buxtebrawler hat geschrieben:Der Cast rettet „Die Braut des Satans“ letztendlich über den Durchschnitt und „Hammer“ verabschiedet sich mit einem etwas verschrobenen Stück 70er-Jahre-Okkult-Horror und einem blauen Auge, aber ohne K.O. zu gehen aus dem Filmgeschäft.
Das unterschreibe ich gern.
Ein älterer Kurzkommentar:
To the Devil a Daughter
Der Schriftsteller John Verney (Richard Widmark) wird von dem kauzigen Mr. Beddows (Denholm Elliott) um einen Gefallen gebeten. Beddows erwartet seine in Deutschland lebende Tochter Catherine (Nastassja Kinski), die jedes Jahr zu ihrem Geburtstag ihren Vater in England besucht. Verney soll Catherine am Flughafen in Gewahrsam nehmen und vorläufig bei sich verstecken. Die junge Dame befindet sich in den Fängen einer Sekte, Verney gibt dem Anliegen von Beddows nach, denn er wittert eine gute Story für sein nächstes Werk. Doch Verney hat die Gefahr unterschätzt, denn Father Rayner (Christopher Lee) will um jeden Preis seine ehrgeizigen Ziele erreichen, wozu er unbedingt Catherine wieder in seine Fänge bekommen muss...
1976 sah die Zukunft für Hammer nicht rosig aus. Obwohl man auch in den frühen siebziger Jahren noch herrliche Filme ablieferte und diverse Erfolge feiern konnte, lief es immer schlechter für die Briten, die Kassen waren geleert. Trotz ungünstiger Vorzeichen konnte man für "To the Devil a Daughter" (Deutscher Titel: "Die Braut des Satans") eine beachtliche Besetzung vor die Kamera holen. Christopher Lee gab den teuflischen Bösewicht, US-Altstar Richard Widmark seinen schroffen Gegenspieler. Die noch sehr junge Nastassja Kinski überzeugt mit einer soliden Leistung, Denholm Elliott spielt ganz phantastisch auf, leider ist seine Rolle zu klein ausgefallen. Auch Honor "Pussy Galore" Blackman soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Ob Richard Widmark ein guter Griff für die Besetzung der Hauptrolle war scheint zumindest diskussionswürdig. Den Schriftsteller nehme ich ihm nur teilweise ab, Hammer wollte aber einen weiteren, zugkräftigen Namen auf der Besetzungsliste haben, ergo muss man mit Widmark leben. Freude macht natürlich Chris Lee als herrlich fieser Teufelsanbeter, der Mann ist immer ein Volltreffer!
Der Film entstand unter teils chaotischen Bedingungen, so wurde das Drehbuch kurzfristig für unbrauchbar erklärt, ein neuer Autor lieferte während der Dreharbeiten täglich frisches Material ab. Man merkt dem Werk diese Probleme dann auch teilweise an, phasenweise läuft alles recht rund, einige Passagen kommen aber leider holprig bis vergurkt daher. Das Finale bietet ein paar stimmungsvolle Einstellungen, die allerletzten Momente wurden aber in den Sand gesetzt, hier wurde offensichtlich nachträglich mühsam ein Ende zusammengeschustert. So bleibt der letzte Hammer Grusel der die Kinos erreichte ein recht zwiespältiges Filmerlebnis. Man versuchte zwar neue Wege zu gehen, scheiterte jedoch an den extrem ungünstigen Rahmenbedingungen.
Die englische DVD kommt mit einer sehr schönen Bildqualität daher, der Verzicht auf den deutschen Ton schmerzt nicht weiter. Im Bonusmaterial bekommt man interessante Einblicke geboten, einige der damals Beteiligten kommen zu Wort, darunter auch Christopher Lee. Interessant ist "To the Devil a Daughter" nur für Hammer Komplettisten, Christopher Lee Maniacs und 70er-Jahre-Horror-Süchtige. Da ich zu allen drei Gruppen zähle, ist dieser Film für mich natürlich trotz seiner Schwächen Pflichtprogramm.
Mehr als 6/10 sind leider nicht drin, was für einen Hammer Film ein bescheidenes Ergebnis darstellt.