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Darsteller: Asia Argento, Jean Shepard, Herbert Fritsch, Gianluca Arcopinto, Joe Coleman, Francesca d'Aloja, Vera Gemma, Justinian Kfoury, Daria Nicolodi, Schooly-D, Selen, Alessandro Villari u. A.
Die junge Anna Battista lebt in einer Welt, die sie selbst geschaffen hat ... oder vielleicht doch nicht? Eine Welt voller Drogen, Sex und Sehnsüchten. Einer Welt voll Hass und Liebe und auch voller Poesie. Asia Argento ist Anna Battista. Oder zeigt sie dem Zuschauer eine Welt aus der Sicht einer jungen Frau auf dem Weg voller Leid und Perversion? JedeR sollte diese Fragen für sich selbst beantworten...
Mit ihrem Regiedebüt „Scarlet Diva“ aus dem Jahre 2000 trat die italienische Schauspielerin Asia Argento („Aura – Trauma“), Tochter des berüchtigten Ausnahmeregisseurs Dario Argento („Tenebrae“) an, ein autobiographisches Erotikdrama zu erschaffen, das ursprünglich für eine Buchveröffentlichung angedacht war. Anna Battista (Asia Argento) ist eine junge, attraktive Schauspielerin, die sich zwischen schnelllebigen Affären, Drogen und gelegentlichen Engagements durch ihr sie wenig befriedigendes und von kindlichen Traumata geprägtes Leben schlägt – bis sie sich in den Rockmusiker Kirk verliebt und von ihm schwanger wird…
Laut eigener Aussage avancierte „Scarlet Diva“ zu einer Vergangenheitsbewältigung für Asia Argento, die schon in frühen Kindheitsjahren für ihren Vater vor der Kamera stand und ins Schauspielgeschäft hineinwuchs, schwere Konflikte mit ihrer medikamentenabhängigen Mutter auszutragen hatte und schließlich kraftzehrende, negative Beziehungskisten hinter sich zu lassen lernen musste. Für einen einfachen Spielfilm ist das selbstverständlich viel zu viel Stoff und vor diesem Problem wird auch Asia beim Verfassen des Drehbuchs gestanden haben: Im fertigen Film ist kein roter Faden zu erkennen, er wirkt bruchstück- und episodenhaft, unzusammenhängend und – und das ist das Schlimmste – bisweilen gar beliebig. Man beobachtet Asia Argento bzw. ihr Alter Ego in unterschiedlichen Situationen, von denen viele sexuell enorm aufgeladen sind und nicht mit nackter Haut geizen, aber Vieles bleibt schwammig, wird nur kurz angerissen, nicht tiefgreifend darauf eingegangen. Dramaturgisch bewirkt das den GAU des Films, der zu großen Teilen oberflächlich und belanglos erscheint und in keiner Weise Spannung aufkommen lässt – außer für Asia-Fans, wann sie das nächste Mal blankzieht.
Das wiederum ist zweifelsohne einer der positiven Aspekte des leider auf Digitalvideo und damit in Billigoptik gefilmten Low-Budget-Streifens: Asia bringt den exhibitionistischen Mut auf, sich zwischen Seelen- und Körper-Striptease zu bewegen und versteht es, sich losgelöst vom Kontext mal bildschön, mal verrucht, mal undurchsichtig-mystisch in Szene zu setzen, so dass über die gesamte Spieldauer eine gewisse erotische Anspannung vorherrscht – wenngleich diese meist doch arg selbstzweckhaft wirkt. Die Handlung jedenfalls bringt es wenig voran, wenn Asia minutenlang nackt vorm Spiegel steht, sich die Achselhaare abrasiert, dabei eine Zigarette raucht und sich schließlich unter Tränen die Schminke verwischt. Die Symbolkraft dieser Szene wäre in gestraffter Form vermutlich wesentlich deutlicher geworden. Nach Vorbild italienischer Kamera- und Regiekünstler arbeitet Asia mit außergewöhnlichen Ausleuchtungen, Farbfiltern und Perspektiven und macht „Scarlet Diva“ zu einem visuell nicht uninteressanten, quietschbunten Erlebnis.
An Darstellern stehen ihr einige Amateure aus dem Freundes- und Bekanntenkreis zur Seite, die jedoch in diesem durchgestylten und auf Asia fixierten Film nur eine untergeordnete Rolle spielen. Erst gegen Ende wird deutlich, worauf „Scarlet Diva“ tatsächlich zusteuert, was Kern seines Inhalts ist, gern roter Faden gewesen wäre: Die seltsame und zum Scheitern verurteilte Fernbeziehung zu Rick, von der nie so recht deutlich wird, weshalb sich die sexuell erfahrene und experimentierfreudige Battista ausgerechnet auf diese emotional so sehr einlässt. Interessant wäre hier gewesen, die psychischen Hinter- und Beweggründe zu beleuchten, die zu solchen Konstellationen führen und die Frage zu erörtern, ob ein traumatisierter, kranker Geist instinktiv sein eigenes Unglück sucht oder aber einem unter der rauen Oberfläche reinen, verletzlichen, unschuldig-naiven Charakter in einer kalten Welt übel mitgespielt, er zum ausgenutzten Opfer seiner unbedarften Fähigkeit zu Lieben wird. Stattdessen gipfelt „Scarlet Diva“ nach nur 82 Minuten in einer ebenso überraschenden wie enttäuschenden „Pointe“, die eigentlich keine ist.
Das offene Ende unterstreicht den Eindruck, von Asia Argento auf einen als sehr persönlich angelegten Trip mitgenommen worden zu sein, auf dem sie sich mit zu vielen „Sehenswürdigkeiten“ verzettelt und nicht der Versuchung widerstehen kann, von der konkreten Auseinandersetzung mit den eigenen Abgründen dann doch durch Kokettieren mit dem eigenen Charme und Sex-Appeal abzulenken – im Familienkreis sicherlich krasser als beim emotional ungebundenen Zuschauer aufgefasste Muttertötungsphantasien hin oder her.
Fazit: Ein Film vieler Gegensätze, mit Sicherheit polarisierend. Ich stehe drüber, nehme eine neutrale Beobachterposition ein und vergebe eine faire Durchschnittsnote.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Erscheint voraussichtlich am 05.10.2017 bei X-Rated als Blu-ray/DVD-Kombination in verschiedenen Mediabooks:
Cover A, limitiert auf 555 Exemplare
Cover B, limitiert auf 222 Exemplare
Cover C, limitiert auf 222 Exemplare
Extras:
- Audiokommentar von Asia Argento
- Hinter den Kulissen von „Scarlet Diva“ (Making of)
- TV-Spot 1, 2, 3
- Interview mit Asia Argento
- Pressefotos
- Booklet mit 16 Seiten von Christoph N. Kellerbach
- Englischer Trailer
- Deutscher Trailer
Untertitel: deutsch
Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Erscheint voraussichtlich am 28.04.2018 bei X-Rated noch einmal auf Blu-ray in großer Hartbox:
Extras:
- Audiokommentar von Asia Argento
- Hinter den Kulissen von „Scarlet Diva“ (Making of)
- TV-Spot 1, 2, 3
- Interview mit Asia Argento
- Pressefotos
- Englischer Trailer
- Deutscher Trailer