Halloween - Die Nacht des Grauens - John Carpenter (1978)

Moderator: jogiwan

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Blap
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Re: Halloween - Die Nacht des Grauens - John Carpenter

Beitrag von Blap »

Himmel, die BD gibt es fast geschenkt, warum ärgerst du dich mit so einem Scheiss herum? Gerade ein Film wie Halloween profitiert ungemein davon, wenn die üblichen "DVD/VHS-Nebenwirkungen" entfallen.

Denk immer dran, wir meinen es stets gut mit dir. :mrgreen:
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Arkadin
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Re: Halloween - Die Nacht des Grauens - John Carpenter

Beitrag von Arkadin »

purgatorio hat geschrieben: Pinhead und Leatherface sind ja in ihrer Art auch unverändert geblieben. Michael ist also kein Einzelfall. Er war aber der Erste und er wird es immer bleiben :opa:
*hüstel* Der Erste wäre demnach dann aber Leatherface.
Früher war mehr Lametta
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jogiwan
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Re: Halloween - Die Nacht des Grauens - John Carpenter

Beitrag von jogiwan »

und Norman Bates? :?
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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purgatorio
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Re: Halloween - Die Nacht des Grauens - John Carpenter

Beitrag von purgatorio »

verdammt... aber die Message ist klar :opa:
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
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Nello Pazzafini
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Re: Halloween - Die Nacht des Grauens - John Carpenter

Beitrag von Nello Pazzafini »

vor kurzem meine erste (!!!) BD gekauft, sollt was besonderes sein, Halloween ists geworden. Tolle qualität für doch einen in die jahre gekommenen film, und das dies ein meisterwerk ist brauch ich nicht betonen, die BD ist wirklich empfehlenswert und für wenig geld zu haben! TOP ! :D
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"Ein Grab im K-Gebiet wünscht dir Dein Ugo"
purgatorio
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Re: Halloween - Die Nacht des Grauens - John Carpenter

Beitrag von purgatorio »

Deleted Scene: Michael's driving lesson


This newly discovered deleted scene from John Carpenter's 1978 classic HALLOWEEN explains the major plot hole in the story as to how exactly Michael Myers learned how to drive a car while locked up in Smith's Grove Sanitarium. Starring Joel David Moore (AVATAR, DODGEBALL) and Kane Hodder (FRIDAY THE 13th VII-X, HATCHET I-III). Written and Directed by Adam Green (HATCHET, FROZEN, HOLLISTON). This parody marks ArieScope Pictures' 14th annual Halloween short film. For more info visit: ariescope.com
:lol: :lol: :lol:
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dr. freudstein
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Re: Halloween - Die Nacht des Grauens - John Carpenter

Beitrag von dr. freudstein »

1957 Geburt Michael Myers, nicht geschlechtsreif, noch alles in Ordnung
1963 immer noch nicht geschlechtsreif, aber er konnte es wohl nicht ab, daß seine Schwester Judith Sex hatte und bestrafte sie
bis 1978 war es noch ruhig um ihn, nur Dr. Sam Loomis (siehe PSYCHO 1960, der Freund der Marion Crane) wußte, es stimmt was nicht mit ihm, Psychiater fühlen sowas
doch dann 21 jährig schlug er Halloween 1978 erstmals zu. Das Autofahren hatte ihm keiner beigebracht, doch er, das Wunderkind brauchte keine Fahrschule. Respekt. Von nun an wurde er zum gesichtslosen Boogey Mann (Der Schwarze Mann), denn schnell legte er sich eine Maske zu, die dem Abbild von Captain Kirk entnommen wurde. Warum die Maske? Furchteinflößend wirkend oder schämte er sich oder einfach nur als Schutz vor zuviel Persönlichkeitsoffenbarung? An HALLOWEEN fällt man halt damit nicht auf. Laken und Sonnenbrille sind auf Dauer nicht das Wahre.

THE THING (DAS DING) wird hier im TV gezeigt. Ob CARPENTER da schon ahnte, daß er ein Remake drehen würde, welches das Original um Längen schlug?

Und noch immer ist er nicht an Sex interessiert (seinen ersten Kuss bekommt er erst in Teil 5), aber das Interesse an jungen Frauen ist zumindest schon mal geweckt, jedoch ist das Vergnügen sehr einseitig bestimmt. Der Arbeitstitel des Films lautete auch THE BABYSITTER MURDERS, was Aufschluß gibt auf den weiteren Verlaufes des Films, aber hätte wohl nie den Bekanntheitsgrad erbracht, wäre da nicht IRWIN YABLANS gewesen, der CARPENTERS 2. Kinofilm ASSAULT - ANSCHLAG BEI NACHT (ebenfalls ein Meilenstein) vertrieb. Dieser hatte nämlich die Idee mit der Halloween Nacht eingbracht. Weitere Ideen auf dieser Basis folgten. MUTTERTAG, FREITAG DER 13., Weihnachten, Neujahr, Valentinstag usw.

Schon bei der Einleitung mit dem markantem und unerreichtem Soundtrack verheißt nix Gutes. Die genialen Kamerafahrten konzentrierten sich auf das Wesentliche und obwohl der Film recht unblutig daher kommt, verfehlt er seine Wirkung nicht, auch nach Jahrzehnten und unzähligem Male Schauen nicht. Dafür ging Carpenter in die Geschichte ein.

Warum gerade ein Ort wie Haddonfield? Nun, so ein braver Vorort, in dem die Idylle und Friede vorherrscht, rechnet niemand damit, daß das Grauen über sie hereinbricht und nachhaltig für Unfrieden sorgt und sei es nur an Halloween. Unser Michael Myers ist nämlich nur ein Saisonarbeiter. Was er dazwischen macht, außer in Sanatorien absitzen, wissen wir nicht. Scheinbar nur auf den nächsten Moment zu warten, wo er zuschlagen kann, sitzt er seine Zeit ab. In Teil 1 kam er gerade einmal auf 6 Tote. (bis Teil 7 einschließlich auf 60, Teil III nicht eingerechnet). Die Halloween Nacht war wohl das einzig Aufregende in dem Spießerparadies und nachts schreiende Kinder sorgen allenfalls für Unmut und keiner würde annehmen, daß diese Kinder aus Angst schreien. Statt dessen nimmt man grimmig an, diese würden nur aus Vergnügen an Halloween schreien und so hat Michael leichtes Spiel bei seiner Generalprobe als Lynchmeister. Einen Synchronsprecher brauchte der redefaule Sack nie.Trotz Hauptrolle konnte Nick Castle alias Michael Myers hier nicht viel von sich zeigen. Der Name Michael Myers ist übrigens 1976 aufgegriffen worden, als der Ideengeber für diesen Film auf einen englischen Verleger mit dem Namen traf.

Daß Teenager bevorzugte Mordopfer wurde, griff man später vehement auf, das Slashergenre war geboren und Wegbereiter hierfür waren vor HALLOWEEN Norman Bates (PSYCHO) als das Böse im Menschen (hierfür stand allerdings ED GEIN Pate) und Bavas IM BLUTRAUSCH DES SATANS (JESSY - DIE TREPPE IN DEN TOD würde ich auch noch mitzählen). Aber HALLOWEEN war der Initialzünder für FREITAG DER 13. und weitere Reihen wie NIGHTMARE ON ELM STREET, BRENNENDE RACHE, VALENTINSTAG etc.

Michael ist nie ganz emotionslos, seine Kopfbewegungen verraten schon etwas an Verwunderung und Bewunderung. Eigenlob stinkt. Die Dialoge von Dr. Loomis brennen sich genauso ein wie der schon erwähnte Soundtrack. Einfache Worte, aber nicht mehr aus dem Kopf zu kriegen, sobald man nur an HALLOWEN denkt. Donald Pleasance (geb. 5.Okt 1919, gest. 2.Feb. 1995) im gereiften Alter spielte eine Figur, die er bis zu seinem Tode beeindruckend verkörperte und ihn unvergesslich machen ließ, auch wenn er zuvor schon in DER TUNNEL DER LEBENDEN LEICHEN, DIE PHANTASTISCHE REISE, als Blofeld in MAN LEBT NUR ZWEIMAL (James Bond 007), in einem COLUMBO (eines meiner liebsten Folgen - wegen ihm) etc. hat er schon Spuren für die Ewigkeit hinterlassen. Weit über 100 Rollen und dann noch beim Dreh zu HALLOWEEN 6 die Bühne verlassen (Pension war ihm nicht vergönnt) ....ein Workaholic und das erfolgreich. Aber unvergessen als Dr. Sam Loomis !!! Synchronsprecher war Holger Hagen.

Für diesen Film standen, wie bei CARPENTER anfangs üblich, viele Laiendarsteller, nämlich Freunde von ihm selbst vor der Kamera. JAMIE LEE CURTIS (Synchro Constanze Engelbrecht) hingegen bekam immerhin 8000$ für diese Rolle (auch sie spielte mal in einem COLUMBO mit, 1975), begleitete CARPENTER nach dem 2. Teil von HALLOWEEN (100.000$) 1980 noch in THE FOG und in HALLOWEEN Teil 7 - H20 und für HALLOWEEN 8 - THE RESURRECTION gab es 3Mio $ Gage, arbeite sich von der Scream Queen bis ins Hollywood hoch. Die Gagen stiegen und stiegen bis in Millionenhöhe.

Das geschätzte Budget für diesen Film liegen bei gerade einmal 300.000 bis 325.000 $.Man kann also mit wenig Budget einen Meilenstein erschaffen (mehr als 75Mio. eingespielt weltweit) und dies gelang CARPENTER mehr als nur einmal, z.B auch mit THE FOG. Starttermin war in den USA 25.10.1978, also rechtzeitig kurz vor HALLOWEEN, so daß die Wirkung hier noch einen Auftrieb gemäß dem Datum war. Wer da noch bedenkenlos HALLOWEEN feiern konnte nach Sichtung des Films im Kino....

Drehorte waren verteilt auf Kalifornien, 9 an der Zahl und oft mußte noch Laub herangekarrt werden.
Die Länge des Films beläuft sich auf 91min, incl. der TV Version mit zusätzlichen Szenen (Michael im Sanatorium, Dr. Loomis vor einem Ausschuß) auf 101min.

Der Film setzte also Maßstäbe bis in alle Ewigkeiten und ich gebe ohne Nachzudenken 10/10 für dieses Meisterwerk. Zudem besitze ich die 18" Figur mit Bewegungsmelder und das Figurenset THE NIGHT HE CAME HOME von NECA mit Michael und Dr. Loomis auf der Treppe vom Myers Haus und der Doktor zielt mit einer Knarre auf ihn. Daß dies vergeblich ist,. erfahren wir bereits im ersten Teil, denn Michael ist als Mensch geboren, doch seit seinem 6. Lebensjahr ist er es plötzlich nicht mehr und ist mit unglaublichen Fähigkeiten ausgestattet, vor allem aber mit dem Hang zum Töten seiner Familie und alles, was sich ihm in den Weg stellt. Warum dem so ist, erfahren wir auch erst nach und nach. Sein Psychiater aber hat anscheinend Sonderrechte oder hat dieser nur wegen seiner Besessenheit bis Teil 6 überlebt?

Fazit ist und bleibt: Mit niedrigem Budget ein Meisterwerk geschaffen, nicht nur kommerziell und man wird dieses Films niemals Überdruß und dem genialem Soundtrack auch niemals. Ohne diesen Film wären wohl manch andere spätere Filme niemals entstanden und ich meine nicht die Sequels oder Remakes...

Ich habe es bislang auf 7 VHS und 9 DVD's gebracht.
Gesehen habe ich aktuell Teil I des Double Features auf VHS (englisch)
http://www.ofdb.de/view.php?page=fassun ... 3&vid=5708
britisches Tape
mir danach noch die Audio CD aus der PERFECT COLLECTION reingezogen
http://www.ofdb.de/view.php?page=fassun ... &vid=80830
und die TV Fassung anschließend
http://www.ofdb.de/view.php?page=fassun ... vid=257333
was zwar noch einiges Aufschlußreiches/Ergänzendes über Michael erhält, ihm aber etwas den Mythos nimmt. Andererseits wird hier aber verdeutlicht, daß Michael eigentlich ein normaler Mensch ist mit kranken Zügen, aus dem dann ein Teufel auf 2 Beinen wurde mit erstaunlichen Regenierungskräften. Woher diese stammen, erfahren wir, wenn wir den Mut aufbringen, uns weitere Sequels (Ausnahme Teil III) anzuschauen.

10/10
(Sichtung am 31.10. 2012, Happy Birthday hier auch noch an Ralo31 gerichtet nachträglich. Wegen nicht nettem Inter verpasst)
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Re: Halloween - Die Nacht des Grauens - John Carpenter

Beitrag von buxtebrawler »

dr. freudstein hat geschrieben:1957 Geburt Michael Myers, nicht geschlechtsreif, noch alles in Ordnung
Yeah, endlich mal wieder ein richtiges Doc-Review :D
Das les ich mir nachher genüsslich und in Ruhe durch. :popcorn:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Halloween - Die Nacht des Grauens - John Carpenter

Beitrag von buxtebrawler »

„Ich traf auf ein sechsjähriges Kind mit einem blassen, farblosen, emotionslosen Blick und den schwärzesten Augen – teuflischen Augen. (...) Ich wusste zu gut, was sich hinter diesen Augen verbirgt: Das absolut Böse.“

Nach „Dark Star – Finsterer Stern“ und „Assault – Anschlag bei Nacht“ drehte US-Regisseur John Carpenter seinen ersten Horrorfilm: Den legendären „Halloween – Die Nacht des Grauens“ mit einem erneut kargen Budget von lediglich rund 300.000 Dollar. Inspiriert von Hitchcocks Klassiker „Psycho“, Teenager-Psycho-Thrillern wie „Die Fratze“ und „Black Christmas“ sowie sicherlich dem einen oder anderen Giallo erschuf er DEN Prototypen eines sog. Stalk’n’Slash-Films und trat damit, bedingt durch den wirtschaftlichen Erfolg, im Jahre 1978 eine beispiellose Welle von Fortsetzungen, Plagiaten und seinerseits inspirierten Schlitzerfilmen los: die „Slasher-Welle“. 1984 von Wes Craven durch die „A Nightmare on Elm Street“-Reihe auf ein neues Level gehievt und in den 1990ern mit der „Scream“-Reihe publikumswirksam parodiert, ist diese Art von Film bis heute allgegenwärtig und nicht mehr aus dem Genre wegzudenken. Das wegweisende Original aber verfügt bis heute über eine Ausnahmestellung.

Im zarten Alter von nur sechs Jahren bringt Michael Myers in der Halloween-Nacht aus unbekannten Gründen seine ältere Schwester um und vegetiert die nächsten 15 Jahre in einer Heilanstalt vor sich hin, ohne jemals wieder ein Wort gesprochen zu haben. Im Jahre 1978 aber gelingt ihm überraschend die Flucht. Er sucht seinen Heimatort Haddonfield, eine verschlafene US-amerikanische Kleinstadt, auf, streift sich Overall und eine Halloween-Maske über und hat es auf die örtlichen Teenager abgesehen, unter ihnen Laurie Strode (Jamie Lee Curtis, „The Fog – Nebel des Grauens“), die in dieser Nacht als Babysitterin arbeitet. Sein Therapeut Dr. Lomis (Donald Pleasence, „Geschichten, die zum Wahnsinn führen“) ist ihm auf den Fersen, doch zunächst will ihm niemand so recht Glauben schenken. Ein tödlicher Irrtum...

Bereits die Eröffnungssequenz ist stilprägend: Carpenter setzt auf subjektive Kameraführung, die sog. Point-of-View-Perspektive. Im Zusammenspiel mit einer langsamen, an die ruhige Gehgeschwindigkeit Myers angepassten Kamerafahrt entfaltet sich so eine geheimnisvolle, Unwohlsein erregende Stimmung, die sich durch den gesamten Film ziehen wird. Im Verlauf des Films verwendet Carpenter immer wieder POV-Beobachtungsperspektiven, Myers selbst sieht man lange Zeit nur von hinten, zunächst gar lediglich dessen Schulterpartie. Obwohl man weiß, dass es sich um Myers handelt, umgibt ihn dadurch eine Aura des Unbekannten, des unheimlichen Fremden. Zudem wird der Eindruck einer hünenhaften Statur erweckt, was automatisch mit Gefahr und Kraft assoziiert wird. Sieht man Myers dann endlich vollständig in Nahaufnahme, bewirkt die steife, beigefarbene Maske, durch die man sein schweres, gleichmäßiges Atmen hört, im Zusammenhang mit seiner Emotionslosigkeit eine Entmenschlichung seiner Person, die entscheidend ist für die Wirkung des Films und ihn damit klar dem Horrorgenre zuordnet. Michael Myers wird zu einem Synonym für „den schwarzen Mann“, für das motivlose, nicht erklärbare abgrundtief Böse. Psychologische Hintergründe des Antagonisten entfallen komplett. Myers wird zu einem Phantom, das seine späteren Opfer zunächst nur schemenhaft wahrnehmen, wenn es regungslos an Straßenecken oder Hecken steht und mit dem nächsten Augenblinzeln schon wieder verschwunden ist – so dass sich die Protagonisten fragen, ob sie „Gespenster sehen“. Eine klassische, oft kopierte Szene ist die, in der Laurie auf der Schulbank sitzt, gedanklich abschweift und Myers kurz durchs Fenster beobachtet.

Generell kann „Halloween“ – nicht nur in Hinblick auf sein Budget – als Film der wirkungsvollen Minimalismen bezeichnet werden. Die Hintergrundgeschichte ist auf ein Minimum reduziert, die Handlung schnell erzählt. Dennoch (oder gerade deshalb?) gelingt es Carpenter, frei von jeglichem Prätentiösen, unter quasi völligem Verzicht auf grafisch explizite Gewaltszenen, Blut und aufwändige Spezialeffekte, ein Maximum an Spannung und Grusel zu erzeugen. „Halloween“ erscheint nicht undurchdacht oder unoriginell, sondern aufs Wesentliche heruntergebrochen. Dazu passt auch ganz wunderbar sein von ihm selbst komponierter Soundtrack, eine simple Elektronik-Melodie, die die gespenstische Ruhe des Films immer wieder unterbricht und in ihrer Erinnerungswürdigkeit so stark nachwirkt, dass man sie, ganz gleich, wo und in welchem Zusammenhang sie erklingen mag, nach wenigen Tönen unmittelbar mit „Halloween“ in Verbindung bringt. Was vielen anderen nicht glückt, nämlich eine reduzierte, mehr Fragen aufwerfende als beantwortende Handlung in sich schlüssig, geheimnisvoll-mystisch und unwohlig-gruselig zu präsentieren, leistet Carpenter mit Bravour. Durch die Kombination aus Szenendramaturgie, Bildaufbau und Musik holt er aus seiner Prämisse heraus, was es herauszuholen gibt. Carpenters Intention, das unfassbare, unerklärbare, motivlose und schon gar nicht therapierbare Böse in eine Allerwelt-Mittelklasse-Familie einer idyllischen Kleinstadt hineinzugebären geht nicht nur auf, sondern ist maßgeblich verantwortlich für die schockierende Wirkung von „Halloween“, der den Schrecken zurückbrachte in das zum kitschigen Kostümfest mutierte Fest des keltisch-stämmigen Samhains und an dessen ursprüngliche Mythologie erinnerte.

Doch auch „Halloween“ verfügt über wohldosierten Humor, der sich in erster Linie aus den schnippischen Backfischen ergibt, die neben Dr. Loomis durch die Handlung führen. Die Rollenverteilung sollte sich dabei ebenso klassisch auf das Genre auswirken wie vieles andere: Laurie als vernunftbetonteste und sexuell zurückhaltendste junge Frau der Clique, zu der u.a. P.J. Soles (Riff Randell aus „Rock’n’Roll Highschool“) und Nancy Kyes (ironischerweise unter ihrem Pseudonym Nancy Loomis, „Assault - Anschlag bei Nacht“) zählen, überlebt bis zum Schluss, wurde „Final Girl“ und „Scream Queen“ und verhalf ihrer Rolle als starke, wehrhafte Jugendliche mit ihrer Ausstrahlung und ihrem Talent zu einem zusätzlichen Schuss Charakteristik. Dass es sich bei ihr um die Tochter von „Psycho“-Schauspielerin Janet Leigh handelt, lässt sich einen weiteren Kreis schließen. Eine ebenso glückliche Besetzung war die Verpflichtung von Donald Pleasence, der seine Rolle weniger im Stile eines Therapeuten als vielmehr in einer Mischung aus Privatdetektiv, Unheilsboten und besessenem, getriebenem Kauz spielt und wichtigen Dialogen den nötigen Nachdruck verlieht. Da verzeiht man gern, dass ein Teil der Kinderdarsteller nicht ganz ohne Nervfaktor auskommt, insbesondere in der deutschen Synchronisation. Im nervenaufreibenden Finale kämpft Laurie ums nackte Überleben, bis der Film nach seinem scheinbaren Ende den wahren Schluss offen lässt, woran die erste Fortsetzung direkt anknüpft und die Mythologie der Filmreihe fortsetzt.

Fazit: John Carpenter hat alles richtig gemacht. Er destillierte aus verdienten Vorbildern den Psycho-Thrill, rührte ihn mit einigen deftigen Zutaten des Suspense-Horrors neu an, warf sein Geschick für das Erzeugen filmischer Atmosphäre bei wenigen zur Verfügung stehenden Mitteln in die Waagschale und schuf damit den Archetypus des in Serie gehenden Slashers sowie mit Michael Myers eine DER Genreikonen schlechthin und erschreckt, fasziniert und inspiriert sein Publikum mit „Halloween – Die Nacht des Grauens“ bis zum heutigen Tage. Nicht ohne Grund zählen Slasher dieser Sorte bis heute zu meinen absoluten Favoriten, wenn es um nicht allzu anspruchsvolle, verhältnismäßig geradlinige, doch in ihrer Simplizität bestechende, spannende und im Falle charismatischer Zentralfiguren sich fest im Gedächtnis verankernde Horrorkost geht. Nettes Trivium: In der Halloween-Nacht des Films läuft Howard Hawks‘ „Das Ding aus einer anderen Welt“ im TV – jener Stoff, mit dessen Neuverfilmung John Carpenter einige Jahre später ein fulminantes, effektreiches Science-Fiction-Horror-Spektakel kreieren sollte. Aber das ist ein anderes Thema.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Adalmar
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Re: Halloween - Die Nacht des Grauens - John Carpenter

Beitrag von Adalmar »

Sehr schöne Rezension. Man hat sofort die Titelmelodie im Ohr und kriegt Lust, den Film einzuwerfen. "Film der wirkungsvollen Minimalismen" finde ich eine sehr gute Formulierung.
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