Night of open Sex
La noche de los sexos abiertos
Spanien 1983
Regie: Jess Franco
Lina Romay, Antonio Mayans, Lorna Green, Albino Graziani, Juana de la Morena, Miguel Ángel Aristu, Antonio Rebollo, José Ferro, Jesús Franco
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OFDB
Die Nachtclubsängerin Moira wird für viel Geld engagiert, die Stelle einer anderen Frau einzunehmen, um einem sterbenden General ein mysteriöses Geheimnis zu entlocken. Doch das Geheimnis bleibt mysteriös, genauso wie der Fremde, der hinter Moira die Leichen beseitigt (beziehungsweise sie überhaupt erst macht). Als sich die beiden zusammentun kommen sie auf die Lösung des Rätsels, allerdings sind nun mittlerweile die früheren Auftraggeber Moiras auf ihrer Spur.
Ein Gangsterfilm, und ein sehr harter dazu: Wir folgen dem Privatdetektiv Al Crosby und der Striptease-Tänzerin Moira dabei, wie sie auf der Jagd nach einem Goldschatz foltern und töten.
Ein Sexfilm: Wir sehen Moira dabei zu, wie sie sich in mehreren Shows entweder selbst befriedigt oder mit einer Kollegin Sex hat. Vor allem aber sehen wir Moira zu wie sie Sex hat: Nach der Vergewaltigung Moiras durch Al Crosby werden die beiden ganz schnell ein untrennbares Liebespaar. So etwa innerhalb von 30 Sekunden, was aber Moira nicht daran hindert, anschließend mit ihrem Auftraggeber ebenfalls ins Bett zu steigen.
Eine Komödie: Ab dem Zeitpunkt, ab dem Moira und Crosby ein Paar sind, wird der Grundton immer leichter und heiterer. Die grimmige Stimmung vor allem des Beginns ist vorbei, es wird nicht mehr gefoltert, und auch der Sex wird zunehmend harmloser und comichafter. Statt brutaler Gewalt nun lustige Dialoge, wirklich komische Szenen, und ein Showdown, das ich so noch in keinem Film jemals gesehen habe. Die zweite Hälfte von LA NOCHE ist entschieden lustig!
Ja aber, was ist denn LA NOCHE nun eigentlich? Ganz einfach: Gangsterflick, Sexfilm und Komödie, und das alles gleichzeitig. Sehen wir zu Beginn noch in Großaufnahme zu, wie Moira ein eingeschaltetes Brenneisen in die Vagina eines bedauernswerten Opfers stopft, müssen wir gegen Ende tatsächlich stümperhaft eingepackte Schokolade im Goldpapier als Goldbarren hinnehmen. Sehen wir am Anfang zu, wie General von Klaus von Moira mit einem Kissen fast erstickt, und später von Al Crosby kaltblütig hingerichtet wird, gibt es gegen Ende einen vollkommen irrwitzigen und abgedrehten Blowjob zu erahnen, der aus einer Mischung aus Luftgitarre und wildestem Geschmatze Moiras besteht, während Al Crosby gleichzeitig in einem Buch liest. Ertragen wir die Vergewaltigung Moiras, an Händen und Füssen gefesselt und mit einem Pfirsich im Mund vollkommen wehrlos, können wir mit genau dem gleichen Paar nur ein paar Sekunden später friedlich im Mondschein ihren zarten Schweinigeleien (und seinen pragmatischen Antworten) lauschen.
LA NOCHE ist einfach … anders. Bunt. LA NOCHE ist wunderschön gefilmt und mit punktgenau passender Musik hinterlegt. LA NOCHE ist Lina Romay zum hinknien schön. LA NOCHE ist in seinen heftigen Momenten abtörnend und abstoßend, in seinen anziehenden Momenten aber sehr erotisch und oft lustig. Jess Franco schert sich einen Dreck darum, dass ein Film einem Genre zugeordnet werden muss. Stattdessen hüpft er quer durch die Genres, immer mit der passenden und intensiven Stimmung, und zeigt uns einen Bilderbogen, ein Gemisch aus harter Realität und lustigen Märchen. Wer hier einer stringenten Geschichte ohne Logiklöcher folgen will ist entschieden fehl am Platze. Sich den Gefühlen hingeben, gleich welchen, das ist hier das Ziel. Im Sonnenuntergang an einer Strandpromenade entlangfahren. Lina Romay zusehen, wie sie (frei nach J.G. Ballard) simulierten Sex nach einem Autounfall hat. Im warmen spanischen Sommer auf einer luxuriösen Terrasse sitzen und Sex haben, und im Mondschein auf einem Balkon die Stimmung danach genießen. Mit der Pistole im Anschlag die bizarren Stufen des Muralle Roja herabsteigen, auf der Jagd nach einem versteckten Nazischatz.
Sich in dieser Welt verlieren …
7/10