Erstmal danke für die Reaktionen, hab mich ehrlich drüber gefreut.
Ich erzähle hier noch ein wenig von mir, weil es mein Verhalten vielleicht verständlicher macht.
Schulsport war für mich eine absolute Strafe! In Geräteturnen war ich unterirdisch, in Leichtathletik immerhin unterdurchschnittlich, in den Mannschaftssportarten blieb ich bei der Team-Wahl immer als Letzte auf der Bank sitzen, Schwimmen war für mich eine Folter. Den Freischwimmer schaffte ich mit Mühe und habe seitdem nie wieder freiwillig ein öffentliches Schwimmbad betreten (das war ja mal eine echt gelungene Motivation fürs Leben!).
Aber in zwei Disziplinen war ich echt gut, Schlittschuhlaufen/Eishockey und Judo und die machten mir auch richtig Spaß.
Ich verstehe auch bis heute nicht, warum daraus nie was wurde. Eishockey, naja, falsches Bundesland, in Bayern hatte jedes Kaff eine Eissporthalle und einen Eishockeyverein, ich war sogar mal zum Zuschauen bei einem Ligaspiel in Kaufbeuren, aber geschenkt. Judo ist definitiv mein eigenes Versagen! Mit 13 kam ich noch auf den Trichter, dass Karate ja irgendwie viel cooler wäre, aber das gab es damals in unserem Kaff nicht und so habe ich beides gedanklich geschmissen.
So ab 14/15 fingen die psychischen Probleme an massiver zu werden und zwischen Schulversagen, häuslichem Streit, Provokation und Konfrontation an allen Fronten, Selbstverletzung etc. gab es keine Nische mehr für Dinge, die mir vielleicht gut getan hätten, und ich hatte dafür auch gar keinen Kopf. Der Draht zu den asiatischen Sportarten hörte jedoch nie auf und blitzte immer mal wieder durch. Ebenso wie der Ärger über diese verpasste Chance.
1997 bekam ich eine chronische rheumatische Erkrankung, die mein Leben erneut durcheinanderwirbelte. Ich muss bis heute Medikamente nehmen, meine Gelenke sind weitgehend kaputt, meine Wirbelsäule ist in ihrer Beweglichkeit stark eingeschränkt und an manchen Tagen habe ich schlicht Schmerzen und würde am liebsten im Bett bleiben. Was mir bleibt, ist der Ärger über die verpasste Chance (s.o.). Vielleicht lags daran und daran, dass ich endlich mal wieder ein Ziel brauche. Weil, ohne Ziel in der Wohnung sitzen, ist wie sterben.
Ich bin nun in der Vorbereitungsphase. Seit 10.08. verfahre ich nach der Devise Kondition aufbauen; täglich sechzig Minuten Bewegung draußen, heißt Radfahren oder Laufen, und bisher klappt es gut. Lediglich einen Tag habe ich gekniffen; wenn mal nur fünfzig Minuten draus werden, ist das kein Drama, heute waren es dafür siebzig.
Wie das spätere Ziel Judo oder Karate sich umsetzen lässt, wird sich zeigen. Da müssen noch einige Dinge geklärt werden im Vorlauf. Eine Empfehlung meines Rheumatologen wäre nett; ich mache ja doch, was ich will, aber er kann immerhin das Risiko einschätzen helfen. Eine weitere Befürchtung ist, dass den lokalen Trainern Menschen mit Vorerkrankungen und Einschränkungen zu heikel sein könnten bzw. sie sich damit schlicht nicht auskennen, da rechne ich schon fast mit. Sollte es wirklich so sein, wird sich auch dafür eine Lösung finden. Unter Umständen muss ich dann eben weiter fahren, um mit Spezialisten zu arbeiten.
Wichtig ist, was ich will und welche Prioritäten ich setze! DVDs und Platten sind hübsche Hobbys, aber sie retten nicht mein Leben. Das kann nur ich selbst!
Adalmar hat geschrieben: ↑Mi 11. Aug 2021, 22:29
Ich finde, es lohnt sich immer, ein neues Projekt anzufangen, schaden kann es eigentlich nicht. Ja, dass Karate dieses Mal zum ersten Mal bei den Disziplinen war, habe ich auch gelesen. Leider aber nächstes Mal schon wieder nicht mehr, das war wohl eine Spezialität für Tokyo.
Das ärgert mich ebenso. War offensichtlich tatsächlich ein Bonbon für den Ausrichter Japan. Und richtig, ein neues, altes Projekt aufzugreifen, kann nur ein Gewinn sein.
@karl
Ich bin ja thematisch nicht völlig unbeleckt. Ich meine sogar, mich dunkel erinnern zu können, dass mir Judo damals zu defensiv war und ich deswegen Karate spannender gefunden hätte, in meiner Vorstellung.
Alle asiatischen Techniken sind letztlich Verteidigungstechniken und schließlich auch Lebensphilosophien, deshalb stört mich auch immer dieser deutsche Begriff "Kampfsport", weil er schlicht daneben greift. Aber ist halt so!
Super-Kommentar eines Kumpels vor wenigen Tagen: "Willst du auf deine alten Tage noch gewalttätig werden?!" Obwohl der eigentlich weiß und selbst erlebte, dass unsere gesamten 80er im Punk/Skin-Kontext Gewalt ohne Ende waren. Soviel Unverständnis mag ich dann auch nicht mehr kommentieren.
@Maulwurf und Dick Cockboner
Ja, das ist so eine weitere Eigenart von mir, die in einer weiteren Krankheit begründet ist. Verkürzt gesagt:
Ich leide unter dem Komplex, dass niemand mich mag und tue alles, um dafür Bestätigung zu kriegen. Je arschiger ich mich also verhalte, umso mehr bestätigt das meine Annahme, weil alle mich ablehnen. Und ich finde das dann großartig, weil ich habs ja gleich gewusst.
Und andererseits leide ich total darunter, wenn niemand mich mag und sterbe deswegen fast, weil alles was ich möchte, ist doch geliebt werden.
Das ist extrem schizophren, weiß ich, und völlig unverständlich, ist aber ein Puzzle meines Krankheitsbildes.
Bedeutet, wenn ich ab und zu austicke, gibt es hier Posts, die reine Provokation sind und völlig neben der Spur,; und andererseits, wenn es mir relativ gut und reflektiert geht, dann gibt es solche Posts wie gerade. Darunter müsst ihr alle hier im Forum leider leiden.
Ich versuche, das im Zaum zu halten, es gelingt mir aber nicht immer.