Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert - D. Damiani (1971)

Action, Crime, harte Cops, Gangster & Mafia

Moderator: jogiwan

dr. freudstein
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Re: Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert - D. Damia

Beitrag von dr. freudstein »

Der Preis ist absolut okay, billiger wirds nur noch durch Schenken :thup:
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Nello Pazzafini
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Re: Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert - D. Damia

Beitrag von Nello Pazzafini »

buxtebrawler hat geschrieben:
Nello Pazzafini hat geschrieben:hab hier eine rumkugeln, 15,- erotikos und ich nehm ihn mit nach FF :D
Ist gebongt, du bist ein echter Schatz! :knutsch:
:? :oops: :D
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"Ein Grab im K-Gebiet wünscht dir Dein Ugo"
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buxtebrawler
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Re: Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert - D. Damia

Beitrag von buxtebrawler »

„Wissen Sie, was dieses Zementparadies gekostet hat? 400 Mrd. Lire!“ – „Und 59 mal Mord und Totschlag!“ – „63 nach dem heutigem Stand.“

Mit „Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert“ erschuf der italienische Regisseur Damiano Damiani („Der Tag der Eule“) im Jahre 1971 den Auftakt zu einer mehrere in der damaligen Gegenwart angesiedelte Filme umfassenden Reihe von Polizei-/Mafia-/Polit-Thrillern. Damit war er sogar noch früher dran als Steno mit seinem „Das Syndikat“, der als der erste klassische Poliziesco gilt.

Der desillusionierte sizilianische Commissario Bonavia (Martin Balsam, „Hexensabbat“) kämpft schon lange verzweifelt gegen den Bauunternehmer und Mafiaboss Lommuno (Luciano Catenacci, „Malastrana“). Als er endgültig den Glauben an die Macht des Rechtsstaats verloren hat, befreit er Lommunos Todfeind Li Puma (Adolfo Lastretti, „Das Lied von Mord und Totschlag“) aus einer Klinik, auf dessen Blutrache spekulierend. Doch obwohl hieraus tatsächlich ein Blutbad resultiert, bleibt Lommuno am Leben und kann weiterhin ungehindert seinen korrupten Geschäften nachgehen und unliebsame Gegner durch Morde aus der Welt schaffen. Mit dem jungen, noch fest an den Rechtstaat glaubenden Traini (Franco Nero, „Django“) wird ein Staatsanwalt auf den Fall angesetzt, der bald mit Bonavia aneinander gerät...

Staatsanwaltschaft vs. Polizei vs. Mafia – das ist der Stoff, aus dem Damianis bittere Pille ist, die er dem Publikum zu Beginn der 1970er-Jahre zum Fraß vorwarf. „Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert“ ist eine tiefgehende Momentaufnahme italienischer Mafiaverstrickungen, zeigt auf intelligente Weise deutlich ihre Strukturen auf und wie die Verbindungen zwischen Politik und Mafia zum Leidwesen der Bevölkerung funktionieren, wer von wem profitiert und weshalb die Polizei auf legalem Wege machtlos ist. Die Mafia tritt bei Damiani nicht in Form finsterer Typen in Erscheinung, sondern trägt das Sunnyboy-Lächeln eines erfolgreichen Baumagnaten spazieren – der seine Gegner gern in die Betonpfeiler seiner Neubauten einmauern lässt, die er auf ehemaligem Ackerland errichtet. Diese Grundstücke kauft er für geringe Beträge, lässt sie von der korrupten Politik in wertvolle Wohnungsbauflächen umwandeln und errichtet Luxusbauten zu horrenden Preisen. Damit sind die Mafia-Motive einmal außerhalb sonst gern üblicher Drogen-, Prostitutions- und Glücksspielmilieus angesiedelt worden und stehen im Prinzip stellvertretend für das Kapital, das über Leichen gehend stets versucht, das Maximum aus dem Volk herauszupressen, sich an ihm zu bereichern. Mit politischer Rückendeckung wird so ein Klima von Angst und vorauseilendem Gehorsam erzeugt, die eigenen Arbeiter werden ausgebeutet und Ambitionen, Gewerkschaften zu gründen, im Keim zerschlagen. Da die Korruption bis in die höchsten Ebenen reicht, fehlt jeder erfolgversprechende Ansatz, wirksam und nachhaltig etwas gegen die Missstände zu unternehmen.

Soweit das traurige Bild, das Damiani von seiner Heimat auf Leinwand bannt und ihr damit einen Spiegel vorhält. Bei der Besetzung bewies er ein perfektes Händchen, denn Balsam spielt den im Laufe der Jahre zynisch gewordenen Bonavia, der manch markigen, sarkastischen Spruch auf Lager hat, mit einer Feinfühligkeit, die es schafft, die innere Zerrissenheit des nach außen häufig abgeklärt wirkenden Mannes begreifbar und nachvollziehbar zu machen, statt einen eindimensionalen Law-and-Order-Rambo oder einen seine Wut an anderen auslassenden Unsympathen zu präsentieren. Als sein Gegenpart wird Staatsanwalt Traini eingeführt, dessen Argumentationen und Beweggründe ebenso nachvollziehbar sind wie die Bonavias, wenngleich der Zuschauer weiß, dass ein hohes Maß an aus Unerfahrenheit resultierender Naivität mit ihnen einhergeht. Franco Nero beweist in dieser Rolle, dass er prinzipiell alles spielen kann und schafft es (wie so oft), trotz deftigstem Oberlippenspoiler nicht wie ein reaktionärer Idiot auszusehen. Sein Traini steht ihm gut zu Gesicht, Glaubwürdigkeitsprobleme gibt es keine; niemand erwartet, dass er jeden Moment zu „Django“ werden und ein Maschinengewehr aus seiner Aktentasche zaubern würde. Diese Zweierkonstellation tritt nach einem actionreichen, an klassische Gangsterfilme erinnernden Beginn eine dialoglastige, komplexer werdende Handlung los, die dem Zuschauer Bonavias Entwicklung aufzeigt und mit Rückblenden arbeitet. Nero wird zum Katalysator, der Bonavia alles Relevante ausplaudern lässt. Diese Konversationen münden in Streitgesprächen bis hin zu Brüllattacken, die verdeutlichen, wie ähnlich sich beide eigentlich grundverschiedenen Männer sind, wenn sie die Leidenschaft unter Beweis stellen, mit der sie sich ihrer jeweiligen Sache verschrieben haben. All diese Dialoge machen aus „Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert“ keinesfalls einen trockenen, anstrengenden Film, sondern werden intelligent und emotional konzipiert. Sie werden von Damiani genutzt, um eine nicht nur kritische, sondern auch wahrlich spannende Geschichte zu erzählen, die bis zur letzten Sekunde fesselt. Anspruch trifft auf Dramatik trifft auf Melancholie und Tragik, jeweils wunderbar stimmig musikalisch untermalt von Riz Ortolanis Soundtrack. Sogar für ein wenig gelungenen Humor wurde Platz gefunden.

Das letzte Drittel bleibt dem Realismus des Films streng verhaftet (im wahrsten Sinne...). Das destruktive, doch innerhalb des gesellschaftlichen Klimas nachvollziehbare Misstrauen zwischen Bonavia und Traini – niemand nimmt dem anderen seine hehren Motive ab – nützt letztlich keinem von beiden. Auch Serena Li Puma (die wunderschöne Marilù Tolo, „Themroc“), die Schwester des von Bonavia befreiten Attentäters, kann nicht gerettet werden. Viel mehr verraten möchte ich an dieser Stelle nicht, außer dass Nello Pazzafini als finsterer Knastbruder noch entscheidende Rolle spielt.

Damianis Film ist kein Plädoyer für Selbstjustiz, sondern eines gegen Korruption und entfesselten Kapitalismus, dessen Gefahren er aufzeigt. Dadurch läuft „Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert“ nie Gefahr, faschistoid oder anderweitig politisch fragwürdig zu werden. Gewalt wird nicht glorifiziert, Bonavias letzte Tat kommt so nüchtern und unspektakulär wie nur möglich daher. Es ist der Verfall der Rechtsstaatlichkeit auf allen Ebenen und damit in letzter Konsequenz eines solidarischen gesellschaftlichen Miteinanders, was Damiani als Resultat aus Vorteilsnahme, Korruption und der Macht des Kapitals in seiner Weitsichtigkeit porträtiert, ohne popularistische Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen und damit Gefahr zu laufen, sich ideologisch vereinnahmen zu lassen. Laut Franco Nero wurde Damianis eindrucksvolle Studie zu einem der erfolgreichsten italienischen Spielfilme überhaupt – was mich ebenso freut wie ich es gut nachvollziehen kann. Komplexe Themen kritisch anzuprangern und dabei ebenso intelligent wie leidenschaftlich und unterhaltsam vorzugehen, scheint eines der besonderen Talente der italienischen Filmindustrie in den 1970ern gewesen zu sein. Ein großartiger Film!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Onkel Joe
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Re: Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert - D. Damia

Beitrag von Onkel Joe »

buxtebrawler hat geschrieben: Ein großartiger Film!
Einer der BESTEN :opa: .
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
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CamperVan.Helsing
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Re: Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert - D. Damia

Beitrag von CamperVan.Helsing »

buxtebrawler hat geschrieben:
Lommunos Todfeind Li Puma
Auch wenn ich diese Schreibweise schon mal gesehen hab, würde ich glatt annehmen, dass der Mann "Lipuma" heißt.

"Li Puma" klingt außerdem zu sehr nach Eastern aus der dritten Reihe. :P
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The less I know
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Bonpensiero
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Re: Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert - D. Damiani

Beitrag von Bonpensiero »

Ein paar Artworks zu Damianis Hochkaräter:
► Text zeigen
dr. freudstein
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Re: Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert - D. Damiani

Beitrag von dr. freudstein »

lechz, sehr geil :thup: brauche ich noch alle :sabber:
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sergio petroni
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Re: Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert - D. Damiani

Beitrag von sergio petroni »

Kommissar Boanvia (Martin Balsam) und der stellvertetende Staatswanwalt Traini (Franco Nero)
bilden ein ungleiches Paar bei den Ermittlungen gegen den dubiosen Bauunternehmer Lommuno
(Luciano Catenacci). Einer mißtraut dem anderen; und tatsächlich ist einer der beiden bereit,
Recht und Gesetz um jeden Preis in die eigene Hand zu nehmen.

Ein großartiger Politthriller von Damiano Damiani. Zunächst wird der Zuschauer auf eine falsche
Fährte geschickt. Erst nach und nach offenbaren sich (auch in Rückblenden) der Charakter der
handelnden Personen und ihre Motive. Dabei bilden Nero und Balsam den Dreh- und Angelpunkt
der Geschichte. Dies wird mit einer grandiosen Szene in einem Steinbruch gewürdigt in der die beiden
sich ein Rededuell liefern, das seinesgleichen sucht. Die Kamera umspielt die Protagonisten.
Beide steigern sich in einen Rausch und verteidigen ihre jeweilige Sicht der Dinge mit Vehemenz.
Der Zuschauer ist hin- und hergerissen. Erst langsam wird klar, daß sich die beiden vom
Grundsatz her gar nicht so verschieden sind. Schön bildhaft auch verdeutlicht, indem beide
zum Ende der Szene ihre Autos vertauschen.

Das Geflecht der Stadtoberen wird unwidersprochen als extrem korrupt hingestellt.
Exekutive, Judikative und Legislative arbeiten Hand in Hand, und zwar zum eigenen Vorteil.
Die Geldgeber und Profiteure sind zugleich für die Drecksarbeit zuständig.
Das schon vor über vierzig Jahren mit Brisanz besetzte Thema ist offensichtlich
auch heute noch hochaktuell. Somit hat Damiano mit seinem Film nicht nur
einen großartigen Thriller geschaffen sondern auch einen zeitlosen Aufruf
an alle, politische Geschehnisse wachsam zu begleiten und zu hinterfragen.
8/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Onkel Joe
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Re: Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert - D. Damiani

Beitrag von Onkel Joe »

Der Film ist eine verdammte Bombe und immer gut anzuschauen...., immer.
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
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horror1966
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Re: Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert - D. Damiani

Beitrag von horror1966 »

Onkel Joe hat geschrieben:Der Film ist eine verdammte Bombe und immer gut anzuschauen...., immer.

Dem kann ich nur uneingeschränkt zustimmen und dank dem Onkel befindet sich der film ja auch in meiner Sammlung. :thup:
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