Der Blade Runner
(Blade Runner)
mit
Harrison Ford, Rutger Hauer, Sean Young, Edward James Olmos, M. Emmet Walsh , Daryl Hannah, William Sanderson, Brion James, Joe Turkel, Joanna Cassidy, James Hong, Morgan Paull
Regie:
Ridley Scott
Drehbuch:
Hampton Fancher / David Webb Peoples
Kamera:
Jordan Cronenweth
Musik:
Vangelis
FSK 16
USA / 1982
Wir schreiben das Jahr 2019: Vier gentechnologisch hergestellte Menschen, sogenannte "Replikanten", proben den Aufstand. Sie maßen sich an, ihre auf vier Jahre festgesetzte Lebensfrist verlängern zu lassen. Ihr Pech, dass Blade Runner Deckard (Harrison Ford) auf sie angesetzt ist. Er ist ein abgebrühter Profi, wenn es darum geht, Replikanten aufzuspüren und zu vernichten. Im verregneten Los Angeles der Zukunft macht er sich auf die Jagd...
Bisher zählte Ridley Scott's Werk für mich persönlich immer zu den am meisten überbewerten Filmen, konnte ich doch nie die Genialität dieses SCI/FI Filmes erkennen, die von vielen Leuten so gepriesen wird. Zu keiner Zeit wollte ein wirklicher Funke überspringen und sich eine Faszination offenbaren, die mich wirklich in ihren Bann ziehen konnte. Nach nunmehr über einem Jahrzehnt habe ich eine neuerliche Sichtung gewagt und muss ganz ehrlich eingestehen, das ich diesen unumstrittenen Klassiker des Genres nun mit ganz anderen Augen sehe, was mich ehrlich gesagt doch äußerst positiv überrascht hat. Zwar bin ich noch immer der Meinung, das die Geschichte durchaus ihre Längen hat und man in dieser Beziehung durchaus mehr hätte bewerkstelligen können, aber dafür ist es hauptsächlich die visuelle Darstellung des Szenarios, die dieses Mal eine fast schon hypnotische Wirkung auf mich ausgeübt hat.
Es handelt sich um eine extrem trostlose Welt die sich einem hier präsentiert, der vollkommen überbevölkerte Moloch Los Angeles scheint im Jahre 2019 fast zu explodieren. Die dunkle Optik des Szenarios und ein ständig anhaltender Dauerregen vermitteln dem Zuschauer ein äußerst beklemmendes Gefühl, das sich wie eine zentnerschwere Last auf die eigenen Schultern legt und einen dabei fast zu erdrücken scheint. Die Geschehnisse hinterlassen einen fast schwermütigen Zustand und man fühlt sich im Prinzip durchgehend wie narkotisiert und entmutigt, scheint in dieser Welt doch lediglich Trostlosigkeit und Tristesse vorzuherrschen. Die Jagd nach den Replikanten gerät aufgrund der visuellen Schwermut fast völlig in den Hintergrund, so das man seinen Blick vornehmlich auf die futuristische Optik des Szenarios legt, die einem fast schon in einen Zustand der Depression versetzt.
Bei diesem Aspekt hat Ridley Scott nun wirklich ein Meisterwerk geschaffen, denn mir fällt auch auf Anhieb kein anderer Film ein, der einen durch seinen Look so sehr beeinflusst, wie es bei "Blade Runner" ganzzeitig der Fall ist. Das dabei die Geschichte an sich nicht mehr als einen Nebenschauplatz einnimmt erscheint einem nach einer gewissen Zeit fast unwesentlich, viel zu sehr wird man von der deprimierenden Ausstrahlung des Filmes eingenommen. Dennoch sollte man an dieser Stelle nicht die darstellerische Leistung eines Harrison Ford vergessen, der in der Rolle des Blade Runner's Deckard eine tolle Performance abliefert. Dabei handelt es sich wohl um eine für den weiteren Verlauf seiner Karriere wichtigsten Rollen, denn trotz etlicher Serien-und Filme vorher kann man diesen Film wohl als endgültigen Karriere-Schub des Weltstars ansehen. Insbesondere die Tatsache, das Ford hier nicht als glorifizierter Held, sondern vielmehr als normaler Mensch mit Stärken und Schwächen dargestellt wird, sorgt für einen enormen Sympathie-Bonus beim Zuschauer und stellt gleichzeitig den einzigen Sonnenstrahl in einem ansonsten düsteren Geschehen dar.
Im Endeffekt ist "Blade Runner" hauptsächlich ein visuelles Highlight, lässt jedoch im Bezug auf die vorhandene Geschichte einige Wünsche offen. Dennoch kann ich mittlerweile den Kultstatus dieses Werkes besser nachvollziehen und habe es auch in mein Herz geschlossen. Hätte man den Inhalt noch ein wenig interessanter gestaltet, wäre ganz sicher ein perfektes Gesamtbild entstanden, so aber sollte man doch ein wenig mit der Punktzahl heruntergehen. Letztendlich handelt es sich aber auf jeden Fall um einen absolut sehenswerten Genre-Beitrag, dessen Bildgewalt einen die ganze Zeit über in Beschlag nimmt und die über kleinere Mankos hinwegtäuscht.
Fazit:
Auch wenn mich "Blade Runner" wohl niemals gänzlich überzeugen wird, hat der Film eine fast magische und gleichzeitig erdrückende Faszination, der man sich unmöglich entziehen kann. Die Tristesse der Ereignisse vereinnahmt einen dabei so sehr, das es eine ganze Zeit lang dauert, bis das Gesehene so richtig sacken kann.
8/10