Originaltitel: El Retorno de los Templarios
Produktionsland: Spanien 2009
Regie: Vick Campbell
Darsteller: Eloise McNought, Anarka De Ossorio, Thais Buforn, Albert Gammond
Bei Amando de Ossorio dürfte es sich wohl um meinen liebsten spanischen Horrorfilmregisseur überhaupt handeln. Es trifft schlicht eine romantische Ader in mir, wenn der Galizier in höchst unterhaltsamen Werken wie LAS GARRAS DE LORELEI (1974) oder LA NOCHE DE LOS BRUJOS (1974) die moderne, durchrationalisierte Lebenswelt seiner Protagonisten mit dem Reich der Phantasie, des Traums und des Grauens kollidieren lässt – und dabei die schablonenhaft gezeichneten Figuren konsequent gegen das an Zaubermacht überbordende Phantastische und Unheimliche ausspielt. Herzstück seines Oeuvres ist natürlich LA NOCHE DEL TERROR CIEGO von 1972 – zu Deutsch: DIE NACHT DER REITENDEN LEICHEN – sowie die drei aus diesem resultierenden Quasi-Sequels EL ATAQUE DE LOS MUERTOS SIN OJOS (1973), EL BUQUE MALDITO (1974) und LA NOCHE DE LAS GAVIOTAS (1975) – deren deutsche Titel (DIE RÜCKKEHR DER REITENDEN LEICHEN, DAS GEISTERSCHIFF DER SCHWIMMENDEN LEICHEN und DAS BLUTGERICHT DER REITENDEN LEICHEN noch immer jeden Preis für kreative Eigenleistungen gewinnen können). Untote, zudem blinde und dem Baphomet verpflichteteTempelritter auf klapprigen Schindmähren, die ihre Ordensburg nur nachts verlassen, um in den umliegenden Landstrichen auf Jungfrauenfang zu gehen, um sich von deren Blut zu ernähren, sind es, die de Ossorio in LA NOCHE DEL TERROR CIEGO als eigenständige mythische Schauerwesen, halb Vampir, halb Zombie, etabliert und sie in den Folgeteilen von ihrer im portugiesischen Hinterland liegenden Burgruine auf ein rauschendes Dorffest, ein in einer Paralleldimension herumschipperndes Geisterschiff und eine von Seemöwen und Krabben wimmelnde Küstenregion versetzt. Obwohl die Filme inhaltlich nicht wirklich aufeinander aufbauen, was sie vor allen Dingen adelt, bleibt konstant: nämlich de Ossorios Talent, mit bescheidenen Mitteln dichteste Atmosphären zu kreieren. Wenn die Templer sich einmal mehr aus ihren Gräbern erheben, wozu skeletthafter Mönchsgesang ertönt und immer wieder verhaltenes Rülpsen, die Kunstnebelmaschine Überstunden schiebt und jede Bewegung der Knochenleiber in Zeitlupe regelrecht zelebriert wird, dann sind das für mich ikonische Momente eines Horrorkinos, das noch völlig in der Tradition der Schauerliteratur vergangener Jahrhunderte steht und dem es wichtiger ist, Gefühle zu erzeugen als komplexe Geschichte zu erzählen oder politische Ideologien zu bestärken.
Überrascht und interessiert hat es mich deshalb, als ich kürzlich erst erfuhr, dass bereits im Jahre 2009 in Spanien ein inoffizieller fünfter Teil der Serie entstanden sein soll. Zwar hatte schon Jess Franco 1985 mit LES MANSIÓN DE LOS MUERTOS VIVENTES versucht, die zu diesem Zeitpunkt schon knapp zehn Jahre tote Templer-Welle noch weiter totzureiten, letztlich hatte sein Beitrag mit den eigentlichen reitenden bzw. augenlosen Leichen wenig bis gar nichts zu tun, und konzentrierte sich eher darauf, die typische Franco-Monotonie bis zu den Grenzen der Genialität und darüber hinaus auszuweiten, wobei die untoten Ordensritter bei all den Nicht-Ereignissen und blanken Busen schon fast zu einem bloßen McGuffin verkamen. Dass sich EL RETORNO DE LOS TEMPLARIOS des mit einem wenig spanisch klingenden Namen versehenen Jungfilmers Vick Campbell jedoch gezielt an de Ossorios klassische Quadrologie anlehnt, verdeutlicht schon allein ein erster Blick auf seine Story. Die nämlich ist im Jahre 1974 angesiedelt, d.h. genau zu jener Zeit, in der die „echten“ reitenden Leichen unter der Regie de Ossorios ihr Unwesen getrieben haben. Bevor wie jedoch dahinkommen, eröffnet Campbell seinen Film zunächst einmal mit einem zwanzigminütigen Prolog, der im Grunde exakt das noch einmal abspult, was wir bereits von dem herrlich zauseligen Professor in LA NOCHE DEL TERROR CIEGO über die Hintergrundgeschichte der Tempelherren zu hören bekamen: Im frühen vierzehnten Jahrhunderten haben diese längst ihre Seele dem Teufel verschrieben und terrorisieren die Wälder um ihre Ordensfestung auf der Suche nach wehrlosen weiblichen Opfern, die sie zwecks obszöner Blutrituale zu entführen trachten. Ohne Sinn und Verstand werden jedoch auch die örtlichen Bauern überfallen und zu Tode gepeitscht, und ebenso ohne Sinn und Verstand sind die billigen Splattereffekte, mit denen Campbell die Grausamkeit seiner Antihelden zu unterstreichen versucht. Vor allem Flagellantisten werden bei den Gewaltspitzen des Prologs auf ihre Kosten kommen: so viele zu rohen Fleischfetzen zerschlagene Rücken habe ich schon lange nicht mehr auf einem Haufen gesehen – dass die Spezialeffekte, wie gesagt, nicht zur Krönung der Maskenbildnerei gehören, macht den umständlich erzählten, unnötig durch Szenen, in denen die vierköpfige Templergruppe einfach nur durch den Forst stapft, gestreckten Auftakt kaum besser.
Vielleicht ist es hier schon an der Zeit, die Zahl zu verraten, mit der auf der imdb das Budget vorliegenden Films angegeben wird. Sollte EL RETORNO DE LOS TEMPLARIOS tatsächlich lediglich 1.500 Euro gekostet haben, würde es mich nicht wundern, denn nach viel mehr sieht das Werk nun wirklich nicht aus. Statt nämlich die reduzierten finanziellen Ressourcen als Chance dazu zu nutzen, innovativ mit ihnen zu operieren und zu außergewöhnlichen künstlerischen und technischen Lösungen zu finden, verlässt Vick Campbell sich darauf, dass es eben einfach ausreicht, die Kamera irgendwo aufzustellen und seine Laiendarsteller vor ihrer Linse agieren zu lassen wie auf einer Bühne. Wichtig ist Campbell scheinbar nicht, seinen Film formal und ästhetisch zu komponieren, er will ihn schlicht „machen“, und zwar auf die denkbar unoriginellste, orthodoxeste, langweiligste Weise. Während sich das begrenzte Budget im Prolog zumindest noch dadurch teilweise verdecken lässt, dass einige der Wald- und Landschaftsaufnahmen gar nicht mal so schlecht aussahen – was aber mehr an den sowieso gegebenen Qualitäten von Wald und Landschaft liegt und nicht am Können der Verantwortlichen -, wird EL RETORNO DE LOS TEMPLARIOS, sobald seine Handlung in die Mitte der 70er wechselt, nicht nur visuell noch viel eintöniger, der Film verliert zudem komplett seinen Fokus und verstrickt sich in einer völlig konfusen Handlung, die es trotz der Laufzeit von gerade mal siebzig Minuten und des wenig anspruchsvollen Plots der Marke: Zombies jagen Menschen und verspeisen sie, geschafft hat, mir mehr als ein Rätsel aufzugeben.
Folgendes geschieht, nachdem die Templer in der Eingangsrückblende von einem Mob aufgebrachter Dörfler, wie zu Beginn von EL ATAQUE DE LOS MUERTOS SIN OJOS, den Garaus gemacht bekommen haben: Ein junger Mann ist auf der Suche nach seiner von zu Hause weggelaufenen Schwester. Am Wegesrand trifft er auf eine betrunkene Gestalt, die ihn davor warnt, sich nach Einbruch der Dunkelheit in der Nähe der alten Templerburg aufzuhalten. Dort würde er nämlich Dinge sehen, die er am liebsten nie gesehen hätte. Der junge Mann findet schließlich Miranda, sein Schwesterchen, die komplett neben sich steht. Sie scheint ihn nicht zu erkennen, gibt wirre Sätze von sich. Eine weitere Rückblende soll uns wohl darüber aufklären, was zu ihrem desolaten Geisteszustand geführt hat: Ihre Mutter ist die Autorität in Person, die ihr andauernd Vorwürfe macht und sie herumkommandiert, ihr Vater ein seltsamer Vogel, der sich Miranda gegenüber aufdringlich genug verhält, dass man meinen könnte, er wolle sie verführen. Ohne dass uns dieser Exkurs zur familiären Situation unserer beiden Helden irgendwohin geführt hätte – aber immerhin sind weitere kostbare Filmminuten verstrichen, mindestens fünf allein für ein schreckliches Gespräch am Abendessenstisch zwischen Miranda und ihren Eltern -, wechselt EL RETORNO DE LOS TEMPLARIOS auf einmal zu einer Gruppe junger Leute, die die Party des Jahres zu veranstalten beabsichtigen. Schon ist die Nacht hereingebrochen und unter freiem Himmel trinkt und tanzt man zu schlimmer Disco-Musik. Parallel dazu schlagen auch unsere Templer endlich die Äuglein auf. Ich muss zugeben: die Szenen, in denen die Rittersleute sich aus ihren Gräbern erheben – obwohl es offensichtlich ist, dass sie viel eher auf ihren Gräbern liegen und lediglich mit ein bisschen Laub und Erde zugedeckt worden sind, und obwohl die Zombie-Gummimasken vom Faschingszubehörversand der liebevollen Handarbeit, die im Make-Up der de-Ossorio-Templer gesteckt hat, niemals das Wasser reichen kann, und obwohl natürlich die 1.500 Euro nicht ausgereicht haben, den Rittern reitbare Untersätze zu besorgen, weswegen sie sich auf Schusters Rappen fortbewegen müssen -, sind alles in allem für einen Film dieser Preisklasse einigermaßen stimmungsvoll geraten: wie bei de Ossorio qualmt die Nebelmaschine wie ein Kettenraucher, die Auferstehungen sind in aller Seelenruhe, fernab schneller Schnitte und hastiger Kameraarbeit, inszeniert, die Tonspur bleibt, abgesehen von den obligatorischen Forstgeräuschen, stumm. Genau das ist für mich stets die Stärke de Ossorios gewesen. Zu meinen liebsten Szenen der gesamten Templer-Reihe gehört für mich deren allererstes Auftauchen im allerersten Film. Nahezu zehn Minuten zeigt de Ossorio dort, ohne dass ein Wort gesprochen werden würde, wie sich eine junge Frau, die gedenkt, die Nacht dort zu verbringen, in der Templerburg einrichtet. Sie hört Radio, besieht sich die Ruine, entzündet ein Feuer – bis sie schließlich von den eigentlichen Burgbesitzern überfallen wird. Atmosphärisch unglaublich dicht und trotz oder gerade wegen ihrer Unaufgeregtheit unglaublich spannend besinnt de Ossorio sich in dieser Szene auf eine der Grundeigenschaften des non-narrativen Films: Dinge bebildern zu können ohne sie erklären zu müssen.
Vick Campbell indes versteht es, selbst seine zartesten Ansätze zu qualitativem Filmemachen gleich wieder selbst zu torpedieren, wenn er ständig von den erwachenden Templern zu der Party schneidet, auf der sich vor allem einer der Tänzer durch eine sehr alberne Choreographie hervortut. In der Folge wird er diesem Selbstvereiteln der wenigen positiven Attribute seines Films treu bleiben: Die Templer staksen von nun an durchs Unterholz und erinnern dabei wesentlich mehr an die Etrusker-Zombies aus Andrea Bianchis LE NOTTE DI TERRORE als an de Ossorios Blutsauger in Mönchskutten. Ab und an stoßen sie auf junge Leute, die aus unerfindlichen Gründen ebenfalls mitten im Dickicht unterwegs sind, und die dann meist schockstarr so lange stehenbleiben bis die sich im Schneckentempo fortbewegenden Kadaver sie umringt und leergezapft haben. Nennenswerte Splattereffekte sind dabei glücklicherweise nicht mehr zu sehen, wohl weil man das hierfür notwendige Budget schon im Prolog abgefackelt hat. Unter denen, die den Templern ins Garn gehen, ist schließlich auch Mirandas Bruder, der noch immer nach seiner Schwester sucht. Die aber scheint inzwischen auf der Party gelandet zu sein und liegt dort in einem Bett herum, wo sie noch einmal ihre Familienproblematik als flashback Revue passieren lässt. Mein erster Eindruck hat nicht getäuscht: Mirandas Vater ist seiner Tochter in sexueller Lust verbunden, und kann nicht mehr an sich halten. Sehr lange und sehr quälend zeigt Campbell nun anschaulich wie das eigentlich aussieht, wenn ein Vater sein eigenes Kind vergewaltigt, danach kehren wir in die unmittelbare Gegenwart der Handlung zurück, wo Miranda, nachdem offenbar die gesamte Partybelegschaft bereits dezimiert worden ist, von den Templern attackiert wird. Man tötet sie jedoch nicht sogleich, sondern schleppt sie an Händen und Füßen hinauf zur Ordensburg. Dort bringt es unsere Heldin fertig, den Leichen zu entweichen – und zwar zwischen zwei Schnitten: Campbell hält es nicht mal für wichtig, uns zu zeigen WIE Miranda den Templern entrinnt, die sie bereits in ihr Folterverließ gebracht haben -, und als die ihr folgen wollen, werden sie, erneut wie in EL ATAQUE DE LOS MUERTOS SIN OJOS, nur diesmal an dessen Schluss, vom Morgensonnenlicht überwältigt und kippen zu Boden. Endlich Ende!
Meine abschließenden Worte zu EL RITORNO DE LOS TEMPLOUS werden nicht milder klingen als alle, die ich schon für dieses Machwerk verschwendet habe. Im Großen und Ganzen wirkt vorliegender Film, als habe man verschiedene Resteschnipsel unterschiedlicher Kurzfilmversuche ohne jedes Fingerspitzengefühl einfach miteinander zu einem Spielfilm verbinden wollen. Die Party-Szenen, die für den Zombie-Plot vollkommen unerhebliche inzestuöse Vergangenheit Mirandas, der Mittelalter-Prolog, die zahllosen Waldüberfälle der Templer, eine lange Autofahrt zu Beginn: das alles sind kleine Versatzstückchen, die jedes für sich stehen und sich weigern, mit den umliegenden Szenen irgendeine Form von Beziehung einzugehen. Jedes dieser Fragmente zeugt zudem vom allgemeinen sowohl künstlerischen als auch handwerklichen Unvermögen der Beteiligten. Die Kameraarbeit ist uninspiriert, die Bildkompositionen nicht existent, die Schnitte haben keinen Rhythmus, die Dialoge sind sehr grauenhaft, die Geschichte, die erzählt werden soll, einfalls- und belanglos und außerdem für mich weitgehend unverständlich - und das liegt nicht nur am Wind, der in manchen Szenen derart kräftig in die Mikrophone bläst, dass es die Dialoge zu einem wahren Silbenratespiel macht. Am besten sind noch die bereits erwähnten Templer-Auferstehungen mit ihrem recht ansehnlichen Licht-Schatten-Spiel, den dicken Nebelschwaden und den an de Ossorio erinnernden Zeitdehnungen, nur ist es freilich ein Schnitt ins eigene Fleisch, wenn Campbell seine hübschesten Momente ständig an überhaupt nicht hübsche Aufnahmen schlecht tanzender Betrunkener koppelt. Puh, nach all dem wundere ich mich nicht mehr, dass ich von EL RITORNO DE LOS TEMPLOS bisher nie etwas gehört habe. Wären meine Ohren doch bloß verschlossen geblieben – und meine Augenhöhlen leer wie die der Templer. Das ist nun wirklich ein grausiges Stück Film, dem selbst ich kaum irgendeine halbwegs ansehnliche Seite abringen kann…
Überrascht und interessiert hat es mich deshalb, als ich kürzlich erst erfuhr, dass bereits im Jahre 2009 in Spanien ein inoffizieller fünfter Teil der Serie entstanden sein soll. Zwar hatte schon Jess Franco 1985 mit LES MANSIÓN DE LOS MUERTOS VIVENTES versucht, die zu diesem Zeitpunkt schon knapp zehn Jahre tote Templer-Welle noch weiter totzureiten, letztlich hatte sein Beitrag mit den eigentlichen reitenden bzw. augenlosen Leichen wenig bis gar nichts zu tun, und konzentrierte sich eher darauf, die typische Franco-Monotonie bis zu den Grenzen der Genialität und darüber hinaus auszuweiten, wobei die untoten Ordensritter bei all den Nicht-Ereignissen und blanken Busen schon fast zu einem bloßen McGuffin verkamen. Dass sich EL RETORNO DE LOS TEMPLARIOS des mit einem wenig spanisch klingenden Namen versehenen Jungfilmers Vick Campbell jedoch gezielt an de Ossorios klassische Quadrologie anlehnt, verdeutlicht schon allein ein erster Blick auf seine Story. Die nämlich ist im Jahre 1974 angesiedelt, d.h. genau zu jener Zeit, in der die „echten“ reitenden Leichen unter der Regie de Ossorios ihr Unwesen getrieben haben. Bevor wie jedoch dahinkommen, eröffnet Campbell seinen Film zunächst einmal mit einem zwanzigminütigen Prolog, der im Grunde exakt das noch einmal abspult, was wir bereits von dem herrlich zauseligen Professor in LA NOCHE DEL TERROR CIEGO über die Hintergrundgeschichte der Tempelherren zu hören bekamen: Im frühen vierzehnten Jahrhunderten haben diese längst ihre Seele dem Teufel verschrieben und terrorisieren die Wälder um ihre Ordensfestung auf der Suche nach wehrlosen weiblichen Opfern, die sie zwecks obszöner Blutrituale zu entführen trachten. Ohne Sinn und Verstand werden jedoch auch die örtlichen Bauern überfallen und zu Tode gepeitscht, und ebenso ohne Sinn und Verstand sind die billigen Splattereffekte, mit denen Campbell die Grausamkeit seiner Antihelden zu unterstreichen versucht. Vor allem Flagellantisten werden bei den Gewaltspitzen des Prologs auf ihre Kosten kommen: so viele zu rohen Fleischfetzen zerschlagene Rücken habe ich schon lange nicht mehr auf einem Haufen gesehen – dass die Spezialeffekte, wie gesagt, nicht zur Krönung der Maskenbildnerei gehören, macht den umständlich erzählten, unnötig durch Szenen, in denen die vierköpfige Templergruppe einfach nur durch den Forst stapft, gestreckten Auftakt kaum besser.
Vielleicht ist es hier schon an der Zeit, die Zahl zu verraten, mit der auf der imdb das Budget vorliegenden Films angegeben wird. Sollte EL RETORNO DE LOS TEMPLARIOS tatsächlich lediglich 1.500 Euro gekostet haben, würde es mich nicht wundern, denn nach viel mehr sieht das Werk nun wirklich nicht aus. Statt nämlich die reduzierten finanziellen Ressourcen als Chance dazu zu nutzen, innovativ mit ihnen zu operieren und zu außergewöhnlichen künstlerischen und technischen Lösungen zu finden, verlässt Vick Campbell sich darauf, dass es eben einfach ausreicht, die Kamera irgendwo aufzustellen und seine Laiendarsteller vor ihrer Linse agieren zu lassen wie auf einer Bühne. Wichtig ist Campbell scheinbar nicht, seinen Film formal und ästhetisch zu komponieren, er will ihn schlicht „machen“, und zwar auf die denkbar unoriginellste, orthodoxeste, langweiligste Weise. Während sich das begrenzte Budget im Prolog zumindest noch dadurch teilweise verdecken lässt, dass einige der Wald- und Landschaftsaufnahmen gar nicht mal so schlecht aussahen – was aber mehr an den sowieso gegebenen Qualitäten von Wald und Landschaft liegt und nicht am Können der Verantwortlichen -, wird EL RETORNO DE LOS TEMPLARIOS, sobald seine Handlung in die Mitte der 70er wechselt, nicht nur visuell noch viel eintöniger, der Film verliert zudem komplett seinen Fokus und verstrickt sich in einer völlig konfusen Handlung, die es trotz der Laufzeit von gerade mal siebzig Minuten und des wenig anspruchsvollen Plots der Marke: Zombies jagen Menschen und verspeisen sie, geschafft hat, mir mehr als ein Rätsel aufzugeben.
Folgendes geschieht, nachdem die Templer in der Eingangsrückblende von einem Mob aufgebrachter Dörfler, wie zu Beginn von EL ATAQUE DE LOS MUERTOS SIN OJOS, den Garaus gemacht bekommen haben: Ein junger Mann ist auf der Suche nach seiner von zu Hause weggelaufenen Schwester. Am Wegesrand trifft er auf eine betrunkene Gestalt, die ihn davor warnt, sich nach Einbruch der Dunkelheit in der Nähe der alten Templerburg aufzuhalten. Dort würde er nämlich Dinge sehen, die er am liebsten nie gesehen hätte. Der junge Mann findet schließlich Miranda, sein Schwesterchen, die komplett neben sich steht. Sie scheint ihn nicht zu erkennen, gibt wirre Sätze von sich. Eine weitere Rückblende soll uns wohl darüber aufklären, was zu ihrem desolaten Geisteszustand geführt hat: Ihre Mutter ist die Autorität in Person, die ihr andauernd Vorwürfe macht und sie herumkommandiert, ihr Vater ein seltsamer Vogel, der sich Miranda gegenüber aufdringlich genug verhält, dass man meinen könnte, er wolle sie verführen. Ohne dass uns dieser Exkurs zur familiären Situation unserer beiden Helden irgendwohin geführt hätte – aber immerhin sind weitere kostbare Filmminuten verstrichen, mindestens fünf allein für ein schreckliches Gespräch am Abendessenstisch zwischen Miranda und ihren Eltern -, wechselt EL RETORNO DE LOS TEMPLARIOS auf einmal zu einer Gruppe junger Leute, die die Party des Jahres zu veranstalten beabsichtigen. Schon ist die Nacht hereingebrochen und unter freiem Himmel trinkt und tanzt man zu schlimmer Disco-Musik. Parallel dazu schlagen auch unsere Templer endlich die Äuglein auf. Ich muss zugeben: die Szenen, in denen die Rittersleute sich aus ihren Gräbern erheben – obwohl es offensichtlich ist, dass sie viel eher auf ihren Gräbern liegen und lediglich mit ein bisschen Laub und Erde zugedeckt worden sind, und obwohl die Zombie-Gummimasken vom Faschingszubehörversand der liebevollen Handarbeit, die im Make-Up der de-Ossorio-Templer gesteckt hat, niemals das Wasser reichen kann, und obwohl natürlich die 1.500 Euro nicht ausgereicht haben, den Rittern reitbare Untersätze zu besorgen, weswegen sie sich auf Schusters Rappen fortbewegen müssen -, sind alles in allem für einen Film dieser Preisklasse einigermaßen stimmungsvoll geraten: wie bei de Ossorio qualmt die Nebelmaschine wie ein Kettenraucher, die Auferstehungen sind in aller Seelenruhe, fernab schneller Schnitte und hastiger Kameraarbeit, inszeniert, die Tonspur bleibt, abgesehen von den obligatorischen Forstgeräuschen, stumm. Genau das ist für mich stets die Stärke de Ossorios gewesen. Zu meinen liebsten Szenen der gesamten Templer-Reihe gehört für mich deren allererstes Auftauchen im allerersten Film. Nahezu zehn Minuten zeigt de Ossorio dort, ohne dass ein Wort gesprochen werden würde, wie sich eine junge Frau, die gedenkt, die Nacht dort zu verbringen, in der Templerburg einrichtet. Sie hört Radio, besieht sich die Ruine, entzündet ein Feuer – bis sie schließlich von den eigentlichen Burgbesitzern überfallen wird. Atmosphärisch unglaublich dicht und trotz oder gerade wegen ihrer Unaufgeregtheit unglaublich spannend besinnt de Ossorio sich in dieser Szene auf eine der Grundeigenschaften des non-narrativen Films: Dinge bebildern zu können ohne sie erklären zu müssen.
Vick Campbell indes versteht es, selbst seine zartesten Ansätze zu qualitativem Filmemachen gleich wieder selbst zu torpedieren, wenn er ständig von den erwachenden Templern zu der Party schneidet, auf der sich vor allem einer der Tänzer durch eine sehr alberne Choreographie hervortut. In der Folge wird er diesem Selbstvereiteln der wenigen positiven Attribute seines Films treu bleiben: Die Templer staksen von nun an durchs Unterholz und erinnern dabei wesentlich mehr an die Etrusker-Zombies aus Andrea Bianchis LE NOTTE DI TERRORE als an de Ossorios Blutsauger in Mönchskutten. Ab und an stoßen sie auf junge Leute, die aus unerfindlichen Gründen ebenfalls mitten im Dickicht unterwegs sind, und die dann meist schockstarr so lange stehenbleiben bis die sich im Schneckentempo fortbewegenden Kadaver sie umringt und leergezapft haben. Nennenswerte Splattereffekte sind dabei glücklicherweise nicht mehr zu sehen, wohl weil man das hierfür notwendige Budget schon im Prolog abgefackelt hat. Unter denen, die den Templern ins Garn gehen, ist schließlich auch Mirandas Bruder, der noch immer nach seiner Schwester sucht. Die aber scheint inzwischen auf der Party gelandet zu sein und liegt dort in einem Bett herum, wo sie noch einmal ihre Familienproblematik als flashback Revue passieren lässt. Mein erster Eindruck hat nicht getäuscht: Mirandas Vater ist seiner Tochter in sexueller Lust verbunden, und kann nicht mehr an sich halten. Sehr lange und sehr quälend zeigt Campbell nun anschaulich wie das eigentlich aussieht, wenn ein Vater sein eigenes Kind vergewaltigt, danach kehren wir in die unmittelbare Gegenwart der Handlung zurück, wo Miranda, nachdem offenbar die gesamte Partybelegschaft bereits dezimiert worden ist, von den Templern attackiert wird. Man tötet sie jedoch nicht sogleich, sondern schleppt sie an Händen und Füßen hinauf zur Ordensburg. Dort bringt es unsere Heldin fertig, den Leichen zu entweichen – und zwar zwischen zwei Schnitten: Campbell hält es nicht mal für wichtig, uns zu zeigen WIE Miranda den Templern entrinnt, die sie bereits in ihr Folterverließ gebracht haben -, und als die ihr folgen wollen, werden sie, erneut wie in EL ATAQUE DE LOS MUERTOS SIN OJOS, nur diesmal an dessen Schluss, vom Morgensonnenlicht überwältigt und kippen zu Boden. Endlich Ende!
Meine abschließenden Worte zu EL RITORNO DE LOS TEMPLOUS werden nicht milder klingen als alle, die ich schon für dieses Machwerk verschwendet habe. Im Großen und Ganzen wirkt vorliegender Film, als habe man verschiedene Resteschnipsel unterschiedlicher Kurzfilmversuche ohne jedes Fingerspitzengefühl einfach miteinander zu einem Spielfilm verbinden wollen. Die Party-Szenen, die für den Zombie-Plot vollkommen unerhebliche inzestuöse Vergangenheit Mirandas, der Mittelalter-Prolog, die zahllosen Waldüberfälle der Templer, eine lange Autofahrt zu Beginn: das alles sind kleine Versatzstückchen, die jedes für sich stehen und sich weigern, mit den umliegenden Szenen irgendeine Form von Beziehung einzugehen. Jedes dieser Fragmente zeugt zudem vom allgemeinen sowohl künstlerischen als auch handwerklichen Unvermögen der Beteiligten. Die Kameraarbeit ist uninspiriert, die Bildkompositionen nicht existent, die Schnitte haben keinen Rhythmus, die Dialoge sind sehr grauenhaft, die Geschichte, die erzählt werden soll, einfalls- und belanglos und außerdem für mich weitgehend unverständlich - und das liegt nicht nur am Wind, der in manchen Szenen derart kräftig in die Mikrophone bläst, dass es die Dialoge zu einem wahren Silbenratespiel macht. Am besten sind noch die bereits erwähnten Templer-Auferstehungen mit ihrem recht ansehnlichen Licht-Schatten-Spiel, den dicken Nebelschwaden und den an de Ossorio erinnernden Zeitdehnungen, nur ist es freilich ein Schnitt ins eigene Fleisch, wenn Campbell seine hübschesten Momente ständig an überhaupt nicht hübsche Aufnahmen schlecht tanzender Betrunkener koppelt. Puh, nach all dem wundere ich mich nicht mehr, dass ich von EL RITORNO DE LOS TEMPLOS bisher nie etwas gehört habe. Wären meine Ohren doch bloß verschlossen geblieben – und meine Augenhöhlen leer wie die der Templer. Das ist nun wirklich ein grausiges Stück Film, dem selbst ich kaum irgendeine halbwegs ansehnliche Seite abringen kann…