie er in immerhin hübsch photographierten Bildern durch italienische Altstädte wandelt. Nicht mal, dass ich damals, da ein guter Freund von mir Musikwissenschaftler/Geschichtswissenschaftler ist, recht fundiert in Paganinis Leben und Oeuvre eingeführt wurde, konnte mir das Spektakel inhaltlich ansatzweise erschließen.
Die bessere Wahl, neben FITZCARRALDO, bleibt: Luigi Cozzis PAGANINI HORROR mit Kinskis damaliger Gespielin Debora Caprioglio...
- karlAbundzu
- Beiträge: 9477
- Registriert: Fr 2. Nov 2012, 20:28
- Kontaktdaten:
Re: Paganini - Klaus Kinski (1989)
Ich weiß noch, wie ich bei einer Kinoaufführung anlässlich der DVD-Ausgabe dabei war. Inklusive Einführung eines Kinski-Enthusiasten, der auch das Presse-Heft, in diesem Fall fast ein Presse-Buch inklusive der wohl vollständigsten Filmografie Kinskis, fertigstellte.
Ich erinner mich an einen guten Filmrausch, klar keine Story, viel Pornographie, aber in meinen Augen und in den Gesprächen danach ging es tatsächlich auch darum, dass Kinski hier genau den Bruch seines vorherigen Lebens: Wild, frauenverbrauchend, egomanisch zu einem zurückgezogenen Vater und Besserung gelobener (dabei auch immer noch stark egozentriert), und wie die beidne Selbstsichtweisen sich gegenseitig beeinflussen. Also seinem zweiten Buch gar nicht unähnlich nur anders konsumierbar.
Ich erinner mich an einen guten Filmrausch, klar keine Story, viel Pornographie, aber in meinen Augen und in den Gesprächen danach ging es tatsächlich auch darum, dass Kinski hier genau den Bruch seines vorherigen Lebens: Wild, frauenverbrauchend, egomanisch zu einem zurückgezogenen Vater und Besserung gelobener (dabei auch immer noch stark egozentriert), und wie die beidne Selbstsichtweisen sich gegenseitig beeinflussen. Also seinem zweiten Buch gar nicht unähnlich nur anders konsumierbar.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Re: Paganini - Klaus Kinski
Auch nach der zweiten Sichtung der "Versione Originale" bleib ich leider dabei, dass "Paganini" kein sonderlich prickelnder Film geworden ist. Wenn man nicht gerade auf Kutschenfahrten, Zeitlupen-Sequenzen und Kostüm-Fickificki und enervierende Violinen-Musik steht, dann wird "Kinski" mit seinem nicht vorhandenen Handlungsbogen doch rasch zur Geduldsprobe. Seinen Sohn Nikolai hat Kinski wohl vergöttert, seine anderen Kinder haben es da schlechter erwischt. Alles wird vermischt zu einem 90minütigen Musikvideo, bei dem Kinski auch keine Widerworte duldete. Den Rest kann man ja bereits im obigen Text lesen. Bissl Venedig gibt es ja auch, was bei der mangelhaften Ausleuchtung der ganzen Sause aber kaum zur Geltung kommt. Vielleicht schaff ich ja eines Tages noch die 15 Minuten kürzere Kinofassung. Aber das kann warten...jogiwan hat geschrieben: ↑Di 19. Sep 2017, 07:26 Kaum eine Person wird in der Welt der Genre-Fans so verklärt wahrgenommen wie Klaus Kinski und während er auf der einen Seite sicherlich ein begnadeter Schauspieler war, so war er auf der andererseits auch eine sehr tragische und ambivalente Figur, deren Lack in den letzten Jahren weitere Schrammen abbekommen hat. Nichts repräsentiert dieses eigentlich besser als seine Regiearbeit aus dem Jahr 1989, die in einer Mischung aus Größenwahn und Realitätsverzerrung entstanden ist und mit der er als Regisseur leider auch gnadenlos gescheitert ist. Kinski inszeniert Paganini bzw. sich selbst als liebenden Vater, großen Popstar und hemmungslosen Egozentriker dem die Frauen reihenweise zu Füßen liegen und in der er sich auch allen anderen Figuren als überlegen positioniert, ohne zu merken, dass auch hier innere und äußere Wahrnehmung schon lange nicht mehr zusammenpassten. Es hat auch einen Grund, warum sich Kinski in späteren Jahren nur noch mit ganz jungen Geliebten umgab, die wohl noch als einzige seine Launen auf Dauer akzeptierten. Leider entpuppt sich auch die "Versione Originale" von „Paganini“ als nahezu unschaubares und wirr wirkendes Sammelsurium aus unterschiedlichsten Momentaufnahmen, die scheinbar willkürlich und ohne weitere Erklärungen durchgehend mit anstrengenden Violinen-Solis aneinandergereiht werden und unendlich eitel, jenseitig und selbstverliebt wirken. Auffällig sind dabei das immer wiederkehrende Bild von Pferdekutschen und galoppierenden Pferden, die scheinbar die eigene Getriebenheit symbolisieren und der Versuch sein Publikum aus Angst vor Gleichgültigkeit auf unterschiedlichste Weise zu provozieren. Gebracht hat es letzten Endes wenig und der selbstherrliche und als familiäres Biopic gestaltete "Paganini" wirkt auf mich auch eher wie ein Abgesang als Huldigung und abseits von bereits resigniert erscheinender Selbstbeweihräucherung eher wie ein wenig gehaltvolles Vermächtnis eines Künstlers, der bis zum bitteren Ende seinen Kopf und Willen durchsetzen wollte.
it´s fun to stay at the YMCA!!!
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)