Was habt ihr auf Konzerten so erlebt?

[Maulwurf]

Die Neubauten habe ich so um 1986 rum im Goldenen Saal in Nürnberg gesehen. Der Goldene Saal liegt auf dem früheren Reichsparteitagsgelände, genau unter der Kanzel vom Gröfaz, und war der Aufmarschsaal der SS. Da durften nicht mal Touristen rein - Aber die Neubauten haben es geschafft dort aufzutreten. Das Album zur Tour war Halber Mensch, und in der Zeit fingen zumindest bei uns viele Schicki-Mickis an, auf die Neubauten zu stehen. Der erste Song vom Set war Der Tod ist ein Dandy in einer 20-Minuten-Fassung mit den Lautstärkeregelern komplett oben. Danach war die Halle halb leer, nur noch die Fans waren da, die Lautstärke ging runter, und es war ein megageiles Konzert ...

[FarfallaInsanguinata]

Super-Fred, da fiele mir sicher so einiges ein, wenn ich nachdenke.

Erstes Schlaglicht ...
20. April 1984, AJZ (=Arbeiter Jugend Zentrum) Bielefeld, Bands habe ich aktuell nicht präsent.
Aber wir wurden dank des unvorteilhaften Datums ("Führer-Geburtstag", wer es noch nicht kapiert hat) von Nazis überfallen, die sich in einer Kneipe zwei Ecken weiter zusammengerottet hatten. Gab etwas Rumgerenne auf der Straße und gegenseitige Waffenpräsentation, aber keine explizite Auseinandersetzung. Interessant daran war auch, wie Nazis als ehemalige Punks entlarvt wurden und andererseits Skins auf unserer Seite standen, was mich sehr früh in dem Urteil bestärkt hat, dass die Haarlänge nichts über die Verlässlichkeit aussagt.
Generell waren die Punk- und Skin-Konzerte der 80er sehr Gewalt-durchsetzt und Stress eher der Alltag als die Ausnahme, aber das ist sicherlich nicht die Intention dieses Freds. Da versuche ich lieber, mich an freundliche Ereignisse zu erinnern.

[sid.vicious]

Die Neubauten habe ich so um 1986 rum im Goldenen Saal in Nürnberg gesehen. Der Goldene Saal liegt auf dem früheren Reichsparteitagsgelände, genau unter der Kanzel vom Gröfaz, und war der Aufmarschsaal der SS. Da durften nicht mal Touristen rein - Aber die Neubauten haben es geschafft dort aufzutreten. Das Album zur Tour war Halber Mensch, und in der Zeit fingen zumindest bei uns viele Schicki-Mickis an, auf die Neubauten zu stehen. Der erste Song vom Set war Der Tod ist ein Dandy in einer 20-Minuten-Fassung mit den Lautstärkeregelern komplett oben. Danach war die Halle halb leer, nur noch die Fans waren da, die Lautstärke ging runter, und es war ein megageiles Konzert ...

Ich habe die NEUBAUTEN ca. 1984 in der Zeche Bochum gesehen. Da meinte jemand fleißig mit Tränengas sprühen zu müssen, was zugleich eines der ganz unangenehmen Konzerterlebnisse reflektiert. Ansonsten war es richtig geil. Die NEUBAUTEN waren auf dem Sprung groß zu werden. ENGEL DER VERNICHTUNG lief zumindest schon bei "Formel 1".

[Arkadin]

Blues-Club im Meisenfrei.

Zu Gast war eine schwedische Hardrock-Kapelle (Name vergessen) auf Europa-Tournee. Trotz freiem Eintritt waren fünf Leute da. Mein Kumpel und ich, sowie drei ältere Gäste, die aussahen, als ob die da eh jeden Tag rumhockten. Die Band nahm es gelassen. Gab alles, inklusive Show mit auf die Tische steigen. Zugabe gab es aber keine. Uns war die ganze Situation irgendwie peinlich, und die Band tat uns auch tierisch leid tat. Als dann der Hut rumging haben wir auch etwas tiefer in die Tasche gegriffen als sonst.

[CamperVan.Helsing]

Nicht wirklich ein Konzerterlebnis, aber ein Erlebnis, das ich Ende der 90er mit einem Mitglied einer Band hatte, die ich Ende der 90er/Anfang der 00er-Jahre wiederholt live gesehen habe. Die Band war/ist Tocotronic, die ich 1995 oder 96 in Rendsburg zum ersten Mal sah. Ich sehe noch während des Auftritts der Vorgruppe Schlagzeuger Arne Zank mit einer Thermoskanne durch den Saal schlendern.

Ein paar Jahre später: Nach einer Filmbörse in der Hamburger Uni-Mensa war ich danach im Shop von Venal Virulent Video, der sich damals auch noch im Grindelviertel befand. Damals war recht frisch die ungeschnittene VHS von "Unsane" (= Argentos "Tenebrae") von Dragon erschienen. Ich guck mal, guck mal da, kann mich nicht entscheiden.

Dann: Die Tür des Souterrain-Ladens geht auf. Dirk von Lowtzow kommt rein, geht rasch und zielsicher zu einem Regal, greift sich die letzte vorhandene "Unsane"-Kassette, geht zum Tresen, zahlt und ist raus.

Und ich stand da, verärgert über meine Unentschlossenheit, die mich (vorerst) um diesen Film gebracht hatte. Und völlig perplex darüber, dass mir nicht irgendein Honk, sondern Dirk von Lowtzow zuvor gekommen war.

[karlAbundzu]

Die Neubauten auch recht häufig gesehen. Im Schlachthof war ich bei den Konzert nicht, ein paar Jahre früher, auf der Fünf auf der nach oben Tour wohl oder Halber Mensch, dann auf der Haus der Lüge Tour im Modernes. Arkschis Erlebnis muss auf der Silence is sexy - Tour gewesen sein, da wollten sie ja, siehe Titel, eher leise sein.
Beim ersten im Schlachthof war ich ja eher jung, "Schwarz" war eine unserer Hymnen udn ich nur mit offenem Mund. Beeindruckende kaputte Bühne mit allerhand lustigen Instrumenten und Blixa in Hochform. Im Modernes zwei Jahre später empfand ich mich ja schon als alter Konzerthase, aber immer noch beeindruckend. Vor der Bühne war der übliche Graben ein wenig breiter als sonst, was uns wunderte. Während des Konzert wurde es uns klar: Mufti kam immer wieder oberkörperfrei mit großen Metallteilen mit Schwung nach vorne und lies es runterkrachen, z.T. nur zehn Zentimeter vor der ersten Reihe, in der ich mich gerne aufhielt. Heissa, keine Schönheit ohne Gefahr. Ein paar Leute waren sich nicht zu schade, sich brüllend Lieder zu wünschen, und Blixa: Spielen wir noch. Zu jedem einzelnen Wunsch. Und irgendwann: Eure wünsche spielen wir jetzt. alle. Und so kang ein infernalischer Krach die nächsten fünf Minuten noch.
Nach dem Konzert schlich ich mich mit einem Freund unbehelligt in den Backstagebereich, da kamen uns Blixa und Unruh entgegen und sprangen in ein Taxi. Wie ich Jahre später erfuhr, machten die das gerne nach Konzerten, um noch zu den besten Restaurants der Städte zu kommen. Schade, auch sonst keiner von der Band da, nach ein paar Bieren haben wr uns auch getrollt.
Dann 2018 im etropol Musical Theater.Die sogenannte Greatest Hits Tour. Mit Sitzpflicht, was bei einer Musik, die wirklich ja durch die Jahre weg vor allem ja körperlich wirkt, komisch war. Aber sehr gut und immer noch beeindruckend. Wenn auch ein ganz anderes Ding. Und mit der Lautstärke des Publikums bei den leisen Stücken gab es auch kein Problem mehr.

[Dick Cockboner]

Frühjahr 1994, Köln
Phillip Boas "Voodoocult" gaben eins ihrer ersten Konzerte und ich war natürlich dabei.
Man merkte dem feinen Herrn Boa an, das er einigermaßen nervös war. Er hielt als erstes eine kurze Ansprache ans Publikum, das das Projekt ja ganz neu sei und die Band sich sehr unsicher darüber ist, wie denn wohl die Leute auf den Metal-Boa reagieren würden und bat um Nachsicht, falls etwas nicht so ganz klappen würde. Diese Art Selbstzweifel kennt man ja dann doch eher nicht so...
Die Leute waren alle in gespannter Erwartung, kaum jemand, möglicherweise gar niemand, hatte die Band ja vorher schonmal gesehen...
Los gings, der erste Song startete und Alle rasteten völlig aus...nach ca. 5 Sekunden verlor ich dabei meinen rechten Schuh
Der Auftritt war grandios, das komplette Set wurde 2x durchgespielt, Boa war erleichtert... und nachdem die meisten nach Hause gegangen sind fand ich auch den Schuh wieder

Sommer 2011,Blackpool
U.A. spielten "Peter & the Test-Tube Babies" zum Tanze auf, ich stand in der zweiten Reihe und es war völlig überfüllt, so das ich nicht mehr in der
Lage war mich selbstständig zu bewegen, hinter mir stand jemand, der das wohl auch nicht mehr konnte, hatte es aber noch rechtzeitig geschafft seine Arme hochzuhieven um mir dann den kompletten Auftritt über mit einer Hand auf den Kopf zu klatschen (meine "Frisur" ist das Modell "Schwitzende Billardkugel")...den gaaanzen verfickten Auftritt über...
Ich war fest entschlossen, sobald ich mich wieder bewegen kann, gibts ein paar Schellen für den Tunichtgut...
Sein Name war Gigi, er kam aus Italien und wir haben dann noch ein wenig geplaudert
...ohne Schellen.

[Maulwurf]

Ja, die Musiker kann man manchmal in Lebensgröße bewundern. Nach dem Ton Steine Scherben-Konzert 1983 in Nürnberg blieb ein guter Freund noch einige Zeit im Saal, bis, nach seiner Erzählung, so ein Typ auf ihn zukam und ihn fragte, wo man in Nürnberg was zu Rauchen bekommen kann. Rio Reiser. Also ist mein Kumpel mit Rio Reiser im Schlepptau zur örtlichen Rockdisco gelaufen, hat dort ein Piece organisiert, und dann sind die beiden gemeinsam was rauchen gegangen. Herzallerliebst ...

Einige Jahre später ist mir was Ähnliches nach einem Konzert von Nikki Sudden passiert. Vor dem Konzert hat mir der Veranstalter noch erklärt, dass die ersten Besucher ein Geschenk bekommen. Ehrensache, dass meine Freundin und ich zwei Stunden vor Beginn da waren. Auf dem Kassentisch lagen ein paar Singles, und wir haben beide eine bekommen. Auf der Hülle meiner Single stand mit Handschrift "Where the hell is Dave?". Erst nach dem Konzert haben wir rausbekommen, dass die zweite Hälfte der Jacobites, Dave Kusworth, vor diesem Konzert spurlos verschwand (und auch monatelang verschwunden blieb) und Nikki Sudden die Tour alleine durchziehen musste. Auf meiner Single hatte er sich seinen Frust abreagiert. Klar, dass ich die heute noch habe
Nach dem Konzert sprang dann Nikki Sudden plötzlich von der Bühne, schlurfte auf uns zu und fragte wo man hier noch was trinken gehen kann. Daraufhin ist unsere Clique mitsamt der Band noch in eine Kneipe gegangen und der Abend wurde mit Weißem Rum mit Cola beschlossen ...

[Blap]

Frühjahr 1994, Köln
Phillip Boas "Voodoocult" gaben eins ihrer ersten Konzerte und ich war natürlich dabei.
Man merkte dem feinen Herrn Boa an, das er einigermaßen nervös war. Er hielt als erstes eine kurze Ansprache ans Publikum, das das Projekt ja ganz neu sei und die Band sich sehr unsicher darüber ist, wie denn wohl die Leute auf den Metal-Boa reagieren würden und bat um Nachsicht, falls etwas nicht so ganz klappen würde. Diese Art Selbstzweifel kennt man ja dann doch eher nicht so...
Die Leute waren alle in gespannter Erwartung, kaum jemand, möglicherweise gar niemand, hatte die Band ja vorher schonmal gesehen...
Los gings, der erste Song startete und Alle rasteten völlig aus...nach ca. 5 Sekunden verlor ich dabei meinen rechten Schuh
Der Auftritt war grandios, das komplette Set wurde 2x durchgespielt, Boa war erleichtert... und nachdem die meisten nach Hause gegangen sind fand ich auch den Schuh wieder

Im E-Werk! Da war ich auch, erst Voodooclub, am nächsten Tag Voodoocult.

[karlAbundzu]

Sommer 2011,Blackpool

Aufs Blackpool Festival wollte ich auch immer schon mal gerne, ist immer etwas dazwischen gekommen, ich bin gespannt, gerade weil da auch immer eine Bremer Fraktion hinfährt....

Apropos Musikanten in Lebensgröße.
Eines Abends hing ich in der damals bei mir bevorzugten Kneipe herum, die Kumpels alle zum Schlachthof zu einem Konzert, irgendwie hatte ich auf die Band keine Lust. Am Tresen ein Haufen lustiger Engländer kennen gelernt, die haben mich und die ganze, nicht allzu große Kneipe amüsiert und wir uns alle unterhalten, Bier und Kurze flossen, es versank in einer Feierei bis zum Sonnenaufgang.
Am nächsten Tag rzählten mir meine Leute, dass die Band nicht aufgetaucht wäre, die Leute den S-Hof beinahe auseinander nahmen, und jeder, der die Band suchen ging, nicht mehr zurück kam. Mir dämmerte etwas...