Der Film ist sicher kein Highlight des Genres, es wurde einiges des -ohne Zweifel vorhandenen- Potentials verschenkt. Als Fan sollte man sich den Film aber in die Sammlung stellen, alle paar Jährchen macht eine Sichtung Freude.
Hier ein älterer Kurzkommentar:
Im Todesgriff der roten Maske
Bei einem Aufenthalt in Afrika wird Sir Edward Markham von wütenden Eingeborenen grausam gequält. Seither leidet er unter wüsten Ausbrüchen von Raserei. Sein Bruder Julian (Vincent Price) sperrt den Unglücklichen daher in einem Raum des gemeinsamen Landsitzes in England ein. Mit einer List und fremder Hilfe kann Edward eines Tages entkommen. Doch es verläuft nicht alles nach Plan, Edward wird quasi versehentlich lebendig begraben. Zu seinem Glück treiben jedoch Grabräuber ihr Unwesen in der Gegend. So landet der vermeintliche Leichnam auf dem Tisch von Dr. Neuhart (Christopher Lee). Der undurchschaubare Arzt lässt sich von den Grabräubern ständig "Forschungsmaterial" beschaffen, natürlich besteht der Pöbel für diese Dienste auf grosszügige Entlohnung. Dem Doc fährt der Schrecken ins Gebein, als ihm die vermeintliche Leiche erstmal an die Gurgel geht. Da ihm der Leichenklempner lebendig aber mehr Nutzen bringt, verschont Edward den seltsamen Dr. Neuhart und findet in dessen Anwesen eine Zuflucht. Bald werden diverse Gesellen vom Träger einer roten Maske ermordet...
Da schlägt das Herz des Gothic-Horror Fans doch gleich im höchsten Gang! Vincent Price und Christopher Lee gemeinsam in einem Beitrag zum geliebten Genre, dem eine Erzählung von Edgar Allan Poe als Grundlage dient. Die Meister agieren auf solidem Niveau, werden aber nicht wirklich gefordert. Die Nebenrollen sind ebenfalls sehr interessant besetzt, mit Leuten wie Rupert Davies, Uta Levka etc., hat man durchweg eine gute bis sehr gute Wahl getroffen. Die Kulissen sind ansprechend, die Kamera fängt hübsche Bilder ein, der Score weiss ebenfalls zu gefallen.
Es liegen also alle Zutaten vor, um den Film zu einem kleinen und feinen Gothic-Grusler zu machen. Leider gibt es aber einen deutlichen Schwachpunkt zu bemänglen, den der Streifen nicht verbergen kann. Regisseur Gordon Hessler inszeniert unentschlossen, lässt die Zügel schleifen. Dem Film fehlt es einfach an Höhepunkten, es kommt keine intensive Atmosphäre und/oder Spannung auf, der Erzählfluss plätschert zu häufig vor sich hin. Das ist sehr schade, denn ansonsten sind alle Voraussetzungen für einen erstklassigen Film vorhanden. Wie wundervoll hätte der Film unter der Regie von Könnern wie Terence Fisher oder Roy Ward Baker werden können? Aber die waren wohl zu stark bei Hammer eingespannt...
Die DVD von E-M-S ist sehr ordentlich ausgefallen, bietet eine Prise interessantes Bonus-Material. Da der Preis inzwischen sehr, sehr moderat ausfällt, dürfen Genre-Fans trotz der etwas durchwachsenen Inszenierung durchaus zugreifen. (Sinnlicher Höhepunkt der guten DVD, ist übrigens ein Satz aus dem im Bonusmaterial zu bestaunenden Interview mit Frau Levka:
"...i scream the whole Hotel together..."
6,5/10 (Oberste Mittelklasse, durch die Fanbrille betrachtet. Es wäre deutlich mehr möglich gewesen, Herr Hessler!)