Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE
Moderator: jogiwan
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE
Viel Neues habe ich während der Lesung nicht erfahren. Alles nicht so schlimm, denn der Autor (Georg Diez) pflegt einen lebendigen Schreibstil, der das Lesen seines Buchs zu einem kurzweiligen Erlebnis macht. Seine Infos zieht Diez bevorzugt aus Texten von Greil Marcus (guter Mann!) und Nik Cohn. Schriften, die m. E. generell unverzichtbar sind und die man als Fan von Rockmusik gelesen haben sollte.
Wer vornehmlich nur die Musik und nicht die Geschichten, die sich um die BEATLES und die STONES ranken, kennt, dem wird mittels „Gegenspieler“ ein guter Einstieg offeriert.
- buxtebrawler
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE
Oliver Stolle (Hrsg.) / Sascha Chaimowicz (Hrsg.) – „Eine Kugel Strappsiatella, bitte!“ – 555 unfreiwillig komische deutsche Geschichten
Für den Strandurlaub greife ich ganz gern mal zu möglichst seichter, aber lustiger Literatur. Mit „Was wir tun, wenn der Aufzug nicht kommt: Die Welt in überwiegend lustigen Grafiken“ und „Bauchchirurg schneidet hervorragend ab“ klappte das gut bis hervorragend, in diesem Falle eher so semi. Das 2016 im Münchner Heyne-Verlag erschienene Taschenbuch ist offenbar die Fortsetzung des zuvor erschienenen, mir unbekannten „Ich hätte gerne eine LSD-Leuchte!“. Beiden gemein ist das Konzept: Zusammenstellungen der dem „Stern“-Jugendableger „Neon“ für die Rubrik „Deutsche Geschichten“ eingesandter, zufällig mitgehörter, unfreiwillig komischer Dialogfetzen, derer monatlich drei Stück im Printmagazin abgedruckt werden. Das klingt vielversprechend, zudem erweckt die gelungene Titelgestaltung Aufmerksamkeit und hat das Buch mit seinen rund 200 Seiten auf festem Papier in verschwenderischem Farbdruck eine tolle Haptik.
„Verschwenderisch“ ist jedoch im Wortsinn zu verstehen, denn die Farbverläufe im Hintergrund hätte es ebenso wenig gebraucht wie die 21 willkürlich eingestreuten, oft seitenfüllenden Fotos aus dem Ostkreuz-Archiv, die nicht nur ohne jeden Kontext, sondern i.d.R. leider auch ohne Witz sind. Auf eine erkennbare Sortierung hat man verzichtet; nach einem dreiseitigen Vorwort folgt ein Gesprächsfetzen auf den nächsten, durchnummeriert sowie mit Ortsangabe und Namen des jeweiligen Einsenders respektive der jeweiligen Einsenderin versehen. Jener Zitate tummeln sich ein bis vier pro Seite, darunter mal mehr, mal weniger amüsante Versprecher, Verhörer, Missverständnisse und Doofheiten, aber auch offenbar als vermeintlich mitgehörte Dialoge abgedruckte Witze, was Zweifel an der Authentizität des Materials sät.
Meist alles andere als witzig, dafür umso entlarvender sind diejenigen Zitate, die Ausdruck gesellschaftlicher (Fehl-)Entwicklungen bis hin zu Verrohungen sind und somit, belastbare, authentische Quellen vorausgesetzt, von soziologischem Interesse sein könnte. Vieles ist mir aber ehrlich gesagt schlicht zu belanglos, witzfrei, über Dad-Joke- oder Imbissbudenkaliber nicht hinauskommend, anderes wiederum eher in der jeweiligen Situation komisch, weniger im Buchformat. Alles in allem scheint mir „Eine Kugel Strappsiatella, bitte!“ eine weitestgehend überflüssige Klolektüre zu sein, die in erster Linie für noch wesentlich leichter als mich zu erheiternde Menschen einen Mehrwert darstellen dürfte.
Mit „Deutschland im O-Ton“ ist eine anscheinend recht ähnliche Reihe im selben Verlag erschienen. Möglicherweise ist diese gehaltvoller. Es auszutesten ist mein Interesse aber eher gering…
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE
Dieses Buch habe ich aus dem Tauschschrank des lokalen Supermarktes gefischt. Die Autorin war mir namentlich geläufig durch ihr Werk „Dann bin ich eben weg – Geschichte einer Magersucht“, was irgendwie ständig präsent war unter den diversen Publikationen zum Thema „Essstörung“, als mich das noch näher tangierte. Selbst gelesen hatte ich es jedoch nie.
Auf dem Bild der Innenseite des Umschlags sieht Christine ganz sympathisch aus, so wie eine typische linke Sozialarbeiterin. Dazu passen auch die Schlaglichter ihrer Biografie. Das sind erfahrungsgemäß leider die Schlimmsten.
Hier erzählt sie uns das Schicksal der vierzehnjährigen Maxi. Alleinerziehende Mutter findet einen neuen Stecher, der den minderjährigen Störenfried konsequent entfernt, mit massiver psychischer und physischer Gewalt. Das Schicksal ist vorgezeichnet, Absturz in die Obdachlosigkeit, Alkoholabhängigkeit und Prostitution. Wieso Maxi ausgerechnet den harten illegalen Drogen widerstanden hat, die in ihrem Umfeld hyperpräsent waren, erschließt sich nicht. Nachdem sie fast an einer Alkoholvergiftung verstirbt, ändert sich die Situation mit einer längerfristigen Einweisung ins Krankenhaus.
Das Buch liest sich gut weg, ist auch durchaus realistisch, was die Fakten angeht. Etwas weniger Schwarzweiß bei den Charakteren wäre dennoch wünschenswert gewesen. Und ich fragte mich ständig, was mich stört, bis es mir gegen Ende endlich bewusst wurde. Es handelt sich um eine reine Aneinanderreihung von Handlungsbausteinen ohne jegliche Tiefe, kalt und emotionslos. Das kann in gewissen Situationen durchaus als Stilmittel verwandt werden, aber wenn es sich konsequent durch den Text zieht, ist es kontraproduktiv, weil es beim Leser keinerlei Empathie für die Protagonistin erzeugt.
Da gibt es diese ambitionierte Lehrerin Miriam, die sich gerne um Maxi kümmern möchte, aber eben auch nur unter Vorbehalt und mit angezogener Handbremse. Wenn sie im Heim bleibt und dort funktioniert und regelmäßig die Schule besucht, dann ja.
Dabei ist das einzige, was ein Straßenkind wirklich retten kann, die Erfahrung bedingungslos geliebt zu werden, ohne jegliche Erwartungen und Verpflichtungen, denn genau der Mangel an dieser Liebe hat es in seine verzweifelte Situation gebracht.
Eigentlich sollte die Autorin mit ihrer fundierten Fachausbildung das wissen, stattdessen vermittelt sie dem Leser etwas anders, was in dieser völlig unrealistischen und lächerlichen Rettung von Maxis bester Freundin aus Kindertagen endet.
Sorry, aber das war nix! Liest sich wie gewollt und nicht gekonnt.
Diktatur der Toleranz
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
- buxtebrawler
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE
Ronald M. Schernikau – Die Tage in L.: Darüber, dass die DDR und die BRD sich niemals verständigen können, geschweige mittels ihrer Literatur
„daß du diese kritik so frei äußern kannst! es beweist, daß sie nicht stimmt! – das ist die drohung mit dem faschismus. sie ist immer da.“ (S. 22)
Auf Ronald M. Schernikau war ich einst aufmerksam geworden, als ich im Tauschschrank seinen im Hamburger Konkret-Verlag veröffentlichten Briefwechsel mit Peter Hacks fand und nach anfänglicher Skepsis interessiert verschlang. Schernikau war ein 1960 in der DDR geborener, als Kind mit seiner Mutter in die BRD übergesiedelter, offen homosexuell lebender, freidenkender Literat und humanistischer Kommunist, der von 1986 bis 1989 als BRD-Bürger am Leipziger Institut für Literatur „Johannes R. Becher“ studierte und in der Wendezeit wieder DDR-Bürger wurde. Bei „Die Tage in L.“ mit seinem sperrigen Subtitel handelt es sich um seine Abschlussarbeit, die bereits 1989 im Konkret-Verlag veröffentlicht und 2001 ebd. neu aufgelegt wurde. Von dieser Fassung liegt mir die zweite Auflage aus dem Jahre 2009 im Taschenbuchformat vor.
„manchmal wundere ich mich, daß die anderen sich nicht wundern, daß ich mich nicht wundere.“
Rund 220 Seiten lang lässt sich der kulturinteressierte und -schaffende Grenzgänger Schernikau in acht Kapiteln über die BRD, die DDR, ihre jeweiligen Menschen und Eigenheiten sowie das gestörte Verhältnis beider Staaten zueinander aus. Ein Vorwort Hermann L. Gremlizas sowie je ein Literatur-, Abkürzungs- und Personenregister runden den Band ab.
Schernikaus in meist kurze, eher selten unmittelbar aufeinander Bezug nehmende Absätze gegliederter Text liest sich wie ein Brainstorming, in dessen Folge es zumindest im ersten Drittel auch mir themenfremd und zusammenhanglos erscheinende Passagen in die Kapitel schafften; zumindest erschließt sich mir ihr Sinn nicht. Das kann indes dem Umstand geschuldet sein, dass Schernikau sehr in seiner Gegenwart verwurzelt ist und sich nicht lange mit Hintergründen und Details aufhält. Damit ist seine Arbeit in Bezug auf die historische und politische Situation des geteilten Deutschlands ein wenig voraussetzungsreich und der eine oder andere Passus eventuell unverständlich, kennt man die genaueren gesellschaftlichen und kulturellen Umstände bzw. Kontexte nicht. Schernikau schreibt durchgehend in Kleinbuchstaben, Fehler wie macdonald’s, cindy (statt cyndi) lauper, intresse, faßbinder (statt fassbinder) und sylvestershow wurden offenbar bewusst nicht redigiert, aus Club-Cola macht er gar klubkola. Mit diesem Stil gilt es, sich erst einmal vertraut zu machen.
Ist diese Hürde genommen, wird es bald zum Genuss, wie der meinungsstarke Autor seine subjektiven Eindrücke schildert und dabei in alle Richtungen austeilt. Als Beispiele für interessante Beobachtungen seien eine plötzliche Scheu selbst in den DDR-Medien, Kommunisten auch als solche zu bezeichnen (S. 81) und eine Umdeutung des Begriffs „Supermacht“ von negativer zu positiver Konnotation (S. 82f.) genannt. Für eines seiner Kapitel befragte Schernikau sieben seiner Bekannten aus der BRD. Nur zwei von ihnen wollten lieber in der DDR leben. Soziologisch interessant ist dabei eigentlich, dass die anderen fünf in ihren Antworten tendenziell Pro-DDR-Argumente liefern. Leider erfährt man nicht, wer die Befragten überhaupt sind.
Auch anderes behält Schernikau leider für sich. Beim Übergang von Seite 100 auf Seite 101 erwähnt er einen russischen Film, der kurz, nachdem er ihn im DDR-Kino gesehen habe, verboten worden sei. Das bleibt unkommentiert, wenngleich man sich sein Kopfschütteln darüber beim Lesen denken kann. Dass er nicht einmal den Filmtitel nennt, ist mir hingegen – außer vielleicht mit Furcht vor Repressalien – unerklärlich. Vielfach referenziert Schernikau explizit auf den Literaturbetrieb hüben wie drüben sowie, etwas weiter gefasst, allgemein auf den Kulturbetrieb, wovon ich als, zumindest in Bezug auf die Literatur, gewissermaßen Außenstehender nicht alles verstehe. Viele Namen musste oder vielmehr wollte ich nachschlagen. Ich verstehe aber etwas von Peter Timms köstlicher Komödie „Meier“, die sich ebenfalls mit dem Verhältnis beider deutscher Staaten auseinandersetzt und die Schernikau als antikommunistisch missversteht. Insofern ist manch harsches Urteil hier sicherlich mit Vorsicht zu genießen.
Auf Seite 114ff. wird es mir dann auch zu einseitig: „einhundert prozent aller, die die ddr verlassen haben, wollen zurück, einhundert prozent.“ Was ist mit denjenigen, die gehen mussten, also herauskomplimentiert wurden? Was mit jenen, die in der BRD Karriere machten? In diesem Abschnitt ist mir sein Loblied auf die DDR zu eindimensional; es findet sich nicht einmal ein Wort zum Verfall der Bausubstanz, die seinerzeit längst kritische Ausmaße angenommen hatte. Im Jahre 1987 war Schernikau dann eine Weile mit auf richtig körperlicher Maloche, worüber er Tagebuch führte. Dieser Abschnitt beweist, dass er davor nicht zurückschreckte, sondern wissen wollte, wie sich der Alltag echter Arbeiter in der DDR anfühlt.
Und er wird im weiteren Verlauf kritischer. Zunächst lässt er sich im siebten Kapitel über nervige Alltagsphänomene aus, beispielsweise über schon an Machtmissbrauch grenzende Unfreundlichkeit einfacher Menschen in Servicepositionen. Dazu findet er überraschend wütende und ernüchterte Worte: „[…] vielleicht hat jede zeit und jedes volk seinen natürlichen anteil an faschisten […] vielleicht erzeugt wirklich jede art von hierarchie auch die unsinnigkeiten von hierarchie, und vielleicht ist es einfach romantisch, in einer sozialistischen hierarchie nur den sozialismus zu erwarten und nicht auch die hierarchie.“ (S. 154) In den Abschnitten 2 und 3 dieses Kapitels holt er dann tatschlich zu einem Rundumschlag in Sachen DDR-Kritik aus, der sich gewaschen hat und beweist, dass er kein blauäugiger Salonkommunist ist. In Abschnitt 4 betreibt er wieder viel Namedropping aus dem kulturellen Bereich; zwischen Ehrerbietungen an DDR-Künstlerinnen und -Künstler reihen sich Gedanken zu Zensur und Kritik an selbiger, was besonders schön in einem Absatz auf S. 184 Ausdruck findet: „also, man darf von einem text nicht mehr den hintergrund analysieren, nicht mehr die haltung des autors, nicht mehr dessen politische meinung, weil immer hat man angst, daß die hauptverwaltung kommt und sagt: wenn das so ist, können wir das aber nicht drucken! die rezensenten reden längst nicht mehr vom inhalt, und von der form zu reden, haben sie vor dreißig jahren verlernt.“
Gegen Ende wagt er dennoch eine vorsichtig optimistische prognose: „sie werden talkshows haben und eine schwulenzeitung, sie werden die urlaubsfotos der politiker veröffentlichen und die zahl der auswanderer. und es kann sein, sie machen es besser als der westen, weil sie klüger sind und souveräner. es kann sein.“ So widersprüchlich sich einiges in dieser Rezension lesen mag, so ergibt es während der Lektüre des Buchs in seiner Gesamtheit doch zumeist Sinn. Schernikau glaubte an ein sozialistisches statt kapitalistisches Wirtschafts- und Gesellschaftssystem und an eine Reformierbarkeit der DDR – bzw. hoffte er zumindest darauf. Dass es nach der Wende mit der Abwahl der Regierung Modrow und dem Wahlsieg der CDU ganz anders kam, ist längst Geschichte. „Die Tage in L.“ ist eine aufschlussreiche Bestandsaufnahme aus den Jahren davor, geprägt durch die meist klugen, subjektiven Eindrücke einer an den Folgen seiner HI-Virus-Infektion 1991 viel zu jung verstorbenen, streitbaren, furchtlosen und interessanten Persönlichkeit.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE
@Bux
Als Ergänzung zum wunderbar Geschriebenem vielleicht das hier noch:
https://www.youtube.com/watch?v=C1L6SBPoUDc
Als Ergänzung zum wunderbar Geschriebenem vielleicht das hier noch:
https://www.youtube.com/watch?v=C1L6SBPoUDc
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE
Danke!Dick Cockboner hat geschrieben: ↑Fr 23. Dez 2022, 20:20 @Bux
Als Ergänzung zum wunderbar Geschriebenem vielleicht das hier noch:
https://www.youtube.com/watch?v=C1L6SBPoUDc
Ja, diese Doku kenne ich auch. Sehenswert!
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE
Mad-Taschenbuch Nr. 36: Sergio Aragones – Zum Teufel mit Mad
„Zum Teufel mit Mad“ ist Mad-Stammzeichner Sergio Aragones‘ bereits sechstes Taschenbuch des deutschsprachigen Mad-Ablegers. Im Original bereits 1975 erschienen, wurde es hierzulande erst 1982 verlegt. 160 (leider unnummerierte) Schwarzweißseiten lang verarbeitet Aragones Absurdes, frönt er der Situationskomik und entwirft Karikaturen menschlichen Verhaltens, flicht aber auch mal Hintergründiges oder historische respektive kulturelle Anspielungen (z.B. auf Dante) ein. Ein bisschen Autoritäten- und Kapitalismuskritik schwingen ebenfalls mit. In seinem Comicstil kommt Aragones mit ein bis drei Panels pro Seite und wie gewohnt komplett ohne Dia- oder Monologe aus, seine Gags sind selten (hier wahrscheinlich sogar nie) länger als zwei Seiten – und vielleicht immer dann am schönsten, wenn man etwas genauer hinsehen muss, um die Pointe zu erfassen. Das ist schon eine Kunst für sich und dieses eingangs mit einer schönen Widmung an seine Freunde versehene Büchlein mein bisheriger Aragones-Favorit.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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- FarfallaInsanguinata
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE
Dieses Buch habe ich erneut aus dem Tauschregal im Supermarkt geschnappt, angeblich „preisreduziertes Exemplar“, jedoch konnte ich keinen Mangel entdecken.
Inhaltlich ist es hochinteressant, denn das Autorenpaar bringt uns eine Form des Verreisens nahe, die womöglich noch nicht so gängig ist. Das Vernetzen, um die jeweiligen Haushalte miteinander zu tauschen. Die Idee klingt faszinierend, die Reiseberichte sind ausgesprochen interessant, denn schreiben können die beiden, sind schließlich hauptberufliche Autoren.
Vereinfacht erklärt funktioniert das Ganze so: Ich wohne in Hamburg und möchte gerne nach Rom, um die Cinecitta’ zu besuchen. Da suche ich mir einen Menschen aus Rom, der schon immer mal Hamburg kennenlernen wollte. Die verschiedenen Plattformen verbinden uns und koordinieren unsere Wünsche nach der Unterkunft und dem Zeitfenster.
Klingt genial und ist es wohl auch, wenn ich mich auf gewisse Dinge bereit bin einzulassen. Ansatzweise habe ich das bereits selbst erfahren mit tollen Erlebnissen, denn meine diversen Aufenthalte in Italien in den Neunzigern fanden alle in Privathaushalten statt, wo die Wohnungseigner dann mehr oder weniger anwesend waren. Hat den unschlagbaren Vorteil, den Touristenstatus zu verlieren und ins lokale Leben einzutauchen. Genau deshalb waren die Monate in Neapel so intensiv, ich bin mit dem tatsächlichen Alltag verschmolzen und habe ungelogen sowas wie ein Gefühl von Heimat entwickelt. Die Zeit in dieser Stadt gehört zur schönsten meines Lebens und lange dachte ich, da gehöre ich wirklich hin.
Diese Gefühle transportiert das Buch sehr gut und die Erlebnisse machen Lust auf Abenteuer. Andererseits hat es jedoch auch eine wichtige Ratgeberfunktion, die sehr schön erfüllt wird.
So konnte ich schnell erkennen: Ich in fremden Wohnungen – wunderbar; fremde Menschen in meiner Wohnung – schwierig. Da müsste ich erstmal eine Verbotsliste aufstellen – meine Platten nicht anfassen! - meine Videokassetten nicht anfassen! – meine Modellautos nicht anfassen! Dazu käme mein chronisches Misstrauen gegenüber Menschen generell, was den beiden scheinbar völlig abgeht. Wäre für mich ziemlich unentspannt im Zweifelsfall.
Wer aber gerne interessante Reiseberichte liest und für die Idee „Wohnungstausch“ offen ist, sollte hier reinschauen.
Noch einige Worte zu den Verfassern, die sind mir nämlich auf der persönlichen Ebene alles andere als sympathisch. Sie leisten gute Arbeit, was das schriftstellerische angeht. Ansonsten, so wie sie sich selbst darstellen, genau die Spezies Mensch, die ich gar nicht abkann. Linksliberale Duckmäuser - Antifaschismus ist Konsens, politische Korrektheit ist Konsens, Klimabewusstsein ist Konsens; wir sind ja so toll, aber sobald es um unsere eigenen Bequemlichkeiten geht und wir uns persönlich einschränken müssten in unserem Konsum, ne, da kneifen wir lieber. Wir wollten nur mal Rebellen spielen, um unser schlechtes Gewissen zu bruhigen. Solche Arschgeigen habe ich bei „Extinction Rebellion“ zu Genüge getroffen. Das sind die Schlimmsten!
Entweder radikal links mit allen Konsequenzen oder erklärt rechts. Mit beiden Positionen komme ich gut zurecht, weil sie für etwas stehen und ich mich mit ihnen auseinandersetzen kann. Wischiwaschi ist die Pest!!
Und, naja, ihre Äußerungen zur Medienhandhabung treffen auf mich auch nicht zu.
In meinem Haushalt gäbe es kein Netflix-Abo, wo sie ihre Lieblingsserien weiterschauen könnten und die Lautsprecher meiner HiFi-Anlagen könnten ebensowenig über Bluetooth angewählt werden. Da müssten sie dann mal eher eine Audiokassette einlegen, die sie wahrscheinlich gar nicht kennen würden. Aber halt, das hätte ich ihnen ja verboten. Meine Platten ebenso, verdammt!
Genug der Polemik! Das Buch ist ein Tipp für alle, die ihren Horizont erweitern wollen, falls sie nicht sowieso schon seit Jahren glückliche Wohnungstauscher sind.
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Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE
Nach vielen Jahren Tätigkeit im Buchhandel kann ich dir das erklären: Der Stempel ist der Mangel! Damit wird die Buchpreisbindung aufgehoben, die in diesem Land gesetzlich vorgeschrieben ist. Jedes Buch hat hier immer und verbindlich den selben Preis, egal ob auf dem Dorf bei Tante Emma oder in der Großstadt bei einer Kette - Preis immer gleich! Stempel drauf = Buch hat einen Mangel. Buchpreisbindung kann aufgehoben werdenFarfallaInsanguinata hat geschrieben: ↑Di 24. Jan 2023, 22:32 (...) angeblich „preisreduziertes Exemplar“, jedoch konnte ich keinen Mangel entdecken.
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE
purgatorio hat geschrieben: ↑Mi 25. Jan 2023, 07:11 Nach vielen Jahren Tätigkeit im Buchhandel kann ich dir das erklären: Der Stempel ist der Mangel! Damit wird die Buchpreisbindung aufgehoben, die in diesem Land gesetzlich vorgeschrieben ist. Jedes Buch hat hier immer und verbindlich den selben Preis, egal ob auf dem Dorf bei Tante Emma oder in der Großstadt bei einer Kette - Preis immer gleich! Stempel drauf = Buch hat einen Mangel. Buchpreisbindung kann aufgehoben werden
Danke für die Aufklärung, das erklärt einiges
@Farfalla: Danke für deine ausführliche Buchbesprechung und deine vom Buchinhalt ausgehenden Exkursionen. Ich habe ein paarmal mit AirBNB gute Erfahrungen gemacht, indem ich aufgrund eigener Reisen der Gastgeber(innen) deren Privatwohnungen zur Verfügung gestellt bekam. Selbst meine Wohnung an wildfremde Menschen zwischenzuvermieten, könnte ich mir aber auch überhaupt nicht vorstellen. Bei dem Gedanken würde mir ganz unwohl.
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