Willkommen in der Hölle - Cesare Canevari (1971)
Moderator: jogiwan
- DrDjangoMD
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Re: Willkommen in der Hölle - Cesare Canevari
Handlung:
Der Bandit Burt (Corrado Pani) und seine kleine Gang (Antonio Salines, Claudia Gravy und Luis Dávila) überfallen eine Postkutsche. Nachdem Burt bei der Aktion vermeintlich stirbt, verstecken sich seine Leute in einer Geisterstadt bis Gras über die Sache gewachsen ist. Als das Gold eines morgens nicht aufzufinden ist, geben sie einem Fremden (Lou Castel), der am selben Tag in die Stadt geritten kam, die Schuld und beginnen ihn zu foltern. Kann er sich aus seiner misslichen Lage befreien?
Kritik:
Wenn man Fan eines ganzen (Sub)Genres ist, wie beispielsweise des Italowesterns, muss man sich fragen, warum dies so ist. Was macht den Italowestern ansprechender als jedes andere Genre. Es kann nicht an den Schießerein, der Zeit der Handlung oder den Prärielandschaften liegen, denn die haben wir auch in amerikanischen Western, welche ich großteils verabscheue. Das Besondere an den Genrefilmen aus Italien, das, was sie von ihren amerikanischen Verwandten unterscheidet, ist, dass die meisten von ihnen versuchen ein durch und durch negatives Weltbild aufzubauen. Ein apokalyptisches Szenario voller Gewalt…und „Willkommen in der Hölle“ ist eines der besten Beispiele dafür.
Die Welt, die uns Cesare Canevari in diesem Film zeigt, ist nicht die Welt die wir kennen, sondern eine andere Dimension in der andere Gesetze vorherrschen, in der die Mentalität der Menschen eine andere ist. Beachtet man den deutschen Titel, so liegt es nahe den Ort der Handlung überhaupt mit der Hölle gleichzusetzen. Dies darf man nie vergessen, wenn man über „Willkommen in der Hölle“ nachdenkt. Man darf ihn nicht wie einen üblichen Film und schon gar nicht wie einen üblichen Western betrachten, man muss sich auf das einlassen, was der Film sein will.
Das gezeigte Weltbild hat beispielsweise Auswirkungen auf unsere beiden Hauptcharaktere Burt und Ray, den Fremden. Burt ist die erste Figur, der wir ein wenig folgen, sie spricht sogar als Erzähler direkt zum Publikum und bricht einmal in einer sehr unheimlichen Weise die vierte Wand. Würde er nicht ziemlich bald für den Großteil des Filmes verschwinden, hätte ich ihn als eindeutigen Protagonisten angesehen. Das tolle an seiner Figur ist, obwohl er zu den kaltblütigsten skrupellosesten und hinterfotzigsten Figuren des gesamten Subgenres gehört, würde ich ihn nicht als „böse“ bezeichnen. Wie viele Antihelden ist er ein sehr intelligenter Mensch, der klug genug ist zu erkennen, dass man in der Welt, in der er sich befindet, nicht umhin kann, ein kaltblütiger Mörder zu sein, um Erfolg zu haben. Er begeht seine Verbrechen nicht aus purer Boshaftigkeit sondern, weil ihm die „Hölle“ keine andere Wahl lässt. Und das macht ihn zu einer grandiosen Figur.
Gegenpol zu ihm bilden Ray und eine andere Fremde, die sich in einer ähnlichen Lage wie er befindet. Beide zeigen sich uns als gutmütige und reine Menschen, die einzigen unter den Sprechrollen nebenbei bemerkt. Während die Frau in all ihrer Charakterlosigkeit als Symbol für die personifizierte Unschuld fungiert, wird Ray zu einer Erlöser-Figur gemacht. Der Film beginnt mit einem Zitat, welches auf Jesus anspielt, lädt mich also dazu ein, nach christliche Symbolik Ausschau zu halten. Ray ist eine etwas merkwürdige Figur, durch seine Gutmütigkeit in einer Welt, in der es nur noch Hass und Gewalt gibt, wirkt er auf das Publikum genauso befremdlich wie auf die Banditen. Sie scheinen fast Angst vor ihm zu haben, denn in dem Weltbild, welches sie kennen, hat Ray keinen Platz. Sie foltern ihn und lassen ihn in der Sonne schmoren (Christusreferenz!), bis er sich befreien kann und die Stadt (symbolisch für die ganze Welt) von den Banditen (symbolisch für das Böse oder die Sünden, etc.) befreit.
Das Problem bei einem Film, der so stark auf Symbolik und Andeutung setzt ist immer, dass sich einige kurzsichtige engstirnige spießige Kritikerverschnitte darüber beschweren, weil sie einen so ungewöhnlichen Einschnitt in ein so von fixen Topoi regiertem Genre nicht ertragen. So könnten sie zum Beispiel kritisieren, dass die rockigen Töne, die wir in einigen Szenen als Soundtrack bekommen nicht in das Amerika der 1850er Jahre passen. Auf solche Argumente kann ich aber nur erwidern: Wir befinden uns nicht im Amerika der 1850er, wir befinden uns in der Hölle und in die Hölle passt fetzige Rockmusik.
Die Gefahr bei solchen Film ist, dass man die geplante Symbolik nicht immer zielführend umsetzen kann, woraufhin es albern, berechenbar oder nervig wirken würde. Man braucht eine Inszenierung die vor nichts zurück schreckt, die mutig und originell ist und Gott sei dank, trifft das auf die Regie Cesare Canevaris zu. Seine ungewöhnliche Inszenierung lässt zwar vermuten, dass die gesamte Crew während des Drehs bekiffter als die von „Easy Rider“ war, verfehlt ihr Ziel jedoch keinesfalls. Er zeigt uns ganz deutlich worauf er hinauswill, wodurch wir uns darauf einlassen können.
Eine extreme Benutzung von Nahaufnahmen zeigt von Anfang an, dass dies kein traditioneller Western ist, der bemüht ist die Weite der Prärie einzufangen. Es definiert „Willkommen in der Hölle“ als einen emotionalen Film, der durch die Nahaufnahmen vielleicht dem Fluss der Handlung und dem Verständnis des Zusehers entgegenwirkt, jedoch gleichzeitig ein beklemmendes eingeschränktes Gefühl vermittelt.
Ein Weiteres Beispiel dafür ist eine große Schießerei, bei der sich zwei von unseren fünf Hauptcharakteren verabschieden. Die ganze Szene wird gezeigt, indem die Kamera über dem Ort des Geschehens immer schneller werdende Kreise zieht. Wir bekommen nicht mit was geschieht, bis wir erst in der übernächsten Einstellung das Ergebnis sehen, es geht hier weder um die Personen noch um die Action, es geht darum das schwindelerregende und verwirrende Gefühl, das die Beteiligten in so einer Situation verspüren, an den Zuseher weiterzugeben, und das ist auch verdammt gut gelungen.
Ebenso ist der Gebrauch von Zeitlupen, die sich ungewöhnlich lange hinziehen ein Stilelement, wie beispielsweise in der Szene in der Ray von einem der Banditen mit einer Kette attackiert wird. Die gesamte lange Szene ist in Zeitlupe, bietet uns also nicht viel Action, doch es zwingt uns unser Hauptaugenmerk auf die Bilder zu legen, nicht auf das Geschehen infolgedessen die Bilder gezeigt werden, sondern auf die Bilder selbst. Dies zwingt uns das Leiden Rays im Detail mit anzusehen, wir fiebern mit ihm mit und vor allem wir fühlen mit ihm mit; dies nicht zuletzt, weil die Zeitlupe gut wiedergibt wie verzweifelnd es für den schwachen Mann wirkt, dem fitten Banditen zu entkommen.
Fazit: Ein Film, der hauptsächlich auf die Gefühlsebene einwirkt. Er erfindet ein neues, furchtbares Weltbild und vermittelt uns eingehend, wie die Menschen in dieser „Hölle“ empfinden. Die originelle Inszenierung, die von der ersten bis zur letzten Sekunde dem Zuseher Emotionen entlockt, nebst den guten Darstellern und den christlichen Parallelen machen „Willkommen in der Hölle“ für mich zu einem der besten Filme, die je gemacht wurden. 10/10
- buxtebrawler
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Re: Willkommen in der Hölle - Cesare Canevari
Danke für deine tolle Kritik, Doc2!
Darf ich fragen, ob du religiös bist?
Darf ich fragen, ob du religiös bist?
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Willkommen in der Hölle - Cesare Canevari
Ich glaub theoretisch bin ich bei den Katholiken noch angemeldet, aber nicht, dass ich sonderlich an ihnen hängen würde; nein sonderlich religiös (zumindest katholisch) bin ich nicht. Aber ich finds immer toll, wenn irgendwelche religiöse Anspielungen vorkommen. Ich weiß auch nicht warum ich das so mag, aber sobald irgendwo ein Protagonist ans Kreuz genagelt wird hat mich der Film schon gewonnen (außer natürlich bei Bibelverfilmungen, da ist es zu offensichtlich).buxtebrawler hat geschrieben:Darf ich fragen, ob du religiös bist?
- buxtebrawler
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Re: Willkommen in der Hölle - Cesare Canevari
Alright - ich wiederum glaube weder an Jehova, noch an den Beelzebub, steh aber auf Okkult-HorrorDrDjangoMD hat geschrieben:Ich glaub theoretisch bin ich bei den Katholiken noch angemeldet, aber nicht, dass ich sonderlich an ihnen hängen würde; nein sonderlich religiös (zumindest katholisch) bin ich nicht. Aber ich finds immer toll, wenn irgendwelche religiöse Anspielungen vorkommen. Ich weiß auch nicht warum ich das so mag, aber sobald irgendwo ein Protagonist ans Kreuz genagelt wird hat mich der Film schon gewonnen (außer natürlich bei Bibelverfilmungen, da ist es zu offensichtlich).
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Willkommen in der Hölle - Cesare Canevari
Vielleicht ist der Grund dafür, dass wir nicht an diese Sachen glauben, die Filme also ansehen können ohne weder beleidigt noch zu sehr geschockt zu werden; dennoch sind der olle Luzifer und Jesus so in unserer Gesellschaft verankert, dass sie nicht allzu phantastisch und unnatürlich erscheinen, wenn sie uns auf der Leinwand wiederbegegnen. Demnach stellen Okkult-Horror und Bibel-Western Subgenres dar, welche für Nihilisten die perfekte Mischung aus Realität und Phantastereien beinhalten...buxtebrawler hat geschrieben:Alright - ich wiederum glaube weder an Jehova, noch an den Beelzebub, steh aber auf Okkult-Horror
Re: Willkommen in der Hölle - Cesare Canevari
Nö, Mátalo geht einfach garnicht, lange hab keinen Film mehr gesehen den ich so abgrundtief, hassenswert fand!!
Für mich der blödeste "Western" aller Zeiten, peinlich, idiotisch, lächerlich, mit einer absolut beschissenen Kameraführung, bei der einem kotzübel wird, der Score war zwar geil, aber für den Streifen absolut unpassend!!
Ich kapier nicht was man an dem Film finden kann, für mich war der einfach nur furchtbar.
1/10 für den Sound, sonst hätt ich glaub ich zum ersten mal 0 Punkte gegeben.
Für mich der blödeste "Western" aller Zeiten, peinlich, idiotisch, lächerlich, mit einer absolut beschissenen Kameraführung, bei der einem kotzübel wird, der Score war zwar geil, aber für den Streifen absolut unpassend!!
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Re: Willkommen in der Hölle - Cesare Canevari
Ich vermute mal, untot wird am 25. (Pfingstwochenende! Religionsbezug, Arkschi?) nicht nach Bremen kommen.untot hat geschrieben:Nö, Mátalo geht einfach garnicht, lange hab keinen Film mehr gesehen den ich so abgrundtief, hassenswert fand!!
Für mich der blödeste "Western" aller Zeiten, peinlich, idiotisch, lächerlich, mit einer absolut beschissenen Kameraführung, bei der einem kotzübel wird, der Score war zwar geil, aber für den Streifen absolut unpassend!!
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Re: Willkommen in der Hölle - Cesare Canevari
Ich hab den ja noch nicht gesehen, wurde mir ja vor der Kinosichtung verboten, da hab ich den mal losgeschickt Richtung Bayern oder wie das da heißt. Aber hallo, ist der Film wirklich so schlecht oder hat Jogschi ihren Account geknackt Nee, nee ihr schwärmt alle von dem Film, ich freu mich drauf. Bremen steht fest auf meinem Reiseplan
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Re: Willkommen in der Hölle - Cesare Canevari
Ach, auf die untotsche Kritik, wenn man es denn als solche auslegen will, würde ich in diesem Fall nicht viel geben. Wie schreibt Christian Kessler schon schön: Matalo "kann gleichermaßen (von Puristen) als bodenlos langweilig abgeurteilt wie auch als Kultobjekt abgöttisch verehrt werden. MATALO ist eigentlich kein Western, er ist irgend etwas ganz anderes. [...] Ein unglaublicher Film, der absolut extremste Western aller Zeiten, den man entweder verabscheuen oder verehren muss."
Frau untot steht halt an dem einen Ende, während Genreliebhaber aufgrund der Einzigartigkeit des Films meist das andere wählen!
Frau untot steht halt an dem einen Ende, während Genreliebhaber aufgrund der Einzigartigkeit des Films meist das andere wählen!
Re: Willkommen in der Hölle - Cesare Canevari
Selbst als kritischer Westerngegner konnte ich mich dem Charme dieses Werkes nicht entziehen!
it´s fun to stay at the YMCA!!!
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