Deliria-Italiano

Arkadin hat geschrieben: ↑So 7. Feb 2021, 14:50

Maulwurf hat geschrieben: ↑So 7. Feb 2021, 06:50
Allein zu zweit (Claude Lelouch, 1979) 7/10
Was als leichtlebige Gangsterballade mit schmutzigen Untertönen beginnt, (...) Kennt hier jemand Claude Lelouchs DIE GUTEN UND DIE BÖSEN von 1975? Diejenigen müssen sich ALLEIN ZU ZWEIT unbedingt anschauen, die beiden Filme stellen einen Zyklus dar, der nach Sichtung dieses zweiten Teils richtig unter die Haut geht …

Ich mag Lelouch ja sehr gerne. Ich finde seine Filme auf eine seltsame Art und Weise gemütlich. Die meisten (außer "Ein Mann und eine Frau") würde ich nicht als Meisterwerke bezeichnen, aber ich verliere mich gerne in ihnen und sie haben so einen Lelouch-tpischen Charme. Manchmal thematisch etwas überladen, aber man fühlt sich immer gleich Zuhause, wenn man mehr von ihm gesehen hat. Ich habe diese fünf Boxen, die bei Black Hill erschienen sind. Die aber oftmals leider nicht so tolle Präsentationen haben (falsches Bildformat, gekürzt etc.). Möchte die aber trotzdem nicht missen.

Sowohl "Die Guten und die Bösen" als auch "Allein zu zweit" habe ich gesehen, aber überhaupt keine Erinnerung dran. In meinen Aufzeichnungen sehe ich aber, dass ich "Allein zu zweit" so la-la, "Die Guten und die Bösen" aber super fand. Nur warum, kann ich leider nicht mehr sagen.

Mal so als Teaser: On DIE GUTEN UND DIE BÖSEN geht es um die Citroen-Bande, die in den 30er-Jahren Raubüberfälle ausübt, bis die Deutschen einmarschieren, und der sie verfolgende Kommissar mit der Gestapo paktieren muss. Geht recht locker und lustig los, und endet mega-düster. Jacques Dutronc als Anführer der Bande und Jacques Villeret als sein Freund. ALLEIN ZU ZWEIT fängt damit an, dass Dutronc die gleiche Rolle innehat und mit der Bande und seinem Sohn etwas feiert. Am nächsten Tag ist er tot. Dutronc spielt dann 30 Jahre später den erwachsenen Sohn, der wiederum auf Villeret trifft. Dieser FIlm startet grau, wird dann düster, und zum Ende hin wieder etwas heller. Beide Filme loten Schicksale aus die wie vorgegeben wirken, und Menschen versuchen in die Knie zu zwingen, die sich gegen diesen Determinismus wehren. Aber vor allem gefällt mir, dass Dutronc in beiden Filmen gleich drei Rollen hat, und diese Familiengeschichte aus dem ersten Film quasi weitererzählt wird.

Maulwurf hat geschrieben: ↑So 7. Feb 2021, 15:35 Geht recht locker und lustig los, und endet mega-düster.

Das ist bei Lelouch ja gerne mal der Fall. Freut mich, dass es hier noch einen Fan gibt. Habe den Gute leider ziemlich aus den Augen verloren. Der letzte Film von ihm, den ich gesehen habe, war tatsächlich "Alles für die Liebe" von 1993.

Exzesse im Folterkeller
Gehört habe ich über den Film ja schon so einiges, Positives sowie Negatives, nun also meine persönliche Erstsichtung. Inszeniert von Noribumi Suzuki, welcher mich schon mit seinen Arbeiten "Shogun's Ninja", "Girl Boss Guerilla" & "The Killing Machine" durchaus zu begeistern wusste. Formal gibt's bei "EiF" auch nix zu beanstanden, wirklich gelungen. Inhaltlich hat mir das Ganze jedoch weniger gefallen, allzu häufig gibt's hier Womens torture von der Stange und ganz dezent auch noch eine Liebesromanze. Der ganze Folterquatsch ist einfach zu viel, um den Zuschauer über die gesamte Laufzeit noch zu schockieren, besser getimte, gezieltere Schocks wären hier eindeutig wirkungsvoller gewesen. Dramaturgisch dümpelt das Alles so vor sich hin, ziellos und wenig aufregend... Insgesamt reichts für einen guten Platz im unteren Mittelfeld, die Anderen oben erwähnten Filme von Suzuki kann ich allerdings nur empfehlen.

Runaway Train
Wetterbedingt hatte ich heute aber mal so richtig Lust auf diesen Film. Muss man nix weiter zu schreiben, ganz stark und riesengroß...sowohl Zug als auch Film

Exzesse im Folterkeller (der ja eigentlich "Stern Davids" heißt und auch weniger geschmackssichere Holocaustbezüge enthält) ist tatsächlich einer der schwächeren Filme von Suzuki, bei dem Regisseur denkt man ja vor allem an seinen wunderschönen Nonnenfilm "School of the Holy Beast" oder die Bikermädels in "Sukeban Gerira".

Conan, der Zerstörer (4/10)
Out of the Blue (8/10)

Zweite reine Giallo-Woche Pt. 6:

Smile Before Death (ITA 1972) R: Silvio Amadio
-> Version: OmU. M: Roberto Pregadio. Scat Vocals: Edda Dell'Orso. Soundtrack als CD auf Beat Records. Ohrwurmlastig im Main Theme, aber auch Psych Funk Cues. Sollte daher ins Regal. Der Film indes einer der italienischsten Gialli überhaupt. Ein echter Ego-Giallo, mit allen eher niedrigen Beziehungsgeflecht-Klischees, die so üblich waren oder noch sind, aber definitiv stylisch umgesetzt und eben mit dem gewissen Under Funk.
(4,5/5)

In aller Kürze:

A Cure for Wellness:

Tolle Location, schön gefilmt. Der Film hat einen etwas anderen Verlauf genommen, als ich ursprünglich angenommen hatte. Ich wurde gut unterhalten und der Film hat mich – im positiven Sinne – in etlichen Szenen an andere Filme erinnert. Das ewige Cricketspielen im Vorgarten ist auf jeden Fall eine eindeutige Hommage an „La Bestia Uccide A Sangue Freddo“.
Wird irgendwann mit gebührendem zeitlichem Abstand sicher erneut gesichtet.


The Night Eats the World:

Fügt dem Zombie-Genre nichts Neues hinzu, vermag jedoch mit seiner ruhigen Machart und seiner Herkunft – Frankreich – durchaus ein paar Akzente zu setzen.


Predator 2:

Der erste Teil ist ein Meilenstein, da kommt man mit einer Fortsetzung nicht mal eben so hinterher…
Irgendwie ist der zweite Teil auch wesentlich schlechter gealtert als der erste, der irgendwie „zeitlos“ wirkt...Man müht sich redlich, Danny Glover gibt alles, und doch war ich ab der Mitte des Filmes zunehmends gelangweilt. Vielleicht hätte Bruno Mattei mehr draus gemacht?!


Split:

Hmmm...tolle Leistung des Hauptdarstellers...und sicher kein schlechter Film...hat mich aber auch nicht so wirklich gepackt...Ich bevorzuge einen Urlaub in der Stadt gleichen Namens.


The Crazies (Remake):

Romero‘s Original habe ich seit 15 Jahren nicht gesehen und die Erinnerung ist verblaßt.
Die Äktschen ist gut über den Film verteilt und teils recht nett inszeniert.
Kein Überflieger, aber für nen gepflegten Filmabend mit Chips & Cola paßt des schon.
Bei Zeiten mal wieder das Original sichten…

Ich habe eben einen der großen Film-Klassiker geguckt. Den Film, der angeblich ein Wendepunkt in der Filmgeschichte war und erstmals definierte, was modernes Filmemachen ist (naja, modern... der Film ist von 1915, unterscheidet sich aber in der Tat sehr von dem, was vorher so in Hollywood gemacht wurde). So habe ich das seit Jahrzehnten immer wieder in Filmbüchern gelesen. Wie wichtig und innovativ der war. Seltsamerweise wusste ich immer recht wenig von der Handlung, denn die wurde eigentlich nie wirklich erwähnt. Seit heute kenne ich die aber und weiß, wieso das so war. Die wurde immer zugunsten der wegweisenden Technik unter den Teppich gekehrt, weil der berühmte und vielgelobe "Birth of a Nation" EIN WIDERLICHER RASSISTISCHER SCHEISSDRECK ist. Ich führe ja im Hintergrund eine Rating-Liste bei der IMDb (die Bewertungen veröffentliche ich hier aber nie, da ich finde, dass Zahlen überhaupt nichts aussagen. Die ist ganz allein eine Gedächtnisstütze für mich) und ich kann mich nicht dran erinnern, wann ich mal 1/10 gegeben habe. Hier ja. Der Film ist unfassbar. Der Ku Klux Clan sind die Guten und Edlen, die ihre Stadt von den marodierenden, bösen, immer geilen und sich wie Primaten verhaltenden Schwarzen retten. Das muss man echt gesehen habe, um es zu glauben. 1915 in den USA stehen da solche Sätze in den Zwischentiteln "The former enemies of North and South are united again in common defence of their Aryan birthright." Die Schwarzen werden zu 90% von schwarz angemalten Weißen gespielt, die um die Wette grimassieren. Ich habe jetzt gelesen, dass das u.a. so gemacht wurde, weil die "Schwarze" ja engen Kontakt mit weißen Frauen haben (Vergewaltigung und so) - da wollte man natürlich nicht "the real thing". Der Film hat mich schockiert und wütend gemacht. Mit Mühe und Not habe ich die über drei Stunden mit Grummeln im Bauch durchgehalten und wurde am Ende dann mit einem gütigen Jesus "belohnt", der seine Hände über Nord und Süd ausbreitet (nein, Schwarze kamen dann natürlich nicht mehr vor). Oder in der Kurzfassung:

PS: Die Tonspur der deutschen DVD ist extrem irritierend. Ständig wird "Oh, Tannebaum" gespielt, in den dramatischen Szenen erklingen fröhliche Walzerklänge und wenn der Ku Klux Clan am Ende zu gefühlt 10.000den zur Rettung reitet erklingt Wagners "Ritt der Walküren". Sehr merkwürdig. Ich glaube nicht, dass das der Originalscore war (übrigens war eine der vielen Innovationen des Films, seinen eigenen Score zu haben).

Arkadin hat geschrieben: ↑Di 9. Feb 2021, 23:58 Oder in der Kurzfassung:

Krass. Also beides: Deine Reaktion sowie auch der Film.

Ich glaube, ich müsste den mindestens zweimal gesehen haben. Beim ersten Mal war ich sechzehn oder siebzehn und geil auf alle ungewöhnliche Filme, die ich bekommen konnte. Beim zweiten Mal lag ich krank mit Fieber im Bett und wusste nicht, wohin mit mir, weil ich es nicht schaffte, auf meine eigene Ausstellung zu gehen, ergh...

Aber dass BIRTH OF A NATION nun wirklich - entgegen Griffiths eigenen Aussagen - durchaus eine einzige kritische Passage darstellt, war mir schon vor der Erstsichtung sehr bewusst. Wobei ich jetzt auch nicht weiß, woher ich diese "Einstimmung" hatte. Wahrscheinlich durch diverse IMDB-Kritiken etc. Vielleicht bin ich durch mein Vorwissen auch schon im Vorfeld "abgehärtet" genug gewesen, dass mich gerade die Lobeshymnen auf den KKK nicht mehr allzu sehr überraschen konnten.

Auf mich wirkt es aber tatsächlich eher so, als ob gerade in der neueren Filmwissenschaft gerade der technisch-ästhetische Aspekt gerne vernachlässigt wird, um auf die ins Auge springenden Problematiken hinzuweisen. Was sich nicht nur auf BIRTH OF A NATION bezieht, sondern generell auf viele Filme der frühen Kino-Zeit, die Klischees beackern, die heute nicht mehr denkbar wären.

Ich erinnere mich kurioserweise am lebhaftesten noch an die Szene im Parlament, bei der dann tatsächlich afroamerkanische Statisten eingesetzt wurden, die sich wie Affen benehmen, mit den Schuhen trommeln, lüstern lechzen usw.

Am besten, Du machst aber zu diesem "weiten Feld" auch noch einen eigenen Faden auf...

Arkadin hat geschrieben: ↑Di 9. Feb 2021, 23:58 So habe ich das seit Jahrzehnten immer wieder in Filmbüchern gelesen. Wie wichtig und innovativ der war. Seltsamerweise wusste ich immer recht wenig von der Handlung, denn die wurde eigentlich nie wirklich erwähnt. Seit heute kenne ich die aber und weiß, wieso das so war. Die wurde immer zugunsten der wegweisenden Technik unter den Teppich gekehrt, weil der berühmte und vielgelobe "Birth of a Nation" EIN WIDERLICHER RASSISTISCHER SCHEISSDRECK ist.

Ja, das hatte ich in meiner Besprechung der Doku "Martin Scorseses Reise durch den amerikanischen Film" auch kritisiert.