Ganja & Hess - Bill Gunn (1972)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Ganja & Hess - Bill Gunn (1972)

Beitrag von jogiwan »

Ganja & Hess
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Originaltitel: Ganja & Hess

Alternativtitel: Black Evil / Vampires of Harlem / Double Possession

Herstellungsland: USA / 1972

Regie: Bill Gunn

Darsteller: Duane Jones, Marlene Clark, Bill Gunn, Sam L. Waymon, Leonard Jackson

Story:

Eines Nachts rettet der Anthropologe Dr. Hess Green auf seinem geräumigen Anwesen den psychisch labilen Assistenten George Meda vor dem Selbstmord, der ihm als Dank in der Nacht und im Schlaf mit einem antiken Dolch aus Afrika attackiert. Während sich George daraufhin mit einer Pistole im Bad erschießt, überlebt Hess jedoch den Angriff unversehrt um festzustellen, dass er einen unbändigen Durst auf Blut entwickelt hat. Wenige Zeit später steht jedoch Ganja Meda auf der Suche nach ihrem entfremdeten Ehemann vor der Türe und der Arzt findet zunehmend Gefallen an der resoluten und selbstbewussten Frau, was dem Mann schon bald vor eine schicksalhafte Entscheidung stellt.
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jogiwan
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Re: Ganja & Hess - Bill Gunn (1972)

Beitrag von jogiwan »

Etwas seltsam anmutender Streifen aus dem Jahr 1972, der von verschiedenen Produzenten aufgrund seiner Darsteller und Entstehungszeit in die Blaxploitation Ecke gedrängt wurde, obwohl er Action und Horror nur am Rande streift und viel mehr in eine experimentelle und existenzielle Richtung geht. Mit Eckpfeilern der afrikanischen Mythologie, Religion und Vampirismus baut Regisseur Bill Gunn einen reizvollen Mystery-Streifen voller Symbolik und distanziert erscheinenden Figuren, der sich sehr sperrig präsentiert und es dem Zuschauer auch nicht unbedingt leicht macht. Einen klassischen Vampirfilm oder Blaxploitation-Streifen mit einer stringenten Handlung sollte man sich hier jedenfalls nicht erwarten und den Streifen verorte ich auch eher in der Nähe des Kunstkinos als bei üblichen Genre-Werken. „Ganja & Hess“ richtet sich meines Erachtens auch eher an ein aufgeschlossenes Arthouse-Publikum, dass sich auch von der rätselhaften und metaphorischen Geschichte nicht abschrecken lässt. Schade, dass sich der Streifen seinen guten Ruf und Fangemeinde auch erst Jahrzehnte später erarbeitet hat und Regisseur Bill Gunn hinterher nur noch einen Streifen realisiert hat. Mit seiner konsequenten Verweigerungshaltung gegenüber Stereotypen und seiner vielschichtig interpretierbaren Geschichte zählt „Ganja & Hess“ für mich nämlich zu den wenigen Überraschungen der letzten Zeit.

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Onkel Joe
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Re: Ganja & Hess - Bill Gunn (1972)

Beitrag von Onkel Joe »

Noch nie davon gehört aber es klingt sehr interessant!
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
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karlAbundzu
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Re: Ganja & Hess - Bill Gunn (1972)

Beitrag von karlAbundzu »

Wir freuten uns sehr, beinahe die Deutschlandpremiere dieses hochgelobten und so gut wie nie gesehenen Film durch zu führen und ich war gespannt. Doch damit hatte ich nicht gerechnet.
Vampirfilm? Naja, Blut wird getrunken und auch mal gebissen, aber es ist eher die Geschichte iner Sucht: Der Anthropologe wird mit einem afrikanischen Ritualmesser getötet, lebt wieder, muss aber Blut trinken, nicht zum Überleben sondern eben als Sucht. Dies macht er auf verschiedenen Wegen in den verschiedenen Situationen des Filmes: Er klaut Blut beim Arzt, heimlich auf dem Dachboden, Blutkonserven lagern im Weinkeller, doch es werden auch Blutlachen neben Leichen aufgelegt, und junge Prostiituierte mit kleinem Kind getötet. Und das alles wird mit dem Blutmythos der christlichen Kirche verbunden, wir bekommen hier fast Mondo Einblicke in Gottesdienste, die in der schwarzen Community Jesus Blut feiern.
Aber das ist Hess, es gibt ja auch noch Ganja (bin nicht sicher, ob die Namen sprechend sind), eine starke Frau, die von Hess in ihrer Welt geholt wird. Während Marlene Clark das mit einer natürlichen Präsenz und starken Schauspiel macht, glänzt Duane Jones als Hess mit einr körperlichen Ausstrahlung.
Nun hält sich das alles nicht an eine wie auch immer bekannte Filmdramaturgie, man weiß lange nicht wohin der Film will (also bis es einem egal ist), es geht nicht um die Gefahr und Vernichtung des Monsters, oder die psychologischen Hintergründe (oder vielleicht doch?), sondern trotz einer chronologischen Erzählung wird hier Collagenhaft gearbeitet. Mit einigen surrealen Einbrüchen (Visionen, Vorstellungen, Erinnerungen).
Trotz allem ist neben Gewalt, Sex auch Humor drin, unglaubliche Szenen und auch spannende Musik: Gospel, Blues, Psychedelisches und verfremdete Geräusche. Ach ja, und Bach.
Ich bin froh, diesen Film gesehen zu haben. Im Kino. Einmalige Poesie, die sich öchstens bei anderen Poeten oder bei dem anderen outstanding Blaxploitator, Peebles' Sweet Sweetback's Baadasssss Song , andockt.
Zuletzt geändert von karlAbundzu am Mo 13. Mär 2023, 16:25, insgesamt 1-mal geändert.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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jogiwan
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Re: Ganja & Hess - Bill Gunn (1972)

Beitrag von jogiwan »

habt ihr den mit deutschen Untertiteln gezeigt und kommt da gar vielleicht was in naher Zukunft? Verdient hätte es der Film ja auf jeden Fall...
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karlAbundzu
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Re: Ganja & Hess - Bill Gunn (1972)

Beitrag von karlAbundzu »

Original mit UT, Verleih war REM, insofern kommt da bestimmt was.
Die alte Fassung war ja anscheinend um circa ein Drittel gekürzt, die Fasung entspricht ungefähr einem DC: Ich würde gern mal die kürzere Variante sehen, wie versucht wurde, daraus einen Vampirreißer zu machen....
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Dick Cockboner
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Re: Ganja & Hess - Bill Gunn (1972)

Beitrag von Dick Cockboner »

Was, zum Film gibt's hier schon wat? Hab ich wohl ganz vergessen danach zu suchen...
"Ganja & Hess" habe ich ja erst kürzlich bei der "gelungene Horrorfilme von 71 - 80 - Wahl" aufgelistet, wohlwissend, das er nicht ganz vorne (oder in der Mitte oder am oberen Ende) sondern (mit) ganz am Ende stehen würde. Der Film ist super! :D
(...und wenn da was kommt, :wix: ... komme ich auch)
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Arkadin
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Re: Ganja & Hess - Bill Gunn (1972)

Beitrag von Arkadin »

Den Film verdaue ich immer noch. Ich gebe zu, im Vorfeld viel über den Film gelesen zu haben - aber so eine richtige Idee, was mich erwartet, hatte ich trotzdem nicht. Der Film oszilliert zwischen Underground-Kino und Experimentalfilm. Das ist manchmal sehr anstrengend, lohnt sich aber auch. Mit einem klassischen Vampirfilm hat Ganja & Hess so viel zu tun, wie Sweet Sweetbacks Lied mit einem Actionfilm. Beide kann man meiner Meinung nach gut miteinander vergleichen, wenn auch Ganja & Hess etwas "intellektueller" daher kommt. Der Regisseur war auch ein bekannter Theatermann. Die Handlung kann man in mehrere Richtungen interpretieren. Alle führen zu einem fruchtbaren Ergebnis. Ein Film der fordert, manchmal überfordert. Aber auch ein Film, wie es ihn kein zweites Mal gibt (wobei ich Spike Lees Remake nicht kenne). sollte man sich auf jeden Fall mal drauf einlassen.
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Re: Ganja & Hess - Bill Gunn (1972)

Beitrag von Maulwurf »

Ihr macht mich immer neugieriger. Der liegt hier schon seit Jahren ungesehen herum ...
Dass der Film ab heute im Kino läuft wisst ihr? Meldet zumindest die OFDB in ihrer Vorschau :-o
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
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Arkadin
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Re: Ganja & Hess - Bill Gunn (1972)

Beitrag von Arkadin »

Maulwurf hat geschrieben: Do 16. Mär 2023, 19:08 Dass der Film ab heute im Kino läuft wisst ihr? Meldet zumindest die OFDB in ihrer Vorschau :-o
Jep. Wir hatten den ja bei uns bereits am Sonntag im Kino. Dachten, damit machen wir die Deutschlandpremiere bei uns. Aber die Nürnberger sind uns ein paar Tage zuvor gekommen. You can't have it all...
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