Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Dark and the Wicked

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01.jpg (30.47 KiB) 452 mal betrachtet
„The Dark and the Wicked“ handelt von zwei Geschwistern, die ihre Mutter auf einer Farm besuchen, die ihren Vater pflegt und bei dem Besuch seltsam verändert wird. Der Teufel hat sich vermeintlich auf der abgelegenen Farm eingeschlichen und trachtet allen nach dem Leben, die nicht rechtzeitig das Weite suchen. Was dann folgt ist eine Aneinanderreihung von unheimlichen bis verstörenden Momenten, bist das schreckliche Ende eigentlich so gut wie sicher auf den Zuschauer wartet. Soweit so gut, ist der Streifen aber leider auch nicht mehr als die Bestandsaufnahme einer Woche voller Schrecken, in der sich der diabolische Terror schleichend immer mehr ausbreitet, egal ob es sich dabei um gläubige Menschen oder Atheisten handelt. Der Auftakt ist ja noch vielversprechend, aber irgendwann und nach dem x-ten Jump-Scare merkt man, dass Herr Bertino leider nicht viel zu erzählen hat und auf die Rahmenhandlung nahezu vergessen hat. Kann man sich auf den Film und seine Atmosphäre einlassen, ist er vermutlich unheimlich und bedrückend, aber ich fand die Ereignisse einerseits vorhersehbar und andererseits auch sehr unbefriedigend, wenn da in Richtung Ursache so gar nichts kommt. Man braucht nicht immer für alles eine Auflösung, eine logische Erklärung oder sonstige Dinge, aber im Falle von „The Dark and the Wicked“ war mir persönlich alles einfach zu dürftig und vage formuliert.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Girl Hell 1999

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01.png (127.92 KiB) 432 mal betrachtet
Die siebzehnjährige Schülerin Misaki lebt ein schreckliches Leben voller Angst und Gewalt. Zuhause wartet der übergriffige Vater und die nach einem Autounfall bettlägerige Schwester, während die Mutter längst mit einem anderen Mann abgehauen ist. Auch die Schule bietet wenig Raum für Zerstreuung und wenig später gerät sie auch noch ins Visier eines brutalen Arbeiters, der Misaki gerne seine Freundin nennen würde. Einzig bei einer geistig behinderten Streunerin findet Misaki etwas Ruhe und sie kann ihren von Gewalt geprägten Alltag entfliehen. Wenig später ereignen sich jedoch eine Kette an brutalen Ereignissen, die dafür sorgen, dass Misaki nicht mehr nur Opfer ist, sondern ebenfalls zur Täterin wird…

Japan-Sicko von Regisseur Daisuke „Red Room“ Yamanouchi, der für Feingeister natürlich nicht geeignet wird, sondern eher Grenzen austestet. In „Girl Hell 1999“ ist von Vergewaltigung bis Mord natürlich alles dabei und auch der Umgang mit Körperflüssigkeit wirft so einige Fragen auf. Seltsam, warum die strebsamen Japaner gerade in diesem Punkt so einen an der Waffel haben. „Girl Hell 1999“ verfehlt aber seine Wirkung nicht und fackelt in knapp 65 Minuten auch ein Feuerwerk der Geschmacklosigkeiten ab, dass man so nicht alle Tage findet. Inszenatorisch und schauspielerisch passabel wird hier auch nicht lange gefackelt, sondern in die niedrigsten Bereiche der menschlichen Existenz vorgedrungen und die frauen- und menschenfeindliche Ekelschraube ziemlich aufgedreht. Mitten drin die junge Misaki, bei der der Titel Programm ist und die auch wenig Aussicht auf eine Besserung ihrer Situation erwarten darf. Ich bin ja mittlerweile nicht mehr so an dieser extremen Art des Kinos interessiert, aber ab und an muss es wohl auch mal wieder etwas ruppiger sein und „Girl Hell 1999“ erfüllt hier auch seinen Zweck. Wer sich so etwas antut, sollte wissen auf was er sich einlässt und auch die nötige Distanz zu dem Ganzen besitzen.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Feast

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01.png (122.41 KiB) 386 mal betrachtet
Die junge Cadi kommt als Aushilfe in das abgelegene Haus von Glenda und Gwyn, der als einflussreicher und gewinnorientierter Politiker sein Geld verdient. Ein Festessen steht am Programm, das von Glenda akribisch geplant wird und bei der die wortkarge Aushilfe behilflich sein soll. Die Familie entpuppt sich jedoch als eher zerstrittener Haufen von Egomanen, die auch keinen Hehl aus ihrem mehr als privilegierten Leben machen. Doch im Laufe des Tages und auch während des Dinners treten immer weitere Spannungen zu Tage und auch Cadi ist nicht die, die sie zu sein scheint, sodass einem denkwürdigen Abend auch nichts im Wege steht…

„The Feast“ von Regisseur Lee Haven Jones ist eine durchaus interessante, aber eher sehr langsam erzählte Mischung aus Gesellschafts-Satire und Öko-Horror über eine Politiker-Familie, walisische Legenden und einem denkwürdigen Mahl mit unrühmlichem Ausgang. Dabei ist es zuerst die furchtbare Familie, die Schaudern auslöst, ehe seltsame Dinge geschehen, in dessen Zentrum die wortkarge Aushilfe steht, die eine seltsame Verbundenheit zur Natur zu haben scheint. Dass der Abend nicht wie geplant verläuft, wird ja rasch einmal klar, aber „The Feast“ verkommt (leider) nicht zur Exploitation-Orgie, sondern bleibt eher verhalten und versucht eher die Geschichte über die Rache der Natur am ausbeutenden Menschen eher vielschichtig zu erzählen. Der Streifen ist ja eher sperrig und so verwundert es auch weniger, dass die britische Produktion in walisischer Sprache gedreht wurde und man sich bei der Blu-Ray auf Untertitel einstellen muss. „The Feast“ ist auch dem Arthouse näher als dem Genre-Kino und auch wenn etwas geschmoddert wird, bleibt er doch eher ambitioniert und wird dem Großteil des Publikums zu langatmig sein. Ich fand den interessant und spannend gemacht, wobei etwas weniger Subtilität und etwas mehr in die Fresse ehrlicherweise auch nicht geschadet hätte.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Golem - Wiedergeburt

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01.jpg (13.37 KiB) 335 mal betrachtet
Im 17. Jahrhundert ist die Pest in Litauen angekommen und rafft die Menschen dahin. Nur eine kleine jüdische Gemeinde, in der auch Hanna mit ihrem Mann Benjamin lebt, bleibt von dem Schlimmsten verschont. Als die Tochter des Despoten Vladimir erkrankt, stellt er dem Dorf ein Ultimatum. Entweder wird seine Tochter gerettet, oder die Gemeinschaft ausgelöscht. Angesichts dieser bitteren Stunden beschließt Hanna mit ihren Studien der Kabbala einen Golem zu erschaffen, der das Dorf beschützen soll. Tatsächlich geht der Plan auf, doch wie schon im alten Prag, ist der Golem zwar eine mächtige Waffe, aber auch nur schwer zu kontrollieren und schon wenig später richtet sich der Golem nicht nur gegen die Feinde, sondern auch gegen Menschen in Hannas Umfeld und bringt diese in größte Gefahr…

Jeder Prag-Besucher und Stummfilm-Begeisterte kennt – wie andere natürlich auch – die Geschichte des Golems und die Überreste liegen ja noch immer im Dachboden der alten Synagoge in Prag. Diese Geschichte über den aus Erde und Lehm erschaffenen Figur der jüdischen Mythologie nehmen die beiden „Jeruzalem“-Regisseure als Grundlage für ihre Geschichte, die in Litauen im Jahre Sechzehnirgendwas spielt. Dort gibt es eine junge Frau mit Interesse an der Kabbala, die in der dunkelsten Stunde einen Golem erschafft. Dazu kommen persönliche Befindlichkeiten, eine restriktive Dorfgemeinschaft und noch viele andere Dinge, die hier einfließen. Der Film ist angesichts des kleinen Budgets auch gut gemacht, aber irgendwie nur mäßig interessant und die beide Paz-Brüder schaffen es irgendwie nicht, dass sich der entscheidende Funke auf den Zuschauer überträgt. Die Figuren bleiben eher blass, die Geschichte mit geschichtlichem Hintegrund wirkt etwas überfrachtet und wird durch wenige Splatter-Momente aufgelockert, die ebenfalls nicht so recht zum eher ernsthaften Rest passen wollen. Ich fand den gesamten Look irgendwie steril und künstlich, sodass mich auch das Endergebnis nur leidlich überzeugte. Kein Ausfall, aber auch weit davon entfernt spannend oder interessant zu sein bzw. nachhaltig in Erinnerung zu bleiben – da doch lieber nochmal den wesentlich knackigeren „Jeruzalem“ oder den Stummfilm aus dem Jahr 1920.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Top Secret

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01.jpg (59.04 KiB) 300 mal betrachtet
Turbulente, jedoch nur mittelprächtig gelungene Komödie in der ein amerikanischer Sänger als Gast in die ehemalige DDR eingeladen wird, um so unwissentlich als musikalisches Ablenkungsmanöver für eine geheime militärische Aktion zu fungieren. Der Plan geht natürlich nicht wie gewünscht auf und der Sänger findet sich auf einmal zwischen den Fronten von Despoten und Revolutionskämpfern und einer hübschen Frau, die es aus dem totalitären Regime zu retten gilt. Die deutsche Synchro in Sächsisch ist hier ja eigentlich unbrauchbar und man muss hier die Originalversion präferieren, in der es viele Anspielungen auf das nationalsozialistische System und Vorurteile über deutsche Befindlichkeiten gibt, die wohl in der Synchronisation abgemildert oder gleich verändert wurden. „Top Secret“ ist aber weniger bissige Komödie über totalitäre Regime, sondern eher ein weitgehend harmloser Slapstick-Streifen mit viel Situationskomik und absurden Momenten, die wenig Rücksicht auf die Geschichte Deutschlands nimmt und mal mehr, mal weniger gelungen erscheinen. Auf jede gute Szene kommen mindestens zwei weniger gute und irgendwie wirkt „Top Secret“ auch mehr wie eine Nummern-Revue im Diktatur-Umfeld, als ein „rundes Komödien-Ding“ mit gesellschaftspolitischer Bedeutung. Zwar hat der Streifen immer wieder seine Momente und am Ende gibt es schon ein paar himmelschreiend komische Momente, aber insgesamt wirkt das Ergebnis doch etwas holprig und vom Potential her kaum genutzt. Gesehen haben, sollte man „Top Secret“ mit seinen haarsträubenden Deutschland-Bezügen und sprachlichen Kreationen wie „I want a Schnauzer to my Schnitzel“ aber trotzdem.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Big Business (Zwei mal Zwei)

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01.jpg (62.65 KiB) 275 mal betrachtet
Bei einer chaotischen Geburt in einem kleinen Krankenhaus werden die beiden Zwillingsschwestern Sadie und Ruth mit einem anderen Zwillingspärchen mit selben Namen eines durchreisenden Pärchens vertauscht. Fortan lebt ein ungleiches Zwillingspaar in New York, während das andere in dem beschaulichen Ort Jupiter Hollow verbleibt. Jahrzehnte später leitet die resolute Sadie mit ihrer eher verträumten Schwester Rose den mächtigen Industriekonzern, der den einzigen Industriebetrieb in Jupiter Hollow gewinnbringend verscherbeln möchte. Die toughe Gewerkschafterin Rose aus dem Ort beschließt mit ihrer Schwester Sadie nach New York zu fahren, um das zu verhindern, nichtsahnend, dass es sich bei dem vermeintlichen Gegnern um die ihr unbekannten Zwillingsschwestern handelt. Das Chaos nimmt seinen Lauf, als alle vier im selben Hotel absteigen und selbst engste Vertraute, Geschäftspartner und Ehemänner die vier Zwillinge nicht unterscheiden können…

Lustige und schwer unterhaltsame Verwechslungskomödie im Stil vergangener Jahrzehnte mit einem turbulenten Ausgangssituation und Bette Midler und Lily Tomlin in einer Doppelrolle, wobei vor allem Erstere wieder einmal großartig aufspielt. Ihre überzeichnete Performance als toughe Geschäftsfrau und Landpomeranze sind zum Schreien und auch Lily Tomlin spielt ihre beiden gegensätzlichen Rollen voller Herzblut und Elan, selbst wenn das neben Frau Midler ziemlich schwer ist. Dazu gibt es jede Menge Culture Clash, Verwechslungen am laufenden Band, lustige Momente ohne Ende und viel New Yorker Lokalkolorit. Ich bin ja nicht der größte Komödienfan, aber „Big Business“ mag ich einfach sehr und landet wie andere Bette Midler-Filme regelmäßig immer wieder im Player. Hier gibt es ja auch noch Michele Placido als italienischen Investor und viele andere bekannten Gesichter, die offenbar ziemlich viel Spaß beim Drehen hatten und dieser Spaß überträgt sich auch auf den Zuschauer. Die Geschichte ist skurril, der Humor zeitlos, die Figuren liebenswert, das Tempo hoch und trotz Achtziger-Flair ist hier alles gut. Für mich einer der liebsten Komödien und ein Film, der mir immer wieder große Freude bereitet.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Airport!

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01.jpg (14.9 KiB) 204 mal betrachtet
jogiwan hat geschrieben: Do 2. Jul 2015, 07:13
jogiwan hat geschrieben:Unterhaltsame Parodie auf die "Airport"-Filme und trotzdem einer der Filme, die man trotzdem als besser in Erinnerung hat. Sicherlich sind einige Gags wirklich schenkelklopfende Kracher, aber zwischendruch gibt es genauso viele Rohrkrepierer zu sehen und statt einer runden Geschichte, gibts alle paar Sekunden einen Gag, was sich auf Dauer auch als leicht ermüdend herausstellt. Neben dem leider ziemlich uncharismatischen Hauptdarsteller-Duo Hagerty und Hayes überzeugen dann auch eher die Darsteller aus der zweiten Reihe. Dennoch ist "Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug" ein nettes Filmchen für Zwischendurch, dass jedoch unzeitgemäß gealtert zu sein scheint.
Die erneute Sichtung bestätigt die bereits bestehenden Eindrücke, auch wenn im englischen Original manche Gags zweifelsfrei doch besser zünden. Dennoch ist "Airplane" statt Film mit Handlungsbogen eine Ansammlung von Gags und Spoofs, die im Sekundentakt auf den Zuschauer losgelassen werden und bei dem auch bei weitem nicht jeder sitzt.
Gestern wieder einmal im Original geschaut ist "Airport" schon ein netter Film, bei dem die guten Gags hängen bleiben und die schlechten rasch vergessen sind. Viele Szenen sind natürlich großartige, andere leider nicht und insgesamt fehlt mir hier doch so etwas wie ein Spannungsbogen und/oder eine Geschichte. Hagerty und Hayes finde ich leider noch immer nicht so toll. Schon lustig, aber leider nicht so toll, wie er vielleicht hätte werden können.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Moonwalker

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01.jpg (15.45 KiB) 153 mal betrachtet
jogiwan hat geschrieben: Fr 10. Feb 2017, 09:11 Zur Figur des Michael Jackson kann man ja stehen wie man will, aber seine Rolle im Pop-Olymp ist unbestritten und auch seine Musik auch irgendwie untrennbar mit meiner eigenen Jugend verbunden. Bei „Moonwalker“ habe ich mir eigentlich einen Musikfilm mit Handlung erwartet, doch leider enttäuscht der 1988 entstandene Streifen mit seiner Anthologie-Machart, die Videoclips, Spielfilmsequenzen und Doku-Schnipsel zu einem unausgegorenen Machwerk zusammenfügt, dass so als Spielfilm mit Musik auch nicht mehr so richtig funktionieren mag. Der Streifen beginnt auch schon etwas seltsam mit einem Konzertauftritt, dass massenhaft kreischende und kollabierende Leute zur Live-Darbietung von „Man in the Mirror“ montiert, ehe im Schnelldurchlauf die Karriere und das gesteigerte Interesse an der Person Michael Jackson präsentiert wird. Danach folgen weitere Auftritte und der Clip zum mir bislang unbekannten „Speed Demon“ sowie die augenzwinkernde Kiddie-Version von „Bad“, ehe der eigentlich Spielfilm-Teil mit den Kinder-Darstellern und Special-Effekt-Reigen beginnt. Herzstück hier der wohl ausreichend bekannte Clip zu „Smooth Criminal“ und eine Verwandlung Jacksons in Roboter, High-Tech-Auto und Raumschiff (!) um drei Freunde aus der Hand eines gewaltbereiten Gangsters zu retten. Alles fraglos gut gemacht und auf die Leinwand gezaubert ist es aber trotzdem schade, dass man hier keine bessere und vor allem durchgehende Rahmenhandlung finden konnte um die Musik etwas harmonischer unterzubringen. So ist „Moonwalker“ wohl auch nur für Fans interessant, die hier ausreichend ihrem Idol oder Jugenderinnerungen huldigen möchten, während alle anderen Zuschauer eher weniger bis gar nicht auf ihre Kosten kommen.
An "Moonwalker" hatte ich seltsamerweise so gar keine Erinnerungen mehr und der Film ist auch mehr Fan-Service als Musikfilm, in dem mehrere Clips, Konzertaufnahmen, Musik-Collagen und eine Spielfilm-Sequenz aus dem Fantasy-Genre zusammenkommen. Die eigentliche Handlung beginnt ja erst nach knapp 30 Minuten und handelt von Michael und seinen drei kindlichen Freunden, die ins Visier eines bösen Drogendealers geraten. Dabei stehen neben der Musik vor allem die Tricks im Vordergrund, die auch sehr gut und auf der Höhe der damaligen Zeit gemacht wurden. Stop-Motion, Claymotion, Matte Paintings und als Höhepunkt die Verwandlung von Michael in ein Raumschiff. Dazu bekannte Hits, ein paar Szenen, die einem dann doch etwas verwundern und natürlich ein Happy End. Einen Spielfilm mit Musik sollte man sich trotzdem nicht erwarten.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Punishment

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01.png (117.51 KiB) 132 mal betrachtet
Die hübsche Britt vom Lande wird von ihrer älteren Freundin Francoise in die avantgardistische Kunstszene von Paris eingeführt, wo sie auch auf den Manuel trifft, der als schwuler Bordellkönig im Hintergrund die Fäden zieht und das luxuriöse Leben aller finanziert. Auch Britt muss als Luxus-Callgirl ihren Teil dazu beitragen, doch als sie von einem Kunden nicht entgegenkommend genug ist und gegen den Verkauf ihres Körpers rebelliert, wird sie von Manuel in ein heruntergekommenes Hotel in Lyon gebracht, wo sie in einem schäbigen Zimmer von weiteren Kunden misshandelt, missbraucht und ausgepeitscht wird, solange bis sie ihr Willen gebrochen ist und sie auf ihre zukünftige Arbeit vorbereitet ist. Als sich jedoch Raymond, die rechte Hand Manuels zunehmend um Britt sorgt und sich sogar mit der gequälten Frau eine gemeinsame Zukunft vorstellen kann, steuert alles einem tragischen Höhepunkt entgegen.

Ein sehr seltsamer und vor allem heutzutage eigentlich denkunmöglicher Film, der hier von Mondo Macabro ausgegraben wurde und den Weg einer jungen Frau in die Abgründe der käuflichen Liebe im Paris der elitären Kreise und der Siebzigerjahre darstellt. Diese wird eingesperrt, gedemütigt und gequält und teilweise sind die Szenen hier auch sehr herb und erinnern sogar etwas Radley Metzgers „The Image“. Dazu kommen ein sehr kunstvolles Ambiente, ein düsterer Grundton und sehr viel nackte Haut, sodass man hier auch durchaus von eine Arthouse-Schocker aus der Sleaze-Ecke sprechen kann, der auch vor Exploitation nicht zurückschreckt. Allein der Beginn ist schon bestes Kunstkino der Siebziger und die schönen Menschen stehen im Kontrast zur düsteren Geschichte, die auch keine Gefangenen macht. Zudem ist „The Punishment“ zu keiner Zeit billig, auch wenn es sich im Grunde um eine verfilmte Männerfantasie handelt, die überraschenderweise aus der Feder einer Frau stammt. Frau Schubert ist vorwiegend nackt, überraschend gut und auch sonst kann man sich eigentlich nur darüber beklagen, dass dieser Streifen nicht schon viel früher unter die Leute gebracht wurde. Eine deftige, nicht unbedingt leicht zu konsumierende Überraschung, mit fragwürdiger Botschaft in der auch der rote Lebenssaft sprudelt, und mit dem ich auch so nicht gerechnet hätte. Für Freunde des anspruchsvollen Schockerkinos der Siebziger auf jeden Fall ein Tipp!
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Dream Home

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01.jpg (22.51 KiB) 89 mal betrachtet
Doch recht herbe Mischung aus Home Invasion Slasher, Gore-Platte und gesellschaftskritischen Grundgerüst über Gentrifizierung und den daraus ergebenden Wohnungsproblemen, mit der wohl auch viele hier in der ein- oder anderen Weise konfrontiert sind. Hier ist es eine junge Frau, die gerne eine Wohnung mit Hafenblick erwerben würde und die dafür auch über Leichen geht. Dabei lebt „Dream Home“ vor allem wert auf sehr blutige Tötungsarten, die hier mit Haushaltsgegenständen vollzogen werden. Immer wieder werden diese herben Momente durch Rückblenden aus der Vergangenheit unterbrochen, die dann die Figur der jungen Frau näher beleuchtet und ihr extrem skrupellos erscheinendes Handeln zu erklären versucht. Technisch ist der Film gut gemacht und die Mischung aus Schlachtplatte mit sehr real erscheinenden Problemen, die wohl jeder irgendwie nachvollziehen kann, macht „Dream Home“ sicherlich auch zu einem Novum im Genre. Andererseits wirkt vieles auch „too much“ und man fragt sich mit 15 Jahren Abstand, ob sich hier der Film nicht selber ein Bein stellt um größtmöglich grausam zu sein. So toll wie seinerzeit fand ich den bei meiner erneuten Sichtung nicht – sondern eher unsympathie, was wohl auch daran liegt, dass ich mittlerweile ganz ohne Bodycount meine Traumwohnung gefunden hab und nicht mehr hergebe…
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