Regisseur: Alberto De Martino
Kamera: Riccardo Pallottini
Musik: Bruno Nicolai
Drehbuch: Massimiliano Capriccioli, Tito Carpi, Sandro Continenza, Alberto De Martino, Vincenzo Mannino, Giovanni Simonelli
Django trifft inmitten einer trostlosen, von jeglicher Vegetation befreiten Landschaft auf Ringo, ein Kopfgeldjäger, der die Leiche von Thomas Garvin im Schlepptau hat. Nach einem kurzen wie aufklärendem Gespräch gibt Django bekannt, dass es sich bei dem Leichnam um seinen Vater handelt und überlässt die nachfolgende Kommunikation seinem Colt, der auf Kompromisse jeglicher Art verzichtet und Ringo ins Reich der Finsternis schickt. Anschließend macht sich Django auf den Weg in die Stadt, um das auf seinen Vater ausgeschriebene Kopfgeld zu kassieren. Doch neben den ausgeschriebenen 5.000 Dollar könnte noch wesentlich mehr Geld in Djangos einst klamme Kassen fließen, denn gemäß des Stadttunichtguts Gordon liegt das Geld auf den Straßen und Django muss es nur aufheben. Schließlich war Thomas Garvin ein Geschäftspartner des Bankiers Ken Kluster und aus eben dieser Verbindung stehen Garvins Alleinerben noch eine Menge Dollar zu. Für Kluster, der freilich nicht zahlen will, gilt es nun, den unliebsamen Erbschleicher aus dem Weg zu schaffen. Folglich setzt er Ward, seine rechte Hand, auf den Sohn seines ehemaligen Kompagnons an, damit dieser ihn mundtot macht und die einst unerschütterlichen Machtverhältnisse wiederherstellt. Doch Django zeigt sich als ein cleverer Gegenspieler, der auch den Kampf gegen einen zahlenmäßig überlegenen Gegner nicht scheut.
Alberto De Martino absolvierte seine Gesellenprüfung mit einem guten Zeugnis und war fortan als entsprechend zuverlässiger Handwerksmann tätig, der bei seinen Auftragsgebern entsprechend gute Arbeiten ablieferte. Er zauberte mit SCHWARZE MESSE DER DÄMONEN ein ansprechendes EXORZIST-Rip-Off, ließ Daniela Bianchi innert seiner tollen Eurospy-Beiträge (IM NETZ DER GOLDENEN SPINNE und OPERATION 'KLEINER BRUDER') zur unwiderstehlichen Augenweide erblühen und absolvierte via EXZESS - MORD IM SCHWARZEN CADILLAC seine Meisterprüfung mit einer bravourösen Abschlussleistung. Während der großen Zeit des Italo-Western kam De Martino freilich nicht drum herum sich auch in diesem Genre zu verewigen. Mit VERGELTUNG AM WICHITA-PASS ließ er es allerdings eher verhalten krachen, bevor er mit dem deutlich besseren 100.000 DOLLAR FÜR RINGO die Vorgeschichte zu George Stevens' MEIN GROSSER FREUND SHANE erzählte und schlussendlich mittels der Originalfirmierung DJANGO SPARA PER PRIMO signalisierte wie klarstellte, dass grundsätzlich Django derjenige ist, der zuerst schießt. Und wenn dies- wie jenseits der frontier etliche Schüsse fallen, sind zwangsläufig die Colts im Einsatz und einer dieser Trommelrevolver wurde vom Constantin-Verleih zu Djangos treusten Gefährten gekürt und die daraus resultierende Kooperation als DJANGO - NUR DER COLT WAR SEIN FREUND ausbuchstabiert.
Hinter diesem charmanten Titel verbirgt sich ein unterhaltsamer und phasenweise auch erheiternder Western, der gleich zu Beginn zwei große Genrenamen, Django und Ringo, zusammenführt. Eine Begegnung, die nebst dem Pistolenduell eine erstaunliche Grundkonstellation heraufbeschwört, da der Leichnam, den Ringo im Gepäck hat, Djangos Vater war. Die Beziehung zwischen Django, der eigentlich Glen Garvin heißt und gemäß der deutschen Synchronisation nur in Mexiko Django gerufen wird, und seinem Vater erklärt Glen innerhalb eines Monologs, der uns simultan zu unseren neu gewonnenen Erkenntnissen auf eine interessante kleine Geschichte vorbereitet, dessen Kern und Triebfeder in der Gewinnorientierten Biografie des alten Fuchses Thomas Garvin wurzelt.
Ein nicht unbedingt über die Maßen kluger und eher pauschalisierend veranlagter Kopf ließ einst den Ödipuskomplex außer Acht und bereicherte die Welt der zuweilen bedenklichen Sprichworte mit der Behauptung: „Wie der Vater, so der Sohn“, womit der mir nicht bekannte Urheber dieser Weisheit - zumindest im Fall Thomas und Glen Garvin - den Metallstift mit aller Präzision auf dessen meistenteils erschütterungsresistentem Haupt trifft. Demgemäß kassiert Glen, ich nenne ihn fortan nur noch Django, dreist das Kopfgeld für seinen Vater und gibt en passant zu verstehen, dass er sein Erbe antreten und fortan weiter abkassieren wird. In diesem Kontext erhält der gerissene Recke die Unterstützung des Tunichtguts Gordon sowie eines ominösen Fremden. Aus dieser Konstellation kristallisiert sich ein Konzept heraus, das in den 1930er Jahren, die Zeit der Großen Depression und dem Rooseveltschen New Deal, in den amerikanischen Westernlichtspielen Popularität erlangte. Die Rede ist von den so genannten Trio-Western, die an die Stelle eines Einzelhelden ein Heldentrio treten ließen, welches seine Missionen im Kollektiv erfüllte. Das bekannteste dieser Kollektive agierte unter dem Namen THE THREE MESQUITEERS. Ein Team, das in der Zeit von 1936 bis 1943 in 51 (hoffentlich habe ich mich nicht verzählt) seriell gefertigten B-Western auftrat. Ihr Name, THE THREE MESQUITEERS, ist Allan William Colt MacDonalds homonymer, von den Dumas-Helden inspirierter, Westernromanreihe wie auch der Mesquite-Pfanze geschuldet. Weitere Beispiele für die amerikanischen Trio-Western wären THE RANGE BUSTERS und THE ROUGH RIDERS.
Die Italiener nahmen sich dem umrissenen Bezugsrahmen ebenfalls an, schafften die ideologischen Werte dieser durch und durch positiv gezeichneten Helden (die sich in der Regel aus dem Denker, dem Starken und dem Komiker zusammensetzten) ab und ließen sie - das werden Sie eh alle wissen, aber es gehört nun mal dazu, wenn man den Satz respektive das Thema vorschriftsmäßig schließen will - als auf den eigenen Vorteil fixierte und einzig und allein in die eigene Tasche wirtschaftende Halunken (Paradebeispiel: THE GOOD, THE BAD AND THE UGLY) agieren, was gemessen an den gesellschaftsdienlich operierenden Westernern ein luzides Widerspiel reflektiert. So sind auch Django und Gordon - wie ich bereits kommunizierte - auf finanzielle Bereicherung aus. Der ominöse Fremde, dessen Ambitionen wir sukzessive erfahren, besitzt zwar von dieser Couleur divergierende, aber nicht minder egoistische Ambitionen.
Während ihrer Missionen kommt es zu zahlreichen Schießereien wie Prügeleien, die einer rasanten Montage unterzogen wurden, welche forsch chargierende Kamerapositionen und temporeiche Zooms fixiert. Diese Bilder machen einen durchweg guten Eindruck und es ist eine Augenfreude dem Spektakel zu folgen.
Der innert dieser Spektakel ab und an die Züge eines swashbucklers annehmende Django rückt zudem in das Interesse der beiden weiblichen Hauptdarstellerinnen. Die brave Lucy sowie die hinterhältige Bankiersgattin Jessica Kluster. Erstgenannte (Erica Blanc) wird leider an der kurzen Leine geführt und muss sich der Rolle des lieben, netten love-interest, das meint, den Mann fürs Leben gefunden zu haben, unterordnen. Ganz anders ist das Wirken von Evelyn Stewart alias Ida Galli, die ich mittlerweile ganz toll finde, als eben erwähnte Bankiersgattin Jessica Kluster. Evelyn-Ida (das klingt beinahe als seien wir zu Gast bei den WALTONS, die ja bevorzugt auf Doppelnamen getauft wurden) verkörpert jene, in die schmutzigen Geschäfte ihres Mannes Eingeweihte, ergo eine zum Verbrechen Verführte, die sich ihrer mentalen Stärke bewusst ist und demgemäß selbst zur Verführerin wird, welche die ihr verfallenen Männer gegeneinander ausspielen will. Ob die Pläne der charismatischen Tante in Erfüllung gehen? Darüber wird Sie ein Finale aufklären, das den ohnehin abwechslungsreichen Film mit einem delikat mundenden Sahnehäubchen krönt. Also sehen Sie mal zu, dass Sie den Film irgendwo auftreiben können. Die Sichtung lohnt!