Die Mörder sind unter uns - Wolfgang Staudte (1946)

Moderator: jogiwan

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buxtebrawler
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Re: Die Mörder sind unter uns - Wolfgang Staudte (1946)

Beitrag von buxtebrawler »

Freut mich, dass euch mein Text gefallen hat.

Ich finde Staudtes Vita ja hochinteressant, die auch viel über den Kalten Krieg erzählt. Ein Auszug aus Wikipedia:
In den ersten Jahren nach Ende des Zweiten Weltkriegs erreichte Staudte nach Meinung der Kritik den Höhepunkt seiner künstlerischen Fähigkeiten. Mit dem von der SMAD unterstützten ersten DEFA-Spielfilm Die Mörder sind unter uns schuf Staudte 1946 den ersten deutschen Nachkriegsfilm überhaupt. In den darauffolgenden Jahren und auch nach der Gründung der beiden deutschen Staaten arbeitete der in West-Berlin lebende Staudte bis 1955 hauptsächlich als Grenzgänger für die ostdeutsche DEFA, so bei Rotation (1948/1949) und Der Untertan (1951), für den zunächst Falk Harnack als Regisseur vorgesehen war. In beiden Filmen attackierte Staudte vor allem die Borniertheit des unpolitischen Kleinbürgers in der deutschen Geschichte.

Nach der Premiere des Untertan nannte ihn Der Spiegel einen „politischen Kindskopf“ und „verwirrten Pazifisten“.[2] Der Film blieb im Westen fünf Jahre verboten und durfte dann bis 1971 nur gekürzt gezeigt werden. Staudte wurde dann 1952 während der Dreharbeiten zu Gift im Zoo vom Bundesministerium des Innern dazu gedrängt, eine Verpflichtung zu unterschreiben, künftig nicht mehr für die DEFA zu arbeiten. Dieser Aufforderung kam er nicht nach, wurde deshalb von der Regie abgezogen und produzierte mit Die Geschichte vom kleinen Muck einen Farbfilm, der der DEFA große Erfolge brachte. Der Film Gift im Zoo wurde von Hans Müller fortgesetzt.

Im Jahr 1955 verließ Staudte die DEFA aber doch endgültig und blieb dauerhaft in der Bundesrepublik Deutschland. Ein Grund für diesen Arbeitsplatzwechsel dürfte in seiner Enttäuschung über das Verhalten der DEFA-Leitung in seinem Konflikt mit Bertolt Brecht und Helene Weigel über die Verfilmung von Brechts Mutter Courage und ihre Kinder gelegen haben.

Im Westen wurde ihm zunächst keine Möglichkeit geboten, seine gesellschaftskritischen Anliegen zu inszenieren. Zwischen 1958 und 1960 gründete und betrieb er zusammen mit Harald Braun und Helmut Käutner die Freie Filmproduktion GmbH, ebenfalls 1958 heiratete er die Schauspielerin Ingmar Zeisberg; die Ehe hielt bis 1964. Erst 1959 hatte er mit Rosen für den Staatsanwalt wieder Erfolg bei Kritik und Publikum. Zudem war dieser Film einer von nur sehr wenigen westdeutschen Filmen der 1950er Jahre, in dem die nationalsozialistische Vergangenheit ein Thema war. 1960 wurde ihm für diesen Film der Bundesfilmpreis verliehen; Staudte nahm den Preis jedoch nicht an.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Staudte

"Der Untertan" liegt schon bereit und wird demnächst von mir angeguckt werden.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Maulwurf
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Re: Die Mörder sind unter uns - Wolfgang Staudte (1946)

Beitrag von Maulwurf »

buxtebrawler hat geschrieben: Do 8. Dez 2022, 09:18 Ein Auszug aus Wikipedia:
Zudem war dieser Film einer von nur sehr wenigen westdeutschen Filmen der 1950er Jahre, in dem die nationalsozialistische Vergangenheit ein Thema war.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Staudte
Dem möchte ich ein klein wenig widersprechen. Nach den erfolgreichen Heimatfilmen und Komödien der Mitt-50er hatte der USA-Heimkehrer Frank Wisbar 1957 überraschend Erfolg mit HAIE UND KLEINE FISCHE über das Leben im Heer, 1959 war HUNDE, WOLLT IHR EWIG LEBEN? ein niederschmetternder Streifen über die Schlacht von Stalingrad, und 1960 kam NACHT FIEL ÜBER GOTENHAFEN über die Vertreibung aus Ostpreußen und das Drama der Wilhelm Gustloff (gerade erst gesehen und ein gigantisch guter Film). In den Jahren zuvor gab es aber auch mal mehr und mal weniger halbherzige Versuche, sich mit der Verganghenheit auseinanderzusetzen, ohne dabei wehtun zu wollen: DES TEUFELS GENERAL ist ein Abenteuerfilm, komplett zugeschnitten auf den kernigen Curd Jürgens, und CANARIS zeigt das Leben im Geheimdienst der 30er- und 40-erJahre, spart hier aber (ähnlich wie DES TEUFELS GENERAL) die Schattenseiten nicht völlig aus. Versuche, sich mit dem 1000-jährigen Reich auseinanderzusetzen, waren also durchaus da, wobei der Misserfolg von Peter Lorres DER VERLORENE sicher auch dazu beigetragen hat, dass das Thema von den Produzenten nicht gerne angefasst wurde.

Wolfgang Staudte selber hat sich dann 1960 mit dem grandiosen KIRMES selber ein Bein gestellt, wahrscheinlich aber war er (zu Recht) sehr stolz auf den Film, auch wenn er in Deutschland anschliessend eine Zeit gebraucht hat um wieder auf die Beine zu kommen.

Auf jeden Fall gab es in den 50er-Jahren durchaus Versuche der Vergangenheitsbewältigung, und die sind nach meiner Meinung alle durch die Bank ausgesprochen sehenswert.
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
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buxtebrawler
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Re: Die Mörder sind unter uns - Wolfgang Staudte (1946)

Beitrag von buxtebrawler »

Maulwurf hat geschrieben: Do 8. Dez 2022, 10:47 Dem möchte ich ein klein wenig widersprechen. Nach den erfolgreichen Heimatfilmen und Komödien der Mitt-50er hatte der USA-Heimkehrer Frank Wisbar 1957 überraschend Erfolg mit HAIE UND KLEINE FISCHE über das Leben im Heer, 1959 war HUNDE, WOLLT IHR EWIG LEBEN? ein niederschmetternder Streifen über die Schlacht von Stalingrad, und 1960 kam NACHT FIEL ÜBER GOTENHAFEN über die Vertreibung aus Ostpreußen und das Drama der Wilhelm Gustloff (gerade erst gesehen und ein gigantisch guter Film). In den Jahren zuvor gab es aber auch mal mehr und mal weniger halbherzige Versuche, sich mit der Verganghenheit auseinanderzusetzen, ohne dabei wehtun zu wollen: DES TEUFELS GENERAL ist ein Abenteuerfilm, komplett zugeschnitten auf den kernigen Curd Jürgens, und CANARIS zeigt das Leben im Geheimdienst der 30er- und 40-erJahre, spart hier aber (ähnlich wie DES TEUFELS GENERAL) die Schattenseiten nicht völlig aus. Versuche, sich mit dem 1000-jährigen Reich auseinanderzusetzen, waren also durchaus da, wobei der Misserfolg von Peter Lorres DER VERLORENE sicher auch dazu beigetragen hat, dass das Thema von den Produzenten nicht gerne angefasst wurde.

Wolfgang Staudte selber hat sich dann 1960 mit dem grandiosen KIRMES selber ein Bein gestellt, wahrscheinlich aber war er (zu Recht) sehr stolz auf den Film, auch wenn er in Deutschland anschliessend eine Zeit gebraucht hat um wieder auf die Beine zu kommen.

Auf jeden Fall gab es in den 50er-Jahren durchaus Versuche der Vergangenheitsbewältigung, und die sind nach meiner Meinung alle durch die Bank ausgesprochen sehenswert.
Danke für die Ergänzungen!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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CamperVan.Helsing
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Re: Die Mörder sind unter uns - Wolfgang Staudte (1946)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Maulwurf hat geschrieben: Mi 7. Dez 2022, 19:47 Ein sehr schöner Text! Ich habe den Film vor gar nicht langer Zeit auch gesehen, komme mit meinem Text aber gar nicht so recht vom Fleck. Als zu überwältigend, zu niederschmetternd, empfand ich den Film, als dass mir die richtigen Worte eingefallen wären ...
Warum muss denn auch stets ein großartiger Text sein? In erster Linie schaut man doch einen Film für sich selber. Und Begriffe wie überwältigend und niederschmetternd sagen doch schon eine Menge aus. Mein eigener Eindruck ist ähnlich.
Maulwurf hat geschrieben: Do 8. Dez 2022, 10:47
buxtebrawler hat geschrieben: Do 8. Dez 2022, 09:18 Ein Auszug aus Wikipedia:
Zudem war dieser Film einer von nur sehr wenigen westdeutschen Filmen der 1950er Jahre, in dem die nationalsozialistische Vergangenheit ein Thema war.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Staudte
Dem möchte ich ein klein wenig widersprechen. Nach den erfolgreichen Heimatfilmen und Komödien der Mitt-50er hatte der USA-Heimkehrer Frank Wisbar 1957 überraschend Erfolg mit HAIE UND KLEINE FISCHE über das Leben im Heer, 1959 war HUNDE, WOLLT IHR EWIG LEBEN? ein niederschmetternder Streifen über die Schlacht von Stalingrad, und 1960 kam NACHT FIEL ÜBER GOTENHAFEN über die Vertreibung aus Ostpreußen und das Drama der Wilhelm Gustloff (gerade erst gesehen und ein gigantisch guter Film). In den Jahren zuvor gab es aber auch mal mehr und mal weniger halbherzige Versuche, sich mit der Verganghenheit auseinanderzusetzen, ohne dabei wehtun zu wollen: DES TEUFELS GENERAL ist ein Abenteuerfilm, komplett zugeschnitten auf den kernigen Curd Jürgens, und CANARIS zeigt das Leben im Geheimdienst der 30er- und 40-erJahre, spart hier aber (ähnlich wie DES TEUFELS GENERAL) die Schattenseiten nicht völlig aus. Versuche, sich mit dem 1000-jährigen Reich auseinanderzusetzen, waren also durchaus da, wobei der Misserfolg von Peter Lorres DER VERLORENE sicher auch dazu beigetragen hat, dass das Thema von den Produzenten nicht gerne angefasst wurde.

Wolfgang Staudte selber hat sich dann 1960 mit dem grandiosen KIRMES selber ein Bein gestellt, wahrscheinlich aber war er (zu Recht) sehr stolz auf den Film, auch wenn er in Deutschland anschliessend eine Zeit gebraucht hat um wieder auf die Beine zu kommen.

Auf jeden Fall gab es in den 50er-Jahren durchaus Versuche der Vergangenheitsbewältigung, und die sind nach meiner Meinung alle durch die Bank ausgesprochen sehenswert.
Sicher, die gab es, aber die allgemeine Wahrnehmung der 50er-Filme reicht ja doch eher vom "Förster vom Silberwald" zu "Conny und Peter machen Musik".

Zur Vergangenheitsbewältigung wäre mit tatsächlich auch zuerst Staudtes "Rosen für den Staatsanwalt" eingefallen. Das Kriegsthema liegt mir eigentlich kaum, so dass ich da nur auf Bernhard Wickis Meisterwerk "Die Brücke" von 1959 hinweisen kann.

Für 2023 will ich mir nun endlich die drei Spielfilme von Peter Pewas vornehmen. Der erste entstand noch 1944 im Nazi-Reich, wurde dort aber verboten. Der zweite dann 1947 für die DEFA, und der dritte dann Mitte der 50er in der Bundesrepublik.

Und das Hildegard-Knef-Double-Feature aus "Die S+ünderin" und "Alraune" liegt hier auch schon ewig ungesehen rum...


PS: Keine deutsche Produktion, aber in Berlin entstanden, ist Billy Wilders "Eine auswärtige Affäre" von 1948 ein Muss.
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karlAbundzu
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Re: Die Mörder sind unter uns - Wolfgang Staudte (1946)

Beitrag von karlAbundzu »

Auch Peter Lorres einzige Regiearbeit entstand 1951 in Deutschland und beschäftigte sich mit der Nazi Zeit, DER VERLORENE.
Unbedingt empfehlenswert.
Aber ein Flop zu seiner Zeit.
Es waren halt die Ausnahmen und diese dann auch weniger erfolgreich als die Eskapismusfilme.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Maulwurf
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Re: Die Mörder sind unter uns - Wolfgang Staudte (1946)

Beitrag von Maulwurf »

 
Die Mörder sind unter uns
Deutschland 1946
Regie: Wolfgang Staudte
Wilhelm Borchert, Hildegard Knef, Arno Paulsen, Elly Burgmer, Erna Sellmer, Hilde Adolphi, Marlise Ludwig,
Ursula Krieg, Robert Forsch, Albert Johannes, Wolfgang Dohnberg, Ernst Stahl-Nachbaur


Die Mörder sind unter uns.jpg
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Der Krieg ist vorbei, und alle sind sie wieder da: Die Tratschweiber die alles besser wissen, und bis vor ein paar Monaten auch als Blockwart durchgegangen wären. Die Scharlatane, die anderen unter dem Mantel der Wohlanständigkeit das Geld aus der Tasche ziehen. Die Kriegsgewinnler, die das Fett von der Suppe schöpfen, immer oben schwimmen und das Word Elend höchstens aus den Erzählungen anderer kennen. Und natürlich die stillen Armen, deren Leben aus Arbeit, Hoffnung und der Jagd nach etwas Essen besteht. Auch andere sind nach dem Krieg in diesem Mikrokosmos des menschlichen Lebens gefangen: Die junge Susanne, die nach ihrer Rückkehr aus der Vergangenheit immerhin das Glück hat, dass ihre Wohnung noch existiert, und sie dort noch leben darf. Zusammen mit dem zynischen Arzt Heinz Mertens, der Vergessen sucht im Alkohol und in der Zerstreuung. Der Susanne vorwirft, dass sie wahrscheinlich in den Bergen war, in Sicherheit, nicht ahnend, dass sie im Konzentrationslager war. In einer Art Sicherheit, so wie sie selber sagt. Susanne und Heinz verlieben sich ineinander, doch die Dämonen Heinz‘ lassen ihn nicht los: Susanne findet in den Sachen von Heinz den Brief eines toten Soldaten, der an die Frau dieses Soldaten überbracht werden soll. Heinz, der diesen Brief nie abgeben wollte, lässt sich erweichen den Brief abzugeben – Und steht urplötzlich vor seinem früheren Hauptmann, dem jetzigen Fabrikanten Brückner, dem es egal ist ob aus Kochtöpfen Stahlhelme hergestellt werden oder aus Stahlhelmen Kochtöpfe, nur zurechtkommen muss man dabei, darauf kommt es an. Und mit Brückner kommen auch die Erinnerungen wieder hoch. An das Massaker, das Brückner zu Weihnachten 1942 in einem kleinen Ort in Polen veranlasste. 36 Männer. 54 Frauen. 31 Kinder. Munitionsverbrach 347 Schuss. Ja um Gottes Willen, da war doch Krieg. Da waren doch ganz andere Verhältnisse …

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Bilder wie aus einem amerikanischen Noir jener Zeit. Schatten. Gitter. Menschen, deren Schuld sie fast greifbar umgibt. Szenen, die sich durch diese Kamera auf die Netzhaut brennen, und auch wenn aus heutiger Sicht die Charakterisierungen durch die Bilder wenig subtil stattfinden, so sind sie auf diese Weise doch ungeheuer eindrucksvoll.

Zum Beispiel Arno Paulsen als Brückner. Freundlich, jovial, liebenswürdig, kultiviert. Ein Mann dem man vertraut. Die Bilder mit Brückner sind lange Zeit hell und freundlich, und Heinz Mertens wirkt in seinem dunklen Mantel und dem unrasierten und mürrischen Gesicht wie ein böser Eindringling in einer heilen Märchenwelt. Einer Märchenwelt, die Brückner bewusst um sich herum aufgebaut hat, um die Vergangenheit auf Distanz zu halten. Erst am Ende, wenn er von dieser Vergangenheit eingeholt wird, umgibt ihn der Schatten der realen Welt in Form eines Gitters, der Schatten in Gestalt von Toten die sich als Schwärze über ihn werfen. Wie gesagt sicher nicht subtil, aber filmisch sehr eindrucksvoll.

Denn man muss sich eben auch vergegenwärtigen, wann dieser Film produziert wurde, unter welchen Umständen, und was er erzählt. Eine Geschichte von zerstörten Menschen in einem zerstörten Land, die in den wenigen Kinos gezeigt werden soll die es noch gab. Vor Menschen, die im Alltag von Zerstörung umgeben sind. Die sich nach einfachen Botschaften sehnen, und mutmaßlich keine verkopften Kunstgebilde sehen wollten, sondern etwas, womit sie sich identifizieren konnten.

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DIE MÖRDER SIND UNTER UNS trifft genau diese Vorgaben. Er bietet den damaligen Zuschauern Charaktere die sie kennen, die sie im alltäglichen Leben treffen können, und die in Form der Hauptfiguren so überhöht sind, dass sie als Identifikationsfiguren dienen können. Und wieviele Männer haben dort, irgendwo in den Ruinen, wohl ihren früheren Hauptmann getroffen, und sind mit ihm ihren Erinnerungen und ihren Dämonen begegnet? Wolfgang Staudte gibt diesen verlorenen Männern ein Gesicht und eine Stimme, und er zeigt ihnen, dass die Lösung, die den gewaltgewohnten Menschen sicher oft vorschwebt, dass dies keine Lösung sein kann, wenn man die Vergangenheit hinter sich bringen will.
Und damit bietet der Film gleichzeitig ein packendes Drama, eingebettet in die damalige Zeit, und er regt zum Nachdenken an und deutet auf ein Problem, dass auch die kommenden Generationen noch lange beschäftigen wird.

Aus heutiger Sicht gibt der Film, gerade als erster Film, der nach dem Krieg in Deutschland produziert wurde, Einsicht in eine Zeit, die heute kaum noch vorstellbar ist. Und von der viel zu viele wollen dass sie wiederkommt. Zwar kann man DIE MÖRDER SIND UNTER UNS vieles vorwerfen, vor allem gerade mit der Brille der modernen Zeit. Dass der Film oft plakativ ist und vereinfacht. Dass die Liebesgeschichte zwischen Susanne und Heinz unglaubwürdig ist. Dass die Charaktere schablonenhaft sind, und die Geschichte (fast) nur gut oder böse kennt. Aber zum einen sind zwingend die Produktionsbedingungen zu berücksichtigen, die auf keinen Fall einfach zu nennen waren, und zum anderen, ich erwähnte es bereits, wollten die Menschen zu dieser Zeit sicher vieles, aber keine komplizierten Geschichten, die nur durch eine kluge Filmanalyse zu verstehen sind. Staudte gibt hier nicht nur den verlorenen Männern ein Gesicht, sondern auch den einfachen Menschen, den Ausgebombten und den um Brot und Wasser Anstehenden, in der Schlange beim Bäcker oder beim Brunnen. Diesen Menschen gibt er eine Möglichkeit sich selber zu wiederzufinden und das Vergangene vielleicht ein klein wenig zu verarbeiten.

DIE MÖRDER SIND UNTER UNS ist nicht nur grafisch ein Noir, sondern auch narrativ. Die getriebenen Menschen mit dem zerstören Schicksal, mit der gebrochenen Seele, und trotzdem immer wieder der Versuch auf die Beine zu kommen. Gegen alle Widerstände doch noch etwas zu erreichen. Trotzdem er gelegentlich etwas plakativ daherkommt auch und gerade heute ein sehr eindrücklicher und starker Film mit großer Wirkung. Stark!

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