Eine spannende Aussage, der ich aus meinem jahrzehntelangen Aufenthalt in wechselnden Subkulturen heraus antworten möchte. Und auch wenn Goth und Metal immer irgendwie bestimmend blieben, habe ich in den vergangenen etwa 45 Jahren die Haarlänge genauso oft gewechselt wie den Musikgeschmack oder die Klamotte …buxtebrawler hat geschrieben: ↑Mo 9. Okt 2023, 17:36 Mit Hippies verbinde ich weltfremdes Verleugnen des Umstands, dass jeder Mensch über düstere, aggressive Seiten verfügt und/oder das Unterdrücken dieser mittels THC & Co., bis nur noch gehaltloses "Love & Peace"-Gestammel dabei herauskommt. Dazu Jesuslatschen, Fusselbärte und Strickpullover, Blumen im Haar, Hang zu Esoterik-Mumpitz, indischen Sekten und ähnlichem Unfug. Geheucheltes Verständnis für alles Mögliche, endloses Gelaber, sozialer Gestus, hinter der Fassade aber derselbe Egoismus, den man der Gesellschaft vorwirft. Musikalisch drückt sich das in geschrammeltem Langweiler-Folk über verkifften Lahmarsch-Rock bis hin zu elitärem Frickelprog aus. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Das ist zwar vollkommen richtig, aber heutzutage scheint es mir eher en vogue, die düsteren und aggressiven Seiten ausleben zu müssen. Oder anders gefragt: Was ist an Love & Peace verkehrt? Dass es an der Realität vorbeigeht? Dann würde ich lieber an der Realität was ändern als an der grundsätzlichen Annahme, dass ein Miteinander besser ist als ein Gegeneinander. Oder sehe ich das falsch?buxtebrawler hat geschrieben: ↑Mo 9. Okt 2023, 17:36Mit Hippies verbinde ich weltfremdes Verleugnen des Umstands, dass jeder Mensch über düstere, aggressive Seiten verfügt und/oder das Unterdrücken dieser mittels THC & Co., bis nur noch gehaltloses "Love & Peace"-Gestammel dabei herauskommt
Bist Du sicher, dass Du nicht SozPäds meinst? Ende der 70er war ich Teil einer hippie-artigen Subkultur in einer mittelgroßen Stadt in Deutschland, und ich kann Dir versichern, dass wir das genauso gesehen haben wie Du. Keiner von uns trug Fusselbärte (doch einer, aber der sah eher aus wie Che Guevara und gab sich auch so), Strickpullover oder Blumen im Haar. Jesuslatschen sind im Sommer halt praktisch, aber unsere „Uniform“ bestand damals im Allgemeinen aus Jeansanzug, Parka, Stiefeln und natürlich langen Haaren. Unterschieden wurde zwischen Hippies und Freaks – Hippies, das waren genau die, die Du auch beschreibst. Love & Peace, lieb sein, Blumen im Haar (und ich darf Dir versichern, dass ich in all den Jahrzehnten solche Menschen niemals kennengelernt habe). Während die Freaks eher Bier tranken, Rockmusik hörten und sich auch mal prügelten. Einer von uns war viel mit Rockern zusammen, also so richtig üblen MC-Typen. Wir sahen uns als Freaks, aber den Passanten außenrum war das gleich, für die waren wir alle nur Gammler!buxtebrawler hat geschrieben: ↑Mo 9. Okt 2023, 17:36Dazu Jesuslatschen, Fusselbärte und Strickpullover, Blumen im Haar, Hang zu Esoterik-Mumpitz, indischen Sekten und ähnlichem Unfug.
Es ist mittlerweile bekannt, dass etwa das Frauenbild der deutschen 68er-Generation mindestens genauso konservativ war wie das der Spießer, und dass die vielgerühmte „sexuelle Revolution“ nur hieß, dass die Männer endlich unbeschränkt durch die Gegend vögeln dürfen, und die Frauen gefälligst „Eigentum“ zu haben bleiben. Böse ausgedrückt. Aber solche Typen habe ich bei den Freaks und später bei Hausbesetzern auch noch kennengelernt …buxtebrawler hat geschrieben: ↑Mo 9. Okt 2023, 17:36Geheucheltes Verständnis für alles Mögliche, endloses Gelaber, sozialer Gestus, hinter der Fassade aber derselbe Egoismus, den man der Gesellschaft vorwirft.
The Doors? Led Zeppelin? Jefferson Airplane? Santana? Ten Years After? Captain Beefheart? Jimi Hendrix? „Hippie-Musik“ ist nicht nur Scott MacKenzie oder The Mamas And The Papas, sondern genauso vielfältig und abwechslungsreich wie alle anderen Musikrichtungen auch. Mein Cousin findet, dass Metal was für Dumme ist. Der hat halt noch nie Iron Maiden gehört. Meine Reinhörempfehlungen für Dich wären das zweite Album von Led Zeppelin, Brainticket, Can, L.A. woman von den Doors (das Album) und die Livefassung von Paint it black, gespielt von Eric Burdon & War. Des weiteren Iron Butterfly (natürlich DEN Klassiker, laut und unter Kopfhörern!! Aber die waren auch sonst gut), Velvet Underground oder Solar fire von Manfred Mann’s Earthband (ebenfalls das Album).buxtebrawler hat geschrieben: ↑Mo 9. Okt 2023, 17:36Musikalisch drückt sich das in geschrammeltem Langweiler-Folk über verkifften Lahmarsch-Rock bis hin zu elitärem Frickelprog aus. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Zu dem He-Man-Zitat, das sicher prinzipiell richtig sein mag, fallen mir eine Menge Punks ein, die ich persönlich kannte, und die wirklich und im Kern böse Menschen waren. Einer sitzt lebenslänglich wegen Mord, einer hat in der Psychiatrie seinen Bettnachbarn angezündet, einer hat seinen Lebensunterhalt mit dem Verticken von Heroin ziemlich luxuriös bestritten. Ab und an hat er mit einem Baseball-Schläger die komplette(!) Wohnungseinrichtung zertrümmt, die Freundin hat dann schauen müssen dass sie außer Reichweite bleibt, und anschließend ging es mit reichlich Bargeld in die Geschäfte für neue Möbel und neue Stereoanlage. Wobei der Mercedes natürlich immer heil blieb. Aber Attitüde und Erscheinungsbild waren immer und bis zum Ende Punk. Nee, da bleib ich lieber bei den ach so bösen Hippies …
Dir ist hoffentlich klar, dass ich Dir nichts Böses will!! Aber Deine Einschätzung, und ich hatte ja danach gefragt weil es mich auch wirklich interessiert, konnte ich so einfach nicht stehenlassen. Die oben erwähnte Aussage meines Cousins sehe ich da analog - Was tät der wohl zu Seventh son of a seventh son sagen, so er das Album jemals hören würde? Eben, und mit Hippies ist es das gleiche, oder?