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Originaltitel: Ostwind 2
Produktionsland: Deutschland 2015
Regie: Katja von Garnier
Darsteller: Hanna Binke, Amber Bongard, Marvin Linke, Jannis Niewöhner, Cornelia Froboess, Tilo Prückner, Nina Kronjäger, Jürgen Vogel
Wiederkehrende Alpträume machen Mika zu schaffen: Immer vehementer flüstert ihr Bauchgefühl ihr zu, dass etwas auf dem Gestüt ihrer Großmutter im Argen liegt. Deshalb beschließt die Teenagerin kurzerhand, den eigentlich geplanten Sommerferien-Paristrip mit Freundin Fanny zu canceln, und stattdessen nach Kaltenbach zu ihrem Hengst Ostwind zurückzukehren. Schnell wird Mika klar, dass ihre düsteren Vorahnungen sie nicht betrogen haben: Großmutters Hof befindet sich vor dem finanziellen Ruin, da kürzlich ein Konkurrenzgestüt ganz in der Nähe seine hochmodernen Tore geöffnet hat und dessen geldgieriger Betreiber alles daran setzt, Oma Kaltenbach ihre Reitschülerin abzuwerben – sogar ein eigenes Turnier hat Herr Sasse ins Leben gerufen, bei dem er seinen Ruf als ernstzunehmende Größe im Pferdebuisness endgültig festigen möchte. Während Mika, Stallbusche Sam und die ihr hinterhergereiste Fanny an einem Plan tüfteln, wie der drohende Bankrott der Großmutter und damit das Ende des Familienbetriebs abgewendet werden kann, verliebt sich Ostwind in eine weiße Stute, die scheinbar herrenlos im Wald lebt. Aber auch die pubertierende Mika stolpert alsbald mitten hinein in Amors Pfeil: Ein Bub namens Milan treibt sich in der Gegend herum und entpuppt sich bald als ehemaliger Handlanger des berüchtigten Pferdeschlächters, den alle nur „den Ungarn“ nennen. Eigentlich ist es Milans Auftrag, die ausgebüxte Stute "33" einzufangen und ans Messer zu liefern, doch vom schlechten Gewissen getrieben setzt er nun alles daran, seinem Ex-Chef das Handwerk zu legen. Von nun an kämpft Mika an drei Fronten: Mit ihrem alten Lehrmeister Herr Kaan, Sams Großvater, trainiert sie für das anstehende Turnier, um den ersten Platz zu erringen und vom Preisgeld Omas Hof sanieren zu können; mit Milan widmet sie sich dem Aufdecken der schmutzigen Geschäfte, die Sasse mit dem Ungarn verbinden; und außerdem muss sie noch mit ihren ersten Liebesgefühlen zu Rande kommen…
Nach dem überragenden Erfolg von OSTWIND legt Regisseurin Katja von Garnier zwei Jahre später dieses Sequel vor, das sich in weiten Teilen anfühlt wie ein Kaffeekränzchen mit aus dem ersten Teil liebgewonnenen Charakteren, (oder, etwas weniger wohlmeinend ausgedrückt, wie eine eher einfallslose Rekapitulation all dessen, was den ersten Teil so erfolgreich gemacht hat): Nahezu das komplette Ensemble ist wieder mit von der Partie, wenn Heldin Mika ihre nächste Reifeprüfung meistern muss, die diesmal wenig verklausuliert symbolisch für ihre erwachende Sexualität steht, denn erneut fungiert Hengst Ostwind als animalisches Spiegelbild unserer minderjährigen Protagonistin, (ganz im Sinne von Joseph Beuys' Diktum, Tiere seien die Außenstände des Menschen): So wie das Pferd sich fürs andere Geschlecht in Gestalt der geheimnisvollen Stute zu interessieren beginnt, knospen auch in Mika erstmals zarte Gefühle dem nicht minder geheimnisvollen Milan gegenüber. Handelte der erste Teil im Grunde davon, wie ein junger Mensch trotz allem Rebellentum zum integrativen Bestandteil der Gesellschaft wird, hat OSTWIND 2 in seinem Subtext ein Hohelied auf Opferbereitschaft und Idealismus parat. Genau die Kritikpunkte, die ich an Teil 1 auszusetzen hatte, umschifft der Film interessanterweise weiträumig: Aufs Tableau kommt diesmal sowohl die FRage, weshalb denn ein Pferd unbedingt dressiert und in Wettkämpfen verheizt werden muss, wie auch generell zwischen den Zeilen Materialismus und Kapitalismus eine Backfeige verpasst wird – nicht von ungefähr wirkt gerade Antagonist Herr Sasse wie das wandelnde Klischeebild des Evil Capitalist aus zahllosen ähnlich gelagerten Streifen. Besonders innovativ ist das Drehbuch allerdings nicht – (dass der Hof kurz vor dem Ruin steht, ist ein Topos, der gefühlt in jedem zweiten derartigen Pferdeabenteuer vorkommt) –, und oft gelingt es auch nicht, die vielen Handlungsstränge ausgewogen miteinander zu verknüpfen. Alles ist, so gesehen, beim Alten: Die saftig grünen Landschaften, an denen die Kamera sich nicht sattsehen kann; die furchtbaren Popsongs und überhaupt eine permanente Musikbeschallung, wo durchaus auch mal etwas Stille notgetan hätte; die liebevoll gezeichneten Figuren, verkörpert von einer überzeugend agierenden Darstellerriege. Am Ende muss man sich zwar mit einer selbst in diesem Genre-Kontext außeordentlich unwahrscheinlichen Plot-Volte arrangieren, trotzdem hat mich auch OSTWIND 2 für fast zwei Stunden nett unterhalten, obwohl (oder gerade weil?) derartiges Popcorn-Kino für ein eher jüngeres Zielpublikum normalerweise eher nicht in mein Beuteraster fällt.
