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Re: Ex Drummer
Verfasst: Mo 15. Jan 2024, 14:25
von karlAbundzu
buxtebrawler hat geschrieben: ↑Fr 29. Jan 2021, 13:44
"Ex Drummer" hatten wir uns mal in der Uni angesehen und gemeinsam zu reflektieren versucht. Eine Erkenntnis dabei war, dass der Literat Dries im Prinzip die "Asis" für seine eigenen Zwecke instrumentalisiert und ausnutzt. Dabei stellte sich mir die Frage, ob Dries im Roman ebenfalls ein Schriftsteller ist oder ob diese Komponente erst in der Verfilmung hinzukam, um dadurch den Autor des Romans für seine Instrumentalisierung zu kritiseren. Kennt jemand den Roman und könnte dazu etwas sagen?
So weit ich Arkschi gestern verstanden habe, ja, ist im Buch auch Autor.
Allerdings soll das Ende anders sein.
Re: Ex Drummer
Verfasst: Mo 15. Jan 2024, 14:40
von buxtebrawler
karlAbundzu hat geschrieben: ↑Mo 15. Jan 2024, 14:25
So weit ich Arkschi gestern verstanden habe, ja, ist im Buch auch Autor.
Allerdings soll das Ende anders sein.
Danke!
Erscheint voraussichtlich am 18.01.2024 noch einmal bei Camera Obscura auf Blu-ray:
Extras:
Ex Director: The Making of Ex Drummer*
Statement von Regisseur Koen Mortier*
Kurzfilm A Hard Day's Work *, Kurzfilm Ana Temnei *
Musikvideo De grotste lul van 't stad von Flip Kowlier, Musikvideo Oh, Brother von The Feminists mit Musik von Millionaire
Auftritt der Overdo Hykers, die Band, die es nicht in den Film schaffte
Deutscher und belgischer Trailer
*mit optionalen deutschen und englischen Untertiteln
Quelle:
https://www.ofdb.de/vorabfassung/119254 ... x-Drummer/
Re: Ex Drummer - Koen Mortier (2007)
Verfasst: Mo 15. Jan 2024, 21:46
von fritzcarraldo
Rock 'n Roll Provo
Ex Drummer
- ex_drummer.jpg (126.49 KiB) 3004 mal betrachtet
Cinema Bremen. Weird Xperience.
Wild, rauh und provokant.
Schriftsteller Dries wird von drei Typen gebeten, in deren Punkband Schlagzeug zu spielen. Dabei erfährt er immer mehr, wie völlig abgefuckt die drei drauf sind und leben. Er selbst wird aber auch immer manipulativer und löst zum Schluss hin eine Katastrophe aus.
Fast alle möglichen Tabus werden gebrochen. In unfassbaren und unfassbar verstörenden Bildern geht es dabei Schlag auf Schlag was eben diese Tabubrüche angeht. Dass man dies als Zuschauer*in erträgt / evtl. ertragen kann, liegt einfach daran, dass es eben Schlag auf Schlag geht und immer grotesker wird. Man stumpft vielleicht ab, aber kann alles nicht wirklich mehr so ganz ernst nehmen. Sex, Gewalt, Homophobie, Misogynie, Drogen, Kindesvernachlässigung, derbe Sprache, Alkohol uvm. sind dabei hier an der Tagesordnung.
Schriftsteller Dries lebt allerdings in einem sauberen Loft und scheint auch sonst eher auf alle anderen Protagonisten herabzublicken und sie zu verachten. Der Film ist völlig finster und macht es einem nicht leicht. Wobei er schon ab und an von einem gewissen derben Humor durchzogen ist.
Das wirkt dann manchmal wie die heftige Version der New Kids aus den Niederlanden. So als ob diese auf Speed wären.
Vielleicht will der Schriftsteller Dries / Brusselmans sich damit auch von "seinen" Figuren lösen. Er hat sie erschaffen und manipuliert sie natürlich auch. Daher endet alles in der besagten Katastrophe, die auch immer surrealer wird. Dies ist aber nur ein Erklärungsversuch, der auch schnell versanden und als eigener Schutzmechanismus enden könnte. Denn vordergründig sieht man erstmal nur die radikale Gewalt.
Ein Film, der es einem nicht leicht macht.
Zwiespältig und unfassbar.
Re: Ex Drummer - Koen Mortier (2007)
Verfasst: Di 16. Jan 2024, 23:15
von Arkadin
Holla, die Waldfee, der ging schon stark zur Sache. Hatte ich etwas Angst vor. So schlimm war er dann nicht und zog einen auch schnell in den Bann. Belgische Filme sind eigentlich immer eine Bank, der hier macht keine Ausnahme. Spielt wie "Blut an den Lippen" in Oostende. Da war ich sogar schon mal und erkannte einige Plätze (Hafen/Bahnhof) wieder. Einmal schaut die Hauptfigur aus dem Fenster aufs Meer und hätte die Kamera ein wenig weiter nach links geschwenkt, hätte man das Hotel aus "Blut an den Lippen" gesehen. Wie dem auch sei. Der Film ist ein ziemliches Brett zum Thema die Welt ist scheiße und die Menschen noch schlimmer. Überall Dreck und Fäkalien. Nur bei Driest, dem arrogant-skrupellosen, von sich selbst überzeugten, erfolgreichen Schriftsteller nicht. Dabei ist er eigentlich der Schlimmste von allen - auch wenn er keine Frauen tot schlägt, weil die so komisch an ihrer Zigarette ziehen. Die Szenen mit dem Kleinkind fand ich sehr schlimm und war froh, dass das Ende nur beschrieben und nicht gezeigt wurde. Dafür wurden viele andere unappetitliche und verstörende Dinge gezeigt. In dem Zusammenhang fand ich es faszinierend, dass man trotzdem immer bei den Figuren blieb, nah dran war - und sie trotz allem nicht als komplett abstoßend empfand. Im Gegenteil - man empfand fast so etwas wie Mitgefühl. Obwohl sie das eigentlich nicht verdient haben. Starker Film.
Re: Ex Drummer
Verfasst: Di 16. Jan 2024, 23:25
von Arkadin
karlAbundzu hat geschrieben: ↑Mo 15. Jan 2024, 14:25
buxtebrawler hat geschrieben: ↑Fr 29. Jan 2021, 13:44
"Ex Drummer" hatten wir uns mal in der Uni angesehen und gemeinsam zu reflektieren versucht. Eine Erkenntnis dabei war, dass der Literat Dries im Prinzip die "Asis" für seine eigenen Zwecke instrumentalisiert und ausnutzt. Dabei stellte sich mir die Frage, ob Dries im Roman ebenfalls ein Schriftsteller ist oder ob diese Komponente erst in der Verfilmung hinzukam, um dadurch den Autor des Romans für seine Instrumentalisierung zu kritiseren. Kennt jemand den Roman und könnte dazu etwas sagen?
So weit ich Arkschi gestern verstanden habe, ja, ist im Buch auch Autor.
Allerdings soll das Ende anders sein.
Im Roman ist er Namenlos und auch Schriftsteller. Wie fast alle Figuren aus Brusselmans Romanen (oder Schlagzeuger, Fußballspieler, Studenten oder alles zusammen). Der war früher in der Jugend Fußballspieler (wohl recht erfolgreich), Drummer in einer Punkband und dann ab den frühen 80ern Autor, sowie in Belgien eine sehr bekannte, weil stetig provozierende/polemisierende Figur - die dadurch natürlich ein sehr gern gesehener Gast in allerlei belgischen TV-Sendungen ist. Ich hatte mich in der Einleitung mit ihm beschäftigt und dann im Film viel von dem was ich über ihn gelesen habe in der Figur des Dries wiederentdeckt. Ex-Drummer ist übrigens der dritte Teil einer Roman-Trilogie: Ex-Autor/Ex-Liebhaber/Ex-Drummer. Im Roman geht es nach dem Konzert wohl noch viel länger weiter und es gibt auch keine "Erzählungen der Toten". Habe ich so aus unterschiedlichen flämischen (Google Translate sei Dank) Kritiken des Buches zusammengelesen. Das Buch selber ist (wie 74 der 75 Brusselman-Romane auch) nie in Deutschland (oder generell außerhalb Belgiens) erschienen. In Belgien selber ist Brusselman aber weltberühmt.
Re: Ex Drummer
Verfasst: Mi 17. Jan 2024, 09:01
von buxtebrawler
Arkadin hat geschrieben: ↑Di 16. Jan 2024, 23:25
Im Roman ist er Namenlos und auch Schriftsteller. Wie fast alle Figuren aus Brusselmans Romanen (oder Schlagzeuger, Fußballspieler, Studenten oder alles zusammen). Der war früher in der Jugend Fußballspieler (wohl recht erfolgreich), Drummer in einer Punkband und dann ab den frühen 80ern Autor, sowie in Belgien eine sehr bekannte, weil stetig provozierende/polemisierende Figur - die dadurch natürlich ein sehr gern gesehener Gast in allerlei belgischen TV-Sendungen ist. Ich hatte mich in der Einleitung mit ihm beschäftigt und dann im Film viel von dem was ich über ihn gelesen habe in der Figur des Dries wiederentdeckt. Ex-Drummer ist übrigens der dritte Teil einer Roman-Trilogie: Ex-Autor/Ex-Liebhaber/Ex-Drummer. Im Roman geht es nach dem Konzert wohl noch viel länger weiter und es gibt auch keine "Erzählungen der Toten". Habe ich so aus unterschiedlichen flämischen (Google Translate sei Dank) Kritiken des Buches zusammengelesen. Das Buch selber ist (wie 74 der 75 Brusselman-Romane auch) nie in Deutschland (oder generell außerhalb Belgiens) erschienen. In Belgien selber ist Brusselman aber weltberühmt.
Danke für die Ergänzungen!
Re: Ex Drummer - Koen Mortier (2007)
Verfasst: Mi 17. Jan 2024, 09:06
von jogiwan
Ewig her, dass ich den gesehen hab, aber ich hab den ungefähr so in Erinnerung, dass der selbstverliebte Schriftsteller eher aus Langweile in die Subkultur abtaucht, sehr manipulativ zu Werke geht und sich danach - zufrieden in Anbetracht der ganzen Zerstörung, die er durch sein Treiben verursacht hat - wieder in seinen Elfenbeinturm zurückzieht. Ich sah darin schon eine sehr deftige Kritik am Kapitalismus und einer moralischen Überlegenheit, die auf Arroganz und Ignoranz basiert. Müsste ich auch wieder mal gucken!