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Links die Frontansicht der Box, rechts das Cover der Einzel-Veröffentlichung
Verdammnis (Schweden, Dänemark, Deutschland 2009, Originaltitel: Flickan som lekte med elden)
Verleumdung
Lisbeth Salander (Noomi Rapace) hat sich jede Menge Geld angeeignet, mit dem sie sich aus Schweden absetzte, und sich einen ausgiebigen Luxusurlaub an verschiedenen Traumzielen gönnte. Darüber hinaus kaufte sie sich in Schweden eine komfortable Wohnung, mit herrlichem Blick auf die Hauptstadt Stockholm. Ihr perverser Vormund Bjurman (Peter Andersson) benötigt erneut eine Warnung, die ihm Lisbeth persönlich in dessen Wohnung vorträgt. Mikael Blomkvist (Mikael Nyqvist) sehnt sich nach einem Lebenszeichen der jungen Frau, doch Lisbeth hält sich bewusst von dem Journalisten fern. Blomkvist und seine Zeitschrift Millennium sind wieder gut im Geschäft, das Nachwuchstalent Dag Svensson (Hans-Christian Thulin) stösst mit einer heissen Story zum Team. Offenbar sind Personen aus dem Polizeiapparat in abstossende Geschäfte mit Mädchen aus Osteuropa verstrickt, die Brisanz des von Dag und seiner Freundin recherchierten Materials ist von enorm. Wenig später geschieht das Unfassbare, als Blomkvist wichtige Unterlagen abholen will, findet er das Paar erschossen in dessen Wohnung auf. Es kommt jedoch noch dicker, Rechtsanwalt Bjurman wird ebenfalls erschossen in seiner Wohnung gefunden, gerichtet mit seiner eigenen Schusswaffe. Auf der Tatwaffe findet man die Fingerabdrücke von Lisbeth, sofort schreibt die Polizei die Verdächtige zur Fahndung aus. Für Lisbeth wird die Luft zunehmend dünner, obwohl sie sich zunächst dem Zugriff der Behörden entziehen kann. Mikael Blomkvist ist wild entschlossen, Lisbeth um jeden Preis aus der Klemme zu helfen, er ist fest von ihrer Unschuld überzeugt. Doch wer ist der "blonde Riese", der mit eiskalter Präzision hinter den Kulissen wütet? Die Antwort ist erschreckend...
Nach dem herausragend guten Auftakt "Verblendung", geht die Millennium Trilogie mit "Verdammnis" in die zweite Runde. Die Freude über das Wiedersehen mit den liebgewonnenen Figuren sorgt für gute Laune, Mikael Nyqvist und Noomi Rapace laufen erneut zur Hochform auf. Sofort fällt die veränderte Bildkompostion auf, der in 2,35:1 produzierte "Verblendung" gewährte der schwedischen Landschaft viel Raum zur Entfaltung. "Verdammnis" muss sich mit dem schmaleren 1,78:1 (bzw. 1,85:1) begnügen. Letztlich eine nachvollziehbare Entscheidung, denn der zweite Teil der Trilogie ist optisch weniger opulent angelegt. War der Auftakt mehr ein "Landfilm", so mutet der Nachfolger eher nach "Stadtfilm" an. Ähnliches gilt für die Handlung, die sich direkter, mehr "in die Fresse" entwickelt, obschon man glücklichweise nicht auf neue Erkenntnisse und relevante Enthüllungen verzichtet. "Verdammnis" hängt noch mehr Fleisch auf die Charaktergerüste der beiden Hauptfiguren, erneut auftauchenden Nebencharakteren gesteht man -teils- ebenso eine Entwicklung zu.
Noomi Rapace präsentiert sich vielschichtiger, was in diesem Fall auch für ihr äusseres Erscheinungsbild gilt. Der Zuschauer erfährt mehr über die Vergangenheit der Hackerin, Zusammenhänge werden erkennbar. Wegen der akuten Spoilergefahr -wir befinden uns immerhin im Mittelteil einer Trilogie- werde ich meine Ausführungen diesmal recht knapp halten, was mir in Anbetracht meiner Begeisterung recht schwer fällt. Mikael Nyqvist bleibt als Mikael Blomkvist die bewährte Grösse, die moralisch korrekte Instanz, der Fels in der Brandung. Die Unterschiede zwischen den beiden "Helden" sind nach wie vor sehr reizvoll, Blomkvist verbeisst sich energisch in seine Ermitttlungen, ist aber im Notfall kompromißfähig. Lisbeth Salander hat sich ihre eigenen Gesetze geschaffen, die sie bis zum letzten Atemzug durchboxt. Die gemeinsamen Szenen gaben "Verblendung" sehr viel Würze, in "Verdammnis" agieren Salander und Blomkvist weitgehend ohne direkten Kontakt. Auf den ersten Blick ein wenig schade. Doch bei genauer Betrachtung durchaus nicht ohne Reize, da die Beziehungen zu Nebenfiguren gekonnt beleuchtet werden. Lena Endre sehen wir erneut in der Rolle der Erika Berger, die für Blomkvist mehr als eine Kollegin ist. Beide Figuren haben nun mehr gemeinsame Szenen, Berger wird greifbarer, im ersten Teil war sie lediglich eine Randnotiz (in der erweiterten Fassung von "Verblendung" soll dies anders sein, ich bin bereits jetzt gespannt auf die Sichtung). Peter Andersson bot in "Verblendung" eine unglaublich abstossende Vorstellung, nun wird er zum Spielball der Ereignisse. Sein Schicksal weckt keine Sympathien, jeglicher Anflug von Verständnis oder Mitgefühl bleibt unangebracht. Per Oscarsson sehen wir als Holger Palmgren, den ursprünglichen Vormund Lisbeths. Erneut kann man allen Mitwirkenden gute Leistungen bescheinigen. Die Figur Lisbeth Salander, dominiert ein wenig über den soliden Mikael Blomkvist.
"Verdammnis" erreicht nicht die Strahlkraft von "Verblendung", doch die Trilogie läuft noch immer in der Spur, leistet sich keine Ausrutscher. Der Plot wirkt -im Vergleich zum Auftakt- eine Spur konstruierter, verliert sich aber nicht in peinlichen Auswüchsen oder Nichtigkeiten. Die Fortführung der Erzählung mag gewöhnlicher anmuten, packt und überzeugt aber nach wie vor. Freilich fehlt der interessante Kontrast, der sich in "Verblendung" durch die stärkere Einbeziehung der Landschaft ergab, den "Folterkeller" des Mörders dann umso grausiger auf den Zuschauer einstürzen ließ. Positiv formuliert steht "Verdammnis" als Monument aus einem Guß im Raum, die großartige Qualität der Schauspieler fällt noch deutlicher ins Gewicht. Das kompaktere Erscheinungsbild spiegelt sich auch in der Laufzeit wider, nun fällt bereits nach 124 Minuten die Klappe. Erneut bin ich auf die längere Fassung neugierig.
Das schicke Boxset zur Millennium Trilogie behält seine eindeutige Empfehlung, ich freue mich auf das Finale "Vergebung". Die Blu-ray bietet den Film in schöner Qualität an, das teils körnige Bild gefällt mir sehr gut. Boni sind auf der Blu-ray rar gesät, jedoch wartet nach Sichtung der Trilogie eine Bonus-DVD auf mich.
Gut bis sehr gut = 7,5/10
Lieblingszitat:
"Wie sah er denn aus?"
"Wie ein blonder, tresorknackender Roboter!"