Rip It Up And Start Again: Schmeiss alles hin und fang neu an: - Postpunk 1978-1984 - Simon Reynolds
Moderator: jogiwan
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Rip It Up And Start Again: Schmeiss alles hin und fang neu an: - Postpunk 1978-1984 - Simon Reynolds
Hat jemand das Buch gelesen und kann mir sagen, ob der Autor in dem Stil von John Robb ("Punk Rock: Die Geschichte einer Revolution") oder von Legs McNeill/Gillian McCain ("Please Kill Me! Die unzensierte Geschichte des Punk"), also ob er im Stile der Oral History arbeitete? Also Interviews mit den damaligen Protagonisten niederschrieb?
Im Sommer 1976 explodierte Punk - und zwei Jahre später waren nur noch Rauchwolken und ein Häufchen Asche übrig. Johnny Rotten fragte beim letzten Konzert der Sex Pistols spöttisch ins Publikum: "Schon mal das Gefühl gehabt, verarscht worden zu sein?". Damit brachte er die Enttäuschung und Verbitterung vieler Protagonisten und Fans der folgenreichsten Kulturrevolution der Siebzigerjahre auf den Punkt. Hier setzt Simon Reynolds an. In "Rip It Up And Start Again" nimmt er jene Musikergeneration unter die Lupe, für die das Ende von Punk ein Anfang war. Viele von ihnen hatten die Kunsthochschule besucht und kannten sich nicht nur in Musik, sondern auch in Literatur, Philosophie und Theater aus. Anders als die Punks vor ihnen fürchteten sie sich nicht vor tanzbaren Grooves, hatten keine Angst vor Synthesizern und scheuten einzig und allein die Konventionen des Rock. Sie wollten sich keiner Bewegung unterordnen, sondern bildeten ihre jeweils eigene.
Während die Politik weltweit nach rechts rückte und das Orwell-Jahr 1984 bedrohlich nahe rückte, verweigerten sich die Vertreter des Postpunk der rockistischen Herz-Schmerz-Lyrik und beschrieben die Trostlosigkeit der ehemals blühenden Industriestädte. Sie wetterten gegen Rassismus oder besangen Jacques Derrida. Indem sie sich nicht nur auf die Musik beschränkten, gelang ihnen der Entwurf einer echten Gegenkultur: Sie organisierten sich selbst und setzten den Do-it-Yourself-Gedanken endlich in die Tat um. Bands und Fanzines schossen wie Pilze aus dem Boden; es entstand ein Netzwerk aus unabhängigen Studios, Labels und Vertrieben. Simon Reynolds behauptet daher: Das Versprechen von Punk wurde erst im Postpunk eingelöst. Doch auch einem neuen Begriff von Pop wurde der Weg geebnet. Bands, die einst in der Absicht angetreten waren, das kommerzielle System von innen zu verändern, gingen im Mainstream auf, und der Erfolg ließ ihre Träume platzen.
Reynolds stellt Bands und Musiker vor, die auf ganz unterschiedliche Weise das Rad der Musikkultur neu erfanden: Public Image Limited, The Buzzcocks, Devo, Pere Ubu, The Pop Group, The Slits, Scritti Politti, Gang Of Four, Joy Division, Wire, Talking Heads, The Fall, Robert Wyatt, The Specials, Cabaret Voltaire, Throbbing Gristle, The Human League, ABC, Art Of Noise und Frankie Goes To Hollywood - um nur einige zu nennen. (Klappentext)
Im Sommer 1976 explodierte Punk - und zwei Jahre später waren nur noch Rauchwolken und ein Häufchen Asche übrig. Johnny Rotten fragte beim letzten Konzert der Sex Pistols spöttisch ins Publikum: "Schon mal das Gefühl gehabt, verarscht worden zu sein?". Damit brachte er die Enttäuschung und Verbitterung vieler Protagonisten und Fans der folgenreichsten Kulturrevolution der Siebzigerjahre auf den Punkt. Hier setzt Simon Reynolds an. In "Rip It Up And Start Again" nimmt er jene Musikergeneration unter die Lupe, für die das Ende von Punk ein Anfang war. Viele von ihnen hatten die Kunsthochschule besucht und kannten sich nicht nur in Musik, sondern auch in Literatur, Philosophie und Theater aus. Anders als die Punks vor ihnen fürchteten sie sich nicht vor tanzbaren Grooves, hatten keine Angst vor Synthesizern und scheuten einzig und allein die Konventionen des Rock. Sie wollten sich keiner Bewegung unterordnen, sondern bildeten ihre jeweils eigene.
Während die Politik weltweit nach rechts rückte und das Orwell-Jahr 1984 bedrohlich nahe rückte, verweigerten sich die Vertreter des Postpunk der rockistischen Herz-Schmerz-Lyrik und beschrieben die Trostlosigkeit der ehemals blühenden Industriestädte. Sie wetterten gegen Rassismus oder besangen Jacques Derrida. Indem sie sich nicht nur auf die Musik beschränkten, gelang ihnen der Entwurf einer echten Gegenkultur: Sie organisierten sich selbst und setzten den Do-it-Yourself-Gedanken endlich in die Tat um. Bands und Fanzines schossen wie Pilze aus dem Boden; es entstand ein Netzwerk aus unabhängigen Studios, Labels und Vertrieben. Simon Reynolds behauptet daher: Das Versprechen von Punk wurde erst im Postpunk eingelöst. Doch auch einem neuen Begriff von Pop wurde der Weg geebnet. Bands, die einst in der Absicht angetreten waren, das kommerzielle System von innen zu verändern, gingen im Mainstream auf, und der Erfolg ließ ihre Träume platzen.
Reynolds stellt Bands und Musiker vor, die auf ganz unterschiedliche Weise das Rad der Musikkultur neu erfanden: Public Image Limited, The Buzzcocks, Devo, Pere Ubu, The Pop Group, The Slits, Scritti Politti, Gang Of Four, Joy Division, Wire, Talking Heads, The Fall, Robert Wyatt, The Specials, Cabaret Voltaire, Throbbing Gristle, The Human League, ABC, Art Of Noise und Frankie Goes To Hollywood - um nur einige zu nennen. (Klappentext)
- karlAbundzu
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Re: Rip It Up And Start Again: Schmeiss alles hin und fang neu an: - Postpunk 1978-1984 - Simon Reynolds
Nein, das ist kein klassisches Oral History Buch wie die von dir genannten.
Trotzdem sehr lohnenswert, und bestimmt hat er auch einige Interviews zu Rate gezogen.
Nebenbei, gute Oral History gibt es noch mit Beende deine Jugend, sozusagen Beginn des Punks in Deutschland. Rüdiger Esch: Electri_city über elektronische Musik aus Düsseldorf.
Und Rudolph Grey's Ed Wood.
Trotzdem sehr lohnenswert, und bestimmt hat er auch einige Interviews zu Rate gezogen.
Nebenbei, gute Oral History gibt es noch mit Beende deine Jugend, sozusagen Beginn des Punks in Deutschland. Rüdiger Esch: Electri_city über elektronische Musik aus Düsseldorf.
Und Rudolph Grey's Ed Wood.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Re: Rip It Up And Start Again: Schmeiss alles hin und fang neu an: - Postpunk 1978-1984 - Simon Reynolds
Du meinst sicher Verschwende Deine Jugend. Ein wunderbares Buch, das den Leser tief in die Jahre ab 1976 zieht, und einen das eigene Alter umso deutlicher spüren lässt. Und wahnsinnig Lust macht auf die alten Platten!karlAbundzu hat geschrieben: ↑Mo 3. Feb 2025, 13:45 Nein, das ist kein klassisches Oral History Buch wie die von dir genannten.
Trotzdem sehr lohnenswert, und bestimmt hat er auch einige Interviews zu Rate gezogen.
Nebenbei, gute Oral History gibt es noch mit Beende deine Jugend, sozusagen Beginn des Punks in Deutschland. Rüdiger Esch: Electri_city über elektronische Musik aus Düsseldorf.
Und Rudolph Grey's Ed Wood.
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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- karlAbundzu
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Re: Rip It Up And Start Again: Schmeiss alles hin und fang neu an: - Postpunk 1978-1984 - Simon Reynolds
Hahaha, liegt sicher daran, dass ich da immer Boxhamsters Beende deine Jugend im Kopf habe, bei dem es, ich vermute, um Peter Hein geht.Maulwurf hat geschrieben: ↑Mo 3. Feb 2025, 14:03Du meinst sicher Verschwende Deine Jugend. Ein wunderbares Buch, das den Leser tief in die Jahre ab 1976 zieht, und einen das eigene Alter umso deutlicher spüren lässt. Und wahnsinnig Lust macht auf die alten Platten!karlAbundzu hat geschrieben: ↑Mo 3. Feb 2025, 13:45 Nein, das ist kein klassisches Oral History Buch wie die von dir genannten.
Trotzdem sehr lohnenswert, und bestimmt hat er auch einige Interviews zu Rate gezogen.
Nebenbei, gute Oral History gibt es noch mit Beende deine Jugend, sozusagen Beginn des Punks in Deutschland. Rüdiger Esch: Electri_city über elektronische Musik aus Düsseldorf.
Und Rudolph Grey's Ed Wood.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Rip It Up And Start Again: Schmeiss alles hin und fang neu an: - Postpunk 1978-1984 - Simon Reynolds
Zum Buch vom Teipel (Verschwende deine Jugend) gibt es auch noch was Ergänzendes:
Der klassische Punk - Eine Oral History. Biografien, Netzwerke und Selbstbildnis einer Subkultur im Düsseldorfer Raum 1977–1983
Vielleicht ist es auch viel mehr als Ergänzendes?
https://klartext-verlag.de/buecher/sach ... ische-punk
Das Buch vom Teipel ist toll und der Text im BOXHAMSTERS-Song ist auch nach meinem Dafürhalten an Peter Hein gerichtet.
Der klassische Punk - Eine Oral History. Biografien, Netzwerke und Selbstbildnis einer Subkultur im Düsseldorfer Raum 1977–1983
Vielleicht ist es auch viel mehr als Ergänzendes?
https://klartext-verlag.de/buecher/sach ... ische-punk
Das Buch vom Teipel ist toll und der Text im BOXHAMSTERS-Song ist auch nach meinem Dafürhalten an Peter Hein gerichtet.