Forentreffen-Countdown 2018
Moderator: jogiwan
- DrDjangoMD
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Re: Forentreffen-Countdown 2018
NUR NOCH 7 WOCHEN BIS ZUM FORENTREFFEN!!!!!
Die meisten Songs, die bisher in diesem Countdown erschienen sind, und all jene, die noch folgen werden, habe ich bereits gekannt, bevor ich ein wenig zu dem Thema recherchiert habe. Bei meiner zusätzlichen Suche nach Liedern über Regen, stieß ich auf einige nette Songs und auf einen einzigen, den ich mir immer wieder und wieder anhören könnte... Damit präsentiere ich meine persönliche Neuentdeckung der Saison:
Platz 7 - Eruption "I can't stand the rain"
[BBvideo][/BBvideo]
Das ist großartig! Ich meine, es ist furchtbar, die Interpretation trifft die Stimmung des Textes nicht mal ansatzweise... aber das ist egal... es ist großartig! Ich meine... seht nur, hört nur! Wie kann man das nicht mögen!?
Okay, aber von Anfang an: Bei dem Lied, welches hier auf so launige Weise discofiziert wird, handelt es sich um "I can't stand the rain" von Ann Peebles. Hier ist die Originalversion: https://www.youtube.com/watch?v=A09GZeORYlo. Wie man hört war, trotz der Up-Beat Trommeln und Trompeten, ein melancholischerer Ton intendiert, der eher zum Text passt. Mrs. Sängerin vermisst Mr. Sänger und findet den Regen doof, der sie an ihn erinnert. Für die Thematik eines Liedes ist das nicht gerade bahnbrechend außergewöhnlich, aber es ist solide und ergibt einen passablen, kurzen Song. Dies ist vielleicht auch der Grund, warum es an die dreißig Cover-Versionen davon gibt (unter ihnen besonders zu erwähnen die turnende Tina).
Die meisten dieser Covers orientieren sich, was die Stimmung betrifft, am Original: Sie haben ihre schwungvolleren Momente bleiben im Großen und Ganzen aber betrübt und gefühlvoll. Und das ist ja prinzipiell nichts Schlechtes. Im Gegenteil: Originalversion und die meisten Covers gefallen mir gut. Man kann sie sich anhören, genießen, Stimme bewundern, und hat dann fürs Erste genug davon. Und dann haben wir die Version von Eruption...
Die Musik wird zu absolut unterhaltsamen Disco-Spaß, die Gesangsstimme von Precious Wilson ist reine Kraft (Für mich hat sie auch die beeindruckendste Aussprache des Wortes "Rain" des gesamten Countdowns). Einen besonderen Höhepunkt bietet jedoch die Bühnenpräsenz der Band. Ich habe mir auf Youtube mehrere Auftritte von Eruption angesehen und bin begeistert, was für eine Energie die Musiker an den Tag legen. Alle sind ständig in Bewegung, gestikulieren beim Spielen und Singen wild herum und Wilson hat so eine ausdrucksstarke Mimik, dass diese fast schon von den aufwändigen Kostümen ablenken kann. (Das Kostüm, welches der Keyboard-Spieler in diesem Auftritt bei "Disco" anhat, ist der Grund, warum ich "fast" geschrieben habe: https://www.youtube.com/watch?v=2NyoXiopalI.)
Sowohl in ihren Auftritten als auch in ihrer schwung- und kraftvollen Interpretation des Songs scheinen sie mit so viel Spaß und Energie bei der Sache zu sein, dass ich unweigerlich lächeln muss, wenn ich dieses Lied höre. Dabei erinnert mich Eruption an eine andere Band, die praktisch denselben Effekt auf mich hat: Boney M. Anfangs dachte ich, diese Assoziation sei ein Zufall, aber dem ist nicht so. Eruption war nicht nur Vor- bzw. Begleitband von Boney M, ihre größten Hits (darunter "I can't stand the rain") wurden von Frank Farian produziert, dem Gründer von Boney M! Mit ihm arbeitete die Band bis in die frühen 80er, danach produzierte sie Ralph Siegel - von Boney M zu Dschinghis Khan, was für eine Karriere!
Ein Unterschied zu Boney M, den ich noch lobend erwähnen will, ist, dass Eruption nicht nur eine spaßige Bühnenpräsenz hat sondern auch einfach wirklich gut musizieren kann. Die Mitglieder machen alle schon seit ihren Kindertagen Musik, nicht nur das, Eruption begann ursprünglich als Schulband (Kaum vorstellbar, wenn man ihre reich ausgestatteten Shows mit all den Glitzerkostümen sieht).
Die soulvollen Lieder, die sie gemacht haben, bevor sie unter Frank Farian zu einer bunten Disco-Band wurden, gefallen mir auch ziemlich gut. Und unter ihren Cover-Versionen der Farian- und Siegel-Ära habe ich keine gefunden, die ich überhaupt nicht mögen würde. Generell schätze ich jene aber mehr, von denen mir das Original weniger gefällt. "I can't stand the rain" hat für mich ein ganz gutes Original und ein großartiges Cover. Auch meinen letztliebsten Lieblingsmusiker Neil Sedaka verstehen sie aufzupeppen: https://www.youtube.com/watch?v=g_jUtiKSf1Y. Wenn sie sich allerdings an solche Meisterwerke wie "Runaway" wagen, wünschte ich mir dann doch, dass Eruption ein bisschen mehr wie Del Shannon klingen würden... https://www.youtube.com/watch?v=4Kdcnosn2tY.
Eruption ist auf jeden Fall eine Band, die sehr viel Spaß macht und ich freue mich, sie durch diesen Countdown entdeckt zu haben.
Nach dieser Disco-Reizüberflutung gehen wir es nächste Woche dann ruhiger an. Für einen tollen Regensong braucht man nämlich nicht viel mehr als ein Klavier und eine gute Portion Humor...
Die meisten Songs, die bisher in diesem Countdown erschienen sind, und all jene, die noch folgen werden, habe ich bereits gekannt, bevor ich ein wenig zu dem Thema recherchiert habe. Bei meiner zusätzlichen Suche nach Liedern über Regen, stieß ich auf einige nette Songs und auf einen einzigen, den ich mir immer wieder und wieder anhören könnte... Damit präsentiere ich meine persönliche Neuentdeckung der Saison:
Platz 7 - Eruption "I can't stand the rain"
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Das ist großartig! Ich meine, es ist furchtbar, die Interpretation trifft die Stimmung des Textes nicht mal ansatzweise... aber das ist egal... es ist großartig! Ich meine... seht nur, hört nur! Wie kann man das nicht mögen!?
Okay, aber von Anfang an: Bei dem Lied, welches hier auf so launige Weise discofiziert wird, handelt es sich um "I can't stand the rain" von Ann Peebles. Hier ist die Originalversion: https://www.youtube.com/watch?v=A09GZeORYlo. Wie man hört war, trotz der Up-Beat Trommeln und Trompeten, ein melancholischerer Ton intendiert, der eher zum Text passt. Mrs. Sängerin vermisst Mr. Sänger und findet den Regen doof, der sie an ihn erinnert. Für die Thematik eines Liedes ist das nicht gerade bahnbrechend außergewöhnlich, aber es ist solide und ergibt einen passablen, kurzen Song. Dies ist vielleicht auch der Grund, warum es an die dreißig Cover-Versionen davon gibt (unter ihnen besonders zu erwähnen die turnende Tina).
Die meisten dieser Covers orientieren sich, was die Stimmung betrifft, am Original: Sie haben ihre schwungvolleren Momente bleiben im Großen und Ganzen aber betrübt und gefühlvoll. Und das ist ja prinzipiell nichts Schlechtes. Im Gegenteil: Originalversion und die meisten Covers gefallen mir gut. Man kann sie sich anhören, genießen, Stimme bewundern, und hat dann fürs Erste genug davon. Und dann haben wir die Version von Eruption...
Die Musik wird zu absolut unterhaltsamen Disco-Spaß, die Gesangsstimme von Precious Wilson ist reine Kraft (Für mich hat sie auch die beeindruckendste Aussprache des Wortes "Rain" des gesamten Countdowns). Einen besonderen Höhepunkt bietet jedoch die Bühnenpräsenz der Band. Ich habe mir auf Youtube mehrere Auftritte von Eruption angesehen und bin begeistert, was für eine Energie die Musiker an den Tag legen. Alle sind ständig in Bewegung, gestikulieren beim Spielen und Singen wild herum und Wilson hat so eine ausdrucksstarke Mimik, dass diese fast schon von den aufwändigen Kostümen ablenken kann. (Das Kostüm, welches der Keyboard-Spieler in diesem Auftritt bei "Disco" anhat, ist der Grund, warum ich "fast" geschrieben habe: https://www.youtube.com/watch?v=2NyoXiopalI.)
Sowohl in ihren Auftritten als auch in ihrer schwung- und kraftvollen Interpretation des Songs scheinen sie mit so viel Spaß und Energie bei der Sache zu sein, dass ich unweigerlich lächeln muss, wenn ich dieses Lied höre. Dabei erinnert mich Eruption an eine andere Band, die praktisch denselben Effekt auf mich hat: Boney M. Anfangs dachte ich, diese Assoziation sei ein Zufall, aber dem ist nicht so. Eruption war nicht nur Vor- bzw. Begleitband von Boney M, ihre größten Hits (darunter "I can't stand the rain") wurden von Frank Farian produziert, dem Gründer von Boney M! Mit ihm arbeitete die Band bis in die frühen 80er, danach produzierte sie Ralph Siegel - von Boney M zu Dschinghis Khan, was für eine Karriere!
Ein Unterschied zu Boney M, den ich noch lobend erwähnen will, ist, dass Eruption nicht nur eine spaßige Bühnenpräsenz hat sondern auch einfach wirklich gut musizieren kann. Die Mitglieder machen alle schon seit ihren Kindertagen Musik, nicht nur das, Eruption begann ursprünglich als Schulband (Kaum vorstellbar, wenn man ihre reich ausgestatteten Shows mit all den Glitzerkostümen sieht).
Die soulvollen Lieder, die sie gemacht haben, bevor sie unter Frank Farian zu einer bunten Disco-Band wurden, gefallen mir auch ziemlich gut. Und unter ihren Cover-Versionen der Farian- und Siegel-Ära habe ich keine gefunden, die ich überhaupt nicht mögen würde. Generell schätze ich jene aber mehr, von denen mir das Original weniger gefällt. "I can't stand the rain" hat für mich ein ganz gutes Original und ein großartiges Cover. Auch meinen letztliebsten Lieblingsmusiker Neil Sedaka verstehen sie aufzupeppen: https://www.youtube.com/watch?v=g_jUtiKSf1Y. Wenn sie sich allerdings an solche Meisterwerke wie "Runaway" wagen, wünschte ich mir dann doch, dass Eruption ein bisschen mehr wie Del Shannon klingen würden... https://www.youtube.com/watch?v=4Kdcnosn2tY.
Eruption ist auf jeden Fall eine Band, die sehr viel Spaß macht und ich freue mich, sie durch diesen Countdown entdeckt zu haben.
Nach dieser Disco-Reizüberflutung gehen wir es nächste Woche dann ruhiger an. Für einen tollen Regensong braucht man nämlich nicht viel mehr als ein Klavier und eine gute Portion Humor...
Re: Forentreffen-Countdown 2018
Toller Song, nette Version.
Ich hatte allerdings fest damit gerechnet, dass diese Version hier auftaucht:
[BBvideo][/BBvideo]
Die liebe ich schon, seit ich mir damals tatsächlich als eine meiner ersten LP die "Private Dancer" kurz nach ihrer Veröffentlichung zugelegt habe.
Hier noch mal live, weil die Tina live einfach unschlagbar ist:
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Ich hatte allerdings fest damit gerechnet, dass diese Version hier auftaucht:
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Die liebe ich schon, seit ich mir damals tatsächlich als eine meiner ersten LP die "Private Dancer" kurz nach ihrer Veröffentlichung zugelegt habe.
Hier noch mal live, weil die Tina live einfach unschlagbar ist:
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- karlAbundzu
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Re: Forentreffen-Countdown 2018
Toller Song in einer prima Version.
Und One Way Ticket rechnete ich in dieser Version immer Boney M zu, jetzt weiß ich auch, wieso.
Das Neil Sedaka Original, was ich jetzt erst durch deinen Post kennenlernte, ist auch gut und schräg: Alle reinhören.
Und One Way Ticket rechnete ich in dieser Version immer Boney M zu, jetzt weiß ich auch, wieso.
Das Neil Sedaka Original, was ich jetzt erst durch deinen Post kennenlernte, ist auch gut und schräg: Alle reinhören.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
- DrDjangoMD
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Re: Forentreffen-Countdown 2018
Freut mich immer extrem, wenn ich neue Informationen geben kannkarlAbundzu hat geschrieben:Und One Way Ticket rechnete ich in dieser Version immer Boney M zu, jetzt weiß ich auch, wieso.
Das Neil Sedaka Original, was ich jetzt erst durch deinen Post kennenlernte, ist auch gut und schräg: Alle reinhören.
- DrDjangoMD
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Re: Forentreffen-Countdown 2018
NUR NOCH 6 WOCHEN BIS ZUM FORENTREFFEN!!!!!
Platz 6 - Bodo Wartke "Regen"
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Es mag auf den ersten Blick befremdlich wirken, dass ich ein albernes kleines Scherzlied, das noch dazu die Frechheit besitzt, einen verallgemeinernden Titel wie "Regen" zu haben, so hoch platziert habe. Allerspätestens auf den zweiten Blick wird sich aber zeigen, dass man Bodo Wartkes "Regen" damit unterschätzen würde. Im Gegenteil, ich halte es für das ultimative Lied zu diesem Thema in deutscher Sprache. Zum Beispiel wird es schwerfallen, in Zukunft ein Regen-Lied zu machen, ohne auf Reime aus "Regen" zurückzugreifen. Den Titel kombiniert Bodo Wartke mit - in alphabetischer Reihenfolge - aufregen, deswegen, entlegen(den), gegen, Gegen(den), Gelegen(heit), hingegen, Kollegen, meinetwegen, pflegen, prägen(den), Ronald Reagan, Segen und Wegen.
Diese Vielzahl von Reimwörtern sorgt auch zum größten Teil für die Faszination, die das Lied ausübt. Bodo Wartke dabei zuzuhören wie er mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit einen Reim an den nächsten hängt hat für mich einen ähnlichen Reiz, wie einem Jongleur beim Schwerkraft-Austricksen zuzusehen. Besonders beeindruckend finde ich die vielen Stellen, an denen bei Reimwörtern nicht nur auf einer Silbe, sondern auf zweien ein Gleichlaut ist ("ein frommer Christ"/ "dass Sommer ist", "Open Air"/ "Tropen wär", "Gelegenheit"/ "der Regen freut", "Liedermacher"/ "Widersacher", "prägenden"/ "Regen denn").
Nachdem sich Wartke somit wieder und wieder als Meister der Reimkunst präsentiert, erhalten die Stellen, an denen er die Wörter zugunsten der Reime zurecht drehen oder mit Dialekt aussprechen muss, ein gewisses komisches Potenzial (Freude - heud(t)e, Schlauch - brauch(t)). Zusätzlicher Humor wird dann noch durch eine schamvoll gesenkte Stimme bei den weniger jugendfreien Stellen "...wenn die Mädels oben rum nur weiße T-Shirts tragen" und "Bush, dem blöden Wixer" erzeugt.
Das Tolle dabei ist aber, dass "Regen" nicht nur ein - extrem gut gemachtes - Spaß-Gedicht ist, sondern ein richtiges Lied mit Instrument, Melodie und dem ganzen Zeugs. Bei der kurzen Instrumentalbrücke gegen Ende ist das Lied zumindest allein durch die Klaviermelodie einwandfrei wiederzuerkennen.
Der humoristische Höhepunkt ist für mich, wenn Wartke über Ronald Reagan von Schlechtwetter auf amerikanische Präsidenten kommt. Mein einziger (kleiner) Kritikpunkt dabei wäre, dass das Lied aufgrund einer bestimmten Textzeile seine Aktualität verloren hat:
Doch selbst gegen diesen Mini-Kritikpunkt beugte der bombastische Bodo vor, indem er sein Lied tatsächlich aktualisierte. Ich fand die Aufzeichnung eines seiner Konzerte aus 2017, inklusive "Regen". Und darin zieht er tatsächlich über Trump her (der olle George W. kommt ungestraft und unerwähnt davon, die Kritik an Reagan und Nixon bleibt).
[Anm.: Irgendwie habe ich, diese Hintergedanken zu "Regen" bedenkend, Angst, dass in zwölf Jahren oder so jemand eine Kritik über die 2017er Version schreibt und darin dann zu lesen ist: "Allerdings ist das Lied nicht sonderlich aktuell, da Trump als der inkompetenteste Präsident der USA bezeichnet wird. Wenn der Bodo 2017 nur gewusst hätte..." ]
Auch abgesehen von zeitgemäßen Seitenhieben gegen orangefarbene Mauerbauer mit Chauvinisten-Charme ist "Regen" in keinster Weise ein Lied mit stets gleichbleibenden Text. Wenn Bodo Wartke es in einem tatsächlichen Open-Air-Konzert spielt, geht er durchaus im Liedtext auf die konkrete Location ein. Die Version von 2017 hat er wiederum um eine zusätzliche Strophe ergänzt, in der Noah einen ziemlich witzigen Dialog mit Gott hält, aber nach dem Bau der Arche der versprochene Regen ausbleibt. Es endet mit der Überlegung, ob er für die Flut warten muss, bis das Polareis geschmolzen ist.
Mit dieser Reimkanone verabschieden wir uns auch leider für den restlichen Countdown von der deutschen Sprache. Nächste Woche haben wir zwei Lieder, die von Aussagen und Regenrelevanz vielleicht kein wirklicher Höhepunkt sind, die ich aber allein von ihrer erzeugten Stimmung für unübertroffen halte. Freut euch auf Pilze und Narren.
Platz 6 - Bodo Wartke "Regen"
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Es mag auf den ersten Blick befremdlich wirken, dass ich ein albernes kleines Scherzlied, das noch dazu die Frechheit besitzt, einen verallgemeinernden Titel wie "Regen" zu haben, so hoch platziert habe. Allerspätestens auf den zweiten Blick wird sich aber zeigen, dass man Bodo Wartkes "Regen" damit unterschätzen würde. Im Gegenteil, ich halte es für das ultimative Lied zu diesem Thema in deutscher Sprache. Zum Beispiel wird es schwerfallen, in Zukunft ein Regen-Lied zu machen, ohne auf Reime aus "Regen" zurückzugreifen. Den Titel kombiniert Bodo Wartke mit - in alphabetischer Reihenfolge - aufregen, deswegen, entlegen(den), gegen, Gegen(den), Gelegen(heit), hingegen, Kollegen, meinetwegen, pflegen, prägen(den), Ronald Reagan, Segen und Wegen.
Diese Vielzahl von Reimwörtern sorgt auch zum größten Teil für die Faszination, die das Lied ausübt. Bodo Wartke dabei zuzuhören wie er mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit einen Reim an den nächsten hängt hat für mich einen ähnlichen Reiz, wie einem Jongleur beim Schwerkraft-Austricksen zuzusehen. Besonders beeindruckend finde ich die vielen Stellen, an denen bei Reimwörtern nicht nur auf einer Silbe, sondern auf zweien ein Gleichlaut ist ("ein frommer Christ"/ "dass Sommer ist", "Open Air"/ "Tropen wär", "Gelegenheit"/ "der Regen freut", "Liedermacher"/ "Widersacher", "prägenden"/ "Regen denn").
Nachdem sich Wartke somit wieder und wieder als Meister der Reimkunst präsentiert, erhalten die Stellen, an denen er die Wörter zugunsten der Reime zurecht drehen oder mit Dialekt aussprechen muss, ein gewisses komisches Potenzial (Freude - heud(t)e, Schlauch - brauch(t)). Zusätzlicher Humor wird dann noch durch eine schamvoll gesenkte Stimme bei den weniger jugendfreien Stellen "...wenn die Mädels oben rum nur weiße T-Shirts tragen" und "Bush, dem blöden Wixer" erzeugt.
Das Tolle dabei ist aber, dass "Regen" nicht nur ein - extrem gut gemachtes - Spaß-Gedicht ist, sondern ein richtiges Lied mit Instrument, Melodie und dem ganzen Zeugs. Bei der kurzen Instrumentalbrücke gegen Ende ist das Lied zumindest allein durch die Klaviermelodie einwandfrei wiederzuerkennen.
Der humoristische Höhepunkt ist für mich, wenn Wartke über Ronald Reagan von Schlechtwetter auf amerikanische Präsidenten kommt. Mein einziger (kleiner) Kritikpunkt dabei wäre, dass das Lied aufgrund einer bestimmten Textzeile seine Aktualität verloren hat:
Gut, bis 2017 hätte ich das durchgehen lassen (Obwohl ich kein Fan von Franklin Pierce bin ), aber danach wurde Bush halt doch eindeutig übertrumpft.Bodo Wartke hat geschrieben:Ich glaub von allen inkompetenten amerikanischen Präsidenten, verzapfte wohl noch keiner so viel Pfusch wie Bush.
Doch selbst gegen diesen Mini-Kritikpunkt beugte der bombastische Bodo vor, indem er sein Lied tatsächlich aktualisierte. Ich fand die Aufzeichnung eines seiner Konzerte aus 2017, inklusive "Regen". Und darin zieht er tatsächlich über Trump her (der olle George W. kommt ungestraft und unerwähnt davon, die Kritik an Reagan und Nixon bleibt).
[Anm.: Irgendwie habe ich, diese Hintergedanken zu "Regen" bedenkend, Angst, dass in zwölf Jahren oder so jemand eine Kritik über die 2017er Version schreibt und darin dann zu lesen ist: "Allerdings ist das Lied nicht sonderlich aktuell, da Trump als der inkompetenteste Präsident der USA bezeichnet wird. Wenn der Bodo 2017 nur gewusst hätte..." ]
Auch abgesehen von zeitgemäßen Seitenhieben gegen orangefarbene Mauerbauer mit Chauvinisten-Charme ist "Regen" in keinster Weise ein Lied mit stets gleichbleibenden Text. Wenn Bodo Wartke es in einem tatsächlichen Open-Air-Konzert spielt, geht er durchaus im Liedtext auf die konkrete Location ein. Die Version von 2017 hat er wiederum um eine zusätzliche Strophe ergänzt, in der Noah einen ziemlich witzigen Dialog mit Gott hält, aber nach dem Bau der Arche der versprochene Regen ausbleibt. Es endet mit der Überlegung, ob er für die Flut warten muss, bis das Polareis geschmolzen ist.
Mit dieser Reimkanone verabschieden wir uns auch leider für den restlichen Countdown von der deutschen Sprache. Nächste Woche haben wir zwei Lieder, die von Aussagen und Regenrelevanz vielleicht kein wirklicher Höhepunkt sind, die ich aber allein von ihrer erzeugten Stimmung für unübertroffen halte. Freut euch auf Pilze und Narren.
- karlAbundzu
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Re: Forentreffen-Countdown 2018
Das Wortspiel um Re(a)gan brachte in NDW Zeiten ja schon das kongeniale Projekt Beuys/Bröcker (Spliff)/Mahn
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aber bei diesem Liedermacher-Kabaretitsten hier wird es natürlich hübsch eingebaut.
Gefällt mir.
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aber bei diesem Liedermacher-Kabaretitsten hier wird es natürlich hübsch eingebaut.
Gefällt mir.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
- DrDjangoMD
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Re: Forentreffen-Countdown 2018
Nur noch fünf Wochen, bis zum Forentreffen!!!
Um mich danach vollständig auf meine Sehnsüchte nach Köln konzentrieren können, bringe ich in den nächsten Tagen meine anderen Urlaubspläne rasch hinter mich... daher kam ich leider auch noch nicht zum Countdown der Woche... mit etwas Glück geht es sich morgen aus, andernfalls lege ich ihn vielleicht mit dem von nächster Woche zusammen.
Aber trotzdem sei gesagt: NUR NOCH FÜNF WOCHEN!!!
Um mich danach vollständig auf meine Sehnsüchte nach Köln konzentrieren können, bringe ich in den nächsten Tagen meine anderen Urlaubspläne rasch hinter mich... daher kam ich leider auch noch nicht zum Countdown der Woche... mit etwas Glück geht es sich morgen aus, andernfalls lege ich ihn vielleicht mit dem von nächster Woche zusammen.
Aber trotzdem sei gesagt: NUR NOCH FÜNF WOCHEN!!!
Re: Forentreffen-Countdown 2018
DrDjangoMD hat geschrieben: Um mich danach vollständig auf meine Sehnsüchte nach Köln konzentrieren können, bringe ich in den nächsten Tagen meine anderen Urlaubspläne rasch hinter mich... daher kam ich leider auch noch nicht zum Countdown der Woche... mit etwas Glück geht es sich morgen aus, andernfalls lege ich ihn vielleicht mit dem von nächster Woche zusammen.
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- DrDjangoMD
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Re: Forentreffen-Countdown 2018
NUR NOCH 4 WOCHEN BIS ZUM FORENTREFFEN!!!!!
Platz 5 - Strawberry Alarm Glock "Rainy Day Mushroom Pillow" und Bonnie Tyler "It's a Heartache"
[BBvideo][/BBvideo]
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Die beiden Lieder dieser (bzw. der letzten) Woche habe ich zu einem Platz zusammen geschlossen obwohl sie von Thematik, Stimmung, Genre, Periode, Popularität, Interpret, usw. usw. eigentlich ziemlich unterschiedlich sind. Trotzdem wollte ich sie gleichzeitig nennen, da ich über beide Lieder nicht viel mehr zu sagen habe, außer, dass ich sie aufgrund desselben Aspektes schätze: Ihre Texte sind vielleicht etwas handlungsarm aber bei beiden Songs schafft es die Musik meisterhaft, die in den Lyrics erwähnte Stimmung umzusetzen.
Bei "It's a Heartache" musste ich überlegen, ob es sich überhaupt für den Countdown qualifiziert, da Regen nur kurz in irgendeinem Nebensatz erwähnt wird. Und doch gibt es meiner Meinung nach kein Lied, das dieses niederschmetternde Gefühl besser einfängt: Es geht jemandem emotional schlecht und wäre das nicht schon schlimm genug, prasselt auch noch ein kalter Regen auf diesen jemand nieder. Bonnie Tylers raue Stimme gibt dem Lied dabei die nötige Emotionalität. Dieser setzen die Instrumente eine deprimierende Ruhe entgegen, die das Ganze aussichtslos wirken lassen.
Was Lieder betrifft, die den Hörer in erster Linie deprimieren, lässt sich kaum ein besseres als "It's a Heartache" finden. Möglicherweise masochismusbedingt wurde es dann auch schnell zu einem Welthit. Ich deprimiere mich zwar nicht gerne, aber ich bin beeinflusst, da Bonnie Tyler eine von zwei Musikern dieses Countdowns ist, die ich schon einmal live hören durfte (der andere kommt nächste Woche), daher blieb mir praktisch nichts übrig, als diesem Lied den fünften Platz zu geben.
Ist "It's a Heartache" für mich die perfekte Vertonung eines Gefühls, so ist "Rainy Day Mushroom Pillow" die perfekte Vertonung einer Atmosphäre. Das Lied ist meines Wissens nicht allzu berühmt (wenn ich nicht irre, gibt es nicht einmal eine Single davon) und wenn man Musikwissenschaft studiert hat könnte man vielleicht auch argumentieren, dass es nicht sonderlich "gut" ist... ABER, wenn ich an einen verregneten Pilzwald denke, dann denke ich automatisch an genau diese Melodie!
Ich kann nicht genau benennen warum, aber für mich klingen die beruhigende Flöte, die entspannende Bongotrommel und der leicht monotone Gesang einfach nach von Morgennebel umhüllten Tannenbäumen unter denen sich mit Regentropfen bedeckte Parasole und Herrenpilze tummeln. Wegen meiner Liebe zu besagten Pilzwäldern habe ich das Lied gleich beim ersten Hören ins Herz geschlossen, nicht zuletzt aufgrund meiner angeborenen Naivität, die sich weigert, hinter dem Wort "Mushroom" irgendetwas anderes zu vermuten, als die essbaren Dinger, die man in Körben sammelt um sie später zu Saucen zu verarbeiten oder herauszubacken.... doch dann habe ich den Fehler gemacht, auf den Text zu achten:
Nachdem mich "It's a Heartache" deprimiert hat und "Rainy Day Mushroom Pillow" so enttäuscht, dass ich aus Protest Melanie Safka zu meiner neuen Lieblingssängerin erklärt habe, habe ich vorerst genug von Regen. Jawohl! Nächste Woche (bzw. in den nächsten Tagen, ich muss ja aufholen) wird es sonnig!
Platz 5 - Strawberry Alarm Glock "Rainy Day Mushroom Pillow" und Bonnie Tyler "It's a Heartache"
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Die beiden Lieder dieser (bzw. der letzten) Woche habe ich zu einem Platz zusammen geschlossen obwohl sie von Thematik, Stimmung, Genre, Periode, Popularität, Interpret, usw. usw. eigentlich ziemlich unterschiedlich sind. Trotzdem wollte ich sie gleichzeitig nennen, da ich über beide Lieder nicht viel mehr zu sagen habe, außer, dass ich sie aufgrund desselben Aspektes schätze: Ihre Texte sind vielleicht etwas handlungsarm aber bei beiden Songs schafft es die Musik meisterhaft, die in den Lyrics erwähnte Stimmung umzusetzen.
Bei "It's a Heartache" musste ich überlegen, ob es sich überhaupt für den Countdown qualifiziert, da Regen nur kurz in irgendeinem Nebensatz erwähnt wird. Und doch gibt es meiner Meinung nach kein Lied, das dieses niederschmetternde Gefühl besser einfängt: Es geht jemandem emotional schlecht und wäre das nicht schon schlimm genug, prasselt auch noch ein kalter Regen auf diesen jemand nieder. Bonnie Tylers raue Stimme gibt dem Lied dabei die nötige Emotionalität. Dieser setzen die Instrumente eine deprimierende Ruhe entgegen, die das Ganze aussichtslos wirken lassen.
Was Lieder betrifft, die den Hörer in erster Linie deprimieren, lässt sich kaum ein besseres als "It's a Heartache" finden. Möglicherweise masochismusbedingt wurde es dann auch schnell zu einem Welthit. Ich deprimiere mich zwar nicht gerne, aber ich bin beeinflusst, da Bonnie Tyler eine von zwei Musikern dieses Countdowns ist, die ich schon einmal live hören durfte (der andere kommt nächste Woche), daher blieb mir praktisch nichts übrig, als diesem Lied den fünften Platz zu geben.
Ist "It's a Heartache" für mich die perfekte Vertonung eines Gefühls, so ist "Rainy Day Mushroom Pillow" die perfekte Vertonung einer Atmosphäre. Das Lied ist meines Wissens nicht allzu berühmt (wenn ich nicht irre, gibt es nicht einmal eine Single davon) und wenn man Musikwissenschaft studiert hat könnte man vielleicht auch argumentieren, dass es nicht sonderlich "gut" ist... ABER, wenn ich an einen verregneten Pilzwald denke, dann denke ich automatisch an genau diese Melodie!
Ich kann nicht genau benennen warum, aber für mich klingen die beruhigende Flöte, die entspannende Bongotrommel und der leicht monotone Gesang einfach nach von Morgennebel umhüllten Tannenbäumen unter denen sich mit Regentropfen bedeckte Parasole und Herrenpilze tummeln. Wegen meiner Liebe zu besagten Pilzwäldern habe ich das Lied gleich beim ersten Hören ins Herz geschlossen, nicht zuletzt aufgrund meiner angeborenen Naivität, die sich weigert, hinter dem Wort "Mushroom" irgendetwas anderes zu vermuten, als die essbaren Dinger, die man in Körben sammelt um sie später zu Saucen zu verarbeiten oder herauszubacken.... doch dann habe ich den Fehler gemacht, auf den Text zu achten:
Ohhhh nein, das Lied handelt von Drogen, oder? Verdammt! Warum kann ich keine schönen Dinge haben? Ich hätte so gehofft, dass ich endlich das perfekte, unschuldig, nette Spaziergang-im-verregneten-Pilzwald-Lied gefunden hätte. Aber nein! Jedes Mal, wenn ich einen 60er Song einfach nett finde, stellt sich früher oder später heraus, dass er von Drogen handelt, unter Drogeneinfluss gespielt wurde, die generelle Interpretation mit Drogen zu tun hat oder alles drei zusammen. Nicht, dass es nicht extrem gute Drogen-Lieder gäbe, aber das ist es ja gerade, es gibt einfach schon so viele! Aber auf die Idee, einfach ein Lied über Pilze zu schreiben, kommt außer Peter Lustig einfach niemand. Newsflash: Ich nehme keine Drogen, aber ich suche gerne Pilze und ich hätte ganz gerne mal Musikbegleitung dazu! Bähhh!Erdbeer Wecker hat geschrieben:Poisoned dreams, distorted dreams, mushroom dreams...
Nachdem mich "It's a Heartache" deprimiert hat und "Rainy Day Mushroom Pillow" so enttäuscht, dass ich aus Protest Melanie Safka zu meiner neuen Lieblingssängerin erklärt habe, habe ich vorerst genug von Regen. Jawohl! Nächste Woche (bzw. in den nächsten Tagen, ich muss ja aufholen) wird es sonnig!
- DrDjangoMD
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Re: Forentreffen-Countdown 2018
NUR NOCH 3 WOCHEN BIS ZUM FORENTRE... Was ernsthaft!? Nur noch drei? Wow, unglaublich!!!
Platz 4 - Creedence Clearwater Revival "Have you ever seen the Rain"
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John Fogerty ist neben Bonnie Tyler der zweite Musiker dieses Countdowns, den ich einmal live erleben durfte. Und dieser Herr verwöhnt uns nicht mit einem sondern gleich mit zwei von ihm geschriebenen, ausgesprochen gelungenen Regenliedern, "Have you ever seen the Rain" und "Who'll stop the Rain". Diese beiden Lieder miteinander zu verwechseln bietet sich geradezu an: Sie haben nicht nur den gleichen Songwriter und wurden von der gleichen Band aufgenommen, sie entstanden noch dazu innerhalb eines Jahres, sind beide mit einer regenspezifischen Frage betitelt und sogar die diversen Interpretationen der Lieder decken sich bis zu einem gewissen Grad − während Fogerty in Interviews gerne bereit ist, das Rätsel zu klären, streitet sich die Fachwelt, ob die Lieder von Vietnam, Woodstock, der 60er Mentalität allgemein oder der Auflösung der Band handeln.
So sehr ich "Who'll stop the Rain" auch schätze, habe ich immer den anderen Song vorgezogen. Nach kurzem Nachdenken habe ich dafür vier Elemente gefunden, die ich an dem einen Lied mehr schätze als an dem anderen. Im folgenden werde ich die Vergleiche nutzen, um zu überlegen, warum ich "Have you ever seen the Rain" so sehr mag. Wie stets sind dies keine objektiv gesehenen Qualitätsmerkmale, sondern einfach Sachen, die ich schätze:
1. Ich finde die Musik von "Have..." zugänglicher als die von "Who...". Aufgrund meines Laien-Status traue ich mir nicht zu, zu behaupten, "Who" wäre "Country-mäßiger"... aber während sich "Have" für mich wie ein wunderbar normales Lied anhört, kann ich nicht umhin, mir bei "Who" einen singenden Cowboy-Gitarristen vorzustellen, der in einer zur Disco umfunktionierten Scheune eine Rotte Square-Dancer unterhält... Ich weiß nicht, warum das Lied in mir diese Assoziation erweckt, aber jedenfalls bevorzuge ich den Song, bei dem ich nicht an Countrysänger denken muss.
2. Mir gefällt die titelgebende Botschaft von "Have" besser. Die Zuhörer mit einer schwer zu beantwortenden Frage über ein soziales Thema emotional zu machen − wie es "Who" nach der generellen Interpretation tut − erachte ich als einen etwas billigen Trick. Außerdem bin ich seit mehreren Jahren mit der Überlegung beschäftigt, wo die Blumen geblieben sind, und möchte mein Hirn nicht mit einer zweiten von diesen Fragen überfordern. "Have you ever seen the rain, coming down on a sunny day" ist im Gegensatz dazu eine wundervolle Metapher, welche die düstere Stimmung des Sängers perfekt versinnbildlicht. Die Zwistigkeiten innerhalb der Band (ich gehe mal mit dieser, von Johnny abgesegneten, Interpretation) sind auf so überraschende Weise schockierend, wie Schlechtwetter an einem Sonnentag. Dass das Ganze als Frage formuliert ist, macht es für mich noch besser: Die offensichtliche Antwort ist "Nein, entweder scheint die Sonne oder es regnet." (Lassen wir die leichten Wolkenergüsse an relativ sonnigen Tagen mal außen vor). Der Sänger macht uns aber deutlich, dass er diese düstere Unmöglichkeit gerade durchlebt und dies ist wirklich eine starke Aussage.
3. Apropos düster: Beide Lieder sind ja nicht sonderlich positiv und John Fogerty verdeutlicht das in seinem emotionalen Gesang... der für mich bei "Have" erneut etwas gelungener ausgefallen ist. Ja, okay, die Strophen sind ganz nett klagend formuliert, aber der im Chor gesungene Refrain ist in meinen Ohren etwas abschwächend. Bei "Have" klingt der Gesang für mich viel mehr durchgehend nach wortgewordenem Seelenleid. Besonders das wunderbar wehklagend ausgestoßene "I know!" überzeugt.
4. Es gibt kein Boney-M-Cover von "Who'll stop the Rain"! "Na und?", könnte man sagen, "immerhin gibt es auch keines von "Have you ever seen the Rain!"" Aber man irrt, denn ich habe das hier gefunden: https://www.youtube.com/watch?v=x2256S9OTKQ. Okay, alles, was ich an der Originalversion schätze, fehlt hier, und selbst verglichen mit den anderen Sachen des knochigen M finde ich es nicht so super... Aber trotzdem, ich muss ein Boney-M-Cover einfach positiv anrechnen. Außerdem inkludiert das Album laut Cover "Ma Baker". Super!
Soviel dazu. Nächste Woche, arbeiten wir den letzten absoluten Klassiker ab, der uns noch fehlt.
Platz 4 - Creedence Clearwater Revival "Have you ever seen the Rain"
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John Fogerty ist neben Bonnie Tyler der zweite Musiker dieses Countdowns, den ich einmal live erleben durfte. Und dieser Herr verwöhnt uns nicht mit einem sondern gleich mit zwei von ihm geschriebenen, ausgesprochen gelungenen Regenliedern, "Have you ever seen the Rain" und "Who'll stop the Rain". Diese beiden Lieder miteinander zu verwechseln bietet sich geradezu an: Sie haben nicht nur den gleichen Songwriter und wurden von der gleichen Band aufgenommen, sie entstanden noch dazu innerhalb eines Jahres, sind beide mit einer regenspezifischen Frage betitelt und sogar die diversen Interpretationen der Lieder decken sich bis zu einem gewissen Grad − während Fogerty in Interviews gerne bereit ist, das Rätsel zu klären, streitet sich die Fachwelt, ob die Lieder von Vietnam, Woodstock, der 60er Mentalität allgemein oder der Auflösung der Band handeln.
So sehr ich "Who'll stop the Rain" auch schätze, habe ich immer den anderen Song vorgezogen. Nach kurzem Nachdenken habe ich dafür vier Elemente gefunden, die ich an dem einen Lied mehr schätze als an dem anderen. Im folgenden werde ich die Vergleiche nutzen, um zu überlegen, warum ich "Have you ever seen the Rain" so sehr mag. Wie stets sind dies keine objektiv gesehenen Qualitätsmerkmale, sondern einfach Sachen, die ich schätze:
1. Ich finde die Musik von "Have..." zugänglicher als die von "Who...". Aufgrund meines Laien-Status traue ich mir nicht zu, zu behaupten, "Who" wäre "Country-mäßiger"... aber während sich "Have" für mich wie ein wunderbar normales Lied anhört, kann ich nicht umhin, mir bei "Who" einen singenden Cowboy-Gitarristen vorzustellen, der in einer zur Disco umfunktionierten Scheune eine Rotte Square-Dancer unterhält... Ich weiß nicht, warum das Lied in mir diese Assoziation erweckt, aber jedenfalls bevorzuge ich den Song, bei dem ich nicht an Countrysänger denken muss.
2. Mir gefällt die titelgebende Botschaft von "Have" besser. Die Zuhörer mit einer schwer zu beantwortenden Frage über ein soziales Thema emotional zu machen − wie es "Who" nach der generellen Interpretation tut − erachte ich als einen etwas billigen Trick. Außerdem bin ich seit mehreren Jahren mit der Überlegung beschäftigt, wo die Blumen geblieben sind, und möchte mein Hirn nicht mit einer zweiten von diesen Fragen überfordern. "Have you ever seen the rain, coming down on a sunny day" ist im Gegensatz dazu eine wundervolle Metapher, welche die düstere Stimmung des Sängers perfekt versinnbildlicht. Die Zwistigkeiten innerhalb der Band (ich gehe mal mit dieser, von Johnny abgesegneten, Interpretation) sind auf so überraschende Weise schockierend, wie Schlechtwetter an einem Sonnentag. Dass das Ganze als Frage formuliert ist, macht es für mich noch besser: Die offensichtliche Antwort ist "Nein, entweder scheint die Sonne oder es regnet." (Lassen wir die leichten Wolkenergüsse an relativ sonnigen Tagen mal außen vor). Der Sänger macht uns aber deutlich, dass er diese düstere Unmöglichkeit gerade durchlebt und dies ist wirklich eine starke Aussage.
3. Apropos düster: Beide Lieder sind ja nicht sonderlich positiv und John Fogerty verdeutlicht das in seinem emotionalen Gesang... der für mich bei "Have" erneut etwas gelungener ausgefallen ist. Ja, okay, die Strophen sind ganz nett klagend formuliert, aber der im Chor gesungene Refrain ist in meinen Ohren etwas abschwächend. Bei "Have" klingt der Gesang für mich viel mehr durchgehend nach wortgewordenem Seelenleid. Besonders das wunderbar wehklagend ausgestoßene "I know!" überzeugt.
4. Es gibt kein Boney-M-Cover von "Who'll stop the Rain"! "Na und?", könnte man sagen, "immerhin gibt es auch keines von "Have you ever seen the Rain!"" Aber man irrt, denn ich habe das hier gefunden: https://www.youtube.com/watch?v=x2256S9OTKQ. Okay, alles, was ich an der Originalversion schätze, fehlt hier, und selbst verglichen mit den anderen Sachen des knochigen M finde ich es nicht so super... Aber trotzdem, ich muss ein Boney-M-Cover einfach positiv anrechnen. Außerdem inkludiert das Album laut Cover "Ma Baker". Super!
Soviel dazu. Nächste Woche, arbeiten wir den letzten absoluten Klassiker ab, der uns noch fehlt.