The End - Nicola Collins (2008)

Moderator: jogiwan

Antworten
Benutzeravatar
Maulwurf
Beiträge: 3300
Registriert: Mo 12. Okt 2020, 18:11
Wohnort: Im finsteren Tal

The End - Nicola Collins (2008)

Beitrag von Maulwurf »

The End
The end
Großbritannien/USA 2008
Regie: Nicola Collins
Les Falco, Mickey Taheny, Danny Woollard, Mickey Gonella, Alan Mortlock, Mickey Goldtooth, Roy Shaw, Matt Attrell, Sam Attrell, Charlie Magri, Jimmy Murphy, Victor Dark, Bobby Reading, Jimmy Tibbs


The End.jpg
The End.jpg (209.57 KiB) 425 mal betrachtet
OFDB

Seit Jahren liebe ich britische Gangsterfilme. Ich hatte sogar längere Zeit darüber nachgedacht, ein Buch über dieses Genre zu schreiben, habe aber letzten Endes vor der schier unüberblickbaren Masse an Material kapituliert. Beim britischen Gangsterfilm gibt es einfach unglaublich viel Abwechslung – Vom Mockumentary (UK BAD BOYS) bis zur psychologischen Studie (CITY RATS), vom glänzigen High Budget-Film (DEAD MAN RUNNING) bis zum Independent Movie (TEN DEAD MEN), von der ernsthaften und düsteren Cop-und-Gangster-Story (HEAVY – DER LETZTE JOB) bis zur peinlichen Blödelei (LIVERPOOL GANGSTER).

THE END ist für den Liebhaber dieses Genre eine echte Fundgrube an Hintergrundwissen, an Referenzen und vor allem an Authentizität. Regisseurin Nicola Collins interviewt ihren Vater, einen Gangster aus dem East End, und seine Freunde. Alles hartgesottene Kriminelle der alten Schule, die eine Menge Sachen auf dem Kerbholz haben, und relativ offen darüber sprechen: Raubüberfälle, Morde, illegale Kämpfe … Viele von ihnen haben im Knast gesessen, und alle haben einen gewissen Hang zur Selbstdarstellung. Und was ebenfalls alle eint: Sie wirken sehr sympathisch, und man hat durchaus den Eindruck, mit jedem von ihnen im Pub um die Ecke ein gemütliches Bierchen trinken gehen zu können. Und auch wenn die wahren Geschichten hinter dem Posing höchstens angedeutet, und die Details zum eigenen Leben komplett verschwiegen werden, so wird doch recht schnell klar, dass die Jungs extrem harte Jungs sind, die man nicht zum Feind haben will. Wie älter gewordene Punks stehen sie nach wie vor zu ihrer stürmischen Jugend, und haben die Anti-Haltung der wilden Jahre nicht abgelegt.

„I thought of myself as a Robin Hood, and everybody else saw me as a robbin‘ bastard.“

Bild Bild

Bild Bild

Ein extrem unterhaltsamer und aufschlussreicher Film, der dem Zuschauer viele Hintergründe zu fiktionalen Gangsterfilmen eröffnet. Der illegale Box-Promoter in SNATCH wird plötzlich zu einem Menschen aus Fleisch und Blut, genauso wie die Typen aus FOOTSOLDIER Profil bekommen und The Guv‘ner aus JACK SAID zu einem tatsächlich existierenden Menschen wird. In rauem Schwarzweiss gefilmt und ohne gefakte Spielszenen hat THE END eine Authentizität, die einen manchmal fast schwindelig werden lässt. Kein gelacktes Hochglanzkino, sondern eine raue Erweiterung der Weltsicht. Beeindruckend!

7/10
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40653
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: The End - Nicola Collins (2008)

Beitrag von buxtebrawler »

Maulwurf hat geschrieben: Sa 7. Aug 2021, 06:08 Seit Jahren liebe ich britische Gangsterfilme. Ich hatte sogar längere Zeit darüber nachgedacht, ein Buch über dieses Genre zu schreiben, habe aber letzten Endes vor der schier unüberblickbaren Masse an Material kapituliert. Beim britischen Gangsterfilm gibt es einfach unglaublich viel Abwechslung – Vom Mockumentary (UK BAD BOYS) bis zur psychologischen Studie (CITY RATS), vom glänzigen High Budget-Film (DEAD MAN RUNNING) bis zum Independent Movie (TEN DEAD MEN), von der ernsthaften und düsteren Cop-und-Gangster-Story (HEAVY – DER LETZTE JOB) bis zur peinlichen Blödelei (LIVERPOOL GANGSTER).
So ein Buch muss ja keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Aber Buch hin oder her: Umso schöner, dass du so viele Filme aus diesem Bereich hier vorstellst und besprichst!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
Maulwurf
Beiträge: 3300
Registriert: Mo 12. Okt 2020, 18:11
Wohnort: Im finsteren Tal

Re: The End - Nicola Collins (2008)

Beitrag von Maulwurf »

buxtebrawler hat geschrieben: Mo 30. Aug 2021, 15:02 So ein Buch muss ja keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Aber Buch hin oder her: Umso schöner, dass du so viele Filme aus diesem Bereich hier vorstellst und besprichst!
Vollständig könnte so ein Buch gar nicht sein, selbst wenn man sich auf die Zeit ab, sagen wir, RIFIFI AM KARFREITAG beschränkt, die ich gleichsetze mit dem Gangsterfilm moderner Prägung. In Abgrenzung zu "altmodischeren" Filmen zwischen BRIGHTON ROCK und BLUTROTER MORGEN. Aber einen gewissen Grundstock sollte man meines Erachtens gesehen haben, allein schon um Vergleichsmöglichkeiten zu haben, Querverweise ziehen und einfach Aussagen treffen zu können. Das Buch Meine 20 liebsten englischen Gangsterfilme überlasse ich anderen, ich persönlich hätte da einen umfassenderen Anspruch. Und wenn man dann erstmal anfängt zu graben, was in UK alles erschienen ist und hier nicht ... Mein lieber Herr Gesangsverein, da ist man Monate allein mit der Sichtung beschäftigt und das wäre mir auf Dauer auch zu eintönig.

Aber schön, wenn solche Filme hier auf Resonanz stoßen. Da freu ick mir! :D
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Antworten