OK, wie ich nun erfahren hab, lief dieses Werk tatsächlich auch rechts des Rheins, allerdings wohl nur in den speziellen Kinos als "Atemlos vor Lust". Klingt irgendwie nach Helene Fischer...ugo-piazza hat geschrieben: ↑Mi 24. Feb 2021, 22:36
Secrétariat privé (F 1980, Burd Tranbaree = Claude Bernard-Aubert)
Die Erlebnisse des Geschäftsmannes Jean-Francois mit seiner Sekretärin Josianne, seiner Buchhalterin Josefa, seiner Ehefrau Valerie und dem Dienstmädchen Maria. Die Erlebnisse seiner Sekretärin Josianne mit seiner Ehefrau Valerie und dem Dienstmädchen Maria und der Buchhalterin Josefa.
In Frankreich gibt man ja viel auf die Genusskultur. Männer sind außerhalb der eigenen Wohnung verpflichtet, stets ein essbereites Baguette mit sich herumzutragen. 40% der Flüssigkeitszufuhr täglich muss aus französischem Rotwein bestehen. Auch im persönlichen Kontakt haben sich die französischen Formen oraler Genüsse weltweite Beliebtheit erobert. Hier wird in einem Ausmaß geküsst, geleckt und geblasen, dass die Vermutung, dieses Werk sei ursprünglich im Auftrag der französischen Regierung entstanden, um die landesüblichen Formen mündlicher Überlieferung als immaterielles Kulturerbe von der UNESCO schützen zu lassen, nicht abwegig erscheint.
Und ausgerechnet dieser Kulturfilm wurde hierzulande nicht gezeigt. Dabei wäre schon die Anfangsszene für die Arbeitsämter interessant gewesen, um den Begriff "Multi-Tasking" zu erläutern (OK, den Begriff kannte vor 40 Jahren ja noch niemand). Jean-Francois sitzt an seinem Schreibtisch und führt ein vermutlich geschäftliches Telefonat. Erst dann sehen wir, dass sich Josianne unter dem Schreibtisch verbirgt, und dort tut, was man als Privatsekretärin halt macht. Dies wird jedoch unterbrochen, um ihren Chef beim Telefonieren zu unterbrechen, weil sie ihn an einen Termin erinnern muss.
Noch ein paar Tranbarees der letzten Monate:
"La Rabatteuse" (1977) ist aber wohl tatsächlich hier nie zu sehen gewesen. Am Anfang verabschiedet sich ein Mann auf eine längere Reise, und bittet seinen Freund, auf seine Liebste (Brigitte Lahaie!) aufzupassen. Noch am Flughafen schnackt Brigitte die gerade gelandete Stewardess Karine Gambier an, und umgehend geht es zu dritt zu neckischen Spielchen nach Hause. Das wiederholt sich dann am laufenden Band: BL schleppt immer neue Damen in die Bude zwecks gemeinschaftlicher Verwöhnung zu dritt. Leben wie Göttin in Frankreich, nennt man das wohl. Unter den Damen sind auch Barbara Moose (ein etwas, äh, unpassender Name in diesem Genre) und die wunderbare France Lomay. Lahaie, Gambier und Lomay trafen sich ja einige Jahre später wieder, um auf Tago Mago mal so richtig einen drauf zu machen (bzw. bei Mlle. Lomay mal jemanden so richtig runterzumachen, nämlich Eric Falk beim Nacktjudo ). Sympathisch!
"Croisière pour couples en chaleur" (1980) ist ein Film, dem wohl jeder im Moment etwas abgewinnen kann, denn es geht um den Sommerurlaub. Alban Ceray, seine Ehefrau France Lomay und die gemeinsame Freundin Sophie Guers haben sich zu dritt ein Boot gemietet und schippern damit gemütlich durch die französische Provinz. Und sie werben für französische Lebensart, denn hier ist bei Dreien definitiv keiner zuviel, sondern eher noch eine/r zu wenig. Alban freut sich, dass die beiden Damen sich miteinander beschäftigen, damit er zumindest gelegentlich sich in Ruhe um das Boot kümmern kann. Dafür kümmern sich die beiden Damen dann aber auch gemeinschaftlich mündlich um sein bestes Stück. Gelegentlich trifft man noch weitere Menschen, der man die eigene Lebensphilosophie gerne näherbringt.
Cathy Stewart radelt gerade am Ufer entlang, als sie France und Sophie beim Sonnenbad topless erblickt, worauf sie in leichter Desorientierung mitsamt in den Kanal stürzt. Dr. Alban springt aber sofort ins Wasser, und holt sie an Bord. Sing Hallelujah! Selbstverständlich muss wegen der Erkältungsgefahr die nasse Kleidung unverzüglich ablegen, während France und Sophie zunächst küssenderweise sich darum kümmern, Cathys Körpertemperatur nicht absinken zu lassen. Und dann wird einem klar, dass die vorgebliche Urlaubsfahrt in ihrem Kern eine humanistische Mission ist, um von Paris die universelle Liebe in die Provinz zu tragen.
Auch hier gibt es eine deutsche Fassung, die nirgends gelistet ist. Die ist nämlich kürzlich durch die Lappen gegangen...
France Lomay trägt zwischendurch übrigens ihr Namensshirt von den "Sechs Schwedinnen", offenbar war Kleidung im Budget nicht vorgesehen...
"Ich schreie - ich genieße" (Je crie, je jouis) von 1978 wird in der IMDB so zusammengefasst "Jean-Philippe and Lucien are roommates. They have many sexy female visitors in their flat." Kurz und prägnant. Da schauen dann Karine Gambier , Céline Gallone, Erika Cool (KEIN Pseudonym!) und Morgane vorbei. Und auch Liliane Lemieuvre darf nicht fehlen, hat doch ihr Ehemann Richard (der aus LA FEMME OBJET) einer der beiden männlichen Hauptrollen inne. Der zweite Schwanzträger ist Guy Royer, über den bei dieser Art Film auch ständig stößt.
Es ist nicht weiter verwunderlich, dass auch hier Dreierkombinationen auftauchen, die ja bekanntlich tief in der nationalen französischen DNA verankert sind. Francoise Cactus (RIP) konnte ein Lied davon singen. Nun hatte es freilich den Anschein, dass Lucien und Jean-Philippe sich die Wohnung nicht aufgrund einer Zweck-WG teilen, sehen wir sie doch auch nackt auf dem Doppelbett im Schlafzimmer. Diese Andeutung männlicher Homosexualität wird jedoch nicht weiter aufgegriffen, vermutlich hätte dies den normalen X-Film-Zuschauer Ende der 70er zu sehr verstört...
In "Ekstase einer Nacht" (La grande mouille) von 1978 schließlich versammelt sich übers Wochenende eine größere Gesellschaft in einem Landhaus. Man will sich auf die Jagd begeben, weswegen auch ein paar Hunde ins Bild kommen. Na ja, nicht nur auf die Jagd, wie man sich denken kann. Brigitte Lahaie hat einen Auftritt und taucht dann im Film nicht mehr auf. Gambier und Lomay sind auch hier dabei, sowie als Hausmädchen die junge Marilyn Jess. Aber während in den anderen Filmen halt eine Szene der nächsten folgt, hätte man hier das gesamte Szenario mehr im Blick haben müssen. So wirkt vieles eher wenig inspirierend, was freilich bei der von mir geschauten DF das geringste Problem ist.
Denn mit der Synchro ist hier wirklich alles aus. Während ein lesbisches Dreierlei zu Beginn, bei dem die beiden Hausmädchen sich um die Dame des Hauses kümmern, vom Zuschauer noch in Ruge genossen werden kann, werden Mann-Frau-Interaktionen aus dem Off gnadenlos zugelabert. Das passiert nicht einmal, sondern ständig. Es wird aber noch dadurch unterboten, dass eben jene Off-Texte darüber hinaus dann noch permanent auf dem Level "Ich stopf dir meinen Fleischprügel ganz tief bis in die Gebärmutter" ablaufen. Fremdschämen erreicht eine neue Galaxie; irgendwann wollte ich nur noch, dass der Scheiß ein Ende findet. Wer diesen akustischen Sondermüll ertragen kann, hält RTL 2 vermutlich für einen Philosophie-Kanal.