Von der Schauburg zum Schauburgle

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Moderator: jogiwan

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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

297. Maniac (Alexandre Aja, 2012)
Alexandre Ajas Maniac aus dem Jahre 2012 bietet mit dem zierlich wirkenden Elijah Wood in der Rolle des Frank Zito
einen krassen Gegensatz zu dem massigen, körperlich überpräsenten Joe Spinell aus Lustigs Original. Vielleicht umso
schockierender, daß Zito 2012 nicht zimperlicher mit seinen Opfern umgeht als Zito 1980. Auch die helle Fassade
Los Angeles' im Kontrast zum düsteren New York und natürlich die fast konsequent durchgehaltene Egoperspektive
Zitos sind weitere Kontraste, die aus dem Remake ein eigenständiges und dennoch ständig zitierendes
Update machen. Bei Aja wird mehrmals auf ein von Zitos Mutter herrührendes Trauma verwiesen, das
den zumeist schüchtern wirkenden Frank auch zu einem Opfer macht.
Stilsicheres Serienmörderpsychogramm mit einigen Härten, das sehr gut funktioniert.
Das kraftvolle Original wird jedoch nicht annähernd erreicht.
7,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

298. Stigma (Jose Ramon Larraz, 1980)
Sebastian (Christian Borromeo) ist ein junger Mann, der überall aneckt. Hinzu kommen seine Unsicherheit
und seine unterdrückten Aggressionen. Und so ergeht er sich in Gewaltfantasien bezüglich jener
Personen, die er nicht mag. Dazu zählt auch sein verhaßter Vater. Als Sebastian sich dessen Tod vorstellt,
fängt plötzlich seine Lippe an zu bluten. Und tatsächlich verstirbt der Vater in jener Nacht.
Fortan ist Sebastian besessen davon, daß er mit seinen Gedanken den Tod anderer bewirken kann;
einhergehend mit seinem Stigma der blutenden Lippe.
Nach einem weiteren Todesfall in Sebastians Bekanntenkreis (den er ebenfalls glaubt verursacht
zu haben), vertraut er sich der Freundin seines Bruders an. Diese versucht ernsthaft, Sebastian
zu helfen und stellt für ihn Kontakt mit dem Medium Olga her. Als diese anfängt, in der Vergangenheit
Sebastians zu stöbern, stößt sie auf Erstaunliches. Und das wahre Grauen liegt noch vor allen
Beteiligten....

Larraz' Rückkehr zum Horrorgenre ist ein sehr gelungener Genrestreifen. In "Stigma" findet
man sich mühelos in der Larrazschen traumähnlichen Stimmung seiner frühen Werke wieder.
Das leicht Entrückte ist allgegenwärtig, so auch in dem wunderschön eingefangenen
verwunschenen Anwesen gegen Ende. Kompromißlos gut, Larraz halt!
7,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

299. The Beach House (Jeffrey A. Brown, 2019)
Emily und Randall fahren zum einsam gelegenen Strandhaus von Randalls Vater. Dort erhoffen sie
sich ein paar ruhige Tage und Zeit für sich und ihre Beziehung. Doch daraus wird nichts. Im
Haus übernachten noch überraschenderweise die Eheleute Mitch und Jane, offenbar mit Erlaubnis von Randalls Vater.
Man verbringt den ersten Abend zu Viert, konsumiert Alkohol und Drogen. Danach beginnen die
Wahrnehmungsstörungen. Die Algen im Meer beginnen zu leuchten (Lovecraft läßt grüßen), und die Vier driften
jeder für sich immer mehr in Traumwelten ab. Und genauso wie die Wahrnehmung, beginnen
auch die Körper unserer Protagonisten sich zu verändern.
Am Ende steht ein ziemlich nihilistisches Werk, das sich definitiv nicht als Partygranate eignet.
5,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

300. Emma, Puertas Oscuras (José Ramón Larraz, 1974)
Emma befindet sich nach dem Tod der Eltern in Betreuung eines Psychiaters (Georges Rigaud).
Als Emma eines Tages per Zufall Sylvia trifft, nimmt diese sie kurzerhand mit zu sich nach Hause.
Es entwickelt sich eine fatale Menage a trois mit Emma, Sylvia und ihrem Mann Steve.
Ausgetauschte Zärtlichkeiten werden durch Gewaltausbrüche konterkariert und die Beziehung
der drei endet in Steves Landhaus. Doch damit nicht genug. Auf Emmas weiterem Weg spielen
ein verfallendes Hotel, ein ziellos umherziehendes Hippiepärchen und Emmas Jugendfreundin
Lupe entscheidende Rollen....

Minimalistischer Psychothriller aus Larraz' Frühphase, wohl in England und Spanien entstanden.
Der Schluß des Films, in wirklich (alp-)traumhaften Kulissen einer Hotelruine gedreht,
wirkt wie Larraz' Reminiszenz an den Gothic Horror des vergangenen Jahrzehnts:
im wahrsten Sinne des Wortes unheimlich atmosphärisch. Beigemengt wird die
tyische Gefühlskälte der Protagonisten samt blutiger Messermorde.
Fünfundsiebzig Minuten, in die man so richtig eintauchen kann.
7,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

301. Tenet (Christopher Nolan, 2020)
Ein bei einem Einsatz in der Kiewer Oper offenbar getöteter Agent, wird irgendwie doch am Leben gehalten.
Danach wird er einem geheimen Programm unterstellt, das das Ziel verfolgt, die Menschheit vor dem Untergang
zu bewahren. Denn Oberbösewicht Sator (Kenneth Branagh) plant die Auslöschung derselbigen. Wie in vielen seiner
bisherigen Werken, entspinnt Christopher Nolan auch in "Tenet" einenen eigen Kosmos mit eigenen Regeln,
denen der Zuschauer folgen möge oder auch nicht. Zeitreisethematik bzw. rückwärts laufende Zeit inklusive.
Mir hat in diesem Zusammenhang besonders der Begriff "invertierte Munition" gefallen, die ihre Opfer sozusagen
unumkehrbar in der Zukunft getötet hat.....
"Tenet" ist Brainfuck hoch zehn. Jedoch, vielleicht existiert das ein oder andere Genie, das Nolans Vorgaben in ein
schlüssiges Universum übersetzt. Bei mir jedoch ein hoffnungsloser Fall. So bleibt nur die Freude an toll
durchkomponierten Bildern und einer rasant erzählten Geschichte, der jedoch mit zunehmender Laufzeit die
menschliche Komponente immer mehr abhanden kommt. (Sehr gelungener) Style over Content,
leider ohne emotionale Ebene.
6,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

302. Das Grab der Mumie (Harold Young, 1942)
"Das Grab der Mumie" schließt an den Vorgängerfilm "The Mummy's Hand" an und erzählt dessen
Geschichte in einer Rückblende. Dabei wird auch auf Filmmaterial des früheren Films zurückgegriffen.
Bei einer Gesamtlaufzeit von etwa 60 Minuten bleibt da dann nicht mehr viel Zeit für Eigenständiges.
Immerhin wird dann der Mordfeldzug der Mumie (Lon Chaney jr.), die von einem jungen Ägypter
für seine Zwecke mißbraucht wird, recht rasant erzählt. Die Handlung ist in einem amerikanischen
Kleinstädtchen angesiedelt, was sich schonend auf die ohnehin geringen Produktionskosten
auswirkt. Der Film mag zwar etwas angestaubt wirken, die Veröffentlichung von Ostalgica
aber keineswegs. Massenhaft Boni und ein Audiokommentar von großartigen Filmliebhabern
bieten lohnenswerten Mehrwert!
5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

303. Merkwürdige Geschichten (Fritz Umgelter, 1970)
In dreizehn 25-minütigen Folgen bekommen wir in der deutschen Mystery-Fernsehserie "Merkwürdige Geschichten"
ein sympathisch-naives Stück deutscher Fernsehgeschichte präsentiert. Auf der Zeitreise über ein halbes Jahrhundert
zurück begegnen uns viele bekannte Gesichter aus seligen deutschen Fernsehzeiten der 1970er und 1980er.
Die Geschichten sind mal mehr, mal weniger aufwendig inszeniert. Zumeist geht es um Warnungen von
Toten/Sterbenden an die Lebenden, oftmals mit einem doch sehr durchschaubaren Twist am Ende.
Der Funfaktor ist hoch bei dieser Pidax-Veröffentlichung, der Nostalgie-(=Wohlfühl-)faktor noch viel höher!
6/10
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

304. Nightmare Radio: The Night Stalker (ARG/NZL 2022, div. Regisseure)
Bei einer nächtlichen Radiosendung sind Zuhörer dazu aufgerufen, am Telefon unheimliche Geschichten
zu erzählen. Dabei nimmt ein Anrufer immer mehr stalkerhafte Züge an und wird am Ende zur Bedrohung
für die Moderatorin. Dieser Omnibusstreifen baut diverse Kurzfilme in seine Rahmenhandlung ein.
Die Qualität ist unterschiedlich, leider zumeist unterdurchschnittlich. Am ehesten ragt noch der
Kurzfilm "Foxes" heraus, in dem eine Schriftstellerin in einer monotonen Neubausiedlung,
in der sie die bislang einzige Bewohnerin zu sein scheint, ein merkwürdiges Verhältnis zu einem nachts
immer wieder erscheinenden Fuchs entwickelt.
Gerade diese Geschichte kam mir vor einiger Zeit schonmal vor die Augen, nur wo??
Insgesamt leider weniger bekömmlich.
3,5/10
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von jogiwan »

sergio petroni hat geschrieben: Sa 14. Sep 2024, 13:20 Am ehesten ragt noch der Kurzfilm "Foxes" heraus, in dem eine Schriftstellerin in einer monotonen Neubausiedlung,
in der sie die bislang einzige Bewohnerin zu sein scheint, ein merkwürdiges Verhältnis zu einem nachts
immer wieder erscheinenden Fuchs entwickelt.
Gerade diese Geschichte kam mir vor einiger Zeit schonmal vor die Augen, nur wo??
Der war auf der Blu Ray von Lorenzo Bianchinis „Across the River“ als Vorfilm.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

jogiwan hat geschrieben: Sa 14. Sep 2024, 13:50
sergio petroni hat geschrieben: Sa 14. Sep 2024, 13:20 Am ehesten ragt noch der Kurzfilm "Foxes" heraus, in dem eine Schriftstellerin in einer monotonen Neubausiedlung,
in der sie die bislang einzige Bewohnerin zu sein scheint, ein merkwürdiges Verhältnis zu einem nachts
immer wieder erscheinenden Fuchs entwickelt.
Gerade diese Geschichte kam mir vor einiger Zeit schonmal vor die Augen, nur wo??
Der war auf der Blu Ray von Lorenzo Bianchinis „Across the River“ als Vorfilm.
Super!
Danke für die Info!!
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