Junk Head - Takahide Hori (2017)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Junk Head - Takahide Hori (2017)

Beitrag von jogiwan »

Junk Head

01.png
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Originaltitel: Junk Head

Herstellungsland: Japan / 2017

Regie: Takahide Hori

Darsteller:innen: -

Story:

In einer fernen Zukunft können die wenigen verbliebenen Menschen durch Genmanipulation zwar ewig leben, haben aber die Möglichkeit zur Fortpflanzung verloren. Eines Tages wird ein Wissenschaftler mit einer Sonde in den schier unendlichen Weiten des Untergrunds geschickt, in dem sich nach einer Rebellion geklonte Humanoiden befinden sollen, die sich vermehren können. Die Sonde wird jedoch abgeschossen und der Kopf des Wissenschaftlers, der das Gedächtnis verloren hat in einen Roboter gesteckt, der aus Ersatzteilen notdürftig zusammengebastelt wird. Der auf den Namen „Junk Head“ getaufte Roboter findet sich in einer unwirtlichen Welt voller Gefahren wieder und lernt sehr langsam die Gegebenheiten einer rauen Welt, in der die Humanoiden jeden Tag um ihr Überleben kämpfen müssen um an ungewohnter Stelle auch neue Freundschaften zu schließen….
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jogiwan
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Re: Junk Head - Takahide Hori (2017)

Beitrag von jogiwan »

Ich bin ja bekanntermaßen großer Stop-Motion-Fan und auch „Junk Head“ von Takahide Hori ist wieder einmal ein schier unendliches Füllhorn an schrägen Ideen, Figuren und Settings, bei denen einem inklusive der Fantasie-Sprache teilweise der Mund offensteht. Die Welt, die hier kreiert wird, erinnert an die Cenobiten aus „Hellraiser“ gemixt mit einer großen Portion Steam-Punk und Müllhalden-Sci-Fi und man kann sich auch gar nicht vorstellen, dass es sich im Grund um eine One-Man-Show und sieben Jahre Entstehungszeit handelt. „Junk Head“ basiert anscheinend auch auf einem Kurzfilm, der zuvor entstanden ist, was vielleicht auch die Episodenhaftigkeit des Streifens erklärt. Die Geschichte ist zugegeben nicht ganz so prickelnd und auch nicht fertig erzählt, sodass vielen Elemente und das offene Ende bereits auf einen Nachfolger hindeuten, den ich natürlich ebenfalls gerne in die Sammlung aufnehmen würde. „Junk Head“ macht sich auch gut neben „Mad God“ und beweist, dass aus der Ecke noch immer ganz viele spannende Sachen kommen, bei denen man sich eigentlich nur ansatzweise vorstellen kann, wie viel Arbeit hier in den Entstehungsprozess geflossen ist. Wer Stop-Motion-Animationen der stark morbiden Art mag, sollte jedenfalls einen Blick riskieren, auch wenn bei der Geschichte zweifelsfrei ein paar Abstriche gemacht werden müssen. Trotzdem schon sehr toll!

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Arkadin
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Re: Junk Head - Takahide Hori (2017)

Beitrag von Arkadin »

Vor sechs Jahren auf dem Internationalen Filmfest Oldenburg gesehen. Damals schrieb ich:

Um es gleich vorweg zu nehmen: „Junk Head“ ist großartig! Man könnte ihn vielleicht mit Quay Brothers meet Tetsuo beschreiben. Mit einer ordentlichen Prise „Doom 2“-Ego-Shooter. Zumindest fühlte ich mich immer wieder stark an dieses Spiel erinnert, welches mich zu Studenten-Tagen Mitte der 90er oft bis tief in die Nacht begleitet hatte. Ich bin mir sicher, dass die unterirdischen, labyrinthischen Gänge dieses Spiels, bei dem hinter jeder Ecke ein neuer Gegner stehen konnte, auch den Filmemacher Takahide Hori inspirierte. Hori Leistung kann man hier gar nicht genug loben. Acht Jahre hat er ganz alleine an dieser Welt gearbeitet und detailreich ausgestattet, um dann seine merkwürdigen Figuren und Monster mittels aufwändiger und wundervoll anachronistischer Stop-Motion-Technik zum Leben zu erwecken.

„Junk Head“ spielt in einer postapokalyptischen Welt. Ob in den Wolkenkratzern leben die Menschen, unten in den schier unendlichen Eingeweiden der Stadt die Mutanten. Eines Tages wird einer „von oben“ im Rahmen eines Forschungsauftrages mittels einer Art Container in die Tiefe geschickt. Das läuft allerdings nicht besonders glücklich ab und übrig bleibt am Ende nur der Kopf des Forschers, welcher in unterirdischen Laboren in eine Art Roboter verpflanzt wird. In dieser neuen Gestalt trifft er dann mutierte Maulwurfwesen, verrückte Wissenschaftler, gefräßige Würmer und allerlei weitere, seltsame, skurrile, kreuzunheimliche und gefährliche Wesen, die von Horis mit großer Liebe zum Detail animiert wurden. Man kann sich kaum sattsehen an dieser schrägen, düsteren und tödlichen Welt.

Gerade die erste halbe Stunde berauscht durch ein hohes Tempo und immer neuen Ideen. Diese halbe Stunde ist dann auch identisch mit dem Kurzfilm, den Hori nach vier Jahren Drehzeit 2013 fertiggestellt hatte und der ihm dazu diente, Geld für die Herstellung eines abendfüllenden Spielfilms zu akquirieren, den er nun nach nochmals vier Jahren beenden konnte. Lediglich die letzten Sekunden weichen vom Kurzfilm ab, um das Scharnier für die neuen Szenen zu bilden. Mit 115 Minuten ist der fertige Film insgesamt etwas zu lang geworden und weißt an einigen Stellen auch spürbare Längen auf. Aber nichts desto trotz ist Horis Werk wahnsinnig einfallsreich, schräg, lustig, unheimlich und visuell beeindruckend. Eine unbedingte Empfehlung und mein persönliches Highlight in den drei Tagen, die ich auf dem Internationalen Filmfest Oldenburg verbrachte.
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karlAbundzu
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Re: Junk Head - Takahide Hori (2017)

Beitrag von karlAbundzu »

Da war ich auch musste ich immer mal wieder dran denken und schrieb danach:
Dystopie in Stop Motion: In weit entfernter Zukunft lebt die Menschheit in einer eher vertikal ausgerichteten Welt. Sie wurden unsterblich, verloren aber ihre Fähigkeit zur Fortpflanzung, so schufen sie Klone, diese jedoch wehrten sich in einem Krieg. Das ist aber nur die Vorgeschichte: Die Menschen brauchen neues Genmaterial und schicken einen abenteuerlustigen Tanzlehrer nach unten auf die Suche. Dort begegnet er allerlei illustren Bewohnern und wirklich fiesen Monstern. Und verändert des öfteren seine Gestalt, verliert Gedächtnis und Mission und kämpft sich so durch.
In achtjähriger Arbeit beinahe allein fertiggestellter Film eines anscheinend manisch an seiner Vision arbeitender Filmemacher. Und das ist ganz großartig geworden. Animiertes für Erwachsene. Und neben dem, was wir so an Trickfilmen mögen (Niedliches, starke Emotione, Lustiges) auch vielerlei anderes: eine ganze Welt wird visuell erschaffen, einzigartig, eine ganze Fauna an Monstern, Würmern und einfach nur netten Tieren, ebenso wie eine soziale skurrile Ordnung unter den Nachkommen der Klone! Ganz ganz wunderbar! Zwischendurch gibt es ein paar Längen und da wird auch mal zu oft oder zu lang weggelaufen, aber andererseits kann ich auch verstehen, das man so viel wie möglich in so einer Kleinstarbeit hergestellten Welt zeigen will.
Ich bin begeistert, das Beste zum Schluss. Schaut euch die erste halbe Stunde im Kurzfilmthread an!

@jogiwan gibt es eine VÖ?
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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jogiwan
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Re: Junk Head - Takahide Hori (2017)

Beitrag von jogiwan »

karlAbundzu hat geschrieben: Sa 23. Sep 2023, 08:45 @jogiwan gibt es eine VÖ?
Ja, eine Blu-Ray in den Staaten von einem Label namens "Synergetic" - ich hab die von Diabolik, aber gibt es auch bei amazon.com und die Scheibe ist codefree und "Alien Dialect" mit englischen Untertiteln.

PS: am Besten gleich gemeinsam mit "Mad Dog" und "This Magnificent Cake" bestellen! :nick: :pfeif:
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