Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Alles, was nichts oder nur am Rande mit Film zu tun hat

Moderator: jogiwan

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karlAbundzu
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von karlAbundzu »

C Pam Zhang: Wie viele von diesen Hügeln ist Gold
Die Geschichte zweier Schwestern, die als Kinder chinesischer Emigranten in den USA aufwachsen, zur Zeit des Eisenbahnbaus und des Goldrausches.
Eine Coming of Age - Geschichte, vor allem aus der Sicht der älteren Tochter. Hochspannend. Und es werden gleich mehrere hemen mitverhandelt, neben der Situation und des Rassismusses ihnen gegenüber: Alltäglicher Sexismus gegen Mädchen und Fauen, Genderfragstellungen (die jüngere sieht sich viel mehr als Mann, ich selbst habe erst nach einiger Zeit gemerkt, dass Sam kein Bruder ist), Umweltzerstörung. Und das keineswegs aufgesetzt, sondrn elegant in die Geschichte eingewoben und auch differenziert betrachtet, nicht in einfachem S/W, oder mit erhobenem Zeigefinger.
Geschrieben ist es auch ungewöhnlich, aber auch sehr interessant.
Empfehlung!
Zuletzt geändert von karlAbundzu am Di 19. Apr 2022, 14:19, insgesamt 1-mal geändert.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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buxtebrawler
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von buxtebrawler »

karlAbundzu hat geschrieben: Sa 16. Apr 2022, 14:06 Geschrieben ist es auch ngewöhnlich, aber auch sehr interessant.
Inwiefern ungewöhnlich?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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karlAbundzu
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von karlAbundzu »

buxtebrawler hat geschrieben: Di 19. Apr 2022, 09:05
karlAbundzu hat geschrieben: Sa 16. Apr 2022, 14:06 Geschrieben ist es auch ngewöhnlich, aber auch sehr interessant.
Inwiefern ungewöhnlich?
So ganz genau habe das nicht analysiert. Ich habe relativ lang gebraucht, war aber immer total in der Geschichte drin. Es gab Zeitsprünge, Rückblicke, Erinnerungen, Träume und trotzdem wurde tendenziell chronologisch erzählt.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von karlAbundzu »

Ich kaufe ja nur noch sehr selten Comics, halte mich auch nicht so richtig auf dem laufenden, aber ab und an fällt am Bahnhofsshop mir was ins Auge.
PXL_20220420_083430617.jpg
PXL_20220420_083430617.jpg (2.92 MiB) 433 mal betrachtet
Batman: Das lange Halloween Alpträume ist ein Nachschlag zu dem großen Lange Halloween. Die Zusammenarbeit der beiden Loeb und Sale ist gerade in der Batman - Welt großartig, neben LH sollte Dark Victory und when in rome empfohlen werden. Und auch diese Ergänzung ist eine schöne. Klar, LH sollte bekannt sein. Empfohlen für Fans.

Die Maske im Spiegel, da griff ich zu, weil ich Sorrentino für einen starken Künstler halte, mit ungewöhnlichem Strich. Der ja gerne mit dem großen Erzähler Jeff Lemire zusammen arbeitet. Für DC, Marvel und auch abseits davon.
Story hier von den mir unbekannten Mattson Tomlin. Und das ist gut. Eine Geschichte aus der Frühzeit Batmans, in der ein Doppelgänger Batmans tötet. Und seinen eh noch nicht gefestigten Ruf endgültig ruiniert. Schön auch der Kniff, daß Bruce jeden Morgen zu Leslie, hier eine Psychotherapeutin, muss. Es gibt auch sonst ein paar Änderungen zum üblichen. Was passt.
Insgesamt spannende Geschichte, natürlich hervorragend zeichnerisch umgesetzt.
Wer Sorrentinos Stil mag, sollte reinschauen.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von karlAbundzu »

Isolation macht es möglich, erstes mal seit langem ein Buch an einem Tag durchgelesen, dazu haufenweise Zusatzmaterial im Internet dazu gesichtet
Rocko Schamoni: Der Jäger und sein Meister.
Nach Grosse Freiheit nun Rockos zweie Buch über Personen in der KIEZ-Szene, wie es sie nur bis in die 80er wohl gab. Exzentriker unterchiedlichster Coleur aus dem bunten Kneipentreiben vermischt mit Beat, Hippikultur, freie Kunst und Sex und Drogen. Während es im vorherigen Band noch um den Puffbetreiber Wolli Indienfahrer ging, steht hier der Künstler Heino Jäger im Mittelpunkt.
Voran stellt Rocko aber erst einmal seine persönliche Geschichte zu "Meistern", zu seinem Aufmerksamwerden auf Jäger (was noch vor seinem Treffen mit Wolli geschah) und zu seiner Beziehung zu seinem Vater und dessen Tod. Danach ist es eine Anekdotensammlung aus Jägers Leben, eher chronologisch angeordnet, erzählt von dessen bestem Freund Pantschovius. Kurz unterbrochen nur, wenn Rocko Verbindungen zum eigenen Leben auffielen.
Heino Jäger war doch eine schräge Figur: Einerseits wie man sich romantisch einen Künstler vostellt, der eher ärmlich und ohne Bezg zum Geld haust, aber auch mit genialen ansetzen: Sein tollen Strich, seine Sicht, die Realität zu sehen und seine beinahe eidetische Fähigkeit, sich Menschen und ihre Sprache zu merken und 1zu1 wieder zu geben. Dies führte zu allerlei Kurzhörspielen, Sketch, die Aufmerksamkeit erregten. Gleichzeitig kam Jäger in die Kiezkreise um Wolli Indienfahrer, die seine Kunst bewunderten und ihn in ihre Kreise aufnahmen. Immer in Wehrmachtsmantel und Knobelbecher gekleidet.
Daneben gibt es noch Anekdoten anderer Personen: Norbert Grupes legendärer Auftritt im Sportstudio wird nacherzählt. Auch sonst spielt er eine wichtige Rolle.
Rocko macht nie einen Hehl aus seiner Bewunderung der Kunst und seiner kritiklosen Neugier der Kreise. Und so spart er auch nachvollziehbarerweise dann die letzten Jahre Jägers aus. Vorher wird schon noch erzählt, dass der Alkohol sein Untergang sein wird, aber wie und wohin das Ende geht, bleibt ausgespart. Ein bißchen wie bei Tim Burtons Film Ed Wood.
Alles spannend, aber insgesamt gefiel mir Grosse Freiheit besser, war in sich geschlossener und Rockos Fixierung auf Meister ist mir ein wenig unangenehm.
Trotzdem brachte es mich dazu, haufenweise Sachen von Jäger anzuhören. Brillant. Und Olli Dietrich, Studio Braun, die Hörspiele Helge Schneiders hatten da ihren Vorgänger. Dann gibt es neben dem tollen Film Der Boxprinz, den ich schon sah, auch vom selben Regisseur zwei Dokus zu Heino Jäger Wolli Indienfahrer, die ich noch sichten möchte. Eine Doku vom SWR von 2005 über den Autor Hubert Fichte, Der schwarze Engel, sah ich mir noch an, auch das sehr spannend, wenn man etwas über die Szene und die Zeit wissen möchte. Und klar, einig kurze Dokus über Jäger selbst.
In Stade läuft momentan eine Ausstellung seiner Bilder, mit Rahmenprogramm. Hoffentlich schaffe ich das noch...
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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buxtebrawler
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von buxtebrawler »

Danke für die interessante Buchvorstellung/-kritik, karl. Ja, ist schon schön, wenn man mal ein bisschen Zeit am Stück hat, um seine Lektüre gleich auch multimedial zu vertiefen. Du scheinst das Beste aus der Situation zu machen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von sid.vicious »

046.jpg
046.jpg (9.04 KiB) 394 mal betrachtet
Ein weiteres empfehlenswertes Buch aus dem Heyne-Verlag, in dem der Autor Gerard Lenne freilich nicht nur das für Otto Normalverbraucher auf den ersten Blick Erotische, sondern auch das Unbequeme, das Verbotene wie auch das Tabuisierte anspricht. Manches mag heute, kraft der immer gern gepriesenen Toleranz, etwas absonderlich klingen, aber man muss berücksichtigen, dass das Buch 1981 erschienen ist und 1983 ins Deutsche übersetzt wurde, da tickten die Uhren noch etwas anders. Aber: Was ist überhaupt Erotik? Und wann wird sie zur Pornografie? Kann Pornografie eigentlich erotisch sein?

Seine Thesen veranschaulicht der Autor zumeist an französischen Filmen, darunter einige von denen ich bisher nie was gehört habe. Das Buch ist vorbildlich gegliedert. Man liest, lernt, ist gefesselt. Teile des erfahrenen Stoffs werden in Stigleggers „Ritual und Verführung“ vertieft. Das offene Wort mit dem Stigl zu Werke geht (ich mag das Chiffrieren von Informationen mittels unnötiger Fachbegriffe nicht), findet sich auch in Lennes Werk wieder. Alles ist verständlich definiert und somit entspannt konsumierbar.
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karlAbundzu
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von karlAbundzu »

So, nun Teil 2 der skandinavischen Misanthropie:
Matias Faldbakken: Macht und Rebel
Hier geht es vor allem um die beiden Titelfiguren. Rebel, ein antriebsloser, stets missmutiger Zyniker, Rassist und Alleshasser, und Macht ein erfolgreicher durchgeplanter Firmenberater, der seine Ideen aus dem linken Underground klaut. Doch sind die beiden sich doch sehr ähnlich und kommen für eine große Aktion zusammen.
Hm, leider sind die beiden sich dann doch sehr ähnlich, die große Aktion ist sehr unglaubwürdig drüber, die anderen Charaktere allzu offensichtliche Klischees. Dazu will er mit ständigen päderastischen Storyanteilen und allen möglichen rechten Nazi -Scheis, das beides unkritisiert in der Erzählung bleibt, auf hihihi Niveau provozieren.
Hat mir im Gegensatz zu den anderen beiden gar nicht gefallen.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Arkadin
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von Arkadin »

sid.vicious hat geschrieben: Mo 25. Apr 2022, 13:11 046.jpg

Ein weiteres empfehlenswertes Buch aus dem Heyne-Verlag,
Das hat mir gerade vor einer Woche ein sehr freundliches Forenmitglied ins Haus geschickt. Habe noch nicht drin gelesen, aber bin gespannt.
Früher war mehr Lametta
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von sid.vicious »

Arkadin hat geschrieben: Di 3. Mai 2022, 23:34
sid.vicious hat geschrieben: Mo 25. Apr 2022, 13:11 046.jpg

Ein weiteres empfehlenswertes Buch aus dem Heyne-Verlag,
Das hat mir gerade vor einer Woche ein sehr freundliches Forenmitglied ins Haus geschickt. Habe noch nicht drin gelesen, aber bin gespannt.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass es Dir gefallen wird.
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