AMON DÜÜL II wird gegenwärtig so gut wie niemand kennen. Die Musikjournalistin Ingeborg Schober traute der Kommunen-Band allerdings zu, dass Deutschlandbild im Ausland zu verkörpern und brachte ihre Einschätzung dementsprechend zu Papier: „Eine feine Mischung aus 30er Jahre Berlin, schöne Gesichter, feinsinnig und bleich, andererseits teutonisch und überraschend wahnsinnig.“
By the way: Bei einem Auftritt von AMON DÜÜL II in Orford Ness lief ein Hitler-Fan mit echtem MG durch die Zuschauer und brüllte „Sieg Heil“. Es gibt auch Geschichten um Peter Leopold, Peter Kaiser und Olaf Kübler, die ihnen eine Liebäugelei mit den Nazis und dem Dritten Reich attestieren. Es kursierten auch Pläne, die Band in „Blitzkrieg“ oder „Reichsverweser“ umzufirmieren. Später sah man allerdings ein, sich mittels Naivität und Koketterie in falsche Gefilde verrannt zu haben.
Wer heute Platten von AMON DÜÜL I und AMON DÜÜL II kaufen will, muss tief in die Tasche greifen. Ganz so viele wurden demgemäß wohl dereinst nicht gepresst. Im Œuvre der Bands lassen sich auch nur wenige Reissues entdecken. AMON DÜÜL I und AMON DÜÜL II zogen halt ihr eigenes Ding durch, bewegten sich fernab von modischen Musiktrends, die angloamerikanischen Vorbildern nacheiferten. Kaufen konnte man die DÜÜL-Platten bei Foto Schwabing in der kleinen, von Irmgard Weigelt betreuten Plattenabteilung, die Gerhard Rühl in seinem Artikel für die SZ als "Keimzelle des Münchener Underground" bezeichnet.
Hellmut Hattler von KRAAN sagte mal: „Ich möchte lieber 100 Jahre Geheimtipp sein, als zu einem Musiktrend werden.“ AMON DÜÜL II liegt nach meinem Ermessen – wie auch CAN - zwischen ewigem Geheimtipp und einer Vorstufe zum Punk.
Das Buch, „Tanz der Lemminge“, ist ebenfalls (m)ein Geheimtipp. Ich erhielt eine Menge Infos (musikalisch wie politisch, Bandintern wie Weltgeschehen) und staunte nicht schlecht, welche VIPs man in dem Buch so alles treffen kann. It´s Schwabing…
Was mich allerdings nervte, ist, dass ich hin und wieder (erste Buchhälfte, im weiteren Verlauf wird es besser) nicht wusste, aus welchem Blickwinkel Ingeborg Schober denn nun berichtet. Gegen die rezidivierende Ichform gibt es freilich nichts einzuwenden, aber es kommen halt viele Protagonisten zu Wort, und da sie alle in der Ichform reden… Das hätte die geschätzte Autorin wie Insiderin geschickter lösen können.
Ansonsten alles gut im Staate von musikalischen Anti-Angloamerikanismus als auch von Prä-Punk, Anarchie und Nazi-Koketterie.