Meine Brüder und Schwestern im Norden - Sung-Hyung Cho (2016) [Doku]

Moderator: jogiwan

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Meine Brüder und Schwestern im Norden - Sung-Hyung Cho (2016) [Doku]

Beitrag von buxtebrawler »

Meine Brüder und Schwestern im Norden.jpg
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Originaltitel: Meine Brüder und Schwestern im Norden

Herstellungsland: Deutschland/ Nordkorea

Regie: Sung-Hyung Cho
Wer weiß außerhalb des Landes wirklich etwas über Nordkorea? Was wir von diesem abgeschotteten Land zu sehen und zu hören bekommen, ist immer das gleiche: Militär-Paraden mit Panzern und Raketen, Soldaten und Soldatinnen, die wie Roboter marschieren, Kriegsdrohungen, Hungersnöte, abgemagerte Kinder und nicht zuletzt die drei Generationen von scheinbar wahnsinnigen Diktatoren und die ihnen hysterisch huldigende Gefolgschaft. Sung-Hyung Cho geht diesen Fragen nach, mitten drin – in Nordkorea: MEINE BRÜDER UND SCHWESTERN IM NORDEN porträtiert die Menschen hinter den hartnäckigen Klischees und Stereotypen eine unverstandenen Landes und gibt Einblicke hinter die protzige Propagandafassade einer uns verschlossenen Lebenswelt. Die Menschen, denen Sung-Hyung Cho auf ihrer Reise durch das Land begegnet – Soldatinnen, Bauern, Maler, Näherinnen – sind keine Zufallsbekanntschaften, sondern wurden vom Regime ausgesucht. Trotzdem nähert sie sich ihren Protagonisten dabei aufrichtig interessiert, respektvoll und vor allem ohne jegliche Wertung. So kommt ein fröhliches Volk zum Vorschein, dessen Liebe zu „ihrem Führer“ uns mehr als einmal sonderbar erscheint, das seine Wünsche und die Hoffnung auf eine Wiedervereinigung der beiden Koreas aber noch längst nicht aufgegeben hat.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Meine Brüder und Schwestern im Norden - Sung-Hyung Cho (2016) [Doku]

Beitrag von buxtebrawler »

„Patriotischer Reis!“

Insbesondere in der 2010er-Dekade war Nordkorea, diese stalinistisch geprägte Diktatur der Kim-Dynastie über das Proletariat, immer wieder Gegenstand des Interesses von Dokumentationen und Dokumentarfilmen. Hintergrund waren als besorgniserregend eingestufte Entwicklungen wie Raketen- und Bombentests der Staatsführung, die Befürchtung, Nordkorea rüste immer weiter auf und könne zur ernstzunehmenden, bedrohlichen Militärmacht heranwachsen, verbunden mit Drohungen anderer Staaten wie den USA, über Handelsembargos und Boykotts hinaus „Maßnahmen“ zu ergreifen, Staatsführer Kim Jong-un in die Schranken zu weisen. Dass die Berichterstattung und die Forschung zu diesem hermetisch abgeriegelten Land zu durchaus unterschiedlichen Ergebnissen kamen, machte die Beschäftigung damit vom heimischen Fernsehsessel aus umso spannender. Und natürlich ließ sich von westlicher Warte aus auch stets schön einfach das nordkoreanische System verurteilen, sich über es lustig machen und sich selbstgefällig moralisch über es erheben, während man bizarr anmutende Bilder aus Pjöngjang verfolgte, die wie aus der Zeit gefallen schienen.

Was lässt sich dem also noch hinzufügen, ohne wiederzukäuen, was andere bereits gedreht, erörtert, aufbereitet, gezeigt und diskutiert haben? Und wie ließe sich eine etwas andere Dokumentation überhaupt realisieren, angesichts der besonders schwierigen Umstände für Journalistinnen und Journalisten? Die Dokumentarfilmerin Sung-Hyung Cho („Full Metal Village“) entschied sich für einen ganz eigenen Ansatz: Die in Deutschland lebende Südkoreanerin gab ihre südkoreanische Nationalität auf und nahm die Deutsche an, um überhaupt nach Nordkorea einreisen zu dürfen – denn für Südkoreanerinnen und -koreaner gelten Kontakte nach Nordkorea als Landesverrat. Damit wurde sie zur ersten gebürtigen Südkoreanerin, die in Nordkorea mit offizieller Genehmigung drehen durfte. Das Ergebnis ist der 106-minütige Dokumentarfilm „Meine Brüder und Schwestern im Norden“, der im März 2016 veröffentlicht wurde und keinerlei Lesart vorgibt, wenn er Landschaft und Menschen zeigt, ohne sie vorzuführen. (Eine gekürzte Fernsehfassung wurde später unter dem Titel „Meine Brüder und Schwestern in Nordkorea“ ausgestrahlt – diese bildet die Grundlage dieser Besprechung.)

Nordkorea würde ihr gegenüber stets dämonisiert, berichtet Sung-Hyung Cho, und erzählt, was sie auf sich nahm, um diesen Film realisieren zu können. Dazu gehörte auch, sich an die Vorgaben zu halten, die die man ihr Nordkorea machte: Sie musste sich an eine vorgegebene Route halten, durfte nur bestimmte Orte aufsuchen und lediglich aus einem Pool speziell ausgewählter Menschen ihre Gesprächspartnerinnen und -partner aussuchen. Aus Nordkorea mitgebracht hat sie Panoramen traumhafter, zum Teil naturbelassener Landschaften, die sie mit folkloristischer Musik unterlegte, beeindruckende Städteansichten und nicht zuletzt zahlreiche Interviews aus verschiedenen Orten: mit einem 30-jährigen Ingenieur, der in einem Pjöngjanger Schwimmbad arbeitet, einer 26-jährigen Soldatin, die ihren zehnjährigen Militärdienst fast abgeschlossen hat, einem Traktorfahrer eines Bauernkollektivs und seiner Frau, einer 38-jährigen Bäuerin, sowie mit Kindern und Lehrenden an der Pjöngjang’schen Fußballschule.

So erfährt die Filmemacherin und damit auch ihr Publikum von der Militär-zuerst-Politik des sich im permanenten Kriegszustand wähnenden Lands, nach der auch Frauen ewig lange Militärdienst zu leisten haben, von einer Prüderie, aufgrund derer im Schwimmbad Bikinis schon als zu freizügig gelten und daher verboten sind, dass schon Kleinkinder infiltriert und auf den Führer eingeschworen werden, aber auch, dass die Bauern faszinierenderweise zur Energiegewinnung Methangas u.a. aus menschlichen Exkrementen erzeugen. In der Fußballschule und beim Englischunterricht werden die Kinder seltsamerweise gesiezt, Führerkult und das Feiern der Kim-Dynastie sind allgegenwärtig. Und es wird viel gesungen in Nordkorea, zumindest wenn ein Kamerateam anwesend ist (leider sind einige Untertitelungen recht schwer zu lesen). So singt und tanzt man auch in einer patriotischen Kleiderfabrik, der es gelingt, die Wirtschaftssanktionen zu umgehen. Sung-Hyung Cho unterhält sich über Arbeitsaufkommen und Lohn und in weiteren Gesprächen wird das Thema der Wiedervereinigung Koreas angesprochen, die man herbeizusehnen scheint, ja, die ein ewiger Hoffnungsschimmer am Horizont zu sein scheint. Und eine Oma sehnt sich darüber hinaus nach Märtyrerenkeln…

Natürlich wirkt in diesem Film vieles weit weniger zufällig, als es den Anschein erwecken soll – hier wurde gezielt geplant und inszeniert. Dennoch gelingt es der Filmemacherin, eine Menge interessanter Einblicke zu transportieren. Mit einordnenden und kontextualisierenden Kommentaren aus dem Off hält sie sich zurück und mit der Geschichte des Landes, der Spaltung Nordkoreas, dem Krieg und alldem hält sie sich gar nicht erst auf. Stattdessen gelingt ihr ein unaufgeregtes Porträt nordkoreanischer Menschen, denen sie mit Empathie und Respekt begegnet und die in einem eigentlich wunderschönen Land leben (die Strandbilder aus Wonsan gegen Ende wecken geradezu Fernweh). Die Vorstellung, dass durch einen erneuten Krieg all das eines Tages zerbombt werden könnte, ist furchtbar. Es scheint vielmehr, das Land müsse endlich einmal zur Ruhe kommen, raus aus der ewigen Spirale aus Drohgebärden von außen und gegen diese gerichteten Abschreckungssszenarien (oder umgekehrt), raus aus dem Kalten Krieg und allem anderen, was den Menschen das Gefühl verleiht, einen mit harter Hand regierenden Führer zu benötigen.

Sung-Hyung Cho versucht sich an einer gewagten Gratwanderung und wird allen politischen Restriktionen zum Trotz mit Material belohnt, das wesentlich näher an den Menschen und ihrem Land zu sein scheint als es in anderen Produktionen der Fall ist. Hier dürfen vergnügte und lachende Menschen gezeigt werden und Idylle fernab sozialistischer Brutalarchitektur, hier darf die Sonne scheinen, sich gebildet und innovativ gearbeitet werden. Der Rahmen, in dem all das geschieht, ist jedoch geprägt von Militarismus und Diktatur, was keinesfalls ausgespart wird. Es wird lediglich darauf verzichtet, Offensichtliches noch eigens kommentierend zu betonen. Man ist dadurch angehalten, seine eigenen Schlüsse zu ziehen, wird geistig angeregt und zur kritischen Reflexion aufgefordert. Das kam nicht überall gut an. Rechtspopulist Broder Henryk M. Broder beispielsweise unterstellte, bei diesem Film handele es sich um unkritische Propaganda, womit er jedoch in erster Linie zu verstehen gab, für wie beschränkt er eigentlich das Publikum eines Films wie diesem hält. Offenbar hatte er von seinem eigenen auf es geschlossen.
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Salvatore Baccaro
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Re: Meine Brüder und Schwestern im Norden - Sung-Hyung Cho (2016) [Doku]

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Da war der Bux tatsächlich flinker... ;-)

Abt. Salvatores kleine Nordkorea-Reise

„Korea war von 1910 bis 1945 von Japan besetzt. Nachdem die Japaner den Krieg verloren hatten, teilten die Siegermächte das koreanische Volk in zwei unversöhnliche Lager: Den kommunistischen Norden und den kapitalistischen Süden. Bis heute stehen sich beide Länder feindlich gegenüber. Offiziell ist es den Menschen weder im Norden noch im Süden erlaubt, die andere Seite zu betreten oder sich mit den Menschen der anderen Seite zu treffen. Währenddessen dürfen Menschen aus aller Herren Länder nach Nordkorea reisen, sogar US-Amerikaner. Der gebürtigen südkoreanischen Regisseurin gelang es erst mit einem deutschen Pass, ungehindert nach Nordkorea einzureisen.“ Bei dieser Regisseurs des 2016er Dokumentarfilms MY BROTHERS AND SISTERS FROM THE NORTH handelt es sich um Sung-Hyung Cho, die einem breiten Publikum vor allem mit ihrem Debutfilm, der Wacken-Dokumentation FULL METAL VILLAGE, bekannt wurde, und die sich in vorliegendem Werk anschickt, einen Blick in den nördlichen Teil Koreas zu werfen, um zu erfahren, wie die Menschen dort jenseits westlicher oder nordkoreanischer Propaganda tatsächlich ticken, wovon sie träumen, wie ihr Alltag aussieht.

Es ist reizvoll, MY BROTHERS AND SISTERS FROM THE NORTH in zeitlicher Nähe zu dem ein Jahr zuvor veröffentlichten Film IM STRAHL DER SONNE von Vitali Manski zu betrachten. Wir erinnern uns: Manskis Team wurde ein fixes Drehbuch vorgelegt, von dem kein Jota abgewichen werden durfte, während man mehrere Monate lang das (vermeintlich authentische) Leben eines achtjährigen nordkoreanischen Mädchens mit der Kamera begleiteten; da der Film aber permanent auf seine eigene Inszeniertheit und Faktenverzerrung hinweist, also quasi die Art und Weise, wie das Regime den ausländischen Filmemachern eine glattgeschleckte Lebensrealität zu verkaufen versucht, zu seinem eigentlichen Sujet werden ließ, entsteht so etwas wie eine Meta-Dokumentation: Eine Dokumentation, die sich selbst fortwährend dekonstruiert, um das eigene Lügengeflecht zu entblößen. Demgegenüber belässt es Sung-Hyung Cho bei einigen kurzen Sätzen gleich zu Beginn, in denen sie auf ihre konkreten Drehbedingungen eingeht. Natürlich, sagt ihre Stimme aus dem Off, seien ihre Interviewpartner, die Orte, die sie besuchen durfte, die Themen, die anzuschneiden ihr möglich war, vor Drehbeginn sorgsam von der nordkoreanischen Regierung ausgewählt worden; davon, dass sie frei mit ihrem Kamerateam durch die Volksrepublik hätte streifen und wahllose Passanten ins Gespräch hätte verwickeln können, kann keine Rede sein. Danach aber rekurriert die Regisseurin zu keinem Zeitpunkt mehr auf diese strikten Vorgaben: Wir erfahren nichts davon, wie viele Aufpasser ihr während des Drehs über die Schultern linsten, ob oder inwieweit sich die einzelnen Interviewszenen an einem Skript entlanghangeln mussten, nicht mal, was ihre ganz persönlichen Eindrücke von Nordkorea gewesen sind. Im Gegensatz zu Manskis Film, der über einen permanent kontextualisierenden und problematisierenden Off-Kommentar verfügt, tritt Sung-Hyung Cho als Subjekt völlig hinter ihren Bildern zurück, gibt den unterschiedlichen Menschen, denen sie im Lauf ihrer Reise begegnet, uneingeschränkten Raum, stellt ihre Fragen leise, respektvoll, beinahe schüchtern – wodurch es möglich ist, MY BROTHERS AND SISTERS FROM THE NORTH sowohl als einen Film abzukanzeln, der aktiv an der nordkoreanischen Propagandamaschinerie mitwirkt, da er seinen eigenen Entstehungsprozess kein bisschen selbstreflexiv beleuchtet, oder aber als einen Film zu loben, der völlig unvoreingenommen, nüchtern, fernab der geringsten politisch eingefärbten Kritik einfach nur das wiedergibt, was ihm an Impressionen in Kim Jong-uns Märchenreich über den Weg läuft, und eine Beurteilung des Gezeigten an das selbstständig denkende Publikum delegiert.

Über den Weg laufen Sung-Hyung Cho einige interessante Persönlichkeiten: Da ist der Mitarbeiter des größten Badeparks in Pjöngjang, der uns stolz durch die weiträumige Anlage führt, vom Design der einzelnen Schwimmbäder, Rutschen, Liegewiesen schwärmt, die Kim Jong-un höchstselbst entworfen haben soll, und auf Sung-Hyung Chos Frage, weshalb denn kein einziger weibliche Gast einen Bikini tragen würde, verkündet, dass solche Kleidungsstücke in Nordkorea nicht erlaubt seien, weil man mit allen Kräften verhindern müsse, dass imperialistisch konnotierte Modeartikel den gesunden Volksgeist korrumpierten; da ist eine Familie, die in einem Bauernkollektiv lebt, wo man seine Energie aus Methangas, sprich, menschlichen und animalischen Exkrementen gewinnt, noch immer feuchte Augen bekommt, wenn ihre Mitglieder sich ins Gedächtnis rufen, dass Kim Jong-il exakt diese Farm in den 70ern besucht und zum Modell für zukünftige Kolchosen erklärt habe, oder wenn man von der Praxis des „patriotischen Reises“ erzählt: Was man zu viel an Reis erwirtschaftet hat, spendet man bereitwillig dem Staat, denn nur ein Gefäß, das nach außen hin wundervoll schimmere, könne auch einen prächtigen Inhalt haben; da ist ein Künstler, der ganz unter dem Zeichen des Sozialen Realismus stehende Gemälde malt, und unserer Regisseurin weismacht, er sei mit seinen etwas kitschigen, zutiefst biederen Darstellungen des Proletariats in Nordkorea zu Ruhm und Reichtum gelangt, wobei er relativ offen mit Sung-Hyung Cho zu flirten versucht; da ist die junge Frau, die in einer Textilfabrik arbeitet, und sowohl davon träumt, dass eines Tages Menschen mit Kleidungsstücken, die sie selbst entworfen hat, durch ihre Heimatstadt Wonsan laufen, wie auch davon, eines Tages aufgrund ihres Arbeitseifers von ihren Arbeitgebern die Erlaubnis einer Reise nach Pjöngjang zu erhalten, denn zu gerne würde sie einmal die Hauptstadt sehen. Der Rektor eines Sportinternats mit Schwerpunkt Fußball berichtet voller Ehrfurcht von dem Tag, als Kim Jong-un die Schule eingeweiht habe; eine Lehrerin begeistert ihre Schüler mit interaktivem Englischunterricht; eine Näherin teilt mit, dass viele Textilien nach China exportiert werden würden, wo man sie, um das generelle Handelsembarko Nordkoreas zu umgehen, mit dem Hinweis „Made in China“ versehe.

Auch wenn Sung-Hyung Cho den Eindruck vermittelt, ihre Gesprächspartner einfach nur reden zu lassen, ohne die Interviews in eine bestimmte Richtung zu steuern, erfahren wir doch zwischen den Zeilen und manchmal auch ganz offen verblüffende Einsichten in den Alltag Nordkoreas, die das dortige Leben durchaus sowohl in positiver wie negativer Weise demystifizeren. Omnipräsent sind die Plakate an Gebäudefassaden oder in Fabriken, die die Menschen zu mehr Fleiß aufrufen, ihnen drohen, ihnen die Schönheit vor Augen führen, unter der Kim-Dynastie leben zu dürfen; omnipräsent ist ebenso ein soziales Rating-System, nach dem beispielweise die Arbeiterinnen der Textilfabrik nach jedem Arbeitstag entweder ausgezeichnet oder getadelt werden, wobei die Mitarbeiter, die sich besonders hervorgetan haben, sei es nun arbeitstechnisch oder zwischenmenschlich, vor der versammelten Belegschaft wie Heldinnen gelobt werden; omnipräsent ist nicht zuletzt der bizarre Personenkult, den man um die drei Kims betreibt, denn obwohl Sung-Hyung Cho größtenteils darauf verzichtet, uns eine der gigantischen Statuen der nordkoreanischen Führer zu zeigen, uns aber immerhin in die eine Mischung aus touristischer Attraktion und religiöser Reliquie darstellende Hütte führt, in der Kim Jong-il geboren worden sein soll, sind die drei Landesväter allgegenwärtig wie Götter oder übermächtige Phantome, die ihre Schäflein jederzeit strafen oder in den siebten Himmel heben können. Besonders aufschlussreich sind nicht zuletzt die Gespräche mit einer älteren Frau, deren Vater im Kampf gegen die Japaner gefallen ist, und die sich eine Wiedervereinigung von Süd- und Nordkorea herbeisehnt, selbstverständlich unter dem Diktat, dass der Süden sich dem Norden anschließen soll, und nicht umgekehrt. Wovon MY BROTHERS AND SISTERS FROM THE NORTH natürlich nichts erzählt, sind leere Supermarktregale, Umerziehungslager, ein übermächtiger Leistungsdruck, Gräuelpropaganda gegen den Westen, und, einmal mehr, die Frage, ob die Menschen, die Sung-Hyung Cho trifft, all ihre verklärenden Aussagen nicht doch hauptsächlich nach einem vorgefertigten Skript herunterbeten. Was der Film indes in angenehm zurückhaltender Weise tut, das ist, eine ganze Reihe unterschiedlicher Einwohner Nordkoreas mit dem gebührenden Respekt zunächst einmal in ihrem Menschsein zu portraitieren.
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Re: Meine Brüder und Schwestern im Norden - Sung-Hyung Cho (2016) [Doku]

Beitrag von buxtebrawler »

Salvatore Baccaro hat geschrieben: Di 16. Feb 2021, 20:03 Da war der Bux tatsächlich flinker... ;-)
Es wird mir niemand glauben, aber das war tatsächlich Zufall...
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Salvatore Baccaro
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Re: Meine Brüder und Schwestern im Norden - Sung-Hyung Cho (2016) [Doku]

Beitrag von Salvatore Baccaro »

buxtebrawler hat geschrieben: Di 16. Feb 2021, 21:28
Salvatore Baccaro hat geschrieben: Di 16. Feb 2021, 20:03 Da war der Bux tatsächlich flinker... ;-)
Es wird mir niemand glauben, aber das war tatsächlich Zufall...
Haha. “Great minds think alike, though fools seldom differ.” :D
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Re: Meine Brüder und Schwestern im Norden - Sung-Hyung Cho (2016) [Doku]

Beitrag von Arkadin »

Betreff Dokus über Nordkorea. Ich habe mal auf irgendeinem Spartensender die VICE-Doku "Inside North Korea" gesehen, die ich recht beeindruckend fand und an die mich Eure Rezis stark erinnert haben. Lustigerweise hatte ich ich im Gedächtnis, dass der Reporter (VICE-Gründer Shane Smith) dort auf einem Filmfestival gewesen sei und gleich einen Preis für einen amerikanischen Film entgegennehmen durfte - weil er der einzige Amerikaner weit und breit war. Ich habe eben durch die 3-teilige Doku geflippt, kann das aber nicht finden. Darum denke ich mal, ich verwechsele das mit einer anderen VICE-Doku. Ich glaube, in Nordkorea würde auch kein amerikanischer Film gezeigt, geschweige denn ausgezeichnet. Jetzt grüble ich aber, wo das war...
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