Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

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FarfallaInsanguinata
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

sid.vicious hat geschrieben: Mi 6. Sep 2023, 11:00
KICK OUT THE JAMS - MC5
Erscheinungsjahr: 1969
Das gleiche wie bei "The Stooges"; essentielles Album, das ich als deutsche Erstpressung mit hübschem goldenem Elektra-Label besitze. Wobei die MC5 deutlich gängiger und billiger ist.
Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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sid.vicious
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Beitrag von sid.vicious »

THE BAND OF GYPSYS - Jimi Hendrix

Erscheinungsjahr: 1970

Jimi Band.jpg
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A1 Who Knows (Written-By – J. Hendrix)
A2 Machine Gun (Written-By – J. Hendrix)

B1 Changes (Written-By – B. Miles)
B2 Power To Love (Written-By – J. Hendrix)
B3 Message Of Love (Written-By – J. Hendrix)
B4 We Gotta Live Together (Written-By – B. Miles)


„Band of Gypsys“ wurde gemäß der LP-Cover-Angaben von Wally Heider aufgenommen. Location war das Musiktheater „The Fillmore“. Mit Blick auf das Album werden freilich die Geschichten um Hendrix´ vertragliche Verpflichtungen sowie um das Ende der ursprünglichen Experience-Formation aktiviert. Das aufzubröseln ist mir allerdings zu aufwendig. Wichtig ist: Hendrix spielte für „Band of Gypsys“ gemeinsam mit Billy Cox und Buddy Miles. Ein Trio, das bis dato vornehmlich „Band of Gypsys“ genannt wird.

Auch wenn ich das Album („Band of Gypsys“) mag, hat es nicht die Klasse der drei Werke, die die Experience-Formation ablieferte. Mein Liebling (auf „Band of Gypsys“) wurde übrigens nicht von Hendrix, sondern von Buddy Miles komponiert. Der Opener auf Seite 2, das großartige „Changes“.

Die mir vorliegende LP wurde 1975 gepresst und klingt einfach super. Es hörte wie fühlte sich so an, als wäre ich mitten im Publikum, um den „Gypsys“ zu lauschen und ihnen abschließend den verdienten Applaus zu spendieren. Ein weiterer Beleg dafür, dass es die richtige Entscheidung war, zum Vinyl zurückzukehren!
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Beitrag von sid.vicious »

HELP - The Beatles

Erscheinungsjahr: 1965

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A1 Help!
A2 The Night Before
A3 You've Got To Hide Your Love Away
A4 I Need You
A5 Another Girl
A6 You’re Going To Lose That Girl
A7 Ticket To Ride
B1 Act Naturally
B2 It’s Only Love
B3 You Like Me Too Much
B4 Tell Me What You See
B5 I’ve Just Seen A Face
B6 Yesterday
B7 Dizzy Miss Lizzy



Gemeinhin wird ja gern behauptet: „…und dann kam „Rubber Soul“ und da ging es erst richtig los.“ Mit der Behauptung bin ich nicht ganz konform. Freilich bescheinigt „Rubber Soul“ den BEATLES eine allumfassende kompositorische Reife und reflektiert wie „Revolver“ und „Pepper“ mindestens ein 10 von 10 Punkte Album. Doch „Help“ ist meines Erachtens dito nicht weit von der Bestmarke entfernt, was mich die Tafel mit der 9 zücken lässt.

Lennon fordert respektive schreit zwar nicht vehement nach der Tafel mit den 10 Punkten, aber trotzdem vehement um Hilfe. Und Paul, Ringo und George unterstützen Johns Hilferuf. Damit ist der Weg geebnet und die Fab Four treten mit einem beeindruckenden Titelsong („Help“) an dessen Startlinie. Wow, was für ein Opener! Bestückt mit grandiosen Gesangsmelodien und perfekt eingesetzten Backing Vocals. Das entlockt mir nebst einem kräftigen Heidewitzka aber auch ein hilfloses „Was jetzt?“, denn wer so was gleich zu Begin raus haut, der setzt sich doch fortan gewaltig unter Druck. Bedeutet, es ist nicht nur enorm schwierig, sondern nahezu unmöglich eine solche Nummer im weiteren Verlauf des Albums zu toppen. Es sei du bist Paul McCartney und hast so was wie „Yesterday“ im Repertoire. Nein, ich finde „Yesterday“ nicht besser als „Help“, aber ein Groß der Musikfans wird „Yesterday“ über die Maßen lieben und ähnlich feiern wie den Titelsong des letzten Studio-Album der BEATLES.

Die erste „Help“-Seite liefert nicht einen Ausfall. „The Night before“, „You´re gonna lose that Girl“, „Ticket to Ride“ – das zimmert alles bestens rein, regt an zum Mitsummen, Mitsingen, zum Zappeln und Rappeln. Klasse! Aber: Seite 2 kann mit der galaktischen Seite 1 nicht mithalten - in der Schule wäre es aber immer noch eine 2 + geworden.

„Help“ kam 1965 auf den Plattenmarkt. Bis dato konnten die STONES noch keinen so wirklichen Meilenstein verbuchen. R&B war weiland in London das Flagschiff der Rebellen und die STONES spielten weiterhin emsig Coverversionen und brachten im selben Jahr „Get out of our Heads“ raus. Für mich ein 7 von 10 Album. Ein Jahr darauf sollte „Aftermath“ folgen. Die STONES setzten nun endlich alles auf Eigenkompositionen und konnten ein Stück weit näher an die übermächtigen BEATLES heranrücken. M. E. wurden die STONES allerdings erst ab Dezember 1967 (dem Veröffentlichungstag von „Their Satanic Majesties Request“) zu Giganten. Denn „Satanic Majesties“ eröffnete jenes L'Âge d'Or, das eine Serie von fünf sensationellen STONES-Alben folgen ließ.

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Beitrag von sid.vicious »

EXIL ON MAIN ST. - The Rolling Stones

Erscheinungsjahr: 1972
STONES EXILE.jpg
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Rocks Off .
Rip This Joint
Shake Your Hips
Casino Boogie
Tumbling Dice

Sweet Virginia
Torn And Frayed
Sweet Black Angel
Loving Cup

Happy
Turd On The Run
Ventilator Blues
I Just Want To See His Face
Let It Loose

All Down The Line
Stop Breaking Down
Shine A Light
Soul Survivor





„Ich denke nicht, dass es ein besonders tolles Album ist.“ (Mick Jagger über „Exil on Main St.“)


Keith Richards mochte diese Aussage jedoch nicht bestätigen und bezeichnet(e) „Exil“ neben „Beggars“ als sein liebstes STONES-Album. Die zeitgenössische Musikpresse stufte „Exil“ überwiegend negativ ein. Trägheit und Schlampigkeit warf man den Songs vor und attestierte der gesamten Platte eine mindere Klangqualität. Nur wenige Kritikerstimmen klangen wohl gesonnen. Eine von ihnen sprach beinahe in Edgar Allan Poe-Manier von einem „verschwommenen, nebulösen Meisterwerk“.

Heute klingen die Worte mit Blick auf „Exil“ anders - vornehmend positiv und hin und wieder gar euphorisch. Ich habe auf Plattenbörsen mit Leuten gesprochen, die die STONES seit deren Anbeginn verfolgen und „Exil“ nicht nur als das beste STONES-Album, sondern gar als das beste Rock-Album aller Zeiten ansehen.

Mich persönlich konnte und kann das von Robert Christgau als „ausgepumptes Meisterwerk“ charakterisierte, 18 Songs inkludierende, Doppelalbum („Exil on Main St.“) jederzeit mit seinen nasskalten Griffeln packen und tief in sich hineinziehen.

Die Behauptung, dass „Exil“ keinen eindeutigen wie bedeutenden Klassiker enthält, kann ich nicht (!) bestätigen. Denn „Shine a Light“ steht eindeutig in der Tradition von „Gimme Shelter“ als auch „You can´t always get what you want“. „Shine a Light“ liefert alles, was zu einem großen Klassiker dazugehört. Trotzdem ist „Shine a Light“ nicht mein eindeutiger Favorit auf „Exil“. Ich schätze nämlich vornehmlich das Songkollektiv, welches mir „Exil“ offeriert und welches den möglichen Individualisten an der kurzen Leine hält und vom Ausbruch aus der gleichberechtigten Gemeinschaft abhält. „Rocks off“, „Happy“, „Turd on the Run“, “Let it loose”. Funk, Soul, R&B, Rock, Punk. Dekadenz, Unberechenbarkeit, Nicht-Vorhersehbarkeit. „Exil“ schöpft aus vielen Töpfen und mischt das Auserkorene zu einem schmackhaften Allerlei, zu einem allumfassend funktionierenden Kollektiv.

Ich habe mir „Exil“ seit dem Kauf Anfang Oktober 2023 dreimal von Vinyl angehört, und es werden noch viele Male folgen und vermutlich wird irgendwann auch der Tag kommen, an dem ich dem Doppelalbum 10 von 10 zugestehe. Bis dato sind es allerdings nur 9 von 10. Dieserhalb und desterwegen bleibt „Let it bleed“ auch weiterhin meine unangefochtene Nummer 1 im STONES-Kosmos.

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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

THROUGH THE PAST, DARKLY- The Rolling Stones

Erscheinungsjahr: 1969

STONES BEST.jpg
STONES BEST.jpg (168.57 KiB) 1057 mal betrachtet

A1 Jumpin' Jack Flash 3:40
A2 Mother's Little Helper 2:40
A3 2,000 Light Years From Home 4:45
A4 Let's Spend The Night Together 3:29
A5 You Better Move On 2:40
A6 We Love You 4:34

B1 Street Fighting Man 3:10
B2 She's A Rainbow 4:35
B3 Ruby Tuesday 3:12
B4 Dandelion 3:56
B5 Sittin' On The Fence 2:53
B6 Honky Tonk Women 3:03


Die Veröffentlichung wird unterschiedlich begründet. Einerseits sollte sie Brian Jones (der kurz zuvor verstarb) würdigen, andererseits die Wartezeit auf das nächste STONES-Album, "Let it bleed“, verkürzen.

Macht es überhaupt Sinn sich so etwas zu kaufen? Klar, macht es! Mit Blick auf den Veröffentlichungszeitpunkt sowieso, denn Übersongs wie "Honky Tonk Women", "We love you“ und "Jumpin' Jack Flash" erschienen nur als Single und nicht auf den Studio Alben. Zweitgenannter erhielt als B-Seite den Song "Dandilion“, bei dem John Lennon and Paul McCartney die Backing Vocals singen. Und eben dieser "Dandilion“ ist dito Teil dieser Compilation!

Warum die Verantwortlichen nicht in dieser Manier weitergearbeitet haben und nicht die zusammengehörenden A- und B-Seiten auf die LP gepackt haben? Wer wird es wissen? Die B-Seite von "Jumpin' Jack Flash", "Child of the Moon", ist beispielsweise nicht enthalten. Wer den Song dennoch auf LP haben möchte, dem empfehle ich die STONES-Compi „No Stone unturned“, die zudem mit weiteren STONES-B-Seiten ausgestattet ist.

Nun gut, Fakt ist: Diese Platte bereitet viel Freude. Du kannst die LP immer wieder auflegen, denn du wirst fortwährend bestens unterhalten. Was mit (dem meines Erachtens sehr punkigen) "Jumpin' Jack Flash" losgeht, endet mit dem möglicherweise besten aller STONES-Songs - "Honky Tonk Women".

Wenn ich mich nicht verzählt oder verkalkuliert habe, ergo beim Zählen wie Kalkulieren nicht verpeilt war, dann sind sieben der 12 Songs nicht auf den STONES-Studio-Alben erschienen.

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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

LET IT BE - The Beatles

Erscheinungsjahr: 1972


A1 Two Of Us
A2 I Dig A Pony
A3 Across The Universe
A4 I Me Mine
A5 Dig It
A6 Let It Be
A7 Maggie Mae

B1 I've Got A Feeling
B2 One After 909
B3 The Long And Winding Road
B4 For You Blue
B5 Get Back



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„Let it be“ reflektiert das Ende der bedeutungsvollsten Band innert der populären Musik. Und wie könnte ein solcher Abschluss ohne einen ultimativen Kommentar, ohne ein resümierendes und zugleich mehrdeutiges Kurzfazit auskommen, welches auch die Disharmonie, die während der Aufnahmen zwischen den fabulösen Vier herrschte, in den Fokus rückt.

Ausgewählt wurde Lennons Aussage, die er zum Ende des Rooftop Concert tätigte. Eine Aussage, die das „Let it be“-Album als auch die Bandkarriere der BEATLES erwartungsgemäß bissig schließt.

“I'd like to say thank you on behalf of the group and ourselves and I hope we've passed the audition.”


Diese Worte besitzen m. E. eine ähnliche Wirkung wie Rottens schließender Kommentar beim Winterland-Gig: "Ever get the feeling, you've been cheated?"Wer sich mit beiden Bands auskennt, der wird die Zitate weniger mit Satire als viel eher mit Sarkasmus oder gar Zynismus assoziieren.

Lennons bissiger Kommentar und die Disharmonie zwischen den Fab Four werfen nun die Frage auf: Kann das 13. Studioalbum der BEATLES dennoch überzeugen?

Nun, „Let it be“ kann definitiv nicht mit den Bravourstücken - „Soul“, „Revolver“, „Pepper“ - mithalten, aber das erwartet(e) vermutlich eh niemand und ich schon gar nicht, da die galaktischen Drei (die auch zu meinen 10 Lieblingsalben zählen) die Messlatte derart hoch ansetzen, dass ihre individuelle Klasse eh unerreichbar ist.

Für mich ist „Let it be“ zwar vornehmlich ein dokumentierendes Kollektiv, aber andererseits wie konträr zur vorherigen Aussage, zieht „Let it be“ nur aus ganz bestimmten Songs seine Kraft. Um es verständlicher zu formulieren: Welcher Musikfan kennt den Titelsong eigentlich nicht? Wer hat sich hin und wieder nicht dabei ertappt, die Melodie zu summen, zu pfeifen oder gar zu trällern? Und wer aktiv musizieren und demzufolge ein Instrument (Gitarre, Bass) erlernen wollte und dazu auf das Einsteigerbuch aus der Stadtbücherei zugriff, der lernte zuallererst die Griffe respektive die (Ab)Läufe zu „Get back“ – und den Text noch dazu. Freilich liebe ich beide Songs („Get back“, „Let it be“), auch wenn sie nicht meine persönlichen BEATLES Top 20 erreichen. Auch weitere Album-Vetreter wie die hin und wieder als schmalzig verschrienen „Across the Universe“ und "The long and winding Road“ habe ich, wie den überwiegenden Teil der LP, ins Herz geschlossen.

„Let it be“ gehört wie 15 weitere BEATLES Alben (13 mal Studio wie Rot, Blau und Rarities) ohne Wenn und Aber in jede gut sortierte Sammlung. Trotzdem sind aus meiner Sicht nicht mehr als 8 (evt. 8,5) von 10 Punkten drin.

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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von Arkadin »

Naja, danach (wenn auch davor veröffentlicht) kam ja noch "Abbey Road". Sind eben Aufnahmen, die dann während der Auflösung der Band noch an Phil "Wall of Sound" Spector gegeben wurden. 2003 wurde ja die angeblich "echte" Version als "Let It Be... Naked" hinterhergeschoben. Kann gar nicht sagen, welche ich jetzt besser finde. Mag ja den Spector-Bombast ab und zu. Aber ich stimme Dir zu, "Let It Be" wäre so oder so auch nicht meine Wahl für die Top5 Beatles-Alben. Da stände in der Tat wohl das "White Album" oben - auch wenn das eigentlich mehr eine Solo-Album-Kompilation von Lennon, McCartney und Harrison ist. Egal. Zu "Let It Be" zurück - ich gucke so in Häppchen immer mal diese ewig lange Peter-Jackson-Doku über die Aufnahmen. Absolut faszinierend und hiermit sehr empfohlen.
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von Arkadin »

sid.vicious hat geschrieben: Mo 23. Okt 2023, 12:46
Die zeitgenössische Musikpresse stufte „Exil“ überwiegend negativ ein. Trägheit und Schlampigkeit warf man den Songs vor und attestierte der gesamten Platte eine mindere Klangqualität. Nur wenige Kritikerstimmen klangen wohl gesonnen. Eine von ihnen sprach beinahe in Edgar Allan Poe-Manier von einem „verschwommenen, nebulösen Meisterwerk“.

Heute klingen die Worte mit Blick auf „Exil“ anders - vornehmend positiv und hin und wieder gar euphorisch. Ich habe auf Plattenbörsen mit Leuten gesprochen, die die STONES seit deren Anbeginn verfolgen und „Exil“ nicht nur als das beste STONES-Album, sondern gar als das beste Rock-Album aller Zeiten ansehen.
Interessant. Ich habe mir die Platte so ca. 1990 gekauft und da hatte sie schon den Ruf eines Meisterwerks. Aber beim mehrmaligen Durchhören hatte ich exakt denselben Eindruck wie die zeitgenössischen Kritiker (obwohl ich da gar nicht wusste, dass das bei Veröffentlichung schlecht weggekommen ist - kannte nur die damals aktuelle, spätere Einordnung). Ich werde mit dem Ding auch irgendwie nicht richtig warm. Dafür mag ich den Nachfolger "Goats Head Soup" sehr gerne, der wiederum beim Kauf den Ruf als "enttäuschende Platte" hatte. "It's Only Rock'n'Roll" hatte ich dann wieder mit großen Vorerwartungen aufgelegt - finde die aber eher "geht so". Bei "Black and Blue" war es wieder umgekehrt. Erst bei "Some Girls" liefen dann Erwartung und tatsächliches Gefallen wieder (positiv) Hand in Hand.
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von Maulwurf »

Arkadin hat geschrieben: Mi 15. Nov 2023, 14:05 Interessant. Ich habe mir die Platte so ca. 1990 gekauft und da hatte sie schon den Ruf eines Meisterwerks. Aber beim mehrmaligen Durchhören hatte ich exakt denselben Eindruck wie die zeitgenössischen Kritiker (obwohl ich da gar nicht wusste, dass das bei Veröffentlichung schlecht weggekommen ist - kannte nur die damals aktuelle, spätere Einordnung). Ich werde mit dem Ding auch irgendwie nicht richtig warm. Dafür mag ich den Nachfolger "Goats Head Soup" sehr gerne, der wiederum beim Kauf den Ruf als "enttäuschende Platte" hatte. "It's Only Rock'n'Roll" hatte ich dann wieder mit großen Vorerwartungen aufgelegt - finde die aber eher "geht so". Bei "Black and Blue" war es wieder umgekehrt. Erst bei "Some Girls" liefen dann Erwartung und tatsächliches Gefallen wieder (positiv) Hand in Hand.
Spannend, dass das auch ziemlich genau meine Eindrücke sind. Ich weiss noch, wie nach dem ersten Hören von Exile, die erst relativ spät in die Sammlung kam, die Enttäuschung hochpoppte, zusammen mit dem Gedanken "Und das ist jetzt also ein Klassiker? Dann habe ich das wohl gut zu finden ...". Exile ist bis heute für mich ein seltenst gehörtes Ferner liefen-Album, während Goats head soup für mich ihr bestes Album darstellt. Und It's only Rock 'n' Roll eines ihrer schlechtesten weil langweiligsten ...
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

"Exil" macht auf mich, mittels seines Sounds, einen phasenweise bedrohlichen Eindruck. Das ist nicht einfach zu beschreiben. Die erst CLASH hat beispielwiese auch so einen seltsamen Sound und birgt etwas Bedrohliches in sich. Alle folgenden CLASH-Alben hatten einen ganz anderen, phsenweise

"Black and Blue" und "Goats Head Soup" habe ich mir kürzlich wieder (gar zweimal) angehört. Erstere bleibt für mich ein 6,5 von 10 Album, aber "Goats Head Soup" (mittlerweile 9 von 10) gefällt mir immer besser.
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