Mord Exclusiv - Giuseppe Vari (1972)
Moderator: jogiwan
Re: Mord Exclusiv - Giuseppe Vari (1972)
Ich fürchte da bringt das beste HD nichts, das Teil ist so grobkörnig und wahrscheinlich nur auf 16 mm gedreht.
Da reicht wohl ein stinknormaler DVD-Rip, mehr als das wird es wohl nicht brauchen .
Da reicht wohl ein stinknormaler DVD-Rip, mehr als das wird es wohl nicht brauchen .
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
- sid.vicious
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Mord exklusiv - Giuseppe Vari (1972)
Originaltitel: Terza ipotesi su un caso di perfetta strategia criminale
Regisseur: Giuseppe Vari
Kamera: Franco Villa
Musik: Mario Bertolazzi
Drehbuch: Thomas Lang
Italien / 1972
Regisseur: Giuseppe Vari
Kamera: Franco Villa
Musik: Mario Bertolazzi
Drehbuch: Thomas Lang
Italien / 1972
Der Fotograf Carlo wird während eines Strandbummels mit seiner Freundin Olga Zeuge eines Verbrechens, denn zwei Männer platzieren in einem Auto eine Leiche, um einen Unfall vorzutäuschen. Da Carlo ein pfiffiger Bursche ist, fotografiert er den Tathergang und sucht anschließend seinen Freund Onkel Fifi auf, um dessen Meinung zu den Fotografien zu erkunden. Währenddessen kommt man auf den gemeinsamen Nenner, dass sich mit den Fotos viel Geld verdienen lässt. Folglich bietet Carlo diese der Mafia (denen die gewünschte Geldsumme allerdings deutlich zu hoch ist) sowie später der Presse an. Doch mit deren Bereitschaft die Summe zu zahlen, um die Fotografien anschließend publik zu machen, wird ein unbekannter Killer auf den Plan gerufen, der…
Mario Bertolazzis Auftaktmusik lässt sich als ein Klangkonstrukt bezeichnen, welches an diverse Musikkompositionen des französischen Thrillers erinnert und in ein Easy Listening-Thema mündet. Verfeinert mit einem Frauengesang wie man ihn aus diversen Giallo-Leitmotiven kennt. Somit habe ich auch gleich eine Brücke für den Esel geschlagen, über die das Grautier erfolgreich schleichen und meine Wenigkeit mehr oder weniger gelenk mitteilen kann, dass es sich bei „Mord Exklusiv“ um keinen „reinen“ Giallo-Thriller handelt, sondern um einen Kriminalfilm, der mit einigen Giallo-Ingredienzien (schwarze Handschuhe, unbekannter Killer et cetera) geschmückt ist.
Mit einer Supertotalen liefert der Kameramann Franco Villa dem Zuschauer auch postwendend einen hervorragenden Eintritt in Giuseppe Varis 1972er Vehikel. In den Weiten eines Sandstrands lassen sich zwei Personen ausmachen, die in Richtung Kamera laufen und sich kurze Zeit später als zwei der Filmhauptcharaktere, Carlo und Olga, vorstellen. Carlo ist Berufsfotograf und beglückt während umrissener Anfangseinstellungen die Linse seiner Kamera mit dem Eros seiner Freundin. Doch ein Zufall unterbricht den entspannten Nachmittag, denn das Pärchen wird Zeuge eines Verbrechens, welches Carlo fotografisch dokumentiert. Da uns das fotografierte Opfer jedoch vorerst nicht bekannt ist und der Grund für die Tat bis zur finalen Aufklärung im Verborgenen bleibt, rückt konsquenterweise die Aufhellung eines Geheimnisses in den Fokus. Dem Zuschauer wird somit die Dechiffrierung eines Rätsels auferlegt, dessen Grundkonstruktion etwas an „Blow-Up“ erinnert. Dieser anfängliche Eindruck schmälert sich deutlich im weiteren Filmverlauf, da „Mord Exklusiv“ den Fotografen und seine Arbeit nicht in den Mittelpunkt rückt und erst recht nicht auf ein Verschmelzen von Illusion und Realität setzt, allerdings - wie es auch bei „Blow-Up“ der Fall ist - Fotografien, aus denen sich ein Mord lesen lässt, als den Ausgangspunkt für den folgenden Handlungsablauf (die Aufhellung eines erklärlichen Verbrechens) definiert und einhergehend den Zuschauer mit der Suche nach Motivation und Urheber beauftragt.
Der Fotograf Carlo denkt hingegen weniger an die Aufklärung des Mords und will stattdessen das von ihm fotografierte Verbrechen in bare Münze umwandeln. Somit führt sein erster Weg auch nicht zur Polizei (Eieiei), sondern zu seinem Freund Fifi, dessen Kontakte zur Mafia der Fotograf hinsichtlich seiner geplanten finanziellen Bereicherung nutzen will. Natürlich ist deren Oberhaupt (Don Salvatore Aniello) nicht blöd und erst recht nicht bereit eine astronomische Summe zu zahlen. Die Fotos wie dessen Negative bleiben allerdings ein begehrtes Objekt, welches Carlo und die Menschen in seinem näheren Umfeld fortan in Lebensgefahr manövriert. Demzufolge wird sehr früh ein Punkt gesetzt, der dem Zuschauer ein plausibles (da die Exposition eine Beziehung zwischen dem Opfer, dem Verdächtigen und dem Mafioso darlegt) Indiz liefert, dass ihm (dem Zuschauer) ein simples Ursache und Wirkung Prinzip offeriert, welches sich allerdings (selbsterklärend) ein Türchen offen lässt, um zum red herring zu transformieren, der den Zuschauer in die falsche Richtung lotst. Dieses früh thematisierte whodunnit-Schema mag allerdings nicht fortwährend zünden, denn Spannung kommt erst im letzten Drittel zur Entfaltung. Dabei bedient sich der Film unter anderem an den klassischen Bestandteilen des Thrillers wie Angst und Hilflosigkeit, welche dem Charakter Olga zugeschustert werden. Beba Loncar fühlt sich in dieser Opferrolle sichtlich wohl, womit sie den weiteren eher verhalten agierenden Protagonisten einen deutlichen Vorteil besitzt. Adolfo Celi (hier als Commissario Vezzi unterwegs) habe ich nämlich schon bedeutend besser erlebt. Daraus lässt sich bereits lesen, dass es der Inszenierung nicht so recht gelingen mag, dem Zuschauer ein erfolgreiches Identifikationsangebot zu offerieren. Der schmierige und geldgeile Fotograf Carlo bietet zwar die größte Projektionsfläche, um als Reflektorfigur zu dienen, aber die Identifikation funktioniert nur bedingt, da er (Carlo) der Verbrechensaufklärung mit geringer Dominanz entgegentritt und seine eigentliche Ambition, die finanzielle Bereicherung, natürlich nicht akzeptabel ist. Schlussendlich muss allerdings auch er einsehen, dass seine Taktik (aus einer Straftat Kapital zu schlagen) der falsche Weg war, denn anstatt Reichtum hat Carlo nur Verlust erlitten. Infolgedessen bleibt zu hoffen, dass er für sein weiteres Leben gelernt hat, um fortan zu etwas Besserem reifen, denn Homer ließ seinen tapferen Krieger, Ajax, schließlich nicht grundlos sagen „Da, wo Männer sich schämen, werden mehr gerettet als getötet.“
Fazit: Trotz einiger Defizite bleibt unter dem Strich ein ordentlicher und gut fotografierter Kriminalfilm, der zeitweise mit den Ingredienzien des Giallo-Thrillers spielt. Wer sich damit abfinden respektive anfreunden kann, der sollte dem Film (s)eine Chance geben.
Mario Bertolazzis Auftaktmusik lässt sich als ein Klangkonstrukt bezeichnen, welches an diverse Musikkompositionen des französischen Thrillers erinnert und in ein Easy Listening-Thema mündet. Verfeinert mit einem Frauengesang wie man ihn aus diversen Giallo-Leitmotiven kennt. Somit habe ich auch gleich eine Brücke für den Esel geschlagen, über die das Grautier erfolgreich schleichen und meine Wenigkeit mehr oder weniger gelenk mitteilen kann, dass es sich bei „Mord Exklusiv“ um keinen „reinen“ Giallo-Thriller handelt, sondern um einen Kriminalfilm, der mit einigen Giallo-Ingredienzien (schwarze Handschuhe, unbekannter Killer et cetera) geschmückt ist.
Mit einer Supertotalen liefert der Kameramann Franco Villa dem Zuschauer auch postwendend einen hervorragenden Eintritt in Giuseppe Varis 1972er Vehikel. In den Weiten eines Sandstrands lassen sich zwei Personen ausmachen, die in Richtung Kamera laufen und sich kurze Zeit später als zwei der Filmhauptcharaktere, Carlo und Olga, vorstellen. Carlo ist Berufsfotograf und beglückt während umrissener Anfangseinstellungen die Linse seiner Kamera mit dem Eros seiner Freundin. Doch ein Zufall unterbricht den entspannten Nachmittag, denn das Pärchen wird Zeuge eines Verbrechens, welches Carlo fotografisch dokumentiert. Da uns das fotografierte Opfer jedoch vorerst nicht bekannt ist und der Grund für die Tat bis zur finalen Aufklärung im Verborgenen bleibt, rückt konsquenterweise die Aufhellung eines Geheimnisses in den Fokus. Dem Zuschauer wird somit die Dechiffrierung eines Rätsels auferlegt, dessen Grundkonstruktion etwas an „Blow-Up“ erinnert. Dieser anfängliche Eindruck schmälert sich deutlich im weiteren Filmverlauf, da „Mord Exklusiv“ den Fotografen und seine Arbeit nicht in den Mittelpunkt rückt und erst recht nicht auf ein Verschmelzen von Illusion und Realität setzt, allerdings - wie es auch bei „Blow-Up“ der Fall ist - Fotografien, aus denen sich ein Mord lesen lässt, als den Ausgangspunkt für den folgenden Handlungsablauf (die Aufhellung eines erklärlichen Verbrechens) definiert und einhergehend den Zuschauer mit der Suche nach Motivation und Urheber beauftragt.
Der Fotograf Carlo denkt hingegen weniger an die Aufklärung des Mords und will stattdessen das von ihm fotografierte Verbrechen in bare Münze umwandeln. Somit führt sein erster Weg auch nicht zur Polizei (Eieiei), sondern zu seinem Freund Fifi, dessen Kontakte zur Mafia der Fotograf hinsichtlich seiner geplanten finanziellen Bereicherung nutzen will. Natürlich ist deren Oberhaupt (Don Salvatore Aniello) nicht blöd und erst recht nicht bereit eine astronomische Summe zu zahlen. Die Fotos wie dessen Negative bleiben allerdings ein begehrtes Objekt, welches Carlo und die Menschen in seinem näheren Umfeld fortan in Lebensgefahr manövriert. Demzufolge wird sehr früh ein Punkt gesetzt, der dem Zuschauer ein plausibles (da die Exposition eine Beziehung zwischen dem Opfer, dem Verdächtigen und dem Mafioso darlegt) Indiz liefert, dass ihm (dem Zuschauer) ein simples Ursache und Wirkung Prinzip offeriert, welches sich allerdings (selbsterklärend) ein Türchen offen lässt, um zum red herring zu transformieren, der den Zuschauer in die falsche Richtung lotst. Dieses früh thematisierte whodunnit-Schema mag allerdings nicht fortwährend zünden, denn Spannung kommt erst im letzten Drittel zur Entfaltung. Dabei bedient sich der Film unter anderem an den klassischen Bestandteilen des Thrillers wie Angst und Hilflosigkeit, welche dem Charakter Olga zugeschustert werden. Beba Loncar fühlt sich in dieser Opferrolle sichtlich wohl, womit sie den weiteren eher verhalten agierenden Protagonisten einen deutlichen Vorteil besitzt. Adolfo Celi (hier als Commissario Vezzi unterwegs) habe ich nämlich schon bedeutend besser erlebt. Daraus lässt sich bereits lesen, dass es der Inszenierung nicht so recht gelingen mag, dem Zuschauer ein erfolgreiches Identifikationsangebot zu offerieren. Der schmierige und geldgeile Fotograf Carlo bietet zwar die größte Projektionsfläche, um als Reflektorfigur zu dienen, aber die Identifikation funktioniert nur bedingt, da er (Carlo) der Verbrechensaufklärung mit geringer Dominanz entgegentritt und seine eigentliche Ambition, die finanzielle Bereicherung, natürlich nicht akzeptabel ist. Schlussendlich muss allerdings auch er einsehen, dass seine Taktik (aus einer Straftat Kapital zu schlagen) der falsche Weg war, denn anstatt Reichtum hat Carlo nur Verlust erlitten. Infolgedessen bleibt zu hoffen, dass er für sein weiteres Leben gelernt hat, um fortan zu etwas Besserem reifen, denn Homer ließ seinen tapferen Krieger, Ajax, schließlich nicht grundlos sagen „Da, wo Männer sich schämen, werden mehr gerettet als getötet.“
Fazit: Trotz einiger Defizite bleibt unter dem Strich ein ordentlicher und gut fotografierter Kriminalfilm, der zeitweise mit den Ingredienzien des Giallo-Thrillers spielt. Wer sich damit abfinden respektive anfreunden kann, der sollte dem Film (s)eine Chance geben.
- buxtebrawler
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Re: Mord Exclusiv - Giuseppe Vari (1972)
@sid.vicious: Das Thema gab's schon, habe ich zusammengeführt. Hattest wahrscheinlich nach "exklusiv", also mit "k" gesucht, oder?
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Mord Exclusiv - Giuseppe Vari (1972)
Ouh, der hatte eigentlich alle Ingredenzien für einen richtig spannenden Krimi: belastende Fotografien, ein unbedarftes Pärchen, ein hartnäckiger Kommissar, ein erbarmungsloser Killer. Doch leider gerät die Handlung, ohne ersichtlichen Grund, immer wieder ins Stocken, Vari strampelt sich in der Regie ab, ohne die anfangs durchaus etablierte Spannung aufrecht zu erhalten. Ihm gelingt es im weiteren Verlauf des Films einfach nicht, den Spannungsszenen Gewicht zu verleihen, was passiert, passiert, ohne dass es einen groß scheren würde. Das ist schade, denn auch der Cast ist gut gewählt und gewillt zu spielen, wenn Vari es denn hätte in eine Richtung kanalisieren können. So bleibt ein zwischenzeitlich eher langweiliger und trotz 85 Minuten Laufzeit sogar langwieriger Krimi mit brauchbarer Geschichte. 5/10