Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Alles, was nichts oder nur am Rande mit Film zu tun hat

Moderator: jogiwan

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sid.vicious
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von sid.vicious »

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Ganz fix im Telegrammstil geschrieben:

Nicht schwer zu erraten, dass das Buch hauptsächlich Bowies Berlin-Ära beleuchtet. Rüther besitzt einen angenehmen Schreibstil, der mich stets bei Laune halten konnte. Iggy wird selten erwähnt, der Autor berichtet zwar davon das er (Iggy) Bowies Kühlschrank geplündert hat, aber ansonsten ist es (den Drogenkonsum ausgeklammert) sehr still um ihn (Iggy). Freilich erfährt man viel über die Entstehung der drei Berlin-Alben, Bowies werken mit Brian Eno und Bowies Faible für den deutschen Expressionismus. Zudem wird ein wenig von Romy Haag, Christiane F., Marlene Dietrich und Lou Reed erzählt. Mich hat das Buch gut unterhalten und ich habe einiges dazugelernt.
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karlAbundzu
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von karlAbundzu »

Sven Regener: Glitterschnitter.
Karl, Raimund und Fredi haben eine Band mit Bohrmaschine und wollen bei einer Kunstveranstaltung spielen. Eine Saxophonistin drängt sich auf. HR Ledigt macht das Bühnenbild. Die ArschArt wollen ihre Intimfrisur zu einem Wiener Cafe machen. Nebenan passiert einiges im Cafe Einfall.
Hm. Irgendwie hat Regener seine Empathie für seine Figuren verloren. Über die meisten macht er sich lustig, Lehmann wird auf zwei Gimmicks reduziert, hat dann am Ende noch ein großen Moment. Den meisten Platz neben P-Immel und Kacki von der ArschArt ein, auch hier von oben herab beschrieben; die beiden bekommen immerhin zum Ende einen wunderschönen Moment.
Spannend finde ich einzig Raimund und seine Ansichten, der trotz seiner leichten Dümmlichkeit sehr sympatisch rüberkommt.
Vom Stil bleibt sich Regener treu: Innenansichten der einzelnen Figuren, lange zum Teil ellipsenhafte Sätze, mit Nebensatzreihungen.
Insgesamt gefiel es mir nicht so gut, läßt auch einiges in der Luft hängen trotz einer insgesamt eher kurzen Geschichte. Als müßte Regener ein Übergangsroman von Wiener Strasse bis zu Herr Lehmann schreiben. Obwohl da noch einiges an Platz ist.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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CamperVan.Helsing
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von CamperVan.Helsing »

karlAbundzu hat geschrieben: Di 5. Okt 2021, 16:18 Sven Regener: Glitterschnitter.
Ich hab das Buch zwar bereits besorgt, aber noch nicht reingeschaut. Setzt dies wiederum direkt an "Wiener Straße" an?
My conscience is clear

(Fred Olen Ray)
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karlAbundzu
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von karlAbundzu »

ugo-piazza hat geschrieben: Mi 6. Okt 2021, 21:50
karlAbundzu hat geschrieben: Di 5. Okt 2021, 16:18 Sven Regener: Glitterschnitter.
Ich hab das Buch zwar bereits besorgt, aber noch nicht reingeschaut. Setzt dies wiederum direkt an "Wiener Straße" an?
Ja, geht eigentlich direkt da weiter.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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sid.vicious
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von sid.vicious »

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Ich habe mittlerweile 200 der 300 Seiten gelesen und wurde von einem sehr lebendigen wie erfrischenden Schreibstil unterhalten. Der weiter unten gepostete ASPEKTE-Beitrag (die Einleitung von der Tante ist zum Haareraufen, wenn Barrett 40 Jahre nicht ansprechbar war, dann hätte er nach 1967 auch keine Soloalben aufnehmen können) verkündet, dass MISTER PINK FLOYD einer Romanmixtur aus Realität und Fiktion sei. Vieles, das ich aus dem Buch erfahren habe, entspricht allerdings dem, was mir bereits bekannt war, sodass hier wohl weniger an der Phantasieschraube gedreht wurde.

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karlAbundzu
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von karlAbundzu »

Peter Behrens / Klaus Marschall: Der Clown mit der Trommel
Die Autobiographie des Trio-Trommels, mit Hilfe eines Freundes, derzeit ein noch ungeübter Schriftsteller und kein typischer Ghost Writer.
Der Werdegang Behrens' von Kindheit, Tanzschaffe, Krautrock zu Trio, Ruhm und den Absturz. Die Geschichte ist interessant und hier gerade auch die Zeit nach dem Ruhm. Einem persönlichen Phlegma folgend liess er eher mehr auf sich zukommen, machte mal dies mal jenes. Mit einem mittelschweren Alkoholproblem behaftet, der ihn sogar mal in den Knast und so von der 3. Trio Lp brachte, und dann noch mit Heroin zu kämpfen hatte. Obwohl der Weg zum und weg vom H wird kaum beschrieben, wohl ähnlich wie bei Kai Hawayy, wenn man sehr spät damit anfängt, geht auch der Absprung einigermassen.
Ich fand es spannend, einiges wußte ich nicht, obwohl er ja noch in meinem Bekanntenkreis auftauchte und ich ihn mit Gruppe 80 und Bernie und Jörgi noch live sah.
Zu Trio, dadurch, dass er keine Writing Credits hatte (ausser bei drei Mann im Doppelbett) verdiente er auch nix nach der Triozeit. Auf Remmler ist er ziemlich sauer, da dieser wohl immer Richtung Schlager ging, und in der sogenannten Auszeit ziemlich schnell ein Solo Album rausbrachte. Ausserdem verhinderten Remmler und Kralle ein Comeback Trios, was ein wenig Geld in die Kasse Peters gespült hätte. Mit Kralle söhnte er sich aus.
Der Stil ist ok, nicht gemainstreamt, nur dass er immer allzu blumige Formulierungen sucht, geht manchmal auf den Geist und nimmt Ernsthaftigkeit.
Empfehlung.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
purgatorio
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von purgatorio »

Kürzlich las ich kurz (ist nicht dick, liest sich fix) da dieses hier:
WERNER HERZOG: Das Dämmern der Welt

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Japan im Zweiten Weltkrieg, kontinuierlich auf dem Rückzug, während die USA Insel für Insel im philippinischen Pazifikraum erobern. Auf einer dieser kleinen Inseln bekommt der 22-jährige Offizier Hiroo Onoda einen Auftrag: Bleiben, Guerillakrieg führen, Störaktionen planen, eins mit dem Dschungel sein und auf die Rückkehr der kaiserlich japanischen Armee warten. Und ein japanischer Soldat führt einen solchen Befehl auch aus! Und wenn es dreißig Jahre dauert... was es dann auch tat. Onoda ist als letzter bekannter japanischer Soldat (von über Tausend ging man aus, nicht alle kehrten zurück) 1974 aus dem Dschungel gekommen. In gutem Zustand. Mit über dreißig Toten auf der Haben-Seite. Wohlgemerkt: Nach Kriegsende.
Werner Herzog geht auf wenigen Seiten in geschliffen kerniger Sprache diesem Mann und seiner Weltwahrnehmung auf den Grund. Die beobachteten Militärbewegungen der Amerikaner, die riesigen Bomber in ungeahnten Höhen - das lässt auf hohe Technologie und eine Verlagerung der Kriegsschauplätze deuten, vielleicht auf neue Verbündete und Gegner. Nicht aber auf den bereits neuen Krieg der Amerikaner in Korea... oder - ein wenig später - auf den in Vietnam. Werner Herzog zieht in den Bann. Und gespannt folgt man dem Mann, dessen Leben ausschließlich und pflichtbewusst auf einer kleinen Insel im tiefen Dschungel stattfindet, ein Mann, der sich nur noch im Kreis bewegt und dabei ahnungslos zusieht, wie die Welt und das Leben an ihm vorüberziehen. In wenigen Worten und Sätzen vergehen erst Tage, dann Wochen, dann Jahre. Man lebt und überlebt, man lauert, man jagt, man interpretiert eine Welt, die sich vollkommen dem Zugang entzogen hat. Desillusionierend. Toll!
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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buxtebrawler
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von buxtebrawler »

purgatorio hat geschrieben: Fr 15. Okt 2021, 09:57 Japan im Zweiten Weltkrieg, kontinuierlich auf dem Rückzug, während die USA Insel für Insel im philippinischen Pazifikraum erobern. Auf einer dieser kleinen Inseln bekommt der 22-jährige Offizier Hiroo Onoda einen Auftrag: Bleiben, Guerillakrieg führen, Störaktionen planen, eins mit dem Dschungel sein und auf die Rückkehr der kaiserlich japanischen Armee warten. Und ein japanischer Soldat führt einen solchen Befehl auch aus! Und wenn es dreißig Jahre dauert... was es dann auch tat. Onoda ist als letzter bekannter japanischer Soldat (von über Tausend ging man aus, nicht alle kehrten zurück) 1974 aus dem Dschungel gekommen. In gutem Zustand. Mit über dreißig Toten auf der Haben-Seite. Wohlgemerkt: Nach Kriegsende.
Werner Herzog geht auf wenigen Seiten in geschliffen kerniger Sprache diesem Mann und seiner Weltwahrnehmung auf den Grund. Die beobachteten Militärbewegungen der Amerikaner, die riesigen Bomber in ungeahnten Höhen - das lässt auf hohe Technologie und eine Verlagerung der Kriegsschauplätze deuten, vielleicht auf neue Verbündete und Gegner. Nicht aber auf den bereits neuen Krieg der Amerikaner in Korea... oder - ein wenig später - auf den in Vietnam. Werner Herzog zieht in den Bann. Und gespannt folgt man dem Mann, dessen Leben ausschließlich und pflichtbewusst auf einer kleinen Insel im tiefen Dschungel stattfindet, ein Mann, der sich nur noch im Kreis bewegt und dabei ahnungslos zusieht, wie die Welt und das Leben an ihm vorüberziehen. In wenigen Worten und Sätzen vergehen erst Tage, dann Wochen, dann Jahre. Man lebt und überlebt, man lauert, man jagt, man interpretiert eine Welt, die sich vollkommen dem Zugang entzogen hat. Desillusionierend. Toll!
Das klingt wirklich spannend!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Dick Cockboner
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von Dick Cockboner »

Ich habe gestern früh auf dem Weg zur Arbeit (in der scheiß Berliner U-Bahn) Édikas "Absurdomanibilität" gelesen und bekam die Aufmerksamkeit der mir gegenübersitzenden Südwest-deutschen Familie, genauer, der Kinder ebendieser . Es wurde gegackert und gefeixt. Ich bin nicht sicher, ob es an mir lag, also an einer Person, die nicht aufs Smartphone glotzt oder aber am Cover... :kicher:
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McBrewer
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von McBrewer »

Dick Cockboner hat geschrieben: Fr 15. Okt 2021, 16:53 Ich habe gestern früh auf dem Weg zur Arbeit (in der scheiß Berliner U-Bahn) Édikas "Absurdomanibilität" gelesen und bekam die Aufmerksamkeit der mir gegenübersitzenden Südwest-deutschen Familie, genauer, der Kinder ebendieser . Es wurde gegackert und gefeixt. Ich bin nicht sicher, ob es an mir lag, also an einer Person, die nicht aufs Smartphone glotzt oder aber am Cover... :kicher:
Eben jenes Cover:
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?
Das würde auch meine heitere Aufmerksamkeit auf sich ziehen :kicher: :popcorn:
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