Made in Britain
Großbritannien 1982
Regie: Alan Clarke
Tim Roth, Terry Richards, Bill Stewart, Eric Richard, Geoffrey Hutchings, Sean Chapman, John Bleasdale, Noel Diacomo, Maurice Quick, Sharon Courtney, Steve Sweeney, Kim Benson
OFDB
Skinhead Trevor ist auf dem Weg nach unten. Nach ganz unten. Und er ist so voller Hass auf das System, auf die Welt, auf andere Menschen und auf sich selbst, dass es ihm egal ist wo er landet. Hauptsache keine Regeln befolgen und sich nicht anpassen müssen. Wir folgen Trevor einen Tag und eine Nacht durch eine Jobvermittlung, wir sehen zu wie er Steine wirft auf Wohnungen von Einwanderern, wie er im Jugendwohnheim rebelliert, und wie er letzten Endes auf einer Polizeiwache landet und damit die Richtung für sein gesamtes kommendes Leben stellt.
Sagt sein Blick im letzten Standbild, dass er begriffen hat, dass er für diesen Rest seines Lebens Regeln befolgen und sich anpassen muss? Wenn dem so ist, dann sagt sein Blick auch, dass er plötzlich begriffen hat, dass es jetzt zu spät ist etwas zu ändern. Der Rest seines Lebens, und Trevor ist erst 15, wird aus Zucht und Ordnung bestehen, aus Härte, aus Schlägen und aus eiskalter und unbedingter Zurückweisung. Und ob er daran zerbrechen wird, das weiß niemand. Er am allerwenigsten.
Der Titel MADE IN BRITAIN deutet aber noch auf etwas anderes hin, nämlich auf die Ursachen von Trevor. Die 70er-Jahre waren in Großbritannien eine Zeit, bestehend aus extrem hoher Arbeitslosigkeit, Gewalt in den Straßen, und dem alltäglichen Kampf um das Überleben. In einer Dokumentation über Manchester wurde mal der Terminus verwendet, dass es Mitte der 70er aussah wie nach einem Krieg. Die Häuser waren Ruinen, das beherrschende Element der Städte waren Straßen, und auf allem lag eine dicke Schicht Dreck. Wer in so einer Umgebung aufwächst, die dann meist auch von Kriminalität und Gewalt geprägt wird, der hat schlussendlich gute Chancen so zu werden wie Trevor - Voller Verachtung für sich, für alle, für das System, für die gesamte Welt. Aggression und Hass als die einzigen wesentlichen Merkmale eines Menschen, geformt durch eine Umwelt, die einzig diese Eigenschaften hervorbringen kann. Made in Britain bedeutet in diesem Kontext also letzten Endes nichts anders als Born to loose – Wer von hier kommt hat keine Chance.
MADE IN BRITAIN ist ernüchterndes Cinema Verité über eine Gesellschaft, die aus Wut und Hass besteht, und die denjenigen, die dem Zwang zur Anpassung ablehnend gegenüberstehen, ein unüberwindbares und ausgeklügeltes System der Ausgrenzung entgegensetzen. Stark und brutal in seiner nüchternen Darstellung ist der Film ein erschreckender und intensiver Blick auf eine Welt, die aus purer Verneinung besteht. Auf beiden Seiten!
7/10