Jet Generation - Eckhart Schmidt (1967)

Moderator: jogiwan

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CamperVan.Helsing
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Jet Generation - Eckhart Schmidt (1967)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Jet Generation.jpg
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D 1967

AT: Wie Mädchen heute Männer lieben

D: Dginn Moeller, Roger Fritz, Jürgen Draeger


Carroll Buchheim kommt aus New York nach München, um ihren Bruder Dirk zu suchen. Zu Hause ist der reiche Vater schwer krank, wird vermutlich sterben und möchte seinen Sohn noch einmal sehen. Doch von Dirk gibt es seit vier Monaten keine Nachricht mehr, er hatte seine Wohnung verkauft und ist seitdem verschwunden. Weder das amerikanische Konsulat noch die bayerische Polizei scheinen groß ermittelt zu haben, also wird Carroll das selbst in die Hand nehmen. Doch niemand scheint ihren Bruder gesehen zu haben, mit einer Ausnahme, nämlich dem Modefotografen Raoul Malsen.

Dem ist allerdings sein Erfolg gewaltig zu Kopf gestiegen, er drangsaliert seine Mitarbeiter, insbesondere seinen Assistenten Chris, der er auch gerne ein erfolgreicher Fotograf werden würde, lebt auf sehr großen Fuß (dickes Haus, Rolls-Royce UND ein Porsche 911 Targa) und reagiert auf Carrolls Fragen sehr abweisend. Carroll bleibt aber hartnäckig und so lässt sich der große Raoul doch breitschlagen, mit ihr zu sprechen. Dabei scheint aber eher Carrolls attraktive Erscheinung eine gewichtige Rolle gespielt zu haben. Doch mit der Zeit scheint Carroll tatsächlich Gefallen an Raoul zu finden, während die Suche nach ihrem verschwundenen Bruder immer mehr in den Hintergrund tritt. Doch während Carroll schon von einer Beziehung träumt, wird auch sie von Raoul (wie praktisch jede/r in seinem Umfeld) gedemütigt und wie Dreck behandelt, bis sich das Schicksal Dirks doch noch aufklärt
► Text zeigen

"Jet Generation" wird ja zur Zeit für die EDV-Reihe von Subkultur restauriert. Handelt es sich um eine lohnende Wiederentdeckung? Ja und nein. Der Film ist toll fotografiert, die Darsteller sind gut, und der zeitgeschichtliche Wert ist auch nicht zu unterschätzen. Dennoch hängt der Film irgendwann durch, die Bilder können nicht übertünchen, dass die Story nicht mehr vorankommt, und der Zuschauer hat keine Person, mit der er sich identifizieren könnte. Raoul als "Arschloch" zu bezeichnen, wäre wohl noch höflich ausgedrückt, und so bleibt es schon unverständlich, was Carroll an ihm reizvoll empfindet. Noch unverständlicher wirkt ihr Verhalten angesichts Raouls Demütigungen ihr gegenüber. Dazu muss man dann noch Szenen aus einer komplett inhaltslosen Modewelt inklusive den scheußlichsten Frisuren ever ertragen, bevor der Film zum Schluss dann doch noch wieder Fahrt aufnimmt.

So bleibt ein zwiespältiger Eindruck zurück. Aber da kann sich jeder bald/später/irgendwann sein eigenes Bild machen.


Gesehen im Metropolis-Kino, das Roger Fritz persönlich beehrte und der nach der Vorstellung noch Publikumsfragen beantwortete. Und dem man seine 80 Jahre wahrlich nicht ansieht.
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buxtebrawler
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Re: Jet Generation - Eckhart Schmidt (1967)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 24.01.2020 bei Subkultur Entertainment als Blu-ray/DVD-Kombination in verschiedenen Digipaks, limitiert auf jeweils 500 Exemplare:

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Cover A

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Cover B

Extras:
- EXKLUSIVES INTERVIEW mit Produzent und Hauptdarsteller Roger Fritz!
- EXKLUSIVES INTERVIEW mit Regisseur Eckhart Schmidt!
- EXKLUSIVES INTERVIEW mit Künstler und Schauspieler Jürgen Draeger!
- Deutscher Kinotrailer
- Englischer Kinotrailer
- Bildergalerie
- Umfangreiches Booklet über die Langzeitrestaurierung von JET GENERATION

Bemerkungen:
- WELTPREMIERE mit einem brandneuen 4k Transfer des wiederentdeckten Originalnegativs!
- WELTPREMIERE einer zuvor unveröffentlichten Langfassung!
- Unzensierte Fassung

Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Kriddl
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Re: Jet Generation - Eckhart Schmidt (1967)

Beitrag von Kriddl »

Hmm, auch wenn ich bei Subkultur die letzten Male immer die Bonus Items mitgnommen habe (Aushangfotos, Heinz Klett Geldbeutel, Kaiserstraße Buch usw.) werde ich diesmal bei der Kunst-Leinwand passen. Kein Platz mehr ...
Die Special Edition ist aber wie immer natürlich bestellt! :knutsch:

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Onkel Joe
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Re: Jet Generation - Eckhart Schmidt (1967)

Beitrag von Onkel Joe »

Kriddl hat geschrieben:Hmm, auch wenn ich bei Subkultur die letzten Male immer die Bonus Items mitgnommen habe (Aushangfotos, Heinz Klett Geldbeutel, Kaiserstraße Buch usw.) werde ich diesmal bei der Kunst-Leinwand passen. Kein Platz mehr ...
Die Special Edition ist aber wie immer natürlich bestellt! :knutsch:

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Die Scheiben sind natürlich Top aber diese Bonus Items sind in meinen Augen irgendwie unnötig.
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Arkadin
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Re: Jet Generation - Eckhart Schmidt (1967)

Beitrag von Arkadin »

Onkel Joe hat geschrieben: Die Scheiben sind natürlich Top aber diese Bonus Items sind in meinen Augen irgendwie unnötig.
Da gehe ich mit. Bei "Kaiserstrasse" hatte ich auch die Limited bestellt. Aber nicht wegen des Buches, sondern, weil es hieß, es gäbe für Vorbesteller noch ein tolles Extra. Da habe ich tatsächlich auf einen Film spekuliert. War dann aber ein Fotoband über Dave Balko ( :roll: ). Mit anderen Worten - die normale Version hätte eigentlich vollauf gereicht.
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Onkel Joe
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Re: Jet Generation - Eckhart Schmidt (1967)

Beitrag von Onkel Joe »

Arkadin hat geschrieben:
Onkel Joe hat geschrieben: Die Scheiben sind natürlich Top aber diese Bonus Items sind in meinen Augen irgendwie unnötig.
Da gehe ich mit. Bei "Kaiserstrasse" - die normale Version hätte eigentlich vollauf gereicht.
:nick:
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buxtebrawler
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Re: Jet Generation - Eckhart Schmidt (1967)

Beitrag von buxtebrawler »

Jet Generation - Wie Mädchen heute Männer lieben (1968).jpg
Jet Generation - Wie Mädchen heute Männer lieben (1968).jpg (36.2 KiB) 496 mal betrachtet

„Jet Generation – Wie Mädchen heute Männer lieben“ – das ist das Langfilm-Debüt des berüchtigten deutschen Genrefilmers Eckhart Schmidt („Der Fan“). Das (nennen wir es mal) Drama wurde im Sommer und Herbst 1967 in München und Umgebung gedreht und am 25. Januar 1968 uraufgeführt. Für das Drehbuch arbeitete Schmidt mit Roger Fritz („Mädchen Mädchen“) zusammen, der zugleich die männliche Hauptrolle verkörperte.

Die attraktive, junge Carroll Buchheim (Dginn Moeller) reist von New York nach München, um persönliche Nachforschungen in Bezug auf das spurlose Verschwinden ihres Bruders Dirk anzustellen. Vier Monate ist es bereits her, dass man zuletzt etwas von Dirk gehört hat. Seine Wohnung hat er verkauft und die Behörden sind Carroll keinerlei Hilfe. Ihre Spur führt zum eingebildeten Modefotografen Raoul Malsen (Roger Fritz), der Dirk offenbar als Letzter gesehen hat. Ausgerechnet zu ihm fühlt sie sich immer stärker hingezogen…

„Na, das ist ja eine spannende Sache“, würde die scheidende Kanzlerin angesichts der Inhaltsangabe eventuell kommentieren – um vermutlich ähnlich enttäuscht zu werden wie ich. „Jet Generation“ ist leider kein knisternder, packender, erregender Erotik-Thriller, der die sexuelle Revolution knapp vorwegnimmt, die vermeintliche Verführbarkeit einer jungen Frau aufgreift und diese letztlich als großangelegten Racheplan entlarvt. Vielmehr handelt es sich um das oberflächliche Porträt eines ebenso oberflächlichen Fotografen aus der nicht minder oberflächlichen Modewelt, der großkotzig auf seine Mitmenschen herabblickt, ohne dass es negative Konsequenzen für ihn hätte – im Gegenteil: Aus vollkommen unerfindlichen Gründen verguckt sich auch Carroll in ihn. Über die vom Fotomodell Dginn Moeller in ihrem einzigen Filmengagement verkörperte Frau erfährt man darüberhinausgehend kaum etwas, sie bleibt weitestgehend nebulös. So tritt der Film narrativ die meiste Zeit auf der Stelle, bis im „Finale“ immerhin Dirks Verschwinden aufgeklärt wird.

Seine Qualitäten zeigt „Jet Generation“ in seinem unbedingten Stilwillen. Wie er die bayrische Landeshauptstadt in eine übertriebene Swingin‘-Sixties-Ästhetik taucht, wie sie dort mutmaßlich niemals vorherrschte, ist in Kombination mit seinen bunten, sonnendurchfluteten Bildern aller Ehren wert. Doch wann immer etwas Überraschendes innerhalb dieser Parallelrealität passiert, stellt sich heraus, dass es mit der Handlung gar nichts zu tun hat. Trotz Raouls Vielweiberei und Schmidts Bemühungen um eine gewisse libidinöse Anspannung bleibt sein Film seltsam asexuell und außer ein paar verschämt eingestreuten nackten Oberweiten jegliche Erotik außen vor.

Dabei sind die Darstellerinnen und Darsteller, u.a. Jürgen Draeger („Polizeirevier Davidswache“) als Raouls homosexueller Assistent Chris, mit einiger Hingabe bei der Sache – allein es fehlt ein Drehbuch, dass dem Stil auch etwas Substanz angedeihen ließe (womit der Film bisweilen an Antonionis „Blow Up“ erinnert, der Schmidt sicherlich inspiriert haben dürfte). So offenbart „Jet Generation“ – zu seinem aufgegriffenen Milieu durchaus passend –, wie langweilig rein äußerliche Attraktivität schnell werden kann. Er scheint nichts zu sagen zu haben und bleibt auch eine Antwort darauf schuldig, „wie Mädchen heute Männer lieben“ – indem sie sich in Arschlöcher verknallen? Sollte das die Aussage des Films sein? Oder ging es schlicht um die Bloßstellung der Modewelt als verführerisches, aber eigentlich vollkommen belangloses Zeitphänomen – und ihr filmisches Pendant dazu? Das weiß Schmidt vermutlich selbst nicht mehr so genau. Somit bleibt sein Debüt in erster Linie filmhistorisch interessant.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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CamperVan.Helsing
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Re: Jet Generation - Eckhart Schmidt (1967)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

:prost: My brother! :D
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Re: Jet Generation - Eckhart Schmidt (1967)

Beitrag von buxtebrawler »

ugo-piazza hat geschrieben: Di 31. Aug 2021, 21:52 :prost: My brother! :D
Haha! Zwei Stühle - eine Meinung. Mit piazza und brawler. :prost:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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