Originaltitel: I corpi presentano tracce di violenza carnale
Regisseur: Sergio Martino
Kamera: Giancarlo Ferrando
Musik: Guido De Angelis, Maurizio de Angelis
Drehbuch: Ernesto Gastaldi, Sergio Martino
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An der Universität von Perugia herrscht unter den Studentinnen der Kunstgeschichte das blanke Entsetzen, denn ein Unbekannter trachtet nach ihren Leben. Zweimal hat der Killer bereits zugeschlagen und dabei seine Visitenkarte, ein schwarz-rotes Halstuch, am Tatort hinterlassen. Daniela ist dem Psychoterror nicht mehr gewachsen. Folglich nimmt sie das Angebot ihres Onkels (Nino) an und zieht mit drei Kommilitoninnen in dessen Landhaus. Raus aus dem städtischen Sündenpfuhl, rein ins Landleben. Alles könnte so erholsam sein, wenn da nicht…
Es geht ein böses Ding herum, das wird euch tüchtig zwacken.
Sieht einer nur nach ihm sich um, so fährt's ihm auf den Nacken.
Doch kehrt es ja bei einem ein, so möcht ich nicht sein Nachbar sein.
Keine Panik, noch ist ausreichend Zeit, um sich unter dem Bett zu verstecken, denn bevor der „TORSO-Plumpsack“ den bösen Mädchen „den Hintern versohlt“, tischt uns Sergio Martino erst einmal ein Rätsel auf. Dabei wird ein Ereignis thematisiert, aber nicht ausgespielt. Diese Erzählweise (Ellipse) lässt sich nicht allzu selten innerhalb des italienischen Genrekinos ausmachen. Der pfiffige Giallo-Freak ist somit umgehend gefordert, prägt sich die Bilder ein und harrt der Dinge, die da kommen. Ergo: Was könnten verhurte Schlampen, eine Puppe ohne Augen und das Klicken eines Fotoapparats miteinander zu tun haben? Nun, in erster Linie sind sie fundierende Begleitelemente einer „Whodunnit-Marschroute“. Eine Route, die uns mit mehreren Tatverdächtigen konfrontiert und subjektive Theorien freien Lauf lässt. Ein wichtiger Aspekt, da der Film keinen polizeilichen Ermittler (Inspektor Martino hat nur einen kurzen Auftritt im Hörsaal der Universität) in den Mittelpunkt rückt.
Die erste Filmhälfte präsentiert wechselnde Schauplätze: Die Universität von Perugia, Onkel Ninos Wohnung sowie dreckige Außenanlagen. Der zweite Part fokussiert (abgesehen von kurzen Ausflügen zu den Dorfdeppen) ein abgelegenes Landhaus, in dem die vier Mädchen und der Killer zusammentreffen. Mir persönlich sagt die erste Hälfte mehr zu, da wir u. a. mit tollen Außenaufnahmen versorgt werden. Diesbezüglich favorisiere ich den zweiten Mord. Ein kleines Waldstück, viel Schlamm und ein (mit schmieriger Maske und stilvollen Bikerhandschuhen) vorzüglich gekleideter Mörder. Die Einstellung in der der Killer breitbeinig vor dem im Schlamm kriechenden Opfer steht, haut (bei mir zumindest) volle Kanne rein. Diese grandiose Fotografie erinnert an Momente, wie man sie aus den knallharten Spät-Italo-Western-Vehikeln, Marke „Keoma“ und „Mannaja“ kennt. Unbarmherzige Bildkompositionen, bei denen man meint, die Mocke auf der Zunge zu schmecken. Einfach nur geil.
TORSO gleicht einem Quell von Sex und Gewalt, bei dem sich der Regisseur an den üblichen Klischees und Vorurteilen bedient. Männliche Studenten sind zu 99% drogen- und sexsüchtig, fressen rohes Fleisch und pissen mit Vorliebe ins Spülbecken. Ihre Kommilitoninnen provozieren die Geilheit dieser intellektuellen Barbaren, um ihnen anschließend den Zugang zur Liebesgrotte zu verweigern. Macht aber nix, da Martinos männliche Studenten scheinbar eh nur auf Vergewaltigungen stehen. Bei so viel Sodom und Gomorra rund um die Universität von Perugia mutet es beinahe überraschend, dass eine Randgeschichte, die gestörte Beziehung zwischen Dani und Stefano, ihren psychologischen Ansatz recht erfolgreich ausspielen kann und dem Ratespiel um den ominösen Killer eine mundende Geschmacksnote verleiht.
Im Vergleich zu anderen Gialli bietet uns TORSO keine (ungeachtet ob Polizist oder Privatperson) ermittelnde Identifikationsfigur. Folglich fällt unsere Wahl auf das keuscheste und wissbegierigste Wesen innerhalb des Opferkreises. Dass ausgerechnet diese Person zum „Final Girl“ wird - sollte niemanden überraschen. Zudem gelingt es dem „finalen Mädel“ und ihren drei Freundinnen einen fließenden Übergang zwischen zwei divergierenden Filmstrukturen (Giallo, Slasher) zu schaffen. Dessen ist sich auch der Killer bewusst, denn der legt sein Würgewerkzeug (das rotschwarze Halstuch) zur Seite und lässt (in der zweiten Filmhälfte) vornehmlich die blitzende Messerklinge zum Einsatz kommen.
So kann man unter dem Strich festhalten, dass Sergio Martino mit den Ingredienzien aus Italo-Western, Giallo, Slasher sowie schmuddeliger Sexploitation spielt, diese Bestandteile erfolgreich miteinander verknüpft und effektiv in die Gestaltung einbringt.
Fazit: Wenn Jane, Ursula, Katja und Dani die Seele baumeln lassen, dann wetzt der Schlitzbold eifrig seine Messer und schärft ganz nebenbei auch noch die olle, rostige Säge. Kein sonderlich spannender, aber ein menschenverachtender Italo-Brutalo mit chauvinistischen Zügen. Wer diesen Streifen nicht kennen sollte, der oder die sollte TORSO unbedingt eine Chance geben.